Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Hier übrigens mal was zum innenpolitischen Druck auf die russische Regierung:


    https://www.themoscowtimes.com…war-voices-at-home-a77152


    Das ist schon ein bisschen irre:


    Zitat

    The statements – the first signs of a possible de-escalation by Russia after more than a month of fighting – were met with frustration by pro-war Russians, who say the Kremlin’s stated goals of “denazifying” and “demilitarizing” Ukraine are far from achieved.


    “I myself was in a state of panic yesterday,” Alexander Prokhanov, a nationalist writer who has supported Russia’s war in Ukraine, told The Moscow Times of the news.


    “Today I feel better. The night was accompanied by heavy bombardment of Ukrainian targets throughout the country, from Lviv to Donetsk,” said Prokhanov, who said he sees the war as an effort to address the wounds left open by the Soviet collapse.

  • Erinnerung an Willy Brandt 1968:

    Das mchte ich noch mal ganz unironisch, unzynisch hochhalten, so wirklich stark und klug ist diese wunderbare Aussage:


    "Auf Forderungen der USA, die Bundesrepublik müsse nun noch mehr für die NATO leisten, antwortete Brandt mit dem Hinweis, er verstehe dies als Aufforderung, sich noch stärker für den Frieden einzusetzen. Mehr Geld für das Militär bedeute nicht automatisch mehr Sicherheit, Vorrang habe weiterhin die Reduzierung der Spannungen zwischen den Blöcken, die NATO zu stärken sei kein Ersatz für eine aktive Ostpolitik. Man müsse eine Strategie erarbeiten, welche die Sowjetunion nicht als Drohung empfinde, aber auch nicht als Ausdruck westlicher Feigheit, und auf keinen Fall sollte es zu einem neuen Rüstungswettlauf kommen."

  • Extending Russia, ein bisschen mehr Spannungen im Kaukasus wären gerade sehr hilfreich.

  • Denn gerade sieht es zumindestens danach aus, als ob die russische Wirtschaft mit den Sanktionen ganz gut umgehen kann

    Ich halte den Glauben an die Wirkung der Sanktionen für völlig überschätzt. Auch wenn Stefan Schulz und Richard David Precht sicher mehr Ahnung davon haben als ich. Aber der Iran wurde mit ähnlichen Sanktionen überzogen wir Russland jetzt, Swift-Ausschluss, Handelssanktionen, Sekundär-Sanktionen und deren Gesellschaft ist noch nicht zusammengebrochen und die führen gerade einen Stellvertreterkrieg gegen die USA im Jemen.


    Wo ich Chancen sehe, dass Russland der Doppelbelastung, Wirtschaftskrieg gegen den Westen und Krieg gegen die Ukraine nicht standhält.

    Der Punkt spricht allerdings eher für die These. Zunächst es sieht ja sehr danach aus, dass die Ukrainer wie von den Russen behauptet bereits eine sehr große Truppenkonzentration im Donbass hatten. Anders kann ich mir auch kaum erklären, warum sich zum Beispiel die Front über einen Monat nicht weit von Donezk wegbewegt hat. Außer Separatisten und russische Armee hätten dort überhaupt keine Anstrengungen unternommen, was selbst bei einem Fokus auf den Süden, eigentlich kaum vorstellbar ist. Vermutlich sind anfänglich dort einige Truppen abgezogen worden, um zum Beispiel Kiew zu verstärken. Aber mittlerweile, wenn die Russen eine Bedrohung in gegnerischen Verstärkungen sehen würden, die sich nicht durch die Zerstörung von Treibstofflagern unterbinden lässt, haben sie auch die Option Schienenwege zu zerstören. Davon hat man aber eigentlich nie etwas gehört.


    Die Ukrainer haben sich im Donbaz 8 Jahre lang eingegraben. Das dürfte ähnlich sein wie in Kiew, wo die Russen zwar außen rum, aber nicht rein gekommen sind. Und natürlich stehen da viele Truppen, (fast) jeder hat schließlich geglaubt, dass Putin dort zuschlägt und nicht, dass er auf Kiew marschiert. Schienen kann man zerstören, aber die Russen sitzen nur in den Grenzgebieten, also gibt es reichlich Ausweichstrecken.

    Das mchte ich noch mal ganz unironisch, unzynisch hochhalten, so wirklich stark und klug ist diese wunderbare Aussage:

    Damals war Deutschland ein geteilter Staat, halb von USA und halb von UDSSR besetzt. Jetzt ist Deutschland der Kern-Staat der EU, die auch den damaligen Ostblock umfasst. Rückzug auf Appeasement ist daher nicht mehr so einfach. Ich glaube Scholz würde schon gerne so einen Spruch ablassen, fleißig Gas von Russland kaufen, und die Ukraine lassen wir mal machen, die einigen sich schon irgendwie.


    @Deprisoph


    Der Punkt, warum ich die westliche Demokratie für den östlichen Autokratien vorzuziehen halte, hängt natürlich nicht daran, ob Frankreich formell aus der NATO ausgetreten ist. Auch dann wäre es zu keiner US-Invasion gekommen, um die Gefahr an der Flanke der NATO zu beseitigen. Auch wenn Kanada jetzt Putins Position einnehmen und ihn mit Geld und Waffen versorgen und sich Atomwaffen anschaffen würde, sehe ich da keine US-Invasion kommen.


    Ob man den Unterschied für relevant hält, ist wieder eine andere Frage. Ich denke, wenn man den Autokraten von Russland und China, Raum zur Expansion lassen würde, um sie zu befrieden, würde das auch nichts verbessern. Wissen kann man das natürlich nicht. Beide Strategien, Appeasement und Eindämmung, sind legitim.

  • Ich sehe momentan weniger Systemkritik als je zuvor in der öffentlichen Debatte. Alles wird der Ideologie der "Werte" untergeordnet. Vladimir Putin ist nicht am 24. Februar 2022 aus der Hölle empor gestiegen. Er ist genauso ein Produkt dieser Imperialen, zerstörerischen Weltordnung wie wir.

    Wir streiten uns auf der untergehenden Titanic, wer die besten Kabinen bekommt. Und wenn der Kahn untergeht, und das wird er, waren alle unsere Bemühungen für die Katz. Russland wird sowieso untergehen, und die NATO braucht gar nichts zu machen, das erledigt die Natur von ganz allein. Und trotzdem zappeln und strampeln alle, als ginge es wirklich um was. Vielleicht kann Putin noch schnell das russische Reich wieder errichten, bevor es zu Ende geht. Und China Taiwan erobern. Das ist aller Mühen wert.


    Es wirkt so, als ob der Gedanke so undenkbar ist, dass er einfach ignoriert wird. Alle machen so weiter, als ob es den Eisberg gar nicht gäbe. Vielleicht so ein psychischer Schutzmechanismus, damit man auch in hoffnungslosen Situation weiter funktionieren kann.

  • Damals war Deutschland ein geteilter Staat, halb von USA und halb von UDSSR besetzt. Jetzt ist Deutschland der Kern-Staat der EU, die auch den damaligen Ostblock umfasst. Rückzug auf Appeasement ist daher nicht mehr so einfach.

    Du meinst, damals, als die BRD noch von allierten Armeen besetzter Frontstaat, und in der DDR , dem anderen Frontstaat, die Rote Armee stationiert war, die zusammen mit der NVA Westdeutschland im Kriegsfall einfach mit Panzern hätten überrollen können, bevor die Amis überhaupt ihre Schiffe mit dem Nachschub nach Europa gebracht hätten, und als man in Washington daher Pläne in der Schublade hatte, Zentraleuropa lieber mit Atomwaffen zu pulverisieren, als es den Kommunisten=O zu überlassen, wäre es leichter für die Bundesregierung gewesen, sich der weiteren Aufrüstung zu widersetzen als heute, wo zwischen dem wiedervereinigten UnserLand und dem schrecklichen Iwan eine ganze Reihe anderer NATO-Mitgliedsländer liegen?


    Vielleicht war das doch keine so gute Idee, Dich zum Generaloberst zu befördern.

  • Also ich lese das anders: Den Ukrainern schwebt offenbar eine Art Artikel 5 losgelöst von der NATO nur für die Ukraine seitens der Garantiemächte vor. Und da Artikel 5 letztlich heißt, du überlegst, was deiner Meinung nach ein angemessener Beitrag für die Beilegung der Bedrohung ist, könnten wir dann auch wieder Helme schicken.

    Budapester Memorandum 2.0?

    Bei 1.0 hat die Ukraine freiwillig ihre Atomsprengköpfe abgegeben, 1.5 war einseitiger als sich die Russen inKriminiert haben (1.0 war da schon wertlos). Jetzt 2.0 unter Verlust der Ostgebiete (Deutsche und Ukrainer haben so vieles gemeinsam) plus xy... wieder nur für Garantien die gege (A-versichertes) Russland weiterhin nix wert sind, muäh umschreibt die Attraktivität des Angebots.


    xy: könnte eine Neutralität sein, oder sogar eine Entwaffnung oder oder

    sehr viele ungelegte Eier über die da gegackert wird.

  • Hatte Markus Kaim irgendeine Wandlung hinter sich?


    "Mir leuchtet nicht ein, was die Ukraine möchte" - mir auch nicht, ist man allen Aussagen nach doch bereit zu einer Einigung in allen Punkten.


    Und er erinnerte den Nachrichtensprecher man sollte sich Häme über die "vermeintliche Schwäche Russland" besser sparen, das klingt nun wirklich überall durch, wie Cheerleading. Hochmut kommt vor dem Fall ...

  • Da wird wohl keiner mehr öffentlich eine freie Meinung äußern, die auch nur einen Millimeter neben der Regierungslinie liegt (nachdem die Sense bei Vizeadmirälen angelegt wurde).


    Wenn Spitzenmilitärs in anderen Ländern abgesägt werden hat das den Geschmack von Instabilität und Schwäche.

    sind wir wieder bei persönlicher Integrität und allumgreifender Cancel Culture und warum es halt nie gut war und ist das auch nur bei noch so unwichtig erscheinenden Kleinigkeiten durchgehen zu lassen. Prinzipien und vor allem Prinzipientreue wären da noch Schlagworte, aber vllt Canceln manche ja auch aus Prinzip..

  • allumgreifender Cancel Culture

    Der Unterschied zwischen dem was bis vor diesem Krieg als "cancel culture" beklagt wurde und dem völligen Irrsinn der jetzt passiert, ist dass es vorher nicht die Bundesregierung und nicht die versammelte deutsche Qualitätspresse war, die von potenziellen AbweichlerInnen verlangte, öffentlich dem Bösen zu entsagen und bei Zuwiderhandlung den Bannstrahl der völligen sozialen Ächtung - bis hin zur Anschuldigung der strafbaren Angriffskriegsverherrlichung - androhte.


    Das eine ist eine hauptsächlich in linken und linksliberalen Kreisen betriebene Ausweitung der üblichen Grabenkämpfe auf die sozial-mediale Kampfzone, die dann von rechten demagogen zu einem allumfänglichen, gesellschaftsbedrohenden Phänomen hoch skandalisiert wurde.

    Das andere ist staatliche und politisch beförderte Propaganda zur Ausgrenzung von internen KritikerInnen und selektiver Diskriminierung von Menschen die das Pech hatten, in der falschen Autokratur geboren worden zu sein.


    Da kann man schon mal einen Unterschied machen, zwischen Leuten die sich von hyperventilierten Gendersternchen oder Regenbogenfarben auf deutschen Fußballstadien bedroht fühlen und dafür öffentlich verhöhnt werden, und solchen, die in den extremsten Fällen als gefährliche Verräter exorziert werden sollen, die mit den Feinden der Demokratie kollaborieren, und deren Leben unter Beifall der bürgerlichen Mitte ruiniert wird, weil sie den staatlich verordneten Konsens über einen Krieg kritisieren, der in seiner höchsten Eskalationsstufe die Auslöschung sämtlicher höheren Lebewesen in Europa zur folge haben könnte.


    (Jetzt kommt bestimmt gleich einer um die Ecke und faselt was von staatlich verordnetem Konsens zu Impfzwang und Maskenpflicht, aber im Gegensatz zur nahezu parteiübergreifenden Einigkeit bei der einseitigen Parteinahme für die Verheizung der Ukrainischen Bevölkerung in einem Stellvertreterkrieg gegen den Russenhitler, welcher schon jetzt tausende von Opfern gefordert und ca. 10 Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat, ist bisher noch kein Massensterben aufgrund von Impfschäden oder des Gebrauchs von FFP2-Masken aufgetreten, und es wurde darüber monatelang in Talkshows, Medien und Parlamenten heftig debattiert.)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!