Wenn wir nicht angegriffen werden wollen brauchen wir Atomwaffen
Von wem sollen "wir" denn angegriffen werden?
Glaubst Du ernsthaft, der Russe werde bis Berlin durchmarschieren, sobald er seinen "Blitzkireg" gegen die Ukraine erfolgreich beendet hat?
Und wenn er es täte, wenn russische Truppen die NATO-länder Polen oder Tschechien, oder mitten durch die NATO-Mitglieder Ungarn und Slowenien hindurch das EU-Mitglied Österreich angreifen würden - denn das müssten sie ja irgendwie machen, weil man sie schliesslich nicht einfach so bis an die Oder, an den Bayerischen Wald, an den Inn oder über die Alpen weiter fahren lassen würde - glaubst Du, dass es dann noch einen Unterschied machen würde, ob auf den Atomwaffen - die sowieso schon auf deutschem Boden lagern und zu deren schneller Verbringung ins Zielgebiet sich die Bundeswehr gerade einen halben Flugzeugträger voll neuer Jagdbomber anschafft - deutsche, französische, britische, oder amerikanische Fähnchen drauf gemalt sind, während sie lustig Richtung Russland fliegen und den russischen Zweitschlag gegen alles was in Europa und Nordamerika zur NATO gehört auslösen?
Das äußerst prekäre nukleare Gleichgewicht der mit dem Akronym M.A.D. treffend abgekürzten mutual assured destruction zwischen der von den USA dominierten NATO und den von der UdSSR gesteuerten Staaten des Warschauer Vertrages bestand nicht alleine darin, dass beide Seiten irgendwelche Atombomben auf Lager hatten. Dazu gehörten strategische Bomber, Mittelstreckenwaffen und Marschflugkörper, ballistische Trägerraketen, Nuklear bewaffnete und angetriebene U-Boote, die Wochenlang unter Wasser bleiben können, Frühwarn- und Abfangsysteme - und vor allem eine in etwa gleiche Anzahl an thermonuklearen Sprengköpfen.
Ein thermonuklearer Sprengkopf (a.k.a "Wasserstoffbombe") unterscheidet sich von einer herkömmlichen Atombombe dadurch, dass er seine eigentliche Zerstörungskraft durch die Kernfusion von Wasserstoffisotopen zu Helium entfaltet und nicht durch die Kernspaltung einer Kritischen Masse aus Uran- oder Plutoniumatomen. Damit das funktioniert, muss erst mal eine Menge Energie frei werden, um den Fusionsprozess einzuleiten. Diese Primärenergie wird durch Kernspaltung mit radioaktivem Material erzeugt. Eine Wasserstoffbombe ist eine Fusions-Bombe, die eine Fissions-Bombe - also eine "konventionelle" Atombombe - zur Zündung braucht.
Die reine Sprengwirkung der ersten, von den Amerikanern in freier Wildbahn auf einem einsamen Atoll getesteten Wasserstoffbombe wird auf das 450-fache der Bombe geschätzt, die Nagasaki zerstörte. Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten dahinter versteht wahrscheinlich jeder Chemie- oder Physikstudent mit ein paar Semestern auf dem Buckel. Die technische Umsetzung bis zur Serienreife ist jedoch alles andere als trivial und kann nur durch Tests optimiert werden. Die Staaten, die bereits über große Arsenale an Wasserstoffbomben verfügen halten die Technologie dazu nicht ohne Grund geheim. Der Internationale Vertrag zum Verbot von Atomwaffentests verbietet daher das Testen von Atomwaffen vor allem auch mit dem Ziel, die "neuen" Atommächte Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel - die alle zumindest behaupten, bereits erfolgreiche Tests mit kleinen Wasserstoffbomben durchgeführt zu haben - davon abzuhalten, eigene Thermonukleare Sprengköpfe in großen Stückzahlen herzustellen. Die (potenziellen) Atommächte Indien, Nord Korea und Pakistan haben den Vertrag allerdings nicht unterzeichnet. China, Ägypten, Iran, Israel, und die thermonuklear bewaffnete Supermacht USA haben ihn zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert. (lt. wikipedia)
Die USA könnten das neuerdings (vermutlich) atomar gerüstete Nordkorea mit einem thermonuklearen Erstschlag problemlos in eine atomare Wüste verwandeln, ohne dass Kim Jong Un irgendeine nennenswerte Chance zu einem Gegenschlag hätte. Das machen sie aber nicht deswegen nicht, weil sie dabei selbst irgendwas zu befürchten hätten, sondern weil damit auch Südkorea betroffen wäre, und weil die benachbarte und mit Nord Korea eher lose verbündete Atom- und ökonomische Supermacht China es nicht dulden würde, dass man innerhalb ihrer "Einflusssphäre" einen Atomkrieg anfängt.
Die Vorstellung, man bräuchte sich einfach nur ein paar Atomwaffen anzuschaffen, um vor einer Atommacht mit Tausenden von thermonuklearen Sprengköpfen, ballistischen Raketen, Marschflugkörpern, und überall unter der Wasseroberfläche der sieben Weltmeere versteckbaren Zweitschlagplattformen sicher zu sein ist nicht einfach nur naiv, sondern gefährlich.