#687 - AfD-Experte Andreas Kemper

  • Donnerstag (18. Januar), ab 16 Uhr, LIVE



    Zu Gast im Studio: Soziologe Andreas Kemper. Er arbeitet zum Begriff des Klassismus und ist Autor kritischer Publikationen zu antidemokratischen Tendenzen in der AfD.


    Wir sprechen über den Rechtsruck in Deutschland, aktuelle Entwicklungen in der AfD und im Rechtsextremismus. Her mit euren Fragen!Fol


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    Vorherige Interviews mit Andreas:

    * Folge 442 über Landolf Ladig alias Björn Höcke



    * Folge 481



    * Folge 534


  • Wie sieht er das weitere Zusammenwachsen rechter und liberal-libertärer Politik, gerade in Hinblick auf die nächste Bundestagswahl?


    Wie detailliert verfolgt er die Geschehnisse in Argentinien? Ist die aktuelle Regierung dort eine Art internationale Blaupause/Versuchsfeld ?

    • Warum denkst Du, dass "Klasse" eine Identität ist, die sich die untere Klasse zu eigen machen sollte, indem sie der oberen Klasse einen unmoralischen "Klassismus" attestiert, und sich damit als dessen Opfer Identifiziert, und kein gesellschaftliches Verhältnis, gegen das sie sich selbstbewusst emanzipieren sollte um es abzuschaffen?
    • Bonusfrage: Was hilft es der Arbeiterklasse, sich von ihren linken akademischen Klassenaufsteigern als Opfer eines Identitären "Klassismus" beschreiben zu lassen, wenn sie gleichzeitig von völkischen Nationalisten eine deutsche Identität angeboten bekommt, die es ihr ermöglicht, sich aus der Opferrolle zu emanzipieren, indem sie nicht-deutsch Identifizierte Menschen zu ihren eigenen Opfern macht?
  • Wenn jetzt schon mal AFD-Experte und Journalist zusammen sitzen würde mich die PR und Medienstrategie der AFD interessieren.


    “The Democrats don’t matter, the real opposition is the media. And the way to deal with them is to flood the zone with shit.” Steve Bannon (https://edition.cnn.com/2021/1…liable-sources/index.html)


    Um genauer beschreiben zu können was ich mein nehmen wir das Thema Remigration und das Treffen im Adlon Landhaus.


    Ein Begriff der neuen Rechten der für Jahre nicht in der breiten Öffentlichkeit bekannt ist und dazu dient Deportation einen Salonfähigen Anstrich zu verpassen. Ein Treffen, bei weitem nicht das Erste, wird bekannt und Inhalte gelangen zur Presse.

    Ob gewollt oder ungewollt lassen wir mal offen denn das Prinzip ist seit vielen Jahren gleich und passt in beiden Fällen.

    Die Presse stürzt sich darauf und berichtet. Allerdings in einer Art und Weise wodurch die AFD die besten Positionierungen in allen deutschen Medien zur Platzierung ihrer Propaganda und Schlagworte bekommt. Und dann auch noch für umme. Wichtige und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördernde Themen gehen dabei unter. Meine achtzigjährige Oma kennt den Begriff Remigration hat aber noch nicht von Bürgerräten gehört.


    Es ist wichtig darüber zu berichten, so etwas sollte nicht im Dunkeln passieren!


    Muss sich vielleicht beim Journalismus etwas ändern um sich gegen die Strategien der populistischen Propaganda wehren zu können?


    Warum lassen sich Journalisten und Politiker immer wieder vor den Karren spannen um Propaganda für die AFD zu machen und deren Themen auf die Tagesordnung zu holen? Sollte denen nicht bekannt sein auf welche Strategie sie hereinfallen und sollten sie nicht dementsprechend regieren? Welche Möglichkeiten haben wir um diese Strategie ins leere laufen zu lassen?


    Warum geben wir der AFD und ihren Themen so viel Raum und Bühne anstatt diesen Raum mit konstruktiven Themen zu füllen?

    Wer ein Bühne hat findet Zuhörer, nur wer Zuhörer hat kann auch Menschen finden die zustimmen.

    Keine Bühne, keine Zuhörer, also auch keine Zustimmung! (OK, zugegeben, vielleicht etwas einfach gedacht)

  • was kann er denn zu den Pländen einer Parteigründung der Werte-Union sagen? Mit Maaßen und Krall kennt er sich ja auch aus.

    Wie stark sind die rechtsextremen Tendenzen innerhalb der CDU und die Bereitschaft mit afd und co. zusammenzuarbeiten?

    Schert die Ost-CDU nach den LT-Wahlen aus?

  • Mit Freunden, Verwandten, Kollegen, Bekannten zu reden und gegen die AfD zu argumentieren ist absolut richtig.


    Denen zu sagen: "Es gibt zwei Dinge, die tut man einfach nicht: Kleine Kinder schlagen und AfD wählen!" ist kein Argument sondern eine Dummheit - auch wenn es von einem Soziologen und "AfD-Experten" kommt.

  • Ich hab so eine Theorie, warum rassistische und faschistische Narrative es oft bis zu den etablierten Politikern schaffen und die von ihnen bedient werden. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass das in der Geschichte passiert ist. Das hat System und strukturelle Ursachen:


    Linke Politik ist grundsätzlich dafür, die Macht von Unternehmen zu begrenzen, mehr Umzuverteilen, zu enteignen, zielt vielleicht sogar darauf ab, den Kapitalismus und dessen Produktionsverhältnisse zu beenden. Dieses linke Denken ist im politischen Diskurs verdrängt worden. Neoliberale Narrative, die Unternehms- und Marktfreundlich sind, haben sich in allen Parteien weitgehend durchgesetzt. Ein Grund dafür ist auch der Rückzug und die Schwäche der Gewerkschaften. Das hat dazu geführt, dass die Unternehmen und ihre Lobbyisten weit mehr Macht haben als früher. Die Politiker sind Abhängig von ihnen geworden, was die Wirtschaftspolitik angeht. Damit die Unternehmen zufrieden sind und kooperieren, muss eine unternehmensfreundliche Atmosphäre in der Politik herrschen, also linke Politik muss von jedem Politiker von vornherein ausgeschlossen werden, darf nicht erwähnt werden.


    Jetzt ist es aber so, dass die Probleme, die viele Leute haben, oft ökonomischer Natur sind. Und linke Politik könnte viele dieser Probleme lösen. Z. B. höhere Löhne, besser Absicherung vom Arbeitsplatz, Umverteilung, Verstaatlichung, mehr Regulierung von Unternehmen ect.


    Was machen die Politiker jetzt? Sie dürfen keine linken Reformen fordern, die den Leuten helfen würden, weil dann die Unternehmen ihre Kooperation verweigern würden. Auf der anderen Seite wollen Politiker gewählt werden, müssen also die Leute für sich gewinnen. Jetzt ist es so, dass immer mehr Leute die AfD wählen und den Immigraten/Bürgergeldempfängern die Schuld gegeben wird. Also bedienen die Politiker diese Narrative. Ein Gegenmacht, der sie sich anschließen könnten, um tatsächlich linke Reformen zu fordern, wie Gewerkschaften, fehlt als politische Kraft.


    Hier ist die Petition zum Entzug der Grundrechte von Höcke👌


    https://aktion.campact.de/weact/hocke-stoppen/teilnehmen

  • Schöne Idee bei Stefans Podcast. Einen Tag alle Arbeitnehmer, die unter die Deportation Phantasie Kriterien fallen, organisieren Deutschland weit dass sie die Arbeit niederlegen.

    Vielleicht noch paar Traktoren mieten, arme Bauernkönnen so Nebeneinnahme bestimmt gebrauchen

  • Und vielleicht schaust du mal das Interview mit Kemper, ab einem bestimmten Zeitpunkt ist das Verbot nicht mehr möglich.


    Mir ist völlig klar, dass die AfD gefährlich ist. Dafür brauche ich keinen Andreas Kemper, der mir weißmachen will, dass das an einer bedrohten "fossilen Männlichkeit" liege.


    Vielleicht informierst Du Dich mal darüber, wie einfach und schnell so ein Parteiverbot überhaupt zu machen wäre. Spoiler-Alarm: Vor der nächsten Bundestagswahl wird das nichts - jedenfalls dann nicht, wenn man den Rechtsstaat als strammer Demokrat nicht schon selbst abschaffen will, bevor er von den Faschisten abgeschafft wird.


    Aber Du kannst Dich ja als erklärter Anarchosyndikalist und libertärer Sozialist weiter darauf verlassen, dass unsere liberale demokratische Führung den Faschismus verhindert, indem sie - jetzt wo ihr Machterhalt von denen in Frage gestellt wird - einem von mindestens einigen tausend Faschistischen Kadern per Staatsgewalt seine Grundrechte aberkennt, obwohl man eigentlich schon seit vielen Jahren weiß, dass der ein Faschist ist.


    Diese ganze Empörung des politischen und publizistischen Establishments über die "Remigrations"-Pläne der Rechtsradikalen, während das ganze "demokratische" Parteienspektrum eigentlich schon seit Anfang des letzten Jahres und der "neuköllner Silvesternacht" von linksliberal bis rechtskonservativ permanent darüber diskutiert, wie man missliebige Volks- und kulturfremde Ausländer wieder los wird, die sich hier nicht für die Nationalökonomie nützlich machen, oder zur deutsche Staatsräson bekennen wollen, und dabei gleichzeitig volle Solidarität mit völkischen Nationalisten in der Ukraine und in Israel erklärt, ist einfach nur peinlich.


    Selbst Kemper sagt ja, dass ihn diese correctiv-Recherche überhaupt nicht überrascht hat. Und der ist halt nicht der einzige im Land, der sich schon ein bisschen länger darüber Gedanken macht, wie hier alles immer weiter nach rechts rückt, auch wenn Dir das in Deiner Bibliothek vielleicht bisher nicht aufgefallen ist.

  • Ob ein Parteiverbot möglich ist, entscheiden Richter und nicht die Parteien. Aber deinen wirren Verschwörungstheorien nach ist ja eh alles "gleichgeschaltet". Vielleicht solltest du wirklich nochmal das Video schauen, weil du hast nicht im Geringsten irgendwas verstanden, worüber im Interview geredet wurde. Und wo macht Kemper die fossile Männlichkeit alleine für das Aufkonmen der AfD verantwortlich? Die AfD stellt auch nicht den Machterhalt der Parteien in Frage. Bei deiner gequirtel Scheiße weis man nicht, wo man anfangen soll.

  • Ob ein Parteiverbot möglich ist, entscheiden Richter und nicht die Parteien.

    Hast Du die Petition gegen Höcke überhaupt gelesen, und verstanden an wen sie explizit addressiert ist, bevor Du sie hier reingestellt hast?

    Aber deinen wirren Verschwörungstheorien nach ist ja eh alles "gleichgeschaltet".

    Meinen wirren Verschwörungstheorien nach muss hier gar nichts gleichgeschaltet werden, weil sich das liberale deutsche Bürgertum bezüglich seiner klaren Haltung gegen völkische Nationalisten - so lange die nicht irgendwo im Ausland gegen die Feinde unserer Wertegemeinschaft kämpfen - schon ganz freiwillig selbst gleichgeschaltet hat.


    Es gibt Linke, die versuchen zu verstehen wie es dazu kommt, und es gibt "Linke" die meinen, der Faschismus komme einfach über das Volk weil es im Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde unserer liberalen Demokratie nicht geschlossen und wehrhaft genug hinter seiner politischen Führung steht.

  • Es gibt zwar Proteste, aber es sieht nicht danach aus, dass die AfD weniger gewählt wird. Und vielleicht schaust du mal das Interview mit Kemper, ab einem bestimmten Zeitpunkt ist das Verbot nicht mehr möglich.

    Die Frage ist ja aber auch nicht wirklich, ob das Verbot möglich ist. Die Frage ist, inwiefern es eine gute Idee ist sich auf dem Verbot auszuruhen.

    Wenn man sich nur mittels einer staatlich ermöglichten Notbremse befähigt sieht eine Partei einzudämmen, lange bevor sie sich wirklich am Schneidepunkt befindet die Macht institutionell an sich zu reissen, dann spricht das nicht besonders für die operativen Fähigkeiten der Gesellschaft.


    Die Diskussion über ein Verbot finde ich ganz gut. So ähnlich wie bei einer Beziehung , wenn die Scheidung sich als formelle staatliche Operation als konkreter Schritt festigt, oder ggf besser als Vergleich die Sorgerecht Verhandlungen, dann ist das Indikator dass es noch einmal eine letzte Abfahrt gibt, es gemeinsam ohne regulation zu stemmen.


    Ansonsten schließen wir die Interaktionen endgültig auf die Ebene ab, ein Gericht wird es richten.

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