Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Wenn wir nicht angegriffen werden wollen brauchen wir Atomwaffen

    Von wem sollen "wir" denn angegriffen werden?


    Glaubst Du ernsthaft, der Russe werde bis Berlin durchmarschieren, sobald er seinen "Blitzkireg" gegen die Ukraine erfolgreich beendet hat?


    Und wenn er es täte, wenn russische Truppen die NATO-länder Polen oder Tschechien, oder mitten durch die NATO-Mitglieder Ungarn und Slowenien hindurch das EU-Mitglied Österreich angreifen würden - denn das müssten sie ja irgendwie machen, weil man sie schliesslich nicht einfach so bis an die Oder, an den Bayerischen Wald, an den Inn oder über die Alpen weiter fahren lassen würde - glaubst Du, dass es dann noch einen Unterschied machen würde, ob auf den Atomwaffen - die sowieso schon auf deutschem Boden lagern und zu deren schneller Verbringung ins Zielgebiet sich die Bundeswehr gerade einen halben Flugzeugträger voll neuer Jagdbomber anschafft - deutsche, französische, britische, oder amerikanische Fähnchen drauf gemalt sind, während sie lustig Richtung Russland fliegen und den russischen Zweitschlag gegen alles was in Europa und Nordamerika zur NATO gehört auslösen?


    Das äußerst prekäre nukleare Gleichgewicht der mit dem Akronym M.A.D. treffend abgekürzten mutual assured destruction zwischen der von den USA dominierten NATO und den von der UdSSR gesteuerten Staaten des Warschauer Vertrages bestand nicht alleine darin, dass beide Seiten irgendwelche Atombomben auf Lager hatten. Dazu gehörten strategische Bomber, Mittelstreckenwaffen und Marschflugkörper, ballistische Trägerraketen, Nuklear bewaffnete und angetriebene U-Boote, die Wochenlang unter Wasser bleiben können, Frühwarn- und Abfangsysteme - und vor allem eine in etwa gleiche Anzahl an thermonuklearen Sprengköpfen.


    Ein thermonuklearer Sprengkopf (a.k.a "Wasserstoffbombe") unterscheidet sich von einer herkömmlichen Atombombe dadurch, dass er seine eigentliche Zerstörungskraft durch die Kernfusion von Wasserstoffisotopen zu Helium entfaltet und nicht durch die Kernspaltung einer Kritischen Masse aus Uran- oder Plutoniumatomen. Damit das funktioniert, muss erst mal eine Menge Energie frei werden, um den Fusionsprozess einzuleiten. Diese Primärenergie wird durch Kernspaltung mit radioaktivem Material erzeugt. Eine Wasserstoffbombe ist eine Fusions-Bombe, die eine Fissions-Bombe - also eine "konventionelle" Atombombe - zur Zündung braucht.


    Die reine Sprengwirkung der ersten, von den Amerikanern in freier Wildbahn auf einem einsamen Atoll getesteten Wasserstoffbombe wird auf das 450-fache der Bombe geschätzt, die Nagasaki zerstörte. Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten dahinter versteht wahrscheinlich jeder Chemie- oder Physikstudent mit ein paar Semestern auf dem Buckel. Die technische Umsetzung bis zur Serienreife ist jedoch alles andere als trivial und kann nur durch Tests optimiert werden. Die Staaten, die bereits über große Arsenale an Wasserstoffbomben verfügen halten die Technologie dazu nicht ohne Grund geheim. Der Internationale Vertrag zum Verbot von Atomwaffentests verbietet daher das Testen von Atomwaffen vor allem auch mit dem Ziel, die "neuen" Atommächte Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel - die alle zumindest behaupten, bereits erfolgreiche Tests mit kleinen Wasserstoffbomben durchgeführt zu haben - davon abzuhalten, eigene Thermonukleare Sprengköpfe in großen Stückzahlen herzustellen. Die (potenziellen) Atommächte Indien, Nord Korea und Pakistan haben den Vertrag allerdings nicht unterzeichnet. China, Ägypten, Iran, Israel, und die thermonuklear bewaffnete Supermacht USA haben ihn zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert. (lt. wikipedia)


    Die USA könnten das neuerdings (vermutlich) atomar gerüstete Nordkorea mit einem thermonuklearen Erstschlag problemlos in eine atomare Wüste verwandeln, ohne dass Kim Jong Un irgendeine nennenswerte Chance zu einem Gegenschlag hätte. Das machen sie aber nicht deswegen nicht, weil sie dabei selbst irgendwas zu befürchten hätten, sondern weil damit auch Südkorea betroffen wäre, und weil die benachbarte und mit Nord Korea eher lose verbündete Atom- und ökonomische Supermacht China es nicht dulden würde, dass man innerhalb ihrer "Einflusssphäre" einen Atomkrieg anfängt.


    Die Vorstellung, man bräuchte sich einfach nur ein paar Atomwaffen anzuschaffen, um vor einer Atommacht mit Tausenden von thermonuklearen Sprengköpfen, ballistischen Raketen, Marschflugkörpern, und überall unter der Wasseroberfläche der sieben Weltmeere versteckbaren Zweitschlagplattformen sicher zu sein ist nicht einfach nur naiv, sondern gefährlich.

  • A propos Atomkrieg:


    Der SPON gründet seine investigative Arbeit hier eigentlich ausschliesslich auf ein demonstrativsichtlich angenervtes Interview, das Christiane Amanpour (ehemals hochdekorierte Kriegsberichterstatterin über die amerikanischen Expeditionen nach Kuweit und in den Irak) für CNN mit dem Kreml-Sprecher Dmitri Peskow geführt, dann auszugsweise auf twitter geteilt, und mit einem ordentlichen Schuss Weltkriegspanik geframed interpretiert hat:

    Kreml will Atomwaffen nur »bei existenzieller Bedrohung« einsetzen

    Die Regierung in Moskau hat sich zu ihrer Nuklearstrategie geäußert: Kremlsprecher Peskow erklärte, in welchem Fall Atombomben zum Einsatz kommen könnten – und dass in der Ukraine alles »streng nach Plan« verlaufe.


    Im Zusammenhang mit dem Ukrainekonflikt würde Russland eigenen Angaben zufolge Atomwaffen nur im Fall einer »existenziellen Bedrohung« einsetzen. »Wir haben ein Konzept für innere Sicherheit, das ist bekannt«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow im US-Fernsehsender CNN. »Sie können dort alle Gründe für den Einsatz von Nuklearwaffen nachlesen.«

    »Wenn es also eine existenzielle Bedrohung für unser Land gibt, dann kann sie (die Atombombe) in Übereinstimmung mit unserem Konzept genutzt werden«, sagte Peskow. Er antwortete damit auf die von der CNN-Journalistin Christiane Amanpour mit Nachdruck gestellte Frage, ob er »überzeugt oder zuversichtlich« sei, dass der russische Präsident Wladimir Putin im Konflikt mit der Ukraine keine Atombombe einsetzen werde.


    Amanpour stellt hier - wie üblich - Fragen, die eigentlich nicht dazu gedacht sind, eine wahrheitsgemäße Aussage zu evozieren, sondern zum einen dazu, ihre eigene geistige Abwehrbereitschaft gegen einen Lakaien des Russenhitlers zur Schau zu stellen, und zum anderen dazu, aus einer Warnung Russlands vor direkten Angriffen des Westens eine unverschämte Drohung mit dem Atomhammer zu machen. Dabei weiß sie als erfahrene Interviewerin politischer Sprechorgane natürlich, dass Herr Peskow die längste Zeit russischer Regierungssprecher und Mensch auf freiem Fuß gewesen wäre, wenn er vor laufenden Kameras in der Westpresse verkünden würde, dass Russland selbst dann niemals Atomwaffen einsetzen werde, wenn es sich dazu provoziert fühle.


    Das Publikum im Westen wird nicht nur von der russischen Propaganda sondern auch von der westlichen Wertejournalistin für vollkommen dumm verkauft. Für Clickbait reicht's aber trotzdem noch beim SPIEGEL.

  • Da musste mir jetzt leider mal auf die Sprünge helfen...

    Ich hab mal ein längeres Interview mit ihm gesehen. Da sagt er, dass er das entschieden hat weil er wusste, dass in den internationalen Beziehungen zu der Zeit keinerle Anspannungen herrschten und es völlig ausgeschlossen war, dass jemand in dieser Situation einen Atomschlag befielt.


    Nachdem gerade aber alle Stellungen in "erhöhter Alarmbereitschaft sind" würde ich sagen, dass diese Einschätzung heute anders ausfallen würde.

  • Ich hab mal ein längeres Interview mit ihm gesehen...

    Verstehe, danke, einleuchtend.


    ... Ich denke dazu weiter, dass es aktuell ein Riesenproblem ist, dass wir eigentlich keine wirklich prominente oder starke öffentliche Stimme der Vernunft haben, von der eine wirkliche und übergreifende Mäßigung ausgeht und die dazu eine gewisse Strahlkraft und auch Integrität besitzt. Also eine Vorbildfigur. Ohne sowas scheints ja bei den meisten Leuten nicht zu funktionieren, was eigenständiges Denken angeht, traurig aber wahr.


    Was ich insofern nicht verstehe, als dass was gerade abgeht ja metergross auf der Wand geschrieben stand, das war doch absolut offensichtlich, dass es auch hier demnächst zu einer Eskalationsspirale kommen würde. Da frage ich mich schon sehr , wie stark ein Tunnelblick sein kann. Und es verfestigt sich weiter der Eindruck, dass die Menschen, die uns aktuell führen, uns vor eigentlich keiner Problemtik werden schützen können (oder wollen).


    In der Zivilbevölkerung ist es ja nicht unähnlich - da hätte man ja fast schon auf Anti-Corona-Demos gehen müssen, um sowas wie Überreste der Friedensbewegung begegnen zu können. Grotesk. Ist ja bezeichnend, dass man mit diesem Thema hier bei den Leuten, die aktuell auf die Strasse gehen und ihre Profilbilder schwer engagiert blau-geb einfärben, jahrelang auf Null Resonanz stiess. Blick ins Leere, zu düster, nicht übertreiben, das wird schon alles etc pp - war wohl einfach nicht hip genug.


    Das spreche ich in dem Zusammenhang an, weil auch sowas stark auf Gefahrensituationen und Stimmungen und somit Entscheidungsträger abstrahlt. (Triviales Beispiel - sogar Reagan soll ja angelich nach dem Anschauen von "The Day After" ins Grübeln gekommen sein) Es sind ja durchaus auch intelligente Leute, die aktuell was von "Naja, dann muss man jetzt halt eben dick Aufrüsten" etc faseln. Wenn da nicht sehr bald jemand im Vorbildfunktion den Arm hebt und eine deeskalierende Position bezieht "Notbremse, Leute - abkühlen und reden", dann... naja.


    (Fussnote - es wäre so allmählich auch mal ein paar Gedanken wert, was jahrzehntelange mediale Dauerberieselung der breiten Bevölkerung durch Superhelden-Kino mit Apokalypse-ähnlichen "Reinigungs-Eskalationsszenarien" gemacht hat.)

  • Das Publikum im Westen wird nicht nur von der russischen Propaganda sondern auch von der westlichen Wertejournalistin für vollkommen dumm verkauft. Für Clickbait reicht's aber trotzdem noch beim SPIEGEL.

    Ganz grosses, wichtiges Thema. Mit riesigem Tabu-Faktor gerade im aufgeklärten LinkenLinks-Liberalen/ Bürgerlichen Lager. Gerade die, die lauthals den Anspruch auf Aufgeklärtheit besetzen, funktionieren auf dieser Ebene nur in schwarz/ weiss . Da ist man dann sehr schnell in der CoronaLeugner/ Reitschuster Schublade, aus der es so schnell dann auch kein Entkommen mehr gibt. Hinter der Fassade kippt dann direkt ein ganzes Weltbild. Da wird mit einer Beton-Mentalität an den demokratisch-freiheitlichen Esprit von Springer/SZ/Zeit geglaubt (also in der Tat fast im religiösen Sinne), dass man da auf gar keinen Fall dran rütteln darf. Sonst heisst es ganz schnell "Na dann geh doch zu deinem Putin, wirste schon sehen was du davon hast".

  • (Fussnote - es wäre so allmählich auch mal ein paar Gedanken wert, was jahrzehntelange mediale Dauerberieselung der breiten Bevölkerung durch Superhelden-Kino mit Apokalypse-ähnlichen "Reinigungs-Eskalationsszenarien" gemacht hat.)

    Ich würde jetzt gar nicht die Superheldenfilme explizit hervorheben, die sind oft politischer und kritischer als der Rest des Kinos. In Cpt America 2 geht es beispielsweise genau um den Wiederstand gegen die stattfindende Aufrüstung und welche Gefahren die Superwaffen in den Falschen Händen haben könnte.


    Es ist das faschistoide Menschenbild, dass im Hollywood Helden transportiert wird, das ich Problematisch sehe. Im Allgemeinen ist die Bevölkerung in allen Action Filmen (im Stil von Stirb Langsam etwa) ein völlig willenloser Mob während der Held (sprich Führer) alleine "das richtige" tut.


    Wieder im Superhelden Film "The Dark Knight" wird genau das demontiert. Man erinnere sich an die Szene in der der Joker ein Gefangenendilemma zwischen den beiden mit Bomben versehenen Fähren voller Menschen orchestriert um Batman eben diese Bestialität der Menschen zu zeigen, wobei eine davon mit Gefängnisinsassen gefüllt ist. Die Gefangenen entscheiden sich dagegen die andere Bombe zu zünden und beweisen damit das Gegenteil.


    Der Helden Mythos ist auch meiner Ansicht nach eine Quelle der entstehenden Verschwörungserzählungen der neuen Rechten ebenso wie der Prepper Bewegung. Es wird nicht Solidarität der Menschen in einem Krisenfall vermutet sondern der Rückfall in die Barbarei. (Walking Dead etc.)


    In der Realität handeln Menschen im Krisenfall aber meist Solidarisch. Die Bush Regierung setzte Beispielsweise darauf, dass im durch Hurricane Kathrina zerstörten New Orleans Chaos ausbrechen würde (um dann die Menschen dort zum Vorteil von Immobilieninvestoren loswerden zu können). Aber gerade ganz unten in der menschlichen Gesellschaft zeigt sich in enem Krisenfall fast immer dass Menschen solidarisch sind und zusammenarbeiten. Es ist meiner Ansicht nach die Elite, wie eben z.B. die Bush Regierung, die, wie Verfassungsvater Alexander Hamilton es formulierte, die Bevölkerung als "the great Beast" sieht. Ähnliche Einstellungen werden auch in den Erzählungen der "Leitmedien" verbreitet.


    Durch die Hollywood Darstellung des Heldenmythos, der letztendlich Neoliberale oder Faschistoide Ideologie transportiert, vermutet man, dass andere Menschen nicht die Lösung sondern das Problem sind. Das ganz führt dann eben dazu, dass in manchen Kreisen das zu einer "self fulfilling prophecy" wird. Weil die rechten "Prepper/Schwurbler" im "other" eine Gefahr für ihr Leben vermuten werden sie selbst zu den Bestien die sie in allem Fremden vermuten.

  • Ja. Der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) verpflichtet die Kernwaffenstaaten auf das Ziel vollständiger nuklearer Abrüstung. Der ist also offensichtlich schon lange obsolet.


    Nun man sollte sich schon besser daran halten. Frag mal die Iraner. Aber ist dir auch klar, was das für eine große Sache wäre, wenn Deutschland aus dem Vertrag aussteigt?

  • Ich würde jetzt gar nicht die Superheldenfilme explizit hervorheben, die sind oft politischer und kritischer als der Rest des Kinos.

    Würde ich so nicht ganz zustimmen - aber es tut ungeheuer gut dass es doch Menschen mit differenzierter Meinung zu dieser Thematik gibt (Tenet - auch Nolan - war für mich ein herausragendes Beispiel, dass man slche Filme auch ganz anders erzählen kann - also die Figur des Protaginsten freizulassen "zum Ausfüllen für den Zuschauer", als Handlungsauffprderung und auch dass die Drohklisse aus dem Versäumnis entstanden ist, in der Vergangenheit eben keine Verantwortung übernommen zu haben / Arrival auch, als Beispiel für Deeskalation durch Kommunikation, durch einander Verstehen lernen wollen.) Alan Moore hat dazu auch ein paar ganz interesse Gedanken auf Lager: klick


    Unterm Strich muss sich aber mal vor Augen halten, was die konstante Botschaft dieser omnirpräsenten Medien sind: Die Verantwortung übernehmen andere. Hinwegfegen der aktuellen Ordnung, da diese überholt ist. Das Gebilde "Staat" ist tendentiell negativ besetzt. Reinigung der Gesellschaft durch Gewalt-Eskalation. Ich erinnere mich, mal einen der neuen Star Wars Filme gesehen zu haben und mir dachte "Hey, dass ist im Kern ein positiv besetzter Kriegs-Film, was da gerade gezeigt wird": Die grosse Eskalation ist unausweichlich. Also wird uns jahrelang demonstriert, das wir sie weit im Vorfeld als alternativlos zu akzeptieren haben.


    Nicht uninteressant auch dieser merkürdige Fitness Trend, dieses trainierte uniforme gleichmässige Aussehen dass sich in weiten Teilen der jüngeren Gesellschaft etabliert hat. Dazu ein Bildungssystem, das, so scheint es mir zumindest, eher zum Fliessband-Fachidioten-Konfektionieren ausgelegt ist als auf das freie Entstehen lassen von eigenen Persönlichkeiten.


    Und der von dir angesprochene Heldenmythos, den finden wir mittlerweile überall. Sei es beim Sehnsuchtsbild des white Hero Selenskyy, sei es bei den Ausbruch-Phantasien vieler, gerade junger Liberaler, die nicht länger tatenlos Zusehen wollen.


    Die Eskalation jetzt gerade (und das vorherige, langjährige, breite Verdrängen dieser) fällt da auf einen fruchtbaren Boden.


    Ich hatte ja bei meinem ersten Beitrag hier im Themenvorschlag-Thread Klaus Theweleit sehr gewünscht. Es wäre mehr als interessant, was der Mann zu diesen Zusammenhängen zu sagen hätte.


    Ansonsten - filmische Alternativen?

    Dr Strangelove. Die Brücke (von Roland Wicki, toller Film).

    Aber das ist alles alt und vergessen und langweilig.

    Was sich heute nicht mehr im Fokus der Öffentlichkeit befindet, existiert nicht mehr.


    (...)


    "Die Bush Regierung setzte Beispielsweise darauf, dass im durch Hurricane Kathrina zerstörten New Orleans Chaos ausbrechen würde (um dann die Menschen dort zum Vorteil von Immobilieninvestoren loswerden zu können)."

    => Naomi Kleins "Schock Strategie" gelesen? :) ;)

  • Nachtrag, "Aber Alien Observer, was hat das ganze Heldenthema denn mit der Ukraine zu tun?"


    Wie wir übereinander Denken hat was mit internationalen Beziehungen zu tun. Wenn wir über "den anderen" Kollektiv nur das schlimmste denken weil das Teil unserer Ideologie ist, dann führt das zu den Konflikten wie in der Ukraine.


    Dazu nochmal ein Zitat aus dem Text den ich gestern hier eingestellt habe:

    "Security dilemmas are not given by anarchy or nature" but, rather, are "a social structure composed of intersubjective understandings in which states are so distrustful that they make worst-case assumptions about each other's intentions".


    In der Geopolitik wird die "Menschliche Natur" bemüht um die die Strategie des "Realismus/Neorealismus" (Die Vermutung jeder andere Staat ist ein Feind) zu begründen. Dies ist Teil der Ideologie die durch den Hlloywood Heldenmythos in der Bevölkerung verankert wird und führt wesentlich zu der Art wie Russland oder die USA Aussenpolitik betreiben.


  • Es gibt keine ukrainischen Flugzeuge mehr, keine einsatzfähigen, vielleicht noch 2-3 Su-25 und den Mythos des Gespenst von Kiew. Direkt in den ersten Tagen wurden Hangars, Werkhallen, Startbahnen, Tower, Radaranlagen und die parkenden Flugzeuge selbst ausgeschaltet. Russland sagt sie haben 90 Jets zerstört, das war die gesamte Luftwaffe.

  • Ich würde Falschinformation vermuten.

    Ich möchte es sehr hoffen.


    Ein wenig später in der Show hat die eine Frau versucht, die Aussage etwas fehlzuframen einzufangen und meinte, es würden natürlich keine Raketen aus Polen gelaunched werden. Das wollte er aber nicht so stehen lassen und bestand darauf, dass er Flugzeuge meinte und ja in der Ukraine alle Landebahnen zerstört sind und daher die Flieger von Polen starten müssten.

  • Wie würden wir das halten wenn aus Serbien russische Flugzeuge starten/landen und uns angreifen? Das wäre sicher ein legitimer Kriegsfall und ich glaube das will auch niemand, spätestens nach den Angriffen auf grenznahe NATO-Camps/Waffenlager ist klar das Russland weiß wo der Nachschub ankommt und wie man ihn ausschaltet...


    Mehr Sorgen machen mir Chemiewaffen und die "roten Linien", aus Syrien haben wir gelernt sobald man sowas ankündigt fühlt sich die Partei mit dem Rücken an der Wand genötigt diese Waffen PR-mäßig einwandfrei einzusetzen und die Urheberschaft ist bei Biden ja eh schon geklärt, quasi schon heute weiß man es können nur Russen tun.


    Auf der einen Seite hat man Berufssoldaten mit einer Führung die nach bestimmten Regeln spielt und auf der anderen Seite Nazis, tja, muss dann jeder selbst überlegen. Ich denke der Tag wird kommen, das ist der letzte Hoffnungsschimmer für Zelensky und Azov um politisch/militärisch zu überleben, wenn man eskaliert und andere hineinzieht (was ja 1000 mal gefordert wurde).


    Russland hat alle Zeit der Welt, die schalten jeden Tag schweres Militärgerät aus, sie haben kein Grund zur Eile, solange sich diplomatisch nichts tut.







  • In der Realität handeln Menschen im Krisenfall aber meist Solidarisch

    Ich glaube das ist leider nur bedingt richtig und trifft vor allem auf Fälle zu, wo die Krise existenzielle materielle Not verursacht, ohne dass man dafür irgendwem die Schuld in die Schuhe schieben kann.


    Es helfen zum Beispiel gerade durchaus viele Menschen in Deutschland geflüchteten Familien aus der Ukraine. Da kann man natürlich zu recht bemängeln, dass in unserer Wertegesellschaft gegenüber den nicht so weißen und überwiegend nicht-christlichen Geflüchteten auf Moria oder im Belarussisch-Polnischen Grenzgebiet nicht mal ansatzweise so aufopferungsvoll und solidarisch war, aber immerhin greift hier soziales menschliches Verhalten und führt zu solidarischer Hilfe.


    Beim Beispiel Katrina in New Orleans kam noch hinzu, dass dort zunächst mal eine Naturkatastrophe wütete, an der man niemand direkt die Schuld geben konnte.


    Die selben Menschen, die sich jetzt - ob ganz praktisch bei der Hilfe für die Geflüchteten, oder symbolisch durch allerlei blau-gelbe Farbenpracht und lautes Wehklagen über das viele Leid der Mütter und ihrer Kinder in Kiewer U-Bahnschächten - so solidarisch hervortun, ergreift allerdings gleichzeitig ein unterschwelliger, aber wachsender Hass auf die Russen.


    Man betont zwar immer, dass man natürlich nur Putin meine und nicht sein Volk, aber wenn eine Bundestagsabgeordnete und Verteidigungsausschussvorsitzende einer Regierungspartei im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die russische Bevölkerung dafür mitverantwortlich macht, dass sie in einer sich gerade in eine faschistoide Diktatur verwandelnden Autokratie ohne echte Meinungs- und Pressefreiheit lebt, oder wenn ein staatliches ukrainisches Institut öffentlich verkündet, die Russen seien eigentlich gar keine richtigen Slaven, sondern ein von Mongolischen Horden verunreinigtes Mischvolk, dann regt sich bis auf eine kleine linksradikale Mikro-Bubble keinerlei #shitstorm in der breiten deutschen Öffentlichkeit.


    Meine These ist und war schon immer, dass Menschen vor allem in dem Moment unmenschlich werden, wenn sie noch etwas zu verlieren haben (oder glauben dass das der Fall ist) und gleichzeitig einen Bösewicht, oder eine Gruppe von Bösewichtern präsentiert bekommen, die sie für ihre eigene Verlustangst verantwortlich machen können - lange bevor sie selbst irgendetwas verloren haben.


    In der Bürgerlichen Gesellschaft mit deutschem Charakter, deren Mitgliedern man Generationen lang eingetrichtert hat, dass das Leben nur erfüllt sein kann, wenn jede/r sich an Recht und Ordnung hält, für sich selbst und die seinen sorgt, eigenverantwortlich seinen Vorgarten bestellt und ansonsten mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in der Hand aufmerksam darüber wacht, dass der Baum vom Nachbarn nicht über den Zaun wächst, ist ein Krieg der von anderen Menschen geführt wird und den eigenen Besitzstand zwar nicht existenziell bedroht, aber die nackte Furcht vor dem Verlust der herrschenden Ordnung, die ihn mit samt seiner Individuellen Privilegien garantieren soll in das bürgerliche Gebein fahren lässt, fast schlimmer als tatsächliche Bomben auf deutsche Städte.

  • Würde ich so nicht ganz zustimmen - aber es tut ungeheuer gut dass es doch Menschen mit differenzierter Meinung zu dieser Thematik gibt (Tenet - auch Nolan - war für mich ein herausragendes Beispiel, dass man slche Filme auch ganz anders erzählen kann - also die Figur des Protaginsten freizulassen "zum Ausfüllen für den Zuschauer", als Handlungsauffprderung und auch dass die Drohklisse aus dem Versäumnis entstanden ist, in der Vergangenheit eben keine Verantwortung übernommen zu haben / Arrival auch, als Beispiel für Deeskalation durch Kommunikation, durch einander Verstehen lernen wollen.) Alan Moore hat dazu auch ein paar ganz interesse Gedanken auf Lager: klick

    Ich hatte auch darüber nachgedacht Alan Moores "Watchmen" zu bemühen, ich denke kein Film demontiert den Heldenmythos so wie Watchmen. Insofern würde ich argumentieren, dass der Held gerade in den Superheldengeschichten eher in Frage gestellt wird als im klassichen Action Film. (Die X-Men währen imo auch ein Beispiel, da dort Superpersonen als eine marginalisierte Gruppe dargestellt werden)


    Empfehlenswert ebenfalls "Powers" von Michael Bendis/Michael Oeming. (Mein Lieblingscomic) das die demontage des Helden aus einer anderen Perspektive betreibt. (Wird der Held automatisch zum Schurken/Muss macht zwangsweise Korrumpieren?)

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