Klimawandel [Sammelthread]

  • Na ich bin darauf gespannt wie man die Bevölkerung dieses Landes von weniger Lebensstandard überzeugen will. Ist diese Überzeugungsarbeit der neue Anspruch an linke Politik im 21. Jh.? Ist es wirklich politische Aufklärung, die uns fehlt?

    Klar kann man als Linker genervt darauf reagieren, dass ausgerechnet der Politiker gewählt wird, der den geringeren Verzicht verspricht, während man selber es eigentlich besser weiß, aber sollte einen das wundern? Ich glaube nicht, dass man Menschen dazu bringen kann, mit der Südhalbkugel plötzlich mehr Solidarität zu leben, als mit seiner eigenen Familie oder Firma. Was ich richtig fände wäre ein Schulfach, dass "Klimaschutz" heißt und alle Aspekte rund um dieses Thema inkl. Möglichkeiten beleuchtet. Jeder von uns sollte ein Klimaschützer werden. Man kann das Thema halt nicht an irgendwelche Politiker delegieren. Ich brauche nicht noch mehr Sonntagsreden zu diesem Thema.

  • Na ich bin darauf gespannt wie man die Bevölkerung dieses Landes von weniger Lebensstandard überzeugen will.

    Und ich bin absolut unüberrascht davon, dass Dir zum Thema...


    Aufklärung der Massen

    ...nur einfällt, dass irgendwelche PolitikerInnen Leute zum Verzicht überreden.


    Sowas wie eine gesellschaftliche Debatte findet halt nicht statt, wenn nur genug Leute davon überzeugt sind...

    And, you know, there's no such thing as society. There are individual men and women and there are families. And no government can do anything except through people, and people must look after themselves first. It is our duty to look after ourselves and then, also, to look after our neighbours."

    ...das "Gesellschaft" eigentlich nur eine Ansammlung von Individuen und ihren unmittelbaren Lebensumfelderen sei, und dass nur verbohrte Ideologen sich anmaßen, über diesen geistigen Gartenzaun hinaus zu blicken.

  • na ja um mich hier mal einzumischen, die dezentrale organisationsform wird in der kapitalistischen realität ja auch oft nicht wirklich priorisiert, weil eon, rwe etc da halt kein interesse daran haben, dass jede gemeinde autark ihren strombedarf selber deckt. trotzdem gibts natürlich solche projekte, ich denke halt es gäbe viel mehr, wenn unsere regierung diese stärker fördern würde, was sie aber vermutlich nicht tun wird, weil dann der chef von eon wieder jammert.

    So, jetzt verrate ich hier mal ein offenes Geheimnis dieser Branche:

    iKWK- Zuschläge: Jede Ausschreibung geht mit rund 11ct/kWh über 45.000 Vh. raus . (https://www.bundesnetzagentur.…8/InnovativeKWK_node.html)

    Du kannst Dir auch mal gerne angucken wer da so bietet. Das sind häufig kleine Stadtwerke.


    Ein sog. iKWK-System besteht aus einen Wärmeeinspeiser, der ausschließlich Umweltwärme einspeist, einer erdgasbasierten KWK-Anlage und einer Power to heat Anlage.

    Ohne Wärmenetz und vorhandene Grundstücke kosten all die Komponenten, ich sach mal in der Größenordnung 2MW Wärmepumpe, 2MWel KWK, 0,7 MW Power to heat.... vielleicht 4 Mio. €. Du bekommst aber Fördermittel in Höhe 12mio. €. Den Strom, den du erzeugst kannst Du obendrein vermarkten und zum Marktpreis abgeben. Deine KWK-Anlage mit 40% Wirkungsgrad el. auf Gasbasis wird kein bißchen schlechter sein als die preissetzenden Gaskraftwerke im Markt, die auch nur 40% Wirkungsgrad aufweisen, aber keine Wärme auskoppeln. Und wenn die erneuerbaren mal wirklich stark sind und die Strompreise niedrig sind, stellst Du Deine Wärmepumpe an. Der Wärmeerlös aus KWK und Wärmepumpe kommt freilich noch oben drauf.

    Also...ich sag mal so.... Man könnte es kleinen Stadtwerken auch schwerer machen.


    Und ähnlich verhält sich auch mit EEG-Zuschlägen.... Da wird schon gut unterstützt. Man möchte dezentrale Erzeuger, sonst wären die Fördersätze nicht so enorm hoch, gerade auf kleine Anlagen.

  • und werden die in ausreichendem maße in anspruch genommen oder nicht? und wenn nein woran liegt das?


    und bei der ganzen debatte um wohlstand und verzicht hast du meiner meinung nach einfach auch zu starke kapitalistische scheuklappen auf. es gibt relativ viele beliebte regierungen in skandinavien, neuseeland, schottland etc die immer weniger das bruttoinlandsprodukt als erfolg ihrer arbeit verstehen, sondern so ne art glücklichkeits- und gesundheitsindex. also wo´s halt dann auch darum geht, ob meine bevölkerung besser gebildet ist, gesünder ist, weniger einsam ist etc. und der vorteil an diesen dingen ist halt, dass man diese verbessern kann ohne unbedingt co2 ausstoßen zu müssen.


    wäre ein deutschland mit 10% weniger bruttoinlandsprodukt, aber nur noch halb so viel einsamkeit und deutlich besserer bildung und gesundheit der bevölkerung wirklich ein schlechterer ort? ist der lebensstandard in diesem fiktiven deutschland wirklich schlechter? braucht jemand in einem altenheim die auswahl zwischen 50 tee und 10 kaffeesorten oder tuns auch 10 und 3 und dafür aber ne pflegerin, die tatsächlich zeit für ihn hat?


    leider fahren linke parteien diese argumentationslinie aber auch viel zu selten oder schwach. die bemessungsgrundlage für wohlstand ist einfach eine, die zutiefst kapitalistisch ist, was dazu führt, dass sie viele dinge, die für das wohlergehen einer bevölkerung unerlässlich sind, gar nicht erfasst.

  • Ich denke es geht in der Diskussion mit @Danton und anderen, die sich gerne einer "Mitte" zuordnen, nicht um eine Diskussion um erfolgreiche Strategien gegen den Klimawandel. Zumindest nicht wenn die Systemfrage aufkommt.


    Hier geht es darum sich nicht gemein machen zu wollen mit denen die das Wort "Kapitalismus" kritisch benutzen weil diese nicht in ihr Lager gehören und man sich instinktiv von ihnen distanzieren muss. Man will einfach nicht dieser Gruppe angehören weil man erlernt hat sie zu verachten.


    Die autoritäre Prägung der Systeme die sich früher "antikapitalistisch" nannten und 70 Jahre westlicher Propaganda des kalten Krieges (McCarthyyism, redscaring, Hufeisentheorie etc.), haben bewirkt, dass man sich unweigerlich kontaminiert sieht wenn man Kapitalismuskritik überhaupt als eine akzeptable Praxis sieht.


    Es findet schon sehr lange in der Öffentlichkeit keine faktenbasierte Diskussion mehr darüber statt ob Kritik am Kapitalismus wirklich angebracht ist. Statt dessen befinden sich die Diskutanten der Mitte stehts in einer Abwehrhaltung, um zu zeigen, dass sie auf keinen Fall zu dem Teil der Gesellschaft gehören, die sie an den Rändern des Hufeisens verorten.


    Die Hufeisentheorie, so wie sie von Horst Seehofer usw. angewendet wird, sieht antikapitalisitsche Systemkritik als ebenso "Verfassungsfeindlich" an wie Holocaust Leugnung oder Reichsbürgertum. Leider ist diese Auffassung in unseren Medien ebenfalls Mainstream-Fahig, obwohl der akademische Diskurs sich inzwischen eher darum dreht "wann" der Kapitalismus an seinen Widersprüchen scheitert und nicht ob.


    Die Mitte, also vor allem Union, FDP und SPD, die sich früher noch meist auf Wissenschaftler stützen die ernstzunehmende Intellektuelle waren, haben sich vom "Faktischen" entfernt weil sie selbst in überkommenen Sichtweisen stehenblieben. Die Realität des Klimawandels hat ihnen ihre wissenschaftliche Faktenbasis quasi unter den Füßen weggezogen und ihre Positionen sind nicht mehr in einer akademischen Diskussion begründet. Nichts ist von der Realität weiter entfernt als Thatchers TINA.


    Scientists for Future, IPCC, Club of Rome, Agora etc, sind Organisationen die einer einstigen "Mitte" der Gesellschaft entsprungen sind. Wenn diese Organisationen plötzlich offen Systemkritik betreiben, dann entziehen sie der Mitte die ideologische Legitimation.


    Die Erkenntnis dass man keinen Boden unter den ideologischen Füßen hat ist schmerzhaft.

    Akteure der Mitte suchen also lieber gegenseitige Bestätigung als sich geistig zu bewegen. Wenn nur genug andere sich auch da befinden wo ich bin muss das die gefühlte Mitte sein, auch wenn es da keinen Boden mehr gibt auf dem man stehen kann.


    Das einzige Instrument, dass Verfechtern einer Mitte haben um ihre Position zu verteidigen, ist sich vom rationalen und faktischen Diskurs wegzubewegen und die Sachebene zu scheuen wir der Teufel das Weihwasser. Das Resultat ist ein Wahlkampf der sich um die Fehler der Person Annalena Baerbock dreht, oder die absurden ad Hominem Angriffe mächtiger Politker und ältere Männer auf eine junge Frau namens Greta Thunberg.


    Die Angst der Mitte hat sich auch auf die Grünen Übertragen, die eigentlich an ideologischer Legitimation gewonnen haben. Weil die Mitte ein Ort ist der traditionell politisch attraktiv ist, darf man unangenehme Wahrheiten nicht aussprechen.


    Der Politische Diskurs bleibt so weit hinter der Dringlichkeit des Handlungsdrucks zurück. Die Mitte ist keine haltbare Position mehr. Die Gute Nachricht ist, es gibt die Mitte nicht, das Hufeisen war schon immer falsch. Die Erde ist nicht flach sondern eine Kugeloberfläche die keine Mitte hat.


    Das einzige was uns davon abhält das richtige zu tun sind Denkschranken in unserem Kopf.

  • ....fand ich ja auch super und ziemlich witzig. Aber n paar Sachen sind dann eben doch etwas unscharf.

    z.B. kann man CO2 nicht einfach mit Blei in Benzin oder FCKW vergleichen und sagen: "Ja verbieten wir jetzt einfach." Jeder Verbrennungsvorgang an dem Kohlenstoff beteiligt ist setzt CO2 frei. Wir reden hier also über eine völlig andere Dimension des Problems. Dass es bei einer 65€-Obergrenze bleiben wird glauben die Wenigsten. Also ich glaube da überhaupt nicht dran. Das wird jährlich angepasst und je nach Stimmung wahrscheinlich erstmal bis 100€ freigegeben bevor da irgendetwas mit Deckelungen kommt.

    Zudem kann man nicht davon ausgehen, dass die letzten 13 Jahre relevant für das sein werden was in den kommenden 13 Jahren kommt. Wenn CO2-Preise politisch gedeckelt werden, dann nur auf Grund von extrem viel Druck aus der Bevölkerung.

    Newtons Frage war natürlich gut: "Welche Ware, die an der Börse verhandelt wurde, ist jemals verschwunden?"

    ....Der CO2-Preis für Zertifikate kann also nur ein Übergangsmodell sein.... es sei denn er steigt so hoch, dass sich Projekte lohnen die Effektiv CO2-Senken sind ;).


    Ich kann mir vorstellen, dass dieser Handel irgendwann auch dahin führt.


    Edit: Man muss sich aber natürlich auch fragen wer diese Zertifikate in den Umlauf bringt, also letztlich der Verkäufer ist. Das ist der Staat.

    Für Handel mit CO2-Senken braucht es also noch immer, wenn der Staat nicht zum Senken-Käufer werden soll, CO2-Emittenden, die auf Senken angewiesen sind. Agora hat in ihrem neuesten Papier diese Senken aber auch schon auf dem Schirm.

    Auch das kann ich mir vorstellen. Also.... Die Frage von Newton kann durchaus beantwortet werden.

  • Newtons Frage war natürlich gut: "Welche Ware, die an der Börse verhandelt wurde, ist jemals verschwunden?"

    ....Der CO2-Preis für Zertifikate kann also nur ein Übergangsmodell sein.... es sei denn er steigt so hoch, dass sich Projekte lohnen die Effektiv CO2-Senken sind ;).


    Ich kann mir vorstellen, dass dieser Handel irgendwann auch dahin führt.

    Der Maßnahmenkatalog von GermanZero sieht vor die Zertifikate gemäß des Pariser Rest-CO2-Budgets von Deutschland zu limitieren, dass heißt die Menge wären automatisch gedeckelt, der Preis würde relativ schnell ansteigen, CO2-neutrale alternativen würden schnell attraktiver und am Ende sollen alle Zertifikate vollständig bis 2035 aus dem Verkehr gezogen werden.

    Dazu kommt die Aufteilung der CO2-Zertifikate auf verschiedene Sektoren, um zu verhindern das ein Bereich, der viel schlechter CO2 vermeiden kann, wie die Luftfahrt, ohne größere Anpassung so weiter machen kann wie bisher, weil die Zertifikate in den anderen Bereichen günstiger wären, wie zum Beispiel im Verkehr.


    Die CO2-Zertifikats-Problematik wird ganz gut in der stark verkürzten Sektorskizze zum CO2-Preis erklärt.

  • Technokratie vs. Demokratie:

    Central bank independence is a myth. What about green central banking?

    Last week the ECB announced its new policy of ‘going green’. How can a conventional central bank do this? Only by discriminating against bonds and equities issued by companies damaging the environment that it accepts as collateral, or which it buys, in return for loans ‘greening’ its purchase/acceptance policy. Is ‘green central banking’ a move in the right direction? Or is it a sign of desperate times?


    Aber das hat natürlich...


    #NichtsMitKapitalismusZuTun

  • Zu EZB und Euro und #NichtsMitKapitalismusZuTun muss man immer das hier kapieren.


  • Die Extremwettersituationen (Überschwemmung, Hochwasser, Schlammlawinen, Großwaldbrände, Hitzeperiode 50 °C) werden weltweit statistisch 150 mal wahrscheinlich auftreten in der Zukunft...


    (Gedankenprotokoll eines Artikels)


    Der Mensch stirbt bei 42 Grad Kerntemperatur, da funktioniert keine Körperfunktion mehr - Eiweißverbindungen lösen sich auf, okay, Kerntemperatur ist durch schwitzen usw. nicht Außentemperatur, aber lange genug in der Hitze und wenig Flüssigkeit und Schatten, dann fallen Menschen wie Eintagsfliegen um...




  • Für ein paar Batterien in Schrott-Rollern (die jährlich zu hunderten aus dem Rhein gefischt werden) könnte man auch den Meeresboden ruinieren ... was könnte da schon schief gehen.




  • Kann man positiv finden, aber irgendwie erschließt sich mir die Überschrift nicht?! Der Energiebedarf in China und Indien wächst rasant - renewables und fossil Hand in Hand. Und dass der fossile Energieverbauch "gepeakt" wurde, das ist eigentlich eine Geschichte, die ich so noch nirgendwo gehört habe:



    Review of IEAs World Energy Outlook



    D.h. selbst mit neuen policies wächst der Bedarf an Kohle Öl und Gas in Absolutzahlen noch an. Korrigier mich, wenn ich da irgendwie etwas falsch verstanden hab und ich gerade in den Eimer Sangria pinkel, aber ich bin von dieser optimistischen Aussage irgendwie überrascht.

  • Überrascht bin ich erstmal auch...habe aber gerade nicht die Zeit das wirklich zu überprüfen... Heute Abend vielleicht.

  • Also in meiner Eifler Heimat geht gerade wohl alles unter. Bewohner äußern, dass es sowas in den letzten 200 Jahren nicht gab (ja, die werden bei uns so alt). Bin mal gespannt, wie die Reaktion dieses abgeschotteten Völkchens auf so eine Sache ist..."dAs hAT allES nIChTS miT DEm KLimAwANdEl ZU tuN!!!".


    Aber mal ehrlich: WTF! Ich habe Bilder von reißenden Flüssen gesehen, wo ursprünlich mal Straßen waren und sonst gar kein Gewässer. Holy shit!


    Edit: In einem Ort ist die Kernstadt von der Außenwelt abgeschnitten und kann nur noch mit Motorbooten erreicht werden. Ich spreche immer noch von der Eifel. Manmanman....

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