#681 - Fefe


  • Wir sind zurück in Hamburg beim 37.Chaos Communication Congress und sprechen mit Felix von Leitner alias Fefe.


    Ein Gespräch über die vergangene Pandemie, zwei Jahre Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP, Ausbau von erneuerbare Energien, Profite von fossilen Energieunternehmen, Vergesellschaftung von RWE, Energiepreise, staatliche Regulierung, Staatsverschuldung, Steuererhöhungen für Reiche, den Hype von künstlicher Intelligenz, FefeGPT, den Rechtsruck in Deutschland und Europa, ein Verbot der AfD, Ursachen für Unzufriedenheit und Stimmen für die AfD, Fefes Sympathie für Die Linke sowie Sahra Wagenknechts neue Partei


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  • Nichts gegen das Tragen einer Maske, insbesondere wenn man zur Risikogruppe gehört. Ich trage sie auch, wenn ich unter Menschen bin. Aber nach dem Tragen gehört das potentiell kontaminierte Teil in den Müll! Keinesfalls sollte man damit rumfingern und sich danach ins Gesicht fassen - dann kann man es auch gleich ganz bleiben lassen mit der Maskerade.

    erster Beitrag hier, huh?

  • Hmm, bei der Energiewende meint er, die Politiker könnten doch bestimmen, wie das abzulaufen habe und die ja gar nicht so mächtigen Konzerne mit Regulierungsbehörden einhegen.

    Kurz danach bei der Reichenbesteuerung meint er, er habe die Hoffnung aufgegeben, dass sich da noch was tue, weil das ja nur von Politikern beschlossen werden könne und die ja Parteispenden von den Reichen erhielten.

    Zehn Minuten danach sind dann auch die Konzerne mit Parteispenden unterwegs.

    Nicht ganz konsistent.

  • Es gibt jetzt eine Reaktion von Fefe zu dem Interview.


    https://blog.fefe.de/?ts=9b6c7a84

    Meiner Meinung nach verwechselt er VWL mit BWL und denkt, Schulden seien schlimm. Der Staat ist nach MMT aber die Instanz, die das alles am Laufen hält. Daher kann man auch argumentieren, warum Leute mit 100 Mrd. € für die Bundeswehr in Ordnung finden (weil bei einem Staat ohne Militär bei dieser Weltlage - weil Putin oder so - ist anderes weniger Wert - ob das stimmt oder nicht hat vielleicht was mit Erwartungen und Wahlverhalten bis zu Lobbyismus zutun).


    Im Video ist er auf Griechenland eingegangen und sagt, dass das Problem von Griechenland die Schulden seien --- das ist vage, weil Schäuble hätte das auch gesagt, aber MMT würde sagen, dass man dafür nicht seine eigenen Institutionen knechten müsste, wie es nun mal geschehen ist und wie es Griechenland auferlegt wurde. Btw. ist das ja auch das Problem mit dem IWF/Weltbank, wodurch Militärdiktaturen oder propräitäre Liberalos (nicht "anarcho-kapitalisten", er hat nichts mit Anarchie zu tun) wie Milei in Argentinien an die Macht kommen.


    Also vielleicht kann er da was von Varofakis lernen, aber für Fefe sind wir vielleicht auch noch nicht im "Techno-feudalismus", keine Ahnung, für progressive Informatiker ist die Welt scheinbar noch in Ordnung.


    Edit: die Schulden sind für Griechenland nur ein Problem, weil da Regeln mitgeliefert waren und weil mit diesem Akt Schulden auch verstaatlicht wurden ... man hat nicht Griechenland gerettet, sondern (die eigenen) Unternehmen eigentlich...


    Aber es gab noch eine andere Meinungen im Interview, so er hat die Inflation so dargestellt als wenn der Staat sein Geld entwertet, damit er weniger Schulden haben muss, was eher so in Richtung Neo-klassik und eigentlich nicht stimmt. Inflation wird eher über Erwartungen und auch über Konzerne vorangetrieben.

  • Wenn über Staatsschulden und insbesondere deren Höhe via einer ominösen Prozentzahl gesprochen wird, wird meist direkt außer Acht gelassen wie diese Zahl so ermittelt wird und dann auch meist nur noch der Schuldenteil der ermittelnden Rechnung in der weiteren Betrachtung, Bewertung und Prognose berücksichtigt.

  • Es gibt jetzt eine Reaktion von Fefe zu dem Interview.


    https://blog.fefe.de/?ts=9b6c7a84

    Besonders gefährlich ist Confirmation Bias, wenn es in beide Richtungen Studien gibt, oder wenn man wissenschaftlich zu ungebildet ist, Studien zu lesen und bewerten zu können.

    Da zeigt er wieder mal die Seite an sich (und an leider vielen, vielen anderen dieser Sendungsbewussten Informatiker*innen) die ich echt kurios und ziemlich ärgerlich finde. Die haben ja durchaus interessante Sachen zu sagen, aber einige von denen halten sich offenbar ernsthaft für eine Art von neuen Universalgelehrten, weil sie gut rechnen können und einen haufen Geld mit Mathe und Logik verdienen. Auf die Idee, dass sie dabei selbst dem einen oder anderen confirmation bias aufgesessen sein könnten, kommen sie leider nicht.


    Das gilt natürlich ganz besonders bei so stark ideologisch aufgeladenen und sozusagen an das Betriebssystem der kapitalistischen Geldvermehrungsmaschine rührenden Themen wie der Geldschöpfung und der Rolle des Staates darin, über die sich nicht nur unzählige ÖkonomInnen seit Jahrzehnten heftigste Debatten liefern, sondern die auch Gegenstand emsigster Bemühungen ganzer Heerscharen von öffentlich und privat finanzierten Wirtschaftsinstituten und Thinktanks sind, die staatliche Kapitalismusorganisation gemäß ihrem eigenen Bias (oder dessen ihrer jeweiligen Auftraggeber) zu beeinflussen. .


    Wenn er jetzt ein radikaler Kapitalismusrkitiker wäre, könnte man seine Einlassungen zur MMT im Blog vielleicht ernst nehmen, auch wenn er nicht weiter erklärt, wie er dazu kommt und den Leser nur auf eine Alternativlos-Folge verweist (wo Herr v. Leitner und sein Universalgelehrtenkollge Rieger natürlich nichts als die reinste wssenschaftliche Erkenntnis präsentieren).


    MMT ist als Theorie schön und gut, aber ich kaufe zwei Prämissen davon nicht. Erstens: Alles Vermögen im Umlauf kommt aus Krediten, die der Staat aufgenommen haben muss.

    Das ist Unsinn. Ich habe im Video die Schuldenuhr von Hamburg zitiert, auf Bundesebene sieht das genau so aus. Deutschland ist eine Exportwirtschaft. Ein Großteil unseres Vermögens kommt aus dem Ausland. Innerhalb Deutschlands könnten wir selbstverständlich alle staatlichen Schulden abzahlen und hätten noch Geld übrig. Das ist natürlich auch unethisch, weil das im Ausland Kredite offenhält, die die nie abzahlen könnten. Wir hatten da mal eine Alternativlos-Folge zu, wo wir die Mechanismen aufdröseln.

    Auch ansonsten ist die Prämisse natürlich Blödsinn. Der Kredit könnte auch von jemand anderem aufgenommen sein als dem Staat.

    Aber wenn er sich in einem Interview dazu nicht entblödet, seine Kritik daran mit dem von "liberalen" bis konservativen Politikern und ihren politökonomischen Vordenkern immer wieder wie ein Mantra bemühten Märchen von den künftigen Generationen zu begründen, die morgen die Staatsschulden von heute bezahlen müssten, dann muss man ihn leider selbst unter den Verdacht stellen, einem ganz gehörigen confirmation bias aufgesessen zu sein.

  • Die MMT sagt ja, dass der Staat nur in eigener Währung investieren kann.


    "Das ist ein universeller Ratschlag und trifft auf alle möglichen Leute zu. Die Reaktion auf mein Blockchain-Video damals war voll von sowas. Die MMT-Anhänger, die unter Youtube-Videos kommentieren, sind leider größtenteils auch so drauf. Und in letzter Zeit sind auch Maskenverweigerer vermehrt so drauf."


    MMT Anhänger sind jetzt also Maskenverweigerer 😂


    Maurice kann sich ja mal dazu äußern.

  • Die MMT sagt ja, dass der Staat nur in eigener Währung investieren kann.

    Ist das so?

    Ist das die Aussage der MMT?`



    MMT Anhänger sind jetzt also Maskenverweigerer 😂

    Maurice kann sich ja mal dazu äußern.

    könntest du bitte wenigstens manchmal das Forum nich wie Gedankenfetzen-Twixx benutzen und wenn scho die Gedankenfetzen raus müssen diese mittels bearbeiten zu einem einzigen Beitrag kombinieren?

  • Kann es eigentlich auch sein, dass Fefe die gesamte Zeit über "Vermögen" spricht, die MMT aber nicht so sehr eine Theorie über "Vermögen" ist? - sondern eben um die Rolle des Staates, Währung und Steuern ...



    Bin halt kein Experte genug dafür.

    Ich würde ihm aber vorsichtig unterstellen bei dieser Theorie das Falsche zu suchen.

  • Ja. Weil der Staat nicht gezwungen werden kann in seiner eigenen Währung zahlungsunfähig zu werden, da er über das Monopol der Geldschöpfung seiner eigenen Währung weiteres Geld schöpfen kann (in seiner eigenen Währung halt).

    Das ist ja hübsch für autarke Staaten, wer aber bissi Import & Export spielen muss hat ein Problem wenn die eigenen Disneydollar nicht mehr akzeptiert werden ausserhalb der eigenen Grenzen.

    Im Inland kann einem das auch passieren und der Schwarzmarkt blüht.

    Ansonsten haben in der EU die meisten Staaten keine eigene Währung mehr, und die Druckerpresse ist supranational reglementiert.

  • Das ist ja hübsch für autarke Staaten, wer aber bissi Import & Export spielen muss hat ein Problem wenn die eigenen Disneydollar nicht mehr akzeptiert werden ausserhalb der eigenen Grenzen.

    Im Inland kann einem das auch passieren und der Schwarzmarkt blüht.

    Ansonsten haben in der EU die meisten Staaten keine eigene Währung mehr, und die Druckerpresse ist supranational reglementiert.

    Wenn der Staat die inländische Wirtschaft ankurbelt, können natürlich auch durch Handelsbilanzüberschüsse Devisen erwirtschaftet werden mit denen Schulden in ausländischer Währung bezahlt werden können.


    Und naja. Wie so ein europäisches System aussehen kann, haben wir doch während der Coronakrise gesehen. Die EZB hat 2020 in ihrem Notfallprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) Staatsanleihen im Wert von 750 Milliarden Euro gekauft (übrigens macht die EZB das öfters mit insgesamt 2,1 Billionen Unternehmens- und Staatsanleihen zu der Zeit). Zum ersten Mal in der Geschichte der EU wurden die Hilfen im Namen der gesamten Europäischen Union aufgenommen, praktisch als Schuldenunion. Kritiker kommen natürlich mit immer der gleichen Laier, es wär Staatsfinanzierung durch die Hintertür und keine Geldpolitik und es würde zu immer mehr Schulden führen. Daher auch die Klagen beim Bundesverfassungsgericht von den ganzen wirtschaftsliberalen Ideologievertretern, die meinten, die EZB habe ihren Kompetenzbereich überschritten, obwohl der Europäische Gerichtshof den Ankäufen klar zugestimmt hat.


    Das ist interessant in der Hinsicht, dass wenn die EZB über den Ankauf von Staatsanleihen den Staaten Geld zur Verfügung stellt, könnten die Staaten das Geld antizyklisch in die eigene Wirtschaft investieren (wie im Sinne der MMT). Gerade seit 40 Jahren, wo dank der neoliberalen Austeritätspolitik überall gekürzt wird. Stattdessen ist es der EZB normalerweise verboten Staatsanleihen zu kaufen, weil man will, dass es in den Ländern weitere neoliberale "Strukturreformen" gibt. Die wirtschaftlichen Probleme einiger europäischer Staaten werden also, ganz in neoliberaler Manier, darauf zurückgeführt, dass nur die richtigen "Reformen" fehlen würden. Wir alles wissen, was das für Reformen sind. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik für die Reichen und die Konzerne und strafender Staat für alle anderen, die von Gehalt zu Gehalt und schlimmer leben müssen.

  • Das ist ja hübsch für autarke Staaten, wer aber bissi Import & Export spielen muss hat ein Problem wenn die eigenen Disneydollar nicht mehr akzeptiert werden ausserhalb der eigenen Grenzen.

    Im Inland kann einem das auch passieren und der Schwarzmarkt blüht.

    Ansonsten haben in der EU die meisten Staaten keine eigene Währung mehr, und die Druckerpresse ist supranational reglementiert.

    Wir wollen nicht unterschlagen, dass das so geschöpfte Geld dann von den gleichen Leuten mit den selben Prioritäten ausgegeben werden würde, über deren Schieflage zusammen mit den strukturellen Probleme der sogenannten Demokratie hier zuletzt doch relative Einigkeit bestand.


    Warum man ausgerechnet diesen Leuten ein Umverteilungswerkzeug erster Güte geben möchte, ist mir schleierhaft. Ist bzw. war ja bis jetzt auch nicht so, dass zu wenig Geld da war. Die Verteilung ist das Problem und an der würde keine mmt etwas ändern.


    Ich kann mir aber gut vorstellen, wie damit plötzlich neue Geschäftsfelder entstehen, um das Geld über den Kapitalmarkt dann auch in Richtung Stakeholder abzuziehen zu können. Kann man ja gerade beobachten. Gesellschaftlich nachhaltig wirds dadurch nicht, man erhöht nur das Tempo.

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