Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Niemand (vernünftiges) will Dir Deine Kritik nehmen bzw. versagen, Kritik allein ist aber eben nichts wert, wenn sich daraus nichts ableiten lässt, fällt aber denen, die konkret um Veränderung (zum Besseren) bemüht sind, in den Rücken, weil sie unerfüllbare Erwartungen als das eigentliche Ziel propagiert.

    Daraus lässt sich eben genau dann "nichts ableiten" wenn man sich darauf festgelegt hat, das System zu verbessern anstatt ganz klar auf seine Überwindung hin zu arbeiten. Dann ist man frustriert, weil die Kritik keinen Vorschlag für eine bessere Herrschaft liefert und sucht die Schuld dafür bei den Kritikern.


    Das Problem ist schon sehr alt. Seit 100 Jahren denken Sozialdemokraten, sie könnten das kapitalistische System so weit mit ausgefuchster staatlicher Stellschraubenmechanik zurecht reformieren, bis der wirklich beste Klassenkompromiss gefunden ist und einen Wohlstand für alle möglich macht. Sie verstehen entweder nicht, dass das kapitalistische System nur funktionieren kann, so lange die kapitalistische Klasse die Arbeiterklasse zum Zweck ihrer ökonomischen Ausbeutung beherrscht und so lange der Staat, der das alles organisiert, dafür sorgt, dass das auch so bleibt, oder sie wollen es nicht verstehen, weil eine Abschaffung dieses Staates auch eine Abschaffung ihrer eigenen Macht darüber wäre.


    Um das zu erreichen, was die Reformisten des bürgerlichen Staates wollen, müssten sie in letzter Konsequenz den bürgerlichen Staat - und damit sich selbst - abschaffen. Die "Diktatur des Proletariats" über den Staat, von der Marx & Engels schon 1848 schrieben, war genau dazu gedacht. Ihr Endziel sollte die Abschaffung des Staates, und damit auch ihrer eigenen Diktatur sein. Leider haben die sich fürchterlich darin getäuscht, wie sich das "historisch" aus der Entwicklung der Produktivkräfte ergeben würde.


    Das nicht zu sehen, oder es zu ignorieren, weil die Aufhebung des Klassenwiderspruchs, innerhalb der herrschenden Verhältnisse nicht zu realisieren ist, bedeutet - jetzt gerade ganz aktuell - jenen recht zu geben, die sich aktiv gegen den "linksgrünen" sozialdemokratischen Reformismus, oder gar gegen die bürgerliche Demokratie als solche wenden, die das aber nicht tun, um die herrschenden Eigentumsverhältnisse aufzuheben und die Klassengesellschaft zu überwinden, sondern um sich der Herrschaft darüber zu bemächtigen.


    Das könnt ihr immer weiter beweinen, und Euch dann empört auf die Straße stellen und klare Haltung "gegen Rechts" zeigen, während ihr Euch über Linke aufregt, die den Reformismus für falsch halten, aber ihr werdet damit nicht verhindern, dass sich die herrschende Klasse - das Kapital und seine ZuträgerInnen - genau die politische Herrschaft sucht, die sie braucht, um ihre Herrschaft zu erhalten, und dass sie wenn nötig dazu auch auf die Demokratie als "perfekte Form" verzichten wird, so lange ihr das dabei hilft, die herrschende Klasse zu bleiben.

  • P.S.:

    Tja, jetzt könnte man ja argumentieren, dass dann jede soziale Verbesserung, die diese Bürde mindert, offensichtlich einer Kritikfähigkeit zuträglich - und damit wünschenswert - sein müsste. Thematisiert man solche, kommt von Dir aber wie bestellt die Kritik der "Bürgerlichkeit" - also dass man damit das System stütze.[...]

    Niemand (vernünftiges) will Dir Deine Kritik nehmen bzw. versagen, Kritik allein ist aber eben nichts wert, wenn sich daraus nichts ableiten lässt, fällt aber denen, die konkret um Veränderung (zum Besseren) bemüht sind, in den Rücken, weil sie unerfüllbare Erwartungen als das eigentliche Ziel propagiert.

    Das stimmt halt leider auch nicht. Ich kritisiere hier hauptsächlich Leute, die entweder selbst politische Macht haben, oder sich öffentlich als willige UnterstützerInnen oder zumindest unfreiwillige Stützen der herrschenden Verhältnisse betätigen und damit große Reichweite in der veröffentlichten Meinung erzielen.

    Wenn ich hier irgendwo normale Leute oder Bewegungen kritisiert hätte, die sich zivilgesellschaftlich für eine Verbesserung der sozialen Lage einsetzen, dann sollte es Dir ja nicht schwer fallen, mir das mal anhand eines entsprechenden Zitates nachzuweisen und dann argumentativ zu begründen, warum meine Kritik unbegründet ist.


    "Bürgerlichkeit" werfe ich Leuten wie z. B. Dir vor, weil Du Dich immer wieder dazu berufen und offenbar moralisch verpflichtet fühlst, mir meine Kritik an oben genannten einflussreichen Personen des öffentlichen Interesses vorzuhalten. Von Dir selbst habe ich bisher hier allerdings noch gar keinen konkreten Vorschlag dazu gelesen, wie man die soziale Lage der Menschen verbessern könnte. Deine Einlassungen hier beschränken sich eigentlich ausschliesslich darauf, dass Du Kritiker anderer Leute für ihre Kritik kritisierst.

    Das "bürgerliche" an Deiner Art von Kritik ist, dass ihr einziges Argument darin besteht, den Kritikern vorzuwerfen, dass sie immer wieder an gesellschaftlichen Verhältnissen herum kritisieren, die man sowieso nicht ändern könne, weil Sachzwang X, Y, oder Z das gerade verhindert, und weil sie Dir nicht erklären können, wie man diese Sachzwänge anders aus dem Weg räumen soll, als durch die Überwindung der bürgerlichen Verhältnisse, die sie hervorbringen.

  • Die Geschichtsstunde war super und ist empfehlenswert.

    Schönes InfoHighlight mit Kopfkinofaktor war der skizzierte Disput zwischen GB & US bzgl. des Modus' der NATO-Osterweiterung, als die Briten so schnell so viel wie möglich Staaten aufnehmen und den Sack zu machen wollten aus Sorge davor, die Russen könnten zu schnell wieder zu stark werden und uncleSam angesichts der Schlichtheit des Unterfangens sich väterlich zu GB herunterbeugt und meinte: "Na na. Wer wird denn da gleich in Panik verfallen. Wir sollten im Gegenteil immer so wenig Länder wie möglich aufnehmen um den Prozess so lange wie möglich zu dehnen. Es muss ein ewiger Prozess (der Schmerzen) sein". Sich damit durchsetzte und die Osterweiterung Stück für Stück unter dem liberalen Kredo der "OpenDoor"-Policy realisierte.


    Habe innerlich Tränen gelacht angesichts der vorgebrachten Perfidie, die jedem gestandenen Paten zur Ehre gereicht hätte. Bin leider anfällig für sowas.


    Ist halt nur die völlig falsche Bühne dafür.

    Einmal editiert, zuletzt von leie () aus folgendem Grund: Sry an den Forenadmin

  • Du schwurbelst schon wieder endlos am eigentlichen Argument vorbei.

    Der Punkt war: Die Bevölkerung braucht, so wurde es postuliert, die lebensumständliche Freiheit, um die geistige Freiheit, ein anderes System oder fundamentale Systemkritik oder was auch immer, denken zu können (die Forschungen zu vererbter Armut und ähnlichem scheinen mir dies auch zu stützen).

    Demzufolge muss das Zwischenziel, wenn man denn ernsthaft eine fundamentale Systemkritik als Mittel der Systemveränderung ansieht, eine Verbesserung der Lebensumstände sein.

    Was Du aber wieder und wieder und wieder machst, ist die Kritik am System mit der Kritik an jeglicher Bemühung zur Verbesserung der Lebensumstände (ohne direkt das System zu stürzen) zu kombinieren - weil bürgerlich...

    You want to have your cake and eat it.

    Und das ist ein albernes Scheinargument.

    Was ändert es am Argument selbst, wer es ausspricht? Wenn ich eine Maja Göpel (und sie ist da nur das Letzte von zig Beispielen) "verteidige", dann weil ich das Argument nachvollziehbar finde. Du drehst ihr und mir einen Strick daraus, ja irgendwie bekannt zu sein und daher Medienpräsenz zu haben. Als wäre das irgendein inhaltliches Argument.

    Was aus dieser Kritik genau progressives erwachsen soll, bleibst Du natürlich auch wie immer schuldig. Soll sie jetzt radikale Systemkritik verbreiten? Wie lange wird sie dann diese Medienpräsenz haben? Aber genau das ist ja immer Dein go-to Argument, die vermeintliche "Macht" wird kritisiert dafür, dass sie nicht radikal ist, dabei erwächst diese "Macht" (sei sie nun durch Medienpräsenz oder tatsächliche politische Position dargestellt - wobei da der Aspekt der vermeintlichen "Macht" auch mal Erläuterung bedürfte) nur aus ihrer Nichtradikalität. Dass dieses 99:1 -Format ein Nischenprodukt mit handgezählten Nutzerzahlen ist und wasweißich... Lanz ein Millionenpublikum erreicht, fällt als Umstand ja nicht vom Himmel.


    Und ja, ich kritisiere hier den Kritiker. Warum mache ich das? Weil das zum einen all diejenigen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für irgendwas "Gutes" einsetzen, demotiviert, wenn ihnen fortwährend vorgehalten wird, dass sie ja eigentlich nur Büttel des Kapitals sind, während ihnen genau null Alternativen dazu aufgezeigt werden.


    Oder sollen wir jetzt auch alle zehntausende Beiträge in obskuren Nischenforen schreiben? Mit welchem Ziel? Was soll das? Was bewirkt das? Ich frage das nicht aus Langeweile oder als Angriff, sondern weil ich es ernsthaft nicht verstehe. Du gerierst Dich hier fortwährend in der Rolle des einsamen Rufers in der Wüste, dabei sind die Meisten hier inhaltlich wohl ziemlich d'accord.

  • Der Punkt war: Die Bevölkerung braucht, so wurde es postuliert, die lebensumständliche Freiheit, um die geistige Freiheit, ein anderes System oder fundamentale Systemkritik oder was auch immer, denken zu können (die Forschungen zu vererbter Armut und ähnlichem scheinen mir dies auch zu stützen).

    Demzufolge muss das Zwischenziel, wenn man denn ernsthaft eine fundamentale Systemkritik als Mittel der Systemveränderung ansieht, eine Verbesserung der Lebensumstände sein.

    Nein, Du verstehst mich entweder falsch, oder verdrehst aus reinem Trotz meine Aussage.


    Mein Punkt ist nicht und war auch noch nie, dass man zuerst "die lebensumständliche Freiheit" schaffen müsse, um eine fundamentale Systemkritik denkbar zu machen, die dann zur Befreiung der Lebensumstände vom kapitalistischen System führe. Das wäre eine völlig sinnlose Forderung, die sich selbst negiert.


    Mein Punkt ist, dass man den Menschen die geistige Freiheit geben muss, sich über die von den herrschenden kapitalistischen Verhältnissen gesetzten ideologischen Grenzen ihres Denkens hinweg zu setzen und sich davon zu emanzipieren, indem man sie ihnen aufzeigt. Es ist genau umgekehrt, als Du es mir in den Mund legst.

    Wenn Marx und Engels darüber schreiben, dass das Sein das Bewusstsein bestimme, oder wenn Adorno postuliert, es gebe "kein richtiges Leben im Falschen", dann beschreiben die damit keine zwingenden Notwendigkeiten oder Naturgesetze, sondern herrschende von Menschen gemachte Zustände, die es zu überwinden gilt. Die haben ihre Bücher und Aufsätze nicht geschrieben, weil sie so gerne philosophierten, sondern weil sie mit ihrer Aufklärung geistige Schranken überwinden wollten, die den Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft auferlegt sind und eine echte Veränderung verhindern.


    Eine nachhaltige Veränderung, kann nur durch die Veränderung der materiellen Verhältnisse erzielt werden, aber um die Verhältnisse von unten nach oben zu verändern, und um ihnen nicht einfach neue Verhältnisse und Ideologien von oben herab zu diktieren, müssen die Menschen verstehen, warum das so ist, und warum ihre Lebensumstände so sind wie sie sind.

    Dafür reicht es einfach nicht, wenn sie damit unzufrieden sind, weil diese Unzufriedenheit ohne ein Verständnis über deren Ursachen und über die ideologischen Denkfehler die mit ihnen einher gehen, dann von anderen, nicht-linken Kräften viel leichter für deren Zwecke genutzt werden kann, denen es gar nicht um eine tatsächliche Veränderung der materiellen Eigentumsverhältnisse geht, sondern nur um die Macht darüber. Das sehen wir momentan überall in Europa und in Nordamerika.


    Was Du aber wieder und wieder und wieder machst, ist die Kritik am System mit der Kritik an jeglicher Bemühung zur Verbesserung der Lebensumstände (ohne direkt das System zu stürzen) zu kombinieren - weil bürgerlich...

    Ich habe Dir schon erklärt, dass und warum ich Leute wie DICH und DEINE hier immer wieder penetrant geübte Kritik an der Kritik - und nicht "jegliche Bemühung zur Verbesserung der Lebensumstände" - als "bürgerlich" bezeichne.


    Ansonsten fordere ich Dich nochmals dazu auf, mir hier entweder konkret anhand eines Zitats meiner tatsächlichen Aussagen - nicht auf der Basis Deines Bauchgefühls oder Deiner persönlichen Angefasstheit - nachzuweisen, wo ich hier gegen eine Verbesserung der Lebensumstände argumentiert hätte, oder einfach mal damit aufzuhören, das immer wieder völlig beleg- und argumentlos zu behaupten.

    Wenn ich eine Maja Göpel (und sie ist da nur das Letzte von zig Beispielen) "verteidige", dann weil ich das Argument nachvollziehbar finde. Du drehst ihr und mir einen Strick daraus, ja irgendwie bekannt zu sein und daher Medienpräsenz zu haben. Als wäre das irgendein inhaltliches Argument.

    Ich drehe ihr einen Strick daraus, weil sie mit ihrer staatstragenden und systemtreuen Kritik meiner Ansicht nach nicht zur Verbesserung der Lebensumstände beiträgt, sondern dazu, genau jene herrschenden Verhältnisse zu stützen, die zu deren Verschlechterung beitragen.


    Wenn Göpel meint, man müsse "wertvolle junge UnternehmerInnen" fördern oder sich sonst irgendwie mit dem "progressiven" Flügel des Kapitals gemein machen, um das Klima zu retten, dann plädiert sie dafür, den bösen, fossilen Kapitalismus mit gutem, grünem Kapitalismus zu bekämpfen - dann will sie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Das ist aus kapitalismuskritischer Sicht ein absolut inhaltliches und sachliches Argument. Für Dich ist es das nicht, weil Du es vorziehst darüber zu diskutieren, dass Dir Kapitalismuskritik eigentlich generell nichts taugt, um Deine Vorstellungen davon umzusetzen, wie die Welt zu verbessern sei - nämlich: indem man sie besser regiert, indem "Wir" Leute unterstützen, die uns eine bessere Herrschaft versprechen.


    Wenn Du deshalb immer wieder ungefragt eine Diskussion anfängst, bei der es nicht um den eigentlichen Inhalt der (Kapitalismus-)Kritik und deren Argumente geht, sondern nur um Kritik an der (Kapitalismus-)Kritik als solcher, - wenn Du also einfach gar nicht auf die eigentliche Kritik eingehst, sondern lieber eine Metadiskussion über etwas anderes führen willst, das Dir persönlich wichtiger ist, dann brauchst Du Dich nicht darüber zu beschweren, wenn man auf Deine Argumente nicht eingeht und Dir unterstellt, dass es Dir hier nicht um Inhalte, sondern um Deine persönliche Befindlichkeit gehe. Leider bestätigst Du diesen Eindruck einfach mit jeder weiteren Einlassung.


    Und wie sehr Du genau das verinnerlicht hast, was linke Kapitalismus- und Gesellschaftskritik als Teil des "falschen Bewusstseins" kritisiert, zeigst Du dann auch noch mit Sätzen wie diesem hier...:

    Aber genau das ist ja immer Dein go-to Argument, die vermeintliche "Macht" wird kritisiert dafür, dass sie nicht radikal ist, dabei erwächst diese "Macht" (sei sie nun durch Medienpräsenz oder tatsächliche politische Position dargestellt - wobei da der Aspekt der vermeintlichen "Macht" auch mal Erläuterung bedürfte) nur aus ihrer Nichtradikalität.

    ...indem Du Dich erneut darauf kaprizierst, es habe bei solcher Kritik darum zu gehen, wie politische oder gesellschaftliche Macht zu erreichen sei, während ein wesentlicher Bestandteil der Kritik genau darin besteht, die [Edit: Existenz] Legitimität solcher Arten von Macht grundsätzlich in Frage zu stellen, weil sie seit den ersten Inkarnationen des bürgerlichen Staates am Ende des 18. Jahrhunderts einfach immer wieder gesellschaftliche Machtverhältnisse erzeugt hat, die eine Klasse zur herrschenden Klasse über eine andere Klasse machten.


    Wenn Maja Göpel mit ihren - zwar sicherlich gut gemeinten, aber eben aus kapitalismuskritischer Sicht überhaupt nichts zur eigentlichen Verbesserung der Lebensumstände, sondern vielmehr noch zur Verfestigung der herrschenden Verhältnisse beitragenden - Theorien SPIEGEL-Bestseller vollschreiben, und sie auf allerlei Podien und in Talkshows verbreiten kann, dann hat sie damit einen mächtigen Einfluss auf Millionen von Menschen, die mit den herrschenden Zuständen unzufrieden sind und händeringend nach irgendeiner praktikablen Lösung suchen, die es ihnen nicht abverlangt, auch ihre eigene Rolle als Stützen dieses Macht-System ernsthaft zu hinterfragen.

    Und dann stützt sie damit die Macht jenes kleinen Teils der Gesellschaft, der von diesen Zuständen profitiert und sehr froh darüber ist, wenn deren materielle Basis auch von "kritischen" Intellektuellen wie Frau Dr. Göpel nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird. Dann hat sie geistige Macht über Leute wie Dich, und dann hilft sie damit der herrschenden Klasse dabei, die herrschende Klasse zu bleiben.


    Wenn Dir solche radikale Systemkritik nicht passt, weil Du lieber über "progressive" Lösungen innerhalb des Systems reden willst, dann findest Du dazu doch in der bürgerlichen liberalen Gesellschaft unzählige Möglichkeiten. Dafür brauchst Du mich doch nicht.

  • Und ja, ich kritisiere hier den Kritiker. Warum mache ich das? Weil das zum einen all diejenigen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für irgendwas "Gutes" einsetzen, demotiviert, wenn ihnen fortwährend vorgehalten wird, dass sie ja eigentlich nur Büttel des Kapitals sind, während ihnen genau null Alternativen dazu aufgezeigt werden.

    Kennt du den Unterschied zwischen Theorie und Praxis ?


    In der Theorie liegst du verdammt richtig

    (Ich nenne es gerne "jeder der sich für was gutes einsetzt" hat mein Grundvertrauen;

    und wird nur sehr vorsichtig krisiert)

    In der Praxis hat sich diese Methode, bei allen "sogenannten Guten" als völlig nutzlos

    erwiesen. (Zumindest nach Brandt)

    Sie sind nur eine kleine Minderheit innerhalb ihrer Organisationen (GEW, Parteien)

    Die große Mehrheit dieser Leute sind der Büttel des Kapitals. Lassen sich von Lobbyisten

    korumpieren und bewirken das glatte Gegenteil. (Umverteilung zu Lasten der abhängig

    Beschäftigten.

  • Und ja, ich kritisiere hier den Kritiker. Warum mache ich das? Weil das zum einen all diejenigen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für irgendwas "Gutes" einsetzen, demotiviert, wenn ihnen fortwährend vorgehalten wird, dass sie ja eigentlich nur Büttel des Kapitals sind, während ihnen genau null Alternativen dazu aufgezeigt werden.

    Wer ist den demotiviert? Ich glaube kaum dass sich irgendwer von etwas abbringen lässt, weil ein rando online etwas geschrieben hat, dem man selbst eh nicht zustimmt. Ist ja nicht so, dass sich die Kritiker irgendwo anketten um dich davon abzuhalten das zu tun, was du für richtig hälst.

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02


  • Jo. Wenn Menschen von einander isoliert werden, dann reden sie weniger miteinander über ihre Probleme. Was dazu führen kann, dass sie nicht auf die Idee kommen, sich gegen Repression zu organisieren. Die Regierung und die Unternehmen können dann im Grund alles machen, was sie wollen ohne Widerstand aus der Bevölkerung. Schon immer haben Herrschende das versucht. Früher mit militärischen Mitteln, heutzutage über TV, Smartphone und Social-Media, jetzt VR. Politische Spaltung durch die Medien gehört auch dazu.

  • Nein, Du verstehst mich entweder falsch, oder verdrehst aus reinem Trotz meine Aussage.


    Mein Punkt ist nicht und war auch noch nie, dass man zuerst "die lebensumständliche Freiheit" schaffen müsse, um eine fundamentale Systemkritik denkbar zu machen, die dann zur Befreiung der Lebensumstände vom kapitalistischen System führe. Das wäre eine völlig sinnlose Forderung, die sich selbst negiert.


    Mein Punkt ist, dass man den Menschen die geistige Freiheit geben muss, sich über die von den herrschenden kapitalistischen Verhältnissen gesetzten ideologischen Grenzen ihres Denkens hinweg zu setzen und sich davon zu emanzipieren, indem man sie ihnen aufzeigt. Es ist genau umgekehrt, als Du es mir in den Mund legst.

    Das ist doch sinnlose Wortklauberei.

    Woher soll denn die geistige Freiheit kommen bei Vollzeitarbeit und prekären Lebensumständen?

    Da geht der Amazon-Lieferfahrerjonny dann nach seiner 10h Schicht ins Marx-Symposion und holt sich die Erleuchtung ab oder was?

    Genau das war doch mein Punkt: Ohne die materielle Freiheit keine geistige Freiheit. Dazu gibt es doch nun inzwischen genug Forschung: Schlechte Lebensumstände sorgen für höhere Krankheitsbelastung, geringeren IQ usw. Das Sein schafft das Bewusstsein eben, und zwar auf vielen Ebenen.


    Du hast offensichtlich Zeit genug (und diese sei Dir ja auch von Herzen gegönnt), hier tausende von Beiträgen zu verfassen, die hat der Durchschnittsproletarier schlicht und ergreifend nicht.

    Der will nach seiner, den Intellekt sicherlich meist nicht gerade stimulierenden, Arbeit einfach ein bisschen Zerstreuung, hat Familie, Sport und wasweißich, dem brauchst Du (auf die Mehrheit bezogen, Einzelfälle bestätigen die Regel) nicht mit Klassenkampf kommen. Die haben idR ja nichteinmal Verständnis für den Arbeitskampf der Brüder und Schwestern, wenn es ihren eigenen Tagesablauf behindert.

    Ich habe Dir schon erklärt, dass und warum ich Leute wie DICH und DEINE hier immer wieder penetrant geübte Kritik an der Kritik - und nicht "jegliche Bemühung zur Verbesserung der Lebensumstände" - als "bürgerlich" bezeichne.


    Ansonsten fordere ich Dich nochmals dazu auf, mir hier entweder konkret anhand eines Zitats meiner tatsächlichen Aussagen - nicht auf der Basis Deines Bauchgefühls oder Deiner persönlichen Angefasstheit - nachzuweisen, wo ich hier gegen eine Verbesserung der Lebensumstände argumentiert hätte, oder einfach mal damit aufzuhören, das immer wieder völlig beleg- und argumentlos zu behaupten.

    Ganz ehrlich, ich fange jetzt nicht an, hier nach Zitaten zu suchen. Schon gleich gar nicht, nachdem ich fünf Seiten im Stammtisch-Faden mit Dir und Jonny als Hauptprotagonisten überflogen habe und mich frage, wer mir diese Lebenszeit zurückerstattet.

    Da bin ich nämlich genau in der Situation des Proletariers (der ich eigentlich gar nicht bin geschweige denn sein will), der nach seinem Arbeits-Mindfuck einfach nur noch seine Ruhe von Menschen im Allgemeinen will.

    Vielleicht ist meine Kritik an Dich da auch überzogen. Mag sein, da bist Du dann der Blitzableiter für den Frust mit der Gesamtlage. Mea culpa.

    Auf gut Deutsch: Du drehst ihr einen Strick daraus, dass ihr ein denkbar umsetzbares "weniger schlecht" lieber ist als ein faktisches "richtig schlecht", während Du ein utopisches "gut", für dessen Umsetzung es keine Anzeichen gibt und dessen Umsetzungsprozess Du Dir verbittest realistisch beschreiben zu müssen, vorziehst.

    Spatz in der Hand vs. Taube auf dem Dach.

    Und das ist in diesem Klimathema exakt die gleiche Herangehensweise wie in der Kapitalismusdiskussion auch jedes Mal.

    Ich frage ja nicht jedes Mal nach einer Umsetzungsstrategie, weil ich Langeweile habe, sondern weil es mir um die Sache selbst geht, während ich bei Dir eben das Gefühl habe, die Kritik in ihrer naturgegebenen Theoriehaftigkeit sei (Dir als) Selbstzweck (genug). Wie gesagt, mag sein, dass ich mich da täusche, dann tut es mir leid, aber ich sehe da eben wenig Progressivität.

  • Ich verstehe nicht ganz, was Du mir damit in Bezug auf den zitierten Teil sagen willst?

  • Das meine ich mit rechtsruck im Forum. Viele entwickeln immer mehr ihre Meinung dahin, dass ja alle Büttel des Kapitals wären. Elite vs. Elite, fehlt nur noch Great Reset.

  • Wer ist den demotiviert? Ich glaube kaum dass sich irgendwer von etwas abbringen lässt, weil ein rando online etwas geschrieben hat, dem man selbst eh nicht zustimmt. Ist ja nicht so, dass sich die Kritiker irgendwo anketten um dich davon abzuhalten das zu tun, was du für richtig hälst.

    Ich z. B.

    Du verkennst mMn den psychologischen Aspekt hierbei. Bewegungen, welcher Art auch immer, leben zu großen Teilen von Motivation und Momentum. Die Motivation von Ideologen wird sicherlich nicht durch irgendwelche rando-online-Kommentare gesenkt, das mag sein. Aber mit einer handvoll Ideologen bewegt man wenig bis nichts. Da braucht es schon etwas mehr.

    Warum z. B. suchen viele Gemeinden händeringend nach Kommunalpolitikern und keiner will es machen? Weil man immer nur Dreck abbekommt.

    Intrinsische Motivation schön und gut, aber ohne Verstärkung kommt man da an Grenzen.

  • Ich z. B.

    Du verkennst mMn den psychologischen Aspekt hierbei. Bewegungen, welcher Art auch immer, leben zu großen Teilen von Motivation und Momentum. Die Motivation von Ideologen wird sicherlich nicht durch irgendwelche rando-online-Kommentare gesenkt, das mag sein. Aber mit einer handvoll Ideologen bewegt man wenig bis nichts. Da braucht es schon etwas mehr.

    Warum z. B. suchen viele Gemeinden händeringend nach Kommunalpolitikern und keiner will es machen? Weil man immer nur Dreck abbekommt.

    Intrinsische Motivation schön und gut, aber ohne Verstärkung kommt man da an Grenzen.

    Der Kontext ist da aber ein komplett anderer. Ich würde nicht die gleichen Maßstäbe in (online) Diskussionsforen und realer Politik bei der du direkt mit den Leuten zu tun ansetzen. Und es kommt auch auf die Kritik an, vielleicht ist sie ja berechtigt.

    Letztenendes muss man damit klar kommen, dass man in diesen Jobs nicht gewinnen kann, weil es immer irgendwen geben wird der unzufrieden ist. Und gelegentlich ist diese Unzufriedenheit auch gerechtfertigt.

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  • Der Kontext ist da aber ein komplett anderer. Ich würde nicht die gleichen Maßstäbe in (online) Diskussionsforen und realer Politik bei der du direkt mit den Leuten zu tun ansetzen. Und es kommt auch auf die Kritik an, vielleicht ist sie ja berechtigt.

    Letztenendes muss man damit klar kommen, dass man in diesen Jobs nicht gewinnen kann, weil es immer irgendwen geben wird der unzufrieden ist. Und gelegentlich ist diese Unzufriedenheit auch gerechtfertigt.

    Es ist aber nunmal so, dass man die Onlinewelt und die Offlinewelt heutzutage schlicht nicht mehr trennen kann.

    Selbstverständlich ist manche Kritik berechtigt, das bezweifelt wohl niemand.

    Dass man damit klarkommen müsse, dass es in diesen "Jobs" nichts zu gewinnen gäbe, ist dahingehend ein bisschen schwierig, da ohne diese "Jobs" die Organisierung des Kommunalen schlicht nicht vorstellbar ist und es für diese idR maximal eine Aufwandsentschädigung gibt. Mit sinnloser oder sagen wir besser nicht erfüllender Erwerbsarbeit kann man leben, wenn dadurch die Miete getragen wird, warum genau soll sich irgendwer Kommunalpolitik antun, wenn es da kaum etwas zu entscheiden gibt, es von allen Seiten nur Kritik hagelt und man vielleicht auch noch ein Privatleben hat?

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