Nach den Rechten sehen (Sammelthread)

  • Noch so ein reaktionärer Artikel vom rechtsradikalen Jacobin-Magazin:

    Rufe nach einem AfD-Verbot sind ein Zeichen politischer Hilflosigkeit

    Die Forderung nach einem AfD-Verbot ist gut gemeint. Es ist jedoch keinesfalls sicher, dass ein Verfahren glücken würde – und bannen lässt sich die Rechtsentwicklung juristisch sowieso nicht. Man muss die AfD politisch schlagen.

    [*] "Alban Werner ist Politikwissenschaftler. Er war von 1999 bis 2004 Mitglied bei der SPD. Seit 2005 ist er bei der Linkspartei aktiv. Seine Texte erschienen unter anderem in »Sozialismus« und »Das Argument«."

  • hab auch nicht gesagt, dass das gleich viel wert ist. aber das kann genauso gut verpuffen und keinerlei mittelfristige positive entwicklung über die auf der demo erreichte hinaus erreichen.

    Und? Was wäre dann verloren?

    Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht. Wie kann man sich so gegen etwas wehren (das ist als Vorwurf jetzt nicht unbedingt auf Dich persönlich bezogen), was im schlimmsten Fall schlicht keine nachhaltige Wirkung hat?


    Ich habe hier immer mehr das Gefühl, dass der ein oder andere heimlich Accelerationist ist und aus welchen Gründen auch immer wünscht, dass hier alles an die Wand fährt. Der eine vielleicht, um sagen zu können, seht ihr, habe ich doch immer schon gesagt, der andere vielleicht in der Hoffnung, dass auf der Asche dann endlich die Wunschgesellschaft aufgebaut werden könne, keine Ahnung.

    Was dieses an die Wand fahren allerdings an Kollateralschäden mit sich bringt, scheint irgendwie nicht bewusst, obwohl wir in der deutschen Geschichte ja irgendwie das Paradebeispiel dafür haben.

  • Ich habe hier immer mehr das Gefühl, dass der ein oder andere heimlich Accelerationist ist und aus welchen Gründen auch immer wünscht, dass hier alles an die Wand fährt.

    Aus Sicht von jemanden (und das ist als Vorwurf jetzt nicht unbedingt auf Dich persönlich bezogen), der Lust am langsamen aber sicheren SuperGAU empfindet, mag das so erscheinen.

  • Wie kann man sich so gegen etwas wehren (das ist als Vorwurf jetzt nicht unbedingt auf Dich persönlich bezogen), was im schlimmsten Fall schlicht keine nachhaltige Wirkung hat?

    Wie kann man sich so dagegen wehren, Kritik an der Vereinnahmung der Anti-AfD-Proteste für die politischen Zwecker jener, die den Aufstieg der AfD mit ihrer Politik überhaupt erst ermöglicht haben, als solche zu begreifen, und sich stattdessen daraus eine generelle Ablehnung von Anti-AfD-Protesten herbei konstruieren über die man sich dann beklagt?

  • Mag alles sein, nur warum lehnt der ein oder andere linke Systemkritiker Demos gegen Faschismus ab?

    Kann der ein oder andere linke Systemkritiker nicht sowohl linke Systemkritik üben, als auch gegen die Eskalation zum Faschismus andemonstrieren? Was genau spricht gegen die Dualität dieser Herangehensweise? Das ist es, was ich nicht verstehe. Mit einem schnöden, ich denke zwar nicht, dass das viel bringt, aber besser als nichts ist es wohl, würde ich mich ja vollkommen zufriedengeben, denn exakt das ist auch mein eigener Standpunkt.

    Ich habe es Dir auch in unserem letzten Disput explizit geschrieben: Ich bin nicht gegen linke Systemkritik. Aber man wird wohl auch fragen dürfen, was genau diese linke Systemkritik denn so konkret in den letzten Jahren des Aufstiegs der afd gebracht hat...

    :thumbup: Das ist im übrigen auch ein Grund, warum die Systemkritik so wichtig ist. Ich hatte bisher den Eindruck, Du würdest das nicht verstehen aber Du tust es eigentlich doch. Vielleicht erleben wir es auch noch, dass zehntausende Menschen auf die Straße gehen, weil ihnen zB in on- und offline Diskussionen und Debatten die Widersprüchlichkeiten klar geworden sind und es unumgänglich wird, sich abseits der schallverstärkten Mitte/Rechts-Narrative zu positionieren.

    Das verstehe ich die ganze Zeit schon, das Problem dabei ist die Skalierbarkeit (und auch das habe ich ja schon x-mal ins Feld geführt). Wenn eine handvoll linke Systemkritiker auf diesen Effekt hoffen, wird genau gar nichts passieren. Wenn ein paar zehntausend Demoteilnehmer (inkl. mediale Verbreitung) auf diesen Effekt setzen (bzw. würde ich da nicht einmal eine Intention unterstellen wollen, es passiert einfach), dann hat das Wirkung.


    Den Teilnehmern der aktuellen anti-afd-Demos würde ich selbstverständlich keinerlei linke Systemkritik unterstellen, wenn man mit den sehr banalen Inhalten (Nazis sind scheiße) aber zumindest mal die afd verhindern kann, ist das mMn realpolitisch jetzt mehr wert, als eine handvoll Leute, die wahlpolitisch keinerlei Unterschied machen, von der Richtigkeit linker Systemkritik überzeugt zu haben.

    Und nur um es sicherheitshalber nochmal zu erwähnen, das eine schließt das andere NICHT aus. Es geht beides parallel, man muss sich nicht entscheiden und gegen das eine oder andere wettern und ich meckere nicht über linke Systemkritik an sich, sondern gegen linke Systemkritik als aktuell im hier und jetzt wirksamen Instrument, um eine afd-isierung Deutschlands zu verhindern (oder wenigstens abzuschwächen). Denn das aktuelle hier und jetzt der politischen Landschaft setzt die Leitplanken für die (politische, aber nicht nur die) Zukunft.

  • Mir macht Sorgen wie schnell Medien Meinungen machen wenn sie nur 5 Tage pausenlos dasselbe Bild malen, egal wo man hinguckt und hinschaltet (konservative/linke Politmagazine wie auch Satiriker, Mainstreamkünstler und Kabarettisten sind mit im Boot). Immer dieselben Kommentare bis es sitzt und 60% über das hingehaltene Stöckchen springen: Impfung, Ukraine, Klimaterroristen, Wannseekonferenzler, Sozialstaatsleugner - man muß ganz tief in Spartenmedien eintauchen um relativierende Stimmen zu hören und die werden dann nicht nur von unseren Freunden Tilo und Stefan bespielt, da sind auch abgedrehte Rattenfänger unterwegs (nicht unerfolgreich).


    Wir sind auf einem unguten Weg in dem Spaltung das Mittel der Wahl ist, bis die besten Freunde denken der andere ist untragbar weil er anders über Peanuts denkt. Man bekommt nur noch populäre Gemeinsamkeiten wenn sie medial massiv propagiert werden, das merken auch Regierungen und die können irgendwann ganz ungute Typen beeinhalten, die dann andere Stöckchen hinhalten.


    In Sachen Freiheit war es schon mal besser um dieses Land bestellt...

    Passend dazu: In Luxemburg und Südbelgien bieten die Medien Extremist:innen kein Forum – und konnten einen Rechtsruck damit bislang verhindern. Ganz anders in Deutschland. Plädoyer für ein Umdenken.

  • Wie kann man sich so dagegen wehren, Kritik an der Vereinnahmung der Anti-AfD-Proteste für die politischen Zwecker jener, die den Aufstieg der AfD mit ihrer Politik überhaupt erst ermöglicht haben, als solche zu begreifen, und sich stattdessen daraus eine generelle Ablehnung von Anti-AfD-Protesten herbei konstruieren über die man sich dann beklagt?

    Auf meiner Demo war weder Scholz, noch Merz, noch irgendein anderer Spitzenpolitiker, sonst hätte ich den schon wissen lassen, was ich von ihm halte.

    Und nein, so monokausal kann man sich die Welt auch nicht machen, dass Scholz, Merz und Co. "den Aufstieg der AfD mit ihrer Politik überhaupt erst ermöglicht haben." Politik ist ein komplexes Feld und ja, auch die hatten mir ihrem politischen Handeln Anteil an der Misere, aber einerseits von Systemkritik reden und dann so oberflächlich Scholz und Co. verurteilen, das funktioniert nicht. Die sind genauso Gefangene des Systems (was sie von Verantwortung/Schuld natürlich keineswegs freispricht).

    Kurzfristig muss man da aber, und an der Stelle können wir ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, zusammen mit den restlichen demokratischen Kräften des Landes verhindern, dass es zur Katastrophe kommt. Und die Absage so einiger cdU-Leute an die Demos und die Ausladung eben dieser durch so einige Demoveranstalter sprechen doch dafür, dass da Erkenntnis eingesetzt hat, dass da einiges systemisch zusammenhängt.


    Fazit: Es wird kaum möglich sein, eine "sortenreine" Demo zu organisieren, auf der dann auch nur die "richtigen Leute" mitmarschieren, man muss da zu gewissen Kompromissen bereit sein, sonst verpufft das Momentum einfach.

  • Wie kann man sich so dagegen wehren, Kritik an der Vereinnahmung der Anti-AfD-Proteste für die politischen Zwecker jener, die den Aufstieg der AfD mit ihrer Politik überhaupt erst ermöglicht haben, als solche zu begreifen, und sich stattdessen daraus eine generelle Ablehnung von Anti-AfD-Protesten herbei konstruieren über die man sich dann beklagt?

    Ht man die Wahl ? Gibt es Anti-AFD Demos die keinesfals den jenigen nützt ?

    Ich glaube nicht dass es möglich ist Anti-AFd-Proteste ohne breite Unterstützung

    nennenswert durchzufüren. Ergo muß man mit Verinnahmung wohl leben.

  • Das verstehe ich die ganze Zeit schon, das Problem dabei ist die Skalierbarkeit (und auch das habe ich ja schon x-mal ins Feld geführt). Wenn eine handvoll linke Systemkritiker auf diesen Effekt hoffen, wird genau gar nichts passieren. Wenn ein paar zehntausend Demoteilnehmer (inkl. mediale Verbreitung) auf diesen Effekt setzen (bzw. würde ich da nicht einmal eine Intention unterstellen wollen, es passiert einfach), dann hat das Wirkung.


    Den Teilnehmern der aktuellen anti-afd-Demos würde ich selbstverständlich keinerlei linke Systemkritik unterstellen, wenn man mit den sehr banalen Inhalten (Nazis sind scheiße) aber zumindest mal die afd verhindern kann, ist das mMn realpolitisch jetzt mehr wert, als eine handvoll Leute, die wahlpolitisch keinerlei Unterschied machen, von der Richtigkeit linker Systemkritik überzeugt zu haben.

    Und nur um es sicherheitshalber nochmal zu erwähnen, das eine schließt das andere NICHT aus. Es geht beides parallel, man muss sich nicht entscheiden und gegen das eine oder andere wettern und ich meckere nicht über linke Systemkritik an sich, sondern gegen linke Systemkritik als aktuell im hier und jetzt wirksamen Instrument, um eine afd-isierung Deutschlands zu verhindern (oder wenigstens abzuschwächen). Denn das aktuelle hier und jetzt der politischen Landschaft setzt die Leitplanken für die (politische, aber nicht nur die) Zukunft.

    Nun, dass es bisher keinen nennenswerten Effekt bringt, macht es ja erstmal nicht falsch. Ich habe auch gar nichts gegen diese Demos. Sie Adressieren das Problem nur nicht richtig und dadurch wird dann eben auch kein Problem gelöst imo. Die afd wird dadurch nicht verhindert oder abgeschafft aus eben genau dieser Fehladressierung.


    Ich hatte prinzipiell zB auch überhaupt nichts gegen die Bauerndemos. Aber auch da war die Problemadressierung mMn Schrott.


    Wenn es nun noch ein Paar dieser Demos braucht, um bei einer kritischen Maße Einsicht herzustellen, soll mir das auch wirklich recht sein. Aber dafür bedarf es dann parallel eben auch stets der Systemkritik, weil alleine aus der Folklore heraus wird sich die Einsicht eher nicht einstellen. Daher denke ich auch, dass ich da viel paralleler unterwegs bin, als so manche Idealisten auf den Demos.

  • Und? Was wäre dann verloren?

    Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht. Wie kann man sich so gegen etwas wehren (das ist als Vorwurf jetzt nicht unbedingt auf Dich persönlich bezogen), was im schlimmsten Fall schlicht keine nachhaltige Wirkung hat?


    Ich habe hier immer mehr das Gefühl, dass der ein oder andere heimlich Accelerationist ist und aus welchen Gründen auch immer wünscht, dass hier alles an die Wand fährt. Der eine vielleicht, um sagen zu können, seht ihr, habe ich doch immer schon gesagt, der andere vielleicht in der Hoffnung, dass auf der Asche dann endlich die Wunschgesellschaft aufgebaut werden könne, keine Ahnung.

    Was dieses an die Wand fahren allerdings an Kollateralschäden mit sich bringt, scheint irgendwie nicht bewusst, obwohl wir in der deutschen Geschichte ja irgendwie das Paradebeispiel dafür haben.

    nichts wäre verloren, es wäre aber genausogut nichts gewonnen und die dinge würden so beschissen bleiben wie sie sind.


    und dass ich mich dagegen wehre ist eine eigenartige interpretation deinerseits, ich hab mich hier mit keinem wort dagegen ausgesprochen. ich trage lediglich die mmn berechtigte sorge, dass sich kein nachhaltiger effekt einstellen wird. du scheinst darüber beleidigt bis empört zu sein, weil du gerade das gefühl mit dir rumträgst, dass es wirklich was bewirken wird. das kann ich emotional nachvollziehen, das kenne ich auch von mir selber. aber aus deinem "ich will mir mein gefühl gerade nicht verderben lassen" ein "die nörgler im forum wollen das ganze ja eigentlich eh nur scheitern sehen" ist unfair und auch einfach nicht richtig.


    ich würd mich schon freuen wenn das was verändert. die leute die jahrelang bei fff mitgelaufen sind dachten warscheinlich auch mal so wie du gerade. ich denke die meisten von denen sind heute ziemlich ernüchtert

  • fruchtoase

    Also von mir kannst Du auch eine ziemlich Ablehnung dieser Demonstrationen bekommen.


    Begründung: Diese Demonstrationen richten sich aktuell gegen ziemlich viel von dem, was ich so denke oder unterstütze. Als ich bspw. vor einem Jahr auf der Demo von Schwarzer/Wagenknecht war, hieß es im Anschluss daran, dass hier Rechtsextreme demonstriert hätten, oder zumindest diese Demo für sich und ihre Ziele vereinahmt hätten. Ich wäre demnach gemeinsam mit Rechtsextremen auf die Straße gegangen um Putins Narrative zu unterstützen. Ich werde wahrscheinlich, was das politische Spektrum angeht, mittlerweile bei so vielen Dingen rechts einsortiert, dass ich den Begriff "Rechtsextremismus" nicht für eine aussagekräftige Beschreibung einer politischen Denkrichtung halte, sondern für einen Kampfbegriff, der sich gegen Menschen wie mich richtet. Ich war in meiner Heimatstadt Magdeburg auf unzähligen Demonstrationen gegen Rechts. Man wurde dort von echten NeoNazis bedroht, krankenhausreif geschlagen oder sogar ermordet. Ich habe damals immer klar gewusst auf welcher Seite ich dort stehe. Aber aktuell finde ich all das, was heute unter "rechts" gefasst wird, absolut fragwürdig und im wesentlichen propagandisitsch. Auf der Wagenknechtdemo waren zu 80% Rentner, denen ich einfach ein ehrliches Interesse an Frieden und Diplomatie zugestanden habe. Das mediale Framing hierzu war aber verlogen und propagandistisch ohne Ende.

    Wenn Du jetzt auf diesen Demos mitmarschieren möchtest, oder sie gar veranstalten willst, bitte. In meinen Augen reitest Du aber damit auf einer Propagandawelle, die es sich zur Aufgabe gemacht hat alles und jeden, der vielleicht anders zum Krieg, zu Corona oder den Bauernprotesten steht, in eine rechte Ecke zu stellen, was ich in der Form nur noch empörend, antidemokratisch und zutiefst verlogen empfinden kann.

  • Danton 1.1

    Also grundsätzlich kann man die aktuellen Demos auf genau ein Thema eindampfen: Anti-afd.

    Wenn Du Dich damit nicht gemein machen kannst - was ich, Deine bisherigen Beiträge im Forum subsumierend, nicht glauben kann - dann haben wir nicht wirklich eine Gesprächsgrundlage.

    Die differenzierte Abgrenzung, was genau als rechts zu verstehen ist, macht wohl jeder individuell für sich aus, da wird man gerade auch auf den aktuellen Demos (angesichts der Teilnehmerzahlen quasi unausweichlich) keine homogene Interpretation finden.


    Wie mit den Wagenknecht-Demos umgegangen wurde, ist mMn ein anderes Thema.

  • Ht man die Wahl ? Gibt es Anti-AFD Demos die keinesfals den jenigen nützt ?

    Ich glaube nicht dass es möglich ist Anti-AFd-Proteste ohne breite Unterstützung

    nennenswert durchzufüren. Ergo muß man mit Verinnahmung wohl leben.

    Ja klar muss man damit leben.


    Aber man muss es deswegen doch nicht kritiklos hinnehmen.

  • Aber man muss es deswegen doch nicht kritiklos hinnehmen.

    ...wenn zum Beispiel sowas hier passiert:



    Ich weiß nicht wer die Frau ist, aber sie macht das einzig richtige, und klagt die etablierten Parteien sachlich aber mit Nachdruck dafür an, dass sie mit ihrer kapitalistischen, Arbeiter- und ausländerfeindlichen Standortpolitik die AfD überhaupt erst herangezüchtet haben. Die Veranstaltungsleitung findet das aber offenbar zu "extrem" und dreht ihr den Saft ab.

  • Das ist ja fantastisch. Leider wird man dann wohl die Demos zukünftig nicht mehr so gut finden können und für die Konsensdemokratie und den rechten Mainstream die bittere Pille afd (mit Bauchschmerzen) schlucken müssen, weil das immer noch besser ist als diese überkritischen linken demohighjacker. ... Für das höhere Gut selbstverständlich. Schade, war doch der Skalierungseffekt so gut.

  • ...wenn zum Beispiel sowas hier passiert:



    Ich weiß nicht wer die Frau ist, aber sie macht das einzig richtige, und klagt die etablierten Parteien sachlich aber mit Nachdruck dafür an, dass sie mit ihrer kapitalistischen, Arbeiter- und ausländerfeindlichen Standortpolitik die AfD überhaupt erst herangezüchtet haben. Die Veranstaltungsleitung findet das aber offenbar zu "extrem" und dreht ihr den Saft ab.

    Muss man auf einer DEMO gegen Nazis alles ansprechen ?

    Da waren vermutlich 80-90 Prozent Anhänger dieser Parteien dabei.


    1997

    Wollten 5000 Nazis in München gegen die Wehrmachtsaustellung demonstrieren.

    Auf der Gegen-Demo waren bestimmt auch 9000 CSUler, Sozis und sonstie dabei.

    Nur gemeinsam konnte man verhindern dass sie den Platz vorm Rathaus besetzten.

    Alleine mit dem Rest Linker samt schwarzen Block aus Hamburg, hätten wir gewaltig

    auf die Fresse bekommen. In der Not streitet man nicht mit Gegnern des braunen Gesocks.

  • Auf meiner Demo war weder Scholz, noch Merz, noch irgendein anderer Spitzenpolitiker, sonst hätte ich den schon wissen lassen, was ich von ihm halte.

    Sehr gut!


    Allerdings...

    Und nein, so monokausal kann man sich die Welt auch nicht machen, dass Scholz, Merz und Co. "den Aufstieg der AfD mit ihrer Politik überhaupt erst ermöglicht haben." Politik ist ein komplexes Feld und ja, auch die hatten mir ihrem politischen Handeln Anteil an der Misere, aber einerseits von Systemkritik reden und dann so oberflächlich Scholz und Co. verurteilen, das funktioniert nicht.

    Willst Du mir jetzt wirklich ernsthaft vorwerfen, ich würde hier alles "monokausal" und oberflächlich auf irgendwelche politischen Führungsfiguren schieben, während Du mir die ganze Zeit vorhältst , ich würde zu viel am System herum kritisieren? Hast Du mal gelesen, was ich in den letzten acht(!) Jahren hier und im Aufwachen-forum so alles dazu geschrieben, und wie oft ich mich dabei fürchterlich mit Leuten gestritten habe, die meinen, hinter dem ganzen Kapitalismus und Neoliberalimus steckten irgendwelche finsteren Führungsfiguren, die sich verschworen hätten, um die Soziale Marktwirtschaft zu zerstören, damit sie dann zusammen mit Klaus Schwab und Bill Gates auf deren Trümmern nach dem Great Reset die Neue Weltordnung aufbauen können?


    Mag alles sein, nur warum lehnt der ein oder andere linke Systemkritiker Demos gegen Faschismus ab?

    Kannst du mal genauer ausführen welcher von den einen oder anderen Systemkrtikern hier an welcher Stelle Demos gegen den Faschismus abgelehnt hat?

    Kann der ein oder andere linke Systemkritiker nicht sowohl linke Systemkritik üben, als auch gegen die Eskalation zum Faschismus andemonstrieren? Was genau spricht gegen die Dualität dieser Herangehensweise? Das ist es, was ich nicht verstehe.

    Ja das verstehe ich auch nicht. Ist dieser eine oder andere Systemkritiker jetzt hier mit uns im Raum?

    Mit einem schnöden, ich denke zwar nicht, dass das viel bringt, aber besser als nichts ist es wohl, würde ich mich ja vollkommen zufriedengeben, denn exakt das ist auch mein eigener Standpunkt.

    Mit sowas schnödem kann ich leider nicht dienen. Da musst Du Dich schon durch diesen oberflächlichen, monokausalen Bandwurmsatz hier kämpfen, den ich gestern aufgeschrieben habe:


    Jetzt könnt ihr mir vorwerfen, dass das alles keine Rolle spielt, wenn hier der neue Hitler Höcke demnächst das Vierte Reich ausruft, weil das dann alles nur noch schlimmer wird, und dass man jetzt einfach als Gemeinschaft der AntifaschistInnen zusammen stehen muss, um die Diktatur zu verhindern.

    Und vielleicht stimmt das auch und man kann jetzt wirklich nichts anderes mehr tun. Aber gut finden muss man diesen furchtbaren Zustand sicher nicht, wenn man sich auf die Fahnen schreibt, ein linker Kritiker des Kapitalismus und ein Befürworter einer herrschaftsfreien Gesellschaft zu sein, denn damit ist noch überhaupt keine Ursache für das in der ganzen freien Welt im Aufwind befindliche Phänomen des Rechtsradikalismus und völkischen Nationalismus bekämpft, sondern bestenfalls wieder nur ein Symptom gelindert, das dann todsicher bald erneut und noch viel stärker auftreten wird, während sich die ganze Gesellschaft auch ganz ohne Machtergreifung eines faschistischen Diktators schon längst seit Jahrzehnten langsam aber stetig nach rechts bewegt, und das auch weiter tun wird, je krisenhafter sich die weltpolitische und -ökonomische Lage entwickelt, und die sich dabei auch weiterhin von allerhand zu "Linksextremisten" erklärten Staats- und Volksfeinden distanzieren wird, die mit Terroristen und Autokraten im Bunde stehen um diese gerechte Weltordnung von innen heraus zu zersetzen, während sie sich selbst einredet, sie stünde dabei fest und unverrückbar, mit klarer Haltung zu den hehren Werten der Freiheit und der Demokratie.

    TL/DR: Ich beschwere mich nicht darüber, dass gegen die AfD protestiert wird.

    Ich schreibe Dir das Bekenntnis auch gerne nochmal explizit hin:

    Ich finde es grundsätzlich gut und richtig gegen Nationalisten und Rechtsradikale zu demonstrieren - selbst wenn es nur den Leuten, die von der irren Remigrations-Fantasie der Völkischen tatsächlich betroffen wären, dabei helfen würde, sich hier in diesem Land nicht komplett im Stich gelassen zu fühlen.

    Aber ich finde es gleichzeitig furchtbar, dass das offenbar das einzige ist, was diese liberale Demokratie erst zustande bringt, wenn es eigentlich schon fast zu spät dafür ist, und es wundert mich leider einfach nicht, dass das so ist, weil ich schon seit Jahren davor gewarnt habe, dass es so kommen würde.

    Ich habe es Dir auch in unserem letzten Disput explizit geschrieben: Ich bin nicht gegen linke Systemkritik. Aber man wird wohl auch fragen dürfen, was genau diese linke Systemkritik denn so konkret in den letzten Jahren des Aufstiegs der afd gebracht hat...

    Ja nix hat sie gebracht!


    Aber das liegt halt nicht an der linken Systemkritik, sondern daran, dass sie selbst von Linken - außerhalb irgendwelcher linksradikaler Nischenmedien oder in akademischen Studierzimmern - kaum noch öffentlich geübt wird, und man sich statt dessen lieber auf sozialdemokratische Stellschraubenmechanik beschränkt.

    Auch das prangere ich hier seit Jahren an. Und seit Jahren kommen dann "Linke" wie Du daher und erzählen mir, dass das doch nichts bringt, weil das doch keiner hören will. Weißt Du was eine "selbsterfüllende Prohezeiung" ist?

    Und nur um es sicherheitshalber nochmal zu erwähnen, das eine schließt das andere NICHT aus. Es geht beides parallel, man muss sich nicht entscheiden und gegen das eine oder andere wettern und ich meckere nicht über linke Systemkritik an sich, sondern gegen linke Systemkritik als aktuell im hier und jetzt wirksamen Instrument, um eine afd-isierung Deutschlands zu verhindern (oder wenigstens abzuschwächen). Denn das aktuelle hier und jetzt der politischen Landschaft setzt die Leitplanken für die (politische, aber nicht nur die) Zukunft.

    Den letzten Satz habe ich unterstrichen, weil der genau das ist, was "Linke" wie Dich (und früher auch wie mich) zu idealen Opfern einer kapitalistischen Standort-Politik macht, die sich nur noch von Sachzwang zu Sachzwang der Verhältnisse hangelt und dem Volk dann erzählt, dass man ja eigentlich was viel besseres gewollt habe, dass das aber leider nicht machbar gewesen sei, weil der Koalitionspartner da nicht mitmachen wollte, weil leider schon wieder Wirtschaftskrise ist und jetzt alle mal den Gürte enger schnallen müssen, weil uns die Investoren nach Amerika und China abhauen, wenn wir hier die Steuern erhöhen, weil uns der Russe überfällt, wenn wir zu wenig Geld für's Militär ausgeben, weil die künftigen Generationen zu stark belastet werden, wenn wir zu viel Schulden machen, weil keiner mehr arbeiten geht, wenn man den Arbeitslosen zu viel Geld für's Faulenzen gibt, weil zu viele Ausländer ins Land kommen und uns die Weiber und die Arbeitsplätze wegnehmen und unseren Sozialstaat kahl fressen, und so weiter, und so fort.


    Das wird alles nach der Maßgabe gemacht, dass "das aktuelle hier und jetzt der politischen Landschaft" es nicht anders zulässt. Und der einzige Weg, wie man aus diesem Teufelskreis der Sachzwänge jemals ausbrechen wird, ist den Zwang aus dem System zu nehmen. Und weil das ein System ist, dass nicht ohne Zwang und Gewalt funktioniert, weil kein normaler Mensch sich aus eigenem Antrieb so verhalten würde, wie moderne, ziviliserte Menschen im neoliberalen Spätkapitalismus von den materiellen Verhältnissen gezwungen werden sich zu verhalten, muss man entweder alles daran setzen, dieses Zwangssystem zu überwinden, oder hilflos dabei zusehen, wie sich die liberale Demokratie langsam aber sicher in ein faschistoides Zwangsregime verwandelt.

  • Muss man auf einer DEMO gegen Nazis alles ansprechen ?

    Muss man auf einer Demo, die überhaupt nur veranstaltet wird, weil die "Nazis" sich in einem Potsdamer Hotel über die Endlösung der Migrationsfrage ausgetauscht haben davon schweigen, dass die "demokratischen" Parteien selbst eine ziemlich ausländerfeindliche, nationalistische Politik, und damit genau das völkisch-nationale Gedankengut erst salonfähig machen, auf dem die "Nazis" dann ihre Gewaltfantasien aufbauen?


    Ja ich habe damals Mitte der 90er nach Hoyerswerda und Rostock auch mit Politikern und sonstiger Prominenz in feierlichen Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Das war ein großer Sieg für die Demokratie! Danach hat die Bundesregierung dann das Asylrecht verschärft. Selbes Spiel bei der "Flüchtlingskrise" 2015. Alle haben "Refugees Welcome"-Aufkleber auf dem Laptop und die Kanzlerin zeigt sich barmherzig und macht die Grenzen auf. Danach macht sie eine Rundreise durch's südliche Mittelmeer und die Türkei und dealt mit den ganzen Despoten und Juntas aus, dass die uns die Flüchtlinge vom Hals halten. Es folgt eine Asylrechtsverschärfung und ein neuer EU-Plan für die Festung Europa. Selbes Spiel 2023...


    Warum haben die Leute so ein schlechtes Gedächtnis?

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