Klimawandel [Sammelthread]

  • Übrigens wenn ich mir die gegenwärtigen Trends so anschaue, dann laufen wir auf einen eigenen Kippunkt im Wirtschaftssystem zu, wo es in eine permanente Kontraktion übergeht. Die Kosten für die Verhinderung und Begrenzung des Schadens durch die ersten paar Auswirkungen höherer Klimavolatilität werden einfach zu groß. Und dann hat sich die Kapitalismus-Diskussion auch erledigt. Ich hoffe mal der Konzernfeudalismus hat weniger Zuspruch unter seinen Opfern.

  • In 2020, Siberia saw an extreme heat wave. The maximum of the annual surface temperature anomaly, of up to 6 °C above the 1979–2000 baseline, was located on the Taymyr Peninsula in North Siberia (https://climatereanalyzer.org/). The atmospheric concentrations of methane in northern Siberia show a marked increase since June 2020, revealed by the PULSE map of methane concentrations (https://pulse.ghgsat.com/). The increase was strongest in July/August 2020 and in March/April 2021. During summer, 2020, two conspicuous elongated areas of increased methane concentration (in the following: “elongated maxima”) appeared, approximately parallel to each other, several hundred kilometers long, and trending SW–NE. In early 2021, methane concentration increased over the entire area. In the present communication, we demonstrate the geological significance of these maxima and discuss possible reasons for the increased methane concentrations, as well as consequences for the permafrost–methane feedback.

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  • Warum sollte mich interessieren, ob sich irgendwelche "Akteure" von meiner Sicht auf die Dinge auf den Schlips getreten fühlen könnten, wenn "meine" Sicht auf die Dinge in der Gesellschaft - und selbst in einem "linken" Forum - eine absolute Minderheitsmeinung ist?

    Oder meinen wir hier mit "Akteuren" eigentlich wieder mal nur uns selbst und unser eigenes, persönliches Moralempfinden?

    Nein. Ich setze mich aber dafür ein die Klimaschutzdebatte ohne Polemik zu führen. Das hilft beim Denken darüber was tatsächlich helfen könnte.

    Es sei Dir ja unbenommen, weiter knüppelhart an der Illusion einer kapitalistischen Marktwirtschaft als freiem und fairem Wettbewerb unter ehrbaren Kaufleuten festzuhalten, aus dem der Markt am ende schon die besten Ideen und die nachahltigsten Technologien heraus kristallisieren würde, wenn nur endlich mal einer die Marktordnung per staatlicher Technokratie mit den richtigen Anreizen anreicherte - immerhin bist Du damit bei den meisten relevanten (bzw. koalitionsgeeigneten) politischen Parteien in guter Gesellschaft.


    --> German Engineered Klimaschutz !!!


    Aber nur weil jahrzehntelange Propaganda einem Großteil der WählerInnen erfolgreich eingetrichtert hat, dass es unseren Industriekapitänen, ihren PR-SpezialistInnen und ihren mit Milliardenprofiten gesponserten wissenschaftlichen Beratungsinstituten, Stiftungen, "Initiativen", und politischen InteressenverteterInnen doch auch nur um den klimagerechten Wohlstand für Alle™ ginge, und dass es dazu sowieso keine realistische Alternative geben könne, ist das noch überhaupt kein Beweis dafür, dass radikale Kritik am - dem ganzen Apparat eigentlich als ursächlicher Anreiz zu Grunde liegenden - Profitmotiv nichts als linksverbohrte Ideologie sei, die mit der Realität™ nichts zu tun habe.

    Wie gesagt; ich mag keine Polemik bei diesem Thema. Und nein, es ist nicht so, dass mir für die Finanzierung lang bearbeiteter Projekte nicht hier und da auch Geld fehlen würde. Aber... die Bedingungen derartige Projekte zu realisieren waren selten so gut wie heutzutage. Das liegt an vielen Faktoren. Der wichtigste ist und bleibt jedoch der CO2-Preis verbunden mit gesetzlichen Rahmenbedingungen, die allesamt in die gleiche Richtung zielen. Natürlich müsste man bspw. das Thema Netzentgelte auf völlig neue Füße stellen. Entscheidend sollte z.B. nicht mehr der maximale Leistungsabruf in KW pro Viertelstunde sein, sondern die durchschnittliche CO2-Belastung pro kWh pro Stunde z.B.. Dann wenn Strom besonders schmutzig ist, muss ich als Kunde oder Netzbetreiber entweder Abschalten oder eine eigene Erzeugung dagegensetzen. Das wäre für mich so eine sinnvolle Reform.

    Man wird nicht umhinkommen andere Reize zu setzen. Klimaschädliche Technik muss unrentabel gemacht werden. Diesen Weg hielte ich nach wie vor, mindestens kurz- und mittelfristig, für den gangbarsten. (Und unter uns gesagt auch langfristig)

    Aber keine Angst - Die EU-Kommission ist wie immer - mit nur marginaler Verzögerung von so ungefähr zehn bis zwanzig Jahren - ganz hart am Thema und reguliert mit total ausgefuchsten neuen Akronymen höchst effizient einem freidrehenden Markt hinterher, den sie selbst mit geschaffen hat:


    Schluss mit „Greenwashing“: EU-Offenlegungspflichten für nachhaltige Investitionen ab heute in Kraft (EU-Komission 10.03.21)

    Ja und? Verteidige ich jetzt irgendwie grüne PR?

  • Ja und? Verteidige ich jetzt irgendwie grüne PR?

    Aber Nein!


    Du verlinkst einfach nur die grüne PR von milliardenschweren, global agierenden industriekonzernen als "Argument" dafür, wie gut das mit den Marktanreizen zur Selbstregulierung Deiner Ansicht nach funktioniert...

    Dass solche Unternehmen wie Thyssen jetzt schon länger daran arbeiten zukünftig "grünen" Stahl zu produzieren haben die Autoren aber schon mitbekommen oder?


    https://www.thyssenkrupp-steel…altigkeit/klimastrategie/


    Das ist ja auch nur ein Unternehmen von vielen...

    VW verpflichtet sich auch und hat ein sportliches Programm angekündigt. Das ist doch kein inhaltsloses Gebabbel.


    https://www.volkswagenag.com/d…the-volkswagen-group.html

    ...und schiebest dann noch Links von der EU-Komission hinteher, in denen dieselbe ihre Kungelrunden Verhandlungen mit den Lobbyverbänden ExpertInnen der Wirtschaft und deren angeschlossenen IdeologieproduktionsForschungsintstituten schön redet.


    Ganz unpolemisch, natürlich.

  • Lizenzen für CO2-Emissionen: Die Zähmung des Drachens

    Der EU-Emissionshandel sollte das Klima retten. Dann machten ihn Politiker und Lobbyisten zu einem unbeweglichen Bürokratiemonster.


    aber...aber... Utan ! Das ist doch von 2017!! Die EU hat doch längst die Daumenschrauben auf dem Zertifikatemarkt angezogen!!!


    ...Und dreimal dürft ihr raten, von wem sich die zuständigen EntscheiderInnnen dabei ganz besonders intensiv haben beraten lassen.


    Der Klimaschutz hat jedenfalls todsicher keine Mehrheit unter den (schätzungsweise) mindestens 31.000 LobbyistInnen mit Direktzugang zu ParlamentarierInnen, KomissarInnen und MinisterInnen in Brüssel (ca. 25.000) und Berlin (ca. 6.000).

  • ...ich bitte um weniger Polemik, Du legst noch welche drauf.

    Hier mal der Geschäftsbericht von Thyssen


    https://ucpcdn.thyssenkrupp.co…rupp-GB-2019-2020-Web.pdf


    ...ist jetzt hoffentlich weniger PR. Die schreiben zu ihren Chancen ganz klar, dass sie Marktführer für grünen Stahl werden wollen. Wenn Du das nicht ernst nimmst, bitte. Aber dann hast Du eine sehr sehr selektive Wahrnehmung. Das gleiche, in anderer Form, findest Du mit Sicherheit im VW-Geschäftsbericht.

    Und was irgendwelche Lobbygruppen mit der EU-Komission besprochen haben interessiert mich freilich sehr. In unserer Branche wurden diese Beschlüsse allerdings vollkommen anders diskutiert, als Du es hier anregst; für den CO2-Markt nämlich extrem bullisch. Und siehe da, CO2 schloss gestern bei 55,42€/t! Das ist nahe am Allzeithoch und sorgte gleichzeitig für Strompreise über 7,6 ct/kWh auf den BASE im Frontjahr.

    Quizfrage Utan: Lohnen sich bei derart hohen Strompreisen CO2-freie Energieerzeugungsanlagen, gerade weil sie von der CO2-Preisentwicklung völlig unabhängig sind, zukünftig wahrscheinlich eher mehr oder weniger?

    (Noch vor 3 Jahren, bei Preisen von 3,2ct./kWh dachte ich übrigens 4,0 ct./kWh wären das absolute Ende der Fahnenstange. Das war aber nur in einer Welt mit ohne CO2-Preis und Braunkohlekraftwerken....)


    Deine Erzählung funktioniert nicht, weil die Realität nun mal anders verläuft; sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf gesetzlicher Ebene wird in Sachen Klimaschutz gerade ein Druck aufgebaut, den sich KEIN energieerzeugendes oder verbrauchendes Unternehmen mehr entziehen kann. Und falls diese Lobbygruppen antraten um „Druck vom Kessel“ zu nehmen, sind sie krachend gescheitert!

  • Wie gesagt, noch in diesem Monat sehen wir 60€/t am CO2-Markt und 8,0 ct./kWh im Strom. Deine Einlassungen sind bei dieser Entwicklung völlig Wumpe oder die Lobbyisten können halt nix.


    Edit: fairerweise muss man sagen, dass die Kohle, trotz hoher CO2-Preise, gerade ihr Comeback feiert. Gas ist einfach zu teuer derzeit. Gasprom schickt uns in ein Wettbieten mit den Asiaten um knappe LNG-Lieferungen und bucht keine Kapazitäten mehr über die Ukraine. Ohne NS2 wird das bei einem knackigen Winter noch viel viel teuerer.

  • These results reveal spatially consistent empirical evidence that, in the course of the last century, the AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation) may have evolved from relatively stable conditions to a point close to a critical transition

    the patient having a real mortal problem.

  • Hm, wenn ich mich recht entsinne, ist ein großer Beitrag zu den milderen Temperaturen in Europa durch das Zirkulationssystem im Atlantik umstritten.

    Von wem ist das umstritten? Und wann und wo zu welcher Jahreszeit?


    Die Frage ist mMn daher wichtig weil man natürlich die Auswirkung vom Golfstrom bewusst verharmlosen kann wenn man die Betrachtung zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchführt.


    Im Sommer ist das Verhältnis von der eingestrahlten Wärmeleistung der Sonne zu der transportierten Wärmeleistung vom Golfstrom soweit mir bekannt so groß das die Wärmeleistung vom Golfstrom vernachlässigt werden kann bzw teilweise arbeitet der Golfstrom dann sogar umgekehrt als eine Art Senke für Wärme.

    Im Winter sieht das aber ganz anders aus, die Einstrahlungsenergie der Sonne beträgt im Winter hier in Deutschland je nach Region eher nur noch so 100-200Watt pro m². Im Sommer sind es eher so 1000Watt pro m². Die Auswirkung der vom Golfstrom transportierten Wärme im Winter ist daher deutlich größer und ich habe bisher von der seriösen Seite der Wissenschaft nichts dazu gehört das die Auswirkung auf unsere Region umstritten ist.


    Die Wärmeleistung die durch den Golfstrom transportiert wird liegt übrigens bei etwa 1500 Terawatt, ist eigentlich schon länger bekannt:

    Der Golfstrom befördert etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde (30 Sv) am Floridastrom, bei einer Geschwindigkeit von 1,8 Meter pro Sekunde, und maximal 150 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde (150 Sv) bei 55° West. Das ist mehr als einhundertmal so viel Wasser, wie über alle Flüsse der Welt zusammen ins Meer fließt. Er transportiert etwa 1,5 Petawatt Leistung. Dies entspricht der elektrischen Leistung von ungefähr einer Million der größten Kernkraftwerksblöcke.

    Nochmal zum Vergleich, die elektrische Energiemenge die Deutschland pro Jahr verbraucht liegt bei 500-600TWh, für so eine Energiemenge braucht der Golfstrom nur 20 Minuten...und die jährliche Primärenergie in Deutschland liegt wenn ich mich richtig erinner so bei etwas über 3000TWh, dafür braucht der Golfstrom anstatt 8760 Stunden nur etwa 2 Stunden im Jahr.

  • Hm, also ich habe gerade nochmal bisschen quergelesen, aber müsste mich wesentlich besser einlesen. Der Golfstrom ist allerdings nur ein Teil des größeren Zirkulationssystem. Also nicht die Atlantic Meridional Overturning Circulation.


    Ich glaube das einfache Konzept, man hat eine Ozeanströmung und die transportiert Wärme in den Ozeanbereich neben Europa, von wo diese dann auf den Kontinent übergeht, trifft so nicht zu. Sicherlich wird wärmeres Wasser einen Teil der Wärme an den Küstenbereich abgeben. Aber der Wärmeinhalt des Meeres beeinflusst vorallem die Strömungen in der Atmosphäre und denen spricht man glaube ich den größeren Einfluss zu. Aber da kann man sich sicher den Wärmetransport in den beiden Medien im Vergleich heraussuchen.


    Ich denke die großen Ozeanzirkulationssysteme haben eher die Rolle, mittels der parallelen Wärmeverteilung durch das Meeereswasser, die atmosphärische Verteilung von Wärme auf der Erde abzuschwächen und damit für ein ausgeglicheneres Klima zu sorgen. Deshalb geht ihre Abschwächung mit extremeren Erscheinungen des Klimas einher.


    Also es kann schon sein, dass die nachlassende Zirkulation im Atlantik das Klima in Europa im Zusammenwirken all ihrer Effekte am Ende abkühlt. - Wäre vermutlich zu begrüßen. - Aber in dem Washington Post-Artikel sprechen sie davon, dass die Zirkulation endet und dann wird Europa extrem abgekühlt. Das ist genau dieses Bild des abgeschalteten Wärmetransports.


    Und man muss sagen, AMOC (und Golfstrom) haben sich wie auch diese neusten Ergebnisse wieder zeigen, bereits außergewöhnlich abgeschwächt. Die mittlere Temperatur in Europa ist aber dennoch gestiegen. Korrigiert mich aber in dem Bild vom Wärmetransport würde es keinen Sinn ergeben, wenn es da einen Kippunkt gibt, die Stärke der Meeresströmung müsste doch proportional zur transportierten Wärme sein.


    Konkret, den Wärmetransport durch den Golfstrom als Mythos hat mal Richard Seager, ein Forscher an der Columbia University, bezeichnet. Kann eine Außenseiterposition sein.

  • Also es kann schon sein, dass die nachlassende Zirkulation im Atlantik das Klima in Europa im Zusammenwirken all ihrer Effekte am Ende abkühlt. - Wäre vermutlich zu begrüßen. - Aber in dem Washington Post-Artikel sprechen sie davon, dass die Zirkulation endet und dann wird Europa extrem abgekühlt. Das ist genau dieses Bild des abgeschalteten Wärmetransports.

    Nein, glaube ich nicht, es wäre nicht zu begrüßen wenn das passiert...ein nachlassen der Zirkulation führt nicht einfach zu einer allgemeinen Abkühlung sondern eher speziell einer Abkühlung im Winter, es wird also eher nur zu dieser Jahreszeit einfach noch viel kälter werden als bisher.


    Im Sommer hingegen wird es eher noch wärmer werden wenn die Zirkulation wegbricht, wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben habe wirkt dieses System nicht nur in die eine Richtung...es wird nicht nur Wärme zu uns hin transportiert, es wird bei großer Hitze auch Wärme aufgenommen bzw weg transportiert.


    Kurz gesagt, Extremwetter mit großer Hitze und Kälte wird in den jeweiligen Jahreszeiten bei ausbleibender Zirkulation (sowohl Luftströmungen - dort sieht man ja ähnlich Effekte - als auch Meeresströmungen) deutlich zunehmen.

  • Ich glaube, zumindestens da gab es breite Einigkeit im Feld das Szenario im Film als unrealistisch anzusehen.



    Ich habe nochmal ein wenig weiter geschaut, aber mir scheint ein wirklich gut abgesichertes mechanistisches Verständnis gibt es bisher nicht. Mein Eindruck ist auch, dass es den meisten Arbeiten dazu eher um die Bedeutung der Zirkulation in Klimamodellen geht, die kein vollständiges Verständnis erfordern. Es sind die nicht-wissenschaftlichen Medien, die die Vorstellung einer Abkühlung Europas als Aufhänger verwenden.


    Und in diesem älteren Artikel (2006) vom PIK über thermohaline Zirkulation, findet sich eine Darstellung von Temperaturanomalien bezüglich der geographischen Zone (also der Breitengrad), aus dieser Arbeit übernommen:


    http://www.pik-potsdam.de/~stefan/thc_fact_sheet.html




    Demnach betrifft die größte Temperaturabweichung haupsächlich das Europäische Nordmeer - das ist sicherlich die Wirkung der atlantischen Zirkulation. Die Temperatur von Kontinentaleuropa weicht dagegen in geringerem Maße vorallem in Fennoskandinavien ab, ansonsten noch in einem Streifen entlang von Kanal-, Nord- und Ostseeküste. Der Großteil von Europa hätte zumindestens nach dieser Metrik der Abweichung der Lufttemperatur vom Zonenmittelwert gar keine Temperaturanomalie.

  • Ich glaube, zumindestens da gab es breite Einigkeit im Feld das Szenario im Film als unrealistisch anzusehen.,

    Da ging es wohl aber hauptsächlich darum, dass sich die Katasprophe innerhalb kürzester Zeit ereignete. Innerhalb von ein paar Tagen und nicht schleichend über Jahrzehnte hinweg.

    Allerdings stimmt es schon, dass auch Klimaforscher vielleicht besser nicht immer "absolute" Aussagen treffen würden, wie dieser Artikel zeigt. (Man achte aufs Datum..)


    Winter ade Nie wieder Schnee?

    In Deutschland gehören klirrend kalte Winter der Vergangenheit an: "Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben", sagt der Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie.
    01.04.2000, 13.43 Uhr


    https://www.spiegel.de/wissens…ieder-schnee-a-71456.html

  • Ich habe nochmal ein wenig weiter geschaut, aber mir scheint ein wirklich gut abgesichertes mechanistisches Verständnis gibt es bisher nicht.

    ...

    http://www.pik-potsdam.de/~stefan/thc_fact_sheet.html

    ...

    Demnach betrifft die größte Temperaturabweichung haupsächlich das Europäische Nordmeer - das ist sicherlich die Wirkung der atlantischen Zirkulation. Die Temperatur von Kontinentaleuropa weicht dagegen in geringerem Maße vorallem in Fennoskandinavien ab, ansonsten noch in einem Streifen entlang von Kanal-, Nord- und Ostseeküste. Der Großteil von Europa hätte zumindestens nach dieser Metrik der Abweichung der Lufttemperatur vom Zonenmittelwert gar keine Temperaturanomalie.

    Hab mir das was du da verlinkt hast mal angesehen, folgendes Zitat von dort beschreibt doch mMn halbwegs gut die Auswirkungen auf das Klima in unserer Region...und auch wenn da steht "still to some extent under discussion"...geht es dabei soweit ich das verstehe eher um kleinere Abweichungen von vllt einem Grad mehr oder weniger, da kann man natürlich drüber diskutieren, will ich garnicht abstreiten...aber es geht nicht um die gesamte Auswirkung:

    The effect on climate

    The climatic effect of the THC is still to some extent under discussion, and is due to the heat transport of ~1 PW of this circulation. Back-of-the-envelope calculations suggest that this amount of heat transported into the northern North Atlantic (north of 24 N) should warm this region by ~5K. This is indeed roughly the difference between sea surface temperature (SST) in the North Atlantic as compared to the North Pacific at similar latitudes. A look at sea ice margins suggest that they are pushed back by the warm surface currents in the Atlantic sector as compared to the North Pacific (Fig. 1), this in turn leads to reduced reflection of sunlight and thus warming (albedo feedback). A look at global surface air temperatures is also quite suggestive: over the three main deep water formation regions of the world ocean, air temperatures are warmer by up to ~10K compared to the latitudinal mean. ...

    Wie stark der Wärmetransport vom Golfstrom ist möchte ich nochmal kurz grob an einem anderen Beispiel deutlich machen, die von der Sonne eingestrahlte Leistung auf die globale Erdoberfläche beträgt etwa 87PW, davon trifft ein großer Teil vorallem am Äquator sowie den dort nah gelegenen nördlichen und südlichen Gebieten auf die Erde, also irgendwo so bis Südeuropa...während wir in Deutschland im Durchschnitt eher so 1000W/m² haben liegen die Werte z.B. in Spanien bereits eher bei 2000W/m² und in der Sahara sogar bei bis zu 2500W/m².


    Die gesamte Erdoberfläche liegt bei etwa 510 Millionen km², die 87PW werden also - wie gesagt eher ungleichmäßig bzw zu den Polen hin abnehmend - auf etwa 255 Millionen km² eingestrahlt.

    Wenn ich jetzt einfach mal stark vereinfacht die zu den Polen abnehmende Leistung und den Albedowert etc vernachlässige und mir anschaue das Europa etwa 10,5 Millionen km² Fläche hat dann würde - bei wie gesagt angenommener gleichmäßiger Verteilung der Leistung - eine Strahlungsleistung von etwas über 3,5PW auf Europa treffen, wobei der größere Teil davon wie gesagt eher in südlichen Bereichen von Europa eingestrahlt wird.

    Man könnte das ganze jetzt natürlich noch genauer ausrechnen um zu sehen wieviel weniger Leistung in nördlichen Bereichen von Europa einstrahlt, aber man sieht mMn auch schon an den nur grob über den Daumen gepeilten Werten das die Leistung vom Golfstrom mit etwa 1-1,5PW nicht unrelevant sein kann im Verhältnis zu der Solarstrahlungsleistung in unserer Region. Die 3,5PW sind übrigens natürlich ein Durschnitt aus Sommer und Winter, im Winter werden die Werte daher unterhalb der 3,5PW liegen, ich schätze einfach mal wieder optimistisch (also eher mit zu hoher Leistung) und nehme an es sind dann mitten im Winter eher nurnoch 1-2PW solare Leistung...und da sind dann die zusätzlichen 1-1,5PW vom Golfstrom etwa in der selben Größenordnung wie die solare Strahlungsleistung im Winter.

  • Nein, glaube ich nicht, es wäre nicht zu begrüßen wenn das passiert...ein nachlassen der Zirkulation führt nicht einfach zu einer allgemeinen Abkühlung sondern eher speziell einer Abkühlung im Winter, es wird also eher nur zu dieser Jahreszeit einfach noch viel kälter werden als bisher.


    Im Sommer hingegen wird es eher noch wärmer werden wenn die Zirkulation wegbricht, wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben habe wirkt dieses System nicht nur in die eine Richtung...es wird nicht nur Wärme zu uns hin transportiert, es wird bei großer Hitze auch Wärme aufgenommen bzw weg transportiert.


    Kurz gesagt, Extremwetter mit großer Hitze und Kälte wird in den jeweiligen Jahreszeiten bei ausbleibender Zirkulation (sowohl Luftströmungen - dort sieht man ja ähnlich Effekte - als auch Meeresströmungen) deutlich zunehmen.

    Mhhh. Und wenn Schnee fällt, sehr lange liegen bleibt und die Sonnenstrahlen reflektiert? Ich weiß es nicht und frag halt.

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