Ich schaute damals schon mal rein und scheute mich dann doch vor 142 Seiten. Grundsätzlich finde ich den Ansatz regionaler Energiegesellschaften richtig. Klimaschutz findet am besten IMMER vor Ort statt und kann nicht einfach zentral geplant werden, bzw. wird es immer zu höheren Flächen- und Ressourcenverbräuchen kommen, wenn man eben nicht auf lokale Besonderheiten abhebt (Flusswärme, Geothermie, Klärschlamm, Bioabfall.... etc.).
Leider stehen diversen Klimaschutzvorhaben, die vom Wirkungsgrad und der technischen Umsetzungsfähigkeit her herausragend gut sind sehr, sehr oft Genehmigungsverfahren im Weg. Mitunter sind es auch die Bürger selber, die hier verhindern. Das wissen wir.
Die Verbesserung der Genähmigungsverfahren ist einer von vielen Punkten im Maßnahmenpaket, genauso die Bürgerbeteiligung an der Energieproduktion, sei es durch deutlich niedrige Kosten, wenn der Strom aus der Region kommt, oder direkt.
Niemand muss auch die 470 Seiten lesen, sondern es reicht auf der Themenseite zum Maßnahmenpaket sich die Übersicht anzuschauen oder die unten auf der selben Seite verlinkten Sektorskizzen, die auf wenigen Seiten einen kurzen Überblick zu den wichtigsten Änderungen im Sektor geben
Aber ja, auch ich habe große Zweifel, dass uns Klimaneutralität bis 2045 gelingt. Das liegt dann aber nicht daran, dass wir bis dahin nicht den Kapitalismus abgeschafft haben, sondern daran, dass es uns an den nötigen Arbeitskräften, Genehmigungen, Pragmatismus, Material und Akzeptanz in der Bevölkerung gefehlt haben wird.
Gerade ernten wir in Sachen Klimaschutz noch die ganz tief hängenden Früchte. Wir müssen jetzt anfangen uns intensiv mit Speichern zu beschäftigen. Dass die Umlagen auf selbige nun wegfallen sollen kommt viel zu spät. Sowas hätte man vor 10 Jahren beschließen müssen.
Also einmal ist das Ziel von GermanZero 2035, nicht 2045, und um den Pragmatismus und die Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Abgeordnten setzen wir uns ja gerade ein.
Deswegen finde ich auch den GermanZero-Ansatz so gut, weil er halt sektorübergreifen Maßnahmen zeigt, die aufzeigen wie es gehen könnte ohne das sich alles verändert.
Und halt mit dem pragmatischen Ansatz durch die Politik, denn die kann das ganze umsetzen, wenn die Bevölkerung das möchte und genügend Druck macht.
Natürlich wäre das vor 10 Jahren besser gewesen, ich möchte gar nicht daran denken was gewesen wäre, wenn Jimmy Carter Präsident geblieben wäre, der hat das Thema schon in Ende der 70. angesprochen, meinte wir müssten anders wirtschaften und hat Solarzellen aufs weiße Haus montieren lassen. Da wäre eine Transformation noch so viel einfacher möglich gewesen, aber wir müssen halt mit dem arbeiten was wir haben und nicht in Schwermut verfallen.
Es sind adhoc auch nicht die Mrd. Mehrausgaben, die man in meinen Augen für guten Klimaschutz bräuchte. Man muss jetzt auch nicht zwingend den Kapitalismus abschaffen, man müsste im ersten Schritt einfach mal die Akteure, die die Energiewende umsetzen müssen, fragen was die brauchen: aktuell fehlen unserem Chef der Fernwärme Tiefbauunternehmen, d.h. Leute, die "grüne" Fernwärmeleitungen unter die Erde bringen. Unsere Klimaschützer wollen aber alle am liebsten studieren, oder? Es fehlt in Eurem Heft also eine Seite ala: "Wer Klimaschutz will, sollte Tiefbauer werden!"... am besten mit schönen Bildern. (designmäßig ist das Heft ja auch wirklich ansprechend).
Ich mag dieses gegenseitge rumhaken einiger Klimaschützer nicht, wer was richtig macht, wer das richtige macht usw.., die Klimaschützer haben schon genügend finanzstarke Gegner, da müssen die sich nicht noch selber runter machen, sondern sie sollten zusammen arbeiten, auch pragmatisch.
Teil von dem Maßnahmenpaket war eine Ausbildungsoffensive fürs Handwerk, für die Gebäudesanierung und wahrscheinlich auch das.
Das schön am Kapitalismus ist ja, bei allen Problem, das bei erhöhtem Bedarf und niedrigem Angebot der Preis/das Gehalt steigt und somit mehr Leute sich dazu bereit finden.
Dazu kommt Innovation, davon mehr zu automatisieren usw.. Möglich ist das auf jeden Fall und sicherlich kein Grund zu sagen, das bringt eh nichts.
Ansonsten... ist der Weg der CO2-Preise natürlich sehr zwingend. Sozialer Ausgleich ist hier allerdings wichtig, wobei ich nicht weiß inwieweit eine Pro-Kopf-Auszahlung wirklich das Mittel der Wahl sein sollte. Ich würde sagen: Steckt es lieber in die Renten- und Sozialkassen. Aber das ist nur so ein Gefühl.
Der soziale Ausgleich ist ja wie Du schon sagst vorgesehen, auf allen möglichen Ebenen.
Ich finde die Pro-Kopf-Auszahlung toll, weil dadurch Leute, die nicht viel Einkommen haben, aber einen kleinen CO2-Fußabdruck wirklich mehr auf dem Konto haben und nicht weniger. Wenn die durch die Maßnahmen noch weniger hätten würde die Akzeptanz deutlich sinken, vor allen Dingen können die auch nicht so einfach ausweichen oder CO2-sparen, wie der Besserverdiener.
Dazu kommt das selbst Leute mit niedrigen Einkommen einen Anreiz hätten mehr CO2 zu sparen, weil sie dann in Relation ja noch mehr Geld zur Verfügung hätten.
Hingegen jemand mit hohem Einkommen, und großem CO2-Fußabdruck, zahlt drauf, je mehr, je größer der Fußabdruck ist.
Von dem Einsatz der CO2-Preis-Maßnahmen zur Senkung der EEG-Umlage profitieren die, die sehr viel Strom verbrauchen deutlich mehr, deswegen finde ich das nicht vergleichbar.
Zusätzlich gibt es noch einen Härtefallfonds, zum Ausgleich von krassen Ungleichheiten.
Dann sollen die CO2-Kosten des Heizens zu 100% auf den Vermieter umgelegt werden, weil nur dieser diese tauschen kann und sonst keinen finanziellen Anreiz hätte.
Die Abschaffung der Pendlerpauschale soll zur Senkung der ÖPNV-Tickets verwendet werden, was auch tendenziell wieder denen zu gute kommt, die kein großes Budget haben usw..
Ein Standpunkt von GermanZero ist, dass Klimaneutralität nur möglich ist, wenn die Ungleichheit zwischen arm und reich dadurch nicht noch vergrößert wird, was sie meiner Einschätzung sehr ernst nehmen.
Das heißt nicht, dass jeder ein Recht jeden Tag auf ein billiges Schnitzel hätte, oder auf einen super günstigen Flug nach Mallorca, aber wer sich davon nicht abbringen lässt, profitiert langfristig so wohl finanziell, als auch von den Lebensverhältnissen, weil aktuell Ärmere auch überproportional häufig an Hauptstraßen und anderweitig vom Verkehr betroffenen Gebieten leben.
Das größte Problem bleiben in meinen Augen aber derzeit die schwierigen Genehmigungsverfahren. Jeder ist gerade dazu bereit (die Stadt, das Unternehmen, das Land, der Landkreis) sehr viel Geld für Klimaschutz in die Hand zu nehmen. Auch die Fördermitteltöpfe sind erreichbar.... aber man kommt nicht ran, weil unklar ist ob die sechsäugige Bachgrundel Wärmepumpen in ihrem Fluss akzeptieren kann, oder die DB eine Rohgasleitung unter ihren Schienen. Das sind die Probleme. Und das muss endlich Thema sein.
Das sind alles Details, Teil davon ist wie gesagt die Genehmigungsverfahren zu verbessern, als Staat selber stärker auszubauen, die Bürger zu beteiligen, Naturschutz einzubeziehen usw..
Ich denke das wir mehr nach vorne schauen müssen und Möglichkeiten nutzen, die sich ergeben, statt immer nur zu sagen, warum es angeblich nicht ginge.