Ich gebe den Stand der Wissenschaft in einer politischen Diskussion weiter. Soll das Aktivismus sein?
Na ja, man kann Wissenschaft durchaus auch anders vermitteln. Aber „Aktivismus“ ist ja kein Vorwurf.
Und es gibt darüber, wie mit der Erderwärmung umzugehen ist, ja durchs unterschiedliche Ansichten. Ulrike Herrmann beispielsweise plädiert für eine Verlagerung der Chemieindustrie nach Namibia:
ZitatDie Chemieindustrie ist ein gutes Beispiel. Die Branche hat bereits ausgerechnet, wie viel Strom sie benötigen würde, wenn sie gänzlich klimaneutral produzieren soll – und kam auf 685 Terawattstunden im Jahr. Das ist weit mehr, als derzeit ganz Deutschland an Strom verbraucht. Diese Unmengen an Ökostrom wird es nicht geben, auch wenn jedes denkbare Windrad und Solarpaneel installiert wird. Die allermeisten Studien kommen daher zu dem Ergebnis, dass sich die Chemieindustrie halbieren muss.
Dieser Einschnitt wäre nicht das Ende der Chemieindustrie, aber die betroffenen Firmen müssten Deutschland verlassen und dort produzieren, wo sich mehr Ökostrom herstellen lässt. Als Standort würde sich beispielsweise Namibia anbieten, das mehr Sonnenschein und Wind aufweist.
Andere halten dem entgegen, dass eine solche Deindustrialisierung uns der wirtschaftlichen Basis beraubt, um die erforderliche Anpassung an eine unweigerlich stattfindende Erwärmung adäquat vorzunehmen. In diesem Spannungsfeld gibt es bestimmt noch viel auszudiskutieren, unter Berücksichtigung verschiedenster Interessen und wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesem Sinne verstehe ich auch Armins Äußerungen.
Was das Notwendige ist, findest du in jedem IPCC-Report. Schneller, radikaler, massiver Umbau des Wirtschaftens: Transformation der Energieversorgung, Transformation der Ernährung, Abbau der Ungleichheit, Umstellung des Finanzsystems weg von der Finanzierung der Katastrophe. Und das ist nur das Mindeste.
Ich wüsste übrigens nicht, dass das IPCC bezüglich der Ausgestaltung der notwendigen Transformation klare Vorgaben macht, beispielsweise bezüglich des Finanzsystems. Zumindest tat es das nicht in den vergangenen Jahren, den 2023er Sachstandsbericht kenne ich aber nicht im Detail. Vielleicht hat sich das inzwischen geändert.