Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Ich finds auch bissl krampfhaft und aufgezwungen da dem Schulz nun einen falschen Klassenkampf unter zu schieben. Ich hab das von ihm nicht so verstanden, als dass er da konkret auf den Klassenbegriff hinaus wollte und viel mehr Klasse als Synonym für Kategorie oder Gruppe oder so verwendet hat. War halt jetzt auch kein wissenschaftlicher Vortrag, da muss man sich da nun echt nich so drauf versteifen... finde ich

  • Der Wirtschaftsliberalismus gewinnt dabei immer, weil wir bereits in einer wirtschaftsliberalen Gesellschaft leben und der Kapitalismus eben seine Wachstumszwänge hat.


    Jaaaa Jonny. :rolleyes:


    Und genau deshalb behaupte ich, dass der Wirtschsftsliberalismus schon längst fester Bestandteil des Konservatismus im 21. Jahrhundert ist.

  • Ich finds auch bissl krampfhaft und aufgezwungen da dem Schulz nun einen falschen Klassenkampf unter zu schieben.

    Das musst Du aber dem Schulz erklären, weil der sich den Generationenkonflikt als "Klassenkampf" ja selbst im Aufwachen!-Podcast untergeschoben hat, als er (ab hier) meinte, es handele sich dabei um einen Konflikt zwischen "zwei verschiedenen Klassen" - obwohl er es kraft seiner umfassenden Sozialtheoretischen Bildung eigentlich besser wissen müsste.

  • das Problem der Generationenkonflikts ist doch nicht, dass er immer und wieder aufgekocht ist, sondern das Missverhältnis an Jung- und Alt aus rein demografischer Perspektive. Das ist doch die ganze Zeit der wesentliche Punkt, und um den bist du jetzt zielsicher mit allerlei Einlassungen hinsichtlich Kapitalismus, Mietwohnungen und Identitätspolitk herumgetanzt

    Ich bin nicht darum "herum getanzt", sondern ich habe versucht zu erklären, warum das gerade in dieser Frage der Eigenheime und Mieten einfach eine falsche Diagnose ist, nachdem Genosse fruchtoase die Schulzsche Klassenanalyse für richtig befunden, und mich explizit danach gefragt hatte...:


    Wer sind denn zum überwiegenden Teil die Vermieter, die horrende Mieten abkassieren? 20jährige? Kommt vor, ist aber die Ausnahme.

    ...wer denn wohl diese Vermieter seien, die die horrenden Mieten abkassieren.


    Die Ursachen sind ja auch bekannt, aber soll Schulz noch zwei einführende Kapitel über Marx machen in seinem Buch, die man sonst so schon tausend Mal gelesen hat oder besser sogar im Original? Diese Redundanz ist nervig. Ist ja nicht so, als würde er keine Kapitalismuskritik äußern, so wie F4F die das Wort nur mit der Kneifzange anpacken.

    Erstens habe ich mich nicht auf Schulz' Buch bezogen, weil ich das gar nicht gelesen habe. Wenn er darin tatsächlich eine radikale (also sich mit der grundsätzlichen Problematik der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse auseinandersetzende) Kapitalismuskritik üben würde, wäre ich zwar sehr erstaunt, aber natürlich dennoch erfreut, weil er dann ja endlich mal etwas verstanden hätte, das er früher nicht verstehen wollte.


    Zum Anderen hat er allerdings im letzten Aufwachen!-Podcast - auf den ich mich hier explizit bezogen habe - eben genau keine Kapitalismuskritik geübt, sondern eigentlich den kapitalistischen bürgerlichen Staat, bzw. seinbe derzeitige Staatsregierung in Gestalt des Bundeswirtschaftsminsters Habeck, vor irgendwelchen besorgten WutrentnerInnen aus dem Fernsehen in Schutz genommen, die sich von einer verlogenen Berichterstattung in die Irre haben führen lassen.


    Wenn ihr mir hier Beispiele dafür nennen könnt, wo Schulz den Kapitalismus als Ursache benannt hat, dann nehme ich gerne zurück, dass er sich nach wie vor nur in bürgerlicher Symptomkritik und identitärer, gruppenbezogener Sündenbocktheorie ergeht, und dieselbe dann mit demografischen Statistiken untermauert, die zwar viel über den momentanen Zustand, aber nichts über dessen eigentliche Ursache aussagen.


    Aber in diesem Segment hat er halt einfach das gemacht, was er schon immer gemacht hat - nämlich: dem Rest der Gesellschaft erklären, wie der Kapitalismus seiner elaborierten Ansicht nach besser - in diesem Fall eben grüner und generationengerechter - zu organisieren sei, und der "Klasse" der Alten vorsetzen, dass die sich da jetzt einfach mal nicht so haben solle.


    Darf er ja machen, aber Kapitalismuskritik ist das nicht.

  • Das musst Du aber dem Schulz erklären, weil der sich den Generationenkonflikt als "Klassenkampf" ja selbst im Aufwachen!-Podcast untergeschoben hat, als er (ab hier) meinte, es handele sich dabei um einen Konflikt zwischen "zwei verschiedenen Klassen" - obwohl er es kraft seiner umfassenden Sozialtheoretischen Bildung eigentlich besser wissen müsste.

    Ja da bewerten, gewichten, verstehen und interpretieren wir das einfach unterschiedlich.

  • Heißt das jetzt, wenn man die Schulzsche Analyse nicht unter dem Wort "Klasse" sondern "Gruppe" laufen lässt, dann ist der Ageismvorwurf im Wesentlichen abgemildert? Uff... ja gut, wenn man das auf der Ebene diskutiert haben will, fein, ohne mich.


    Stefan äußert Kapitalismuskritik, auch in der Demographiefrage. Nun höre ich Podcasts nicht so, dass ich eine Liste mit Punkten führe, Zeitmarken notiere für spezifische Argumente, oder mir gar merke, welche Episode es war. Manchmal penne ich sogar ein, passiert alles. Aber selbst wenn ich die Zeit hätte, würde ich sie nicht dafür aufwenden wollen zu recherchieren, wo Stefan nun Kapitalismuskritk in dem Kontext geäußert hat, und wo nicht - ich hab's jedenfalls von ihm mitbekommen, vielleicht vertraut man da einfach meinem Wort, oder halt nicht. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, weil ich ja weiß, wie das hier endet (nicht). Nix für Ungut, man darf Stefan in manchen Punkten widersprechen, aber dann auf die Personenebene runterzugehen und ihm Ressentiments zu unterstellen kann man machen, gerade weil er auch polemisiert, ist aber halt dann auch lame.

  • Heißt das jetzt, wenn man die Schulzsche Analyse nicht unter dem Wort "Klasse" sondern "Gruppe" laufen lässt, dann ist der Ageismvorwurf im Wesentlichen abgemildert?ä

    Nö. Ist er nicht. Aber zumindest mir wäre es keine Textwände wert gewesen, mich darüber zu beschweren.


    Was mich aufregt ist nicht Schulzens Polemik gegen die "Altenrepublik", sondern der traurige Umstand, dass man ihm sein übliches Gepolter hier als Klassenanalyse durchgehen lassen will, weil genau solche Ungenauigkeiten dazu führen, dass linke Kapitalismiskritik immer wieder mit bürgerlichem Linksliberalismus verwechselt, und Symptome für Ursachen gehalten werden - was es dann eben verunmöglicht, letztere zu ergründen und nachhaltig zu beseitigen.

  • Ja gut, würde ich aber nicht so sehen. Die Klassenfrage würde allenfalls durch die "Ausdünnung" der Reichen nach unten (im Sinne von Alter) hin beschleunigt, hat aber zunächst einmal in der Kausalität nichts miteinander zu tun - da sehe ich genau so wie du.

  • Das kommt ein bisschen darauf an, ... [die kompletten ersten Absätze]

    Was ändert das?
    Wem gehören die Aktienpakete dieser Konzerne?

    Wenn man jetzt also über Onkel Roberts Wärmepumpen und andere energetische Sanierungen redet, als beträfe das nur irgendwelche Oma Ernas und Opa Erwins, die in ihren viel zu großen Eigenheimen in der Provinz den Hals nicht voll genug bekomen, dann unterschlägt man einfach einen völlig kapitalisierten immobilienmarkt in den Ballungszentren, unter dessen Auswirkungen jung wie alt gleichermaßen leiden, wenn sie nicht zu den Besser- und BestverdienerInnen gehören, und zu dessen Eindämmung die ganze Ampel - entgegen zahlreicher Versprechungen zum sozialen Ausgleich - bisher absolut gar nichts unternommen hat - was die jugendbewegten Koalitionäre sPD und Grüne natürlich auf den Rentnerlobbyisten Christian Lindner und seine "liberale" Alte-Leute-Partei schieben.

    Das betrifft ganz sicher nicht nur irgendwelche Omas und Opas. Aber eben diese Omas und Opas wählen cdU, weil der Onkel Robert ihnen die Heizung rausreißen will. Konzerne haben (noch) keine Wahlstimme (die müssen noch lobbyieren).

    Diesen Umstand muss man einfach mal so anerkennen.

    ...offenbar bei Dir genau die intendierte Reaktion hervor gerufen, und Dich dazu animiert hat, "uns" - also vermutlich Dich und andere Angehörige der nicht so älteren Generationen(?) - als Gruppe mit der geteilten Identität des (noch) "Nicht-Alt-Seins" zu Opfern identitätsbasierter Unterdrückung durch eine andere Gruppe mit der Identität des "Alt-Seins", bzw. "Babyboomer-Seins" zu verstehen,...

    Also da wird es frech...

    Ich habe extra in Klammern eingefügt, was mit diesem "uns" gemeint ist und Du verstehst es mutwillig miss, um mir dann daraus einen Arroganzstrick zu drehen.

    Muss das sein?


    Allerdings ist der Schulzsche "Ageismus" genau deshalb ja so besonders dumm, weil junge Menschen irgendwann auch mal alte Menschen sein, und sich über junge Menschen aufregen werden, und weil alte Menschen früher auch mal junge Menschen waren, die sich über alte Menschen aufregten, während nicht-weiße oder homosexuelle Menschen nicht irgendwann weiß oder heterosexuell werden können.

    Der Generationenkonflikt wird in der bürgerlichen Gesellschaft seit Generationen immer wieder neu aufgekocht und führt am Ende immer zielsicher dazu, dass die noch jüngere Generation der heute jungen Generation später vorwirft, alles falsch gemacht zu haben, bevor sie dann selbst die übernächste ältere Generation wird, und dann alles für die übernächste jüngere Generation falsch macht.

    Daran ändert auch der Klimawandel nichts.

    Eben doch!

    Der sorgt nämlich dafür, dass wir nicht Generationen aussitzen und uns hinterher echauffieren können.Wir müssen jetzt handeln!

    Aber handeln muss vor allem die Politik, weil wir den Bock über individuelles Verhalten nicht umstoßen können. Und wenn aufgrund der demographischen Situation die Politik eben nicht handeln will, um den Boomern nicht auf die Füße zu treten, verlieren wir kostbare Zeit, die nicht wiederkommt!

    Ich habe es auch hier im Forum schon 10000x geschrieben, soziale Revolution kann man immer machen, solange es Gesellschaften gibt. Wenn wir die Klimawende nicht aufhalten bzw. so gut wie möglich eindämmen, steht ersteres eben arg in Frage.

    Deshalb sollte man diese beiden Fragen eben auch nicht gleichsetzen, auch nicht in einer Polemik.

  • Ich bin nicht darum "herum getanzt", sondern ich habe versucht zu erklären, warum das gerade in dieser Frage der Eigenheime und Mieten einfach eine falsche Diagnose ist, nachdem Genosse fruchtoase die Schulzsche Klassenanalyse für richtig befunden, und mich explizit danach gefragt hatte...:

    Bullshit

    Ich habe gesagt, die Umstände, die er beschreibt, sind nicht falsch. Und das ist auch so.

    Ob er da jetzt Klassenkampf drüberschreibt, weil es mehr Aufmerksamkeit erzeugt (und mehr Bücher verkauft), ist mir dabei herzlich egal.

  • Also da wird es frech...

    Ich habe extra in Klammern eingefügt, was mit diesem "uns" gemeint ist und Du verstehst es mutwillig miss, um mir dann daraus einen Arroganzstrick zu drehen.

    Muss das sein?

    Du schriebst:

    Du magst das für Identitätspolitik halten, ich würde sagen, wir müssten vielleicht tatsächlich erstmal die Fakten zusammensammeln, um hier gesamtgesellschaftlich überhaupt diskutieren zu können, denn ein großer Teil der Gesellschaft hat "uns" (Gesellschaft/Staat/Globus) kräftig in die Scheiße geritten und ist bis jetzt nicht dazu bereit überhaupt mal Einsicht darin zu fassen, dass das Fehlverhalten war. Gerade bei der Babyboomergeneration herrscht (das ist mein persönliches Empfinden) eher genau das Gegenteil als Mindset vor: Wir haben das doch alles aufgebaut hier, jetzt seid gefälligst mal dankbar, faules Pack!

    Da steht in den Klammern "Gesellschaft/Staat/Globus". Meintest Du damit also, dass jener "große[r] Teil der Gesellschaft", welcher "uns" - also die Gesellschaft, den Staat, den Globus - in die Scheisse geritten habe - und nun nicht mal dazu bereit sei sein Fehverhalten als solches anzuerkennen weil er ein falsches Mindset hat - sich dabei auch selbst in die Scheisse geritten hat? Oder gehört der irgendwie nicht zu "uns" (Gesellschaft/Staat/Globus) weil er nicht das richtige "Mindset" hat?


    Das magst Du jetzt für frech und für unlautere Wortklauberei halten, aber genau in diesem "Mindset" das sich lieber mit dem "Mindset" anderer Gruppen beschäftigt, als mit den materiellen Verhältnissen, in denen solche Mindsets - a.k.a.: "Ideologie", "falsches Bewusstsein" - überhaupt erst entstehen und durch die sie bedingt sind, liegt für mich in diesem Fall eben der identitäre und ideologische Hund begraben.


    Deshalb kommst Du dann auch zu solchen rhetorischen Fragen wie...:

    Wer sind denn zum überwiegenden Teil die Vermieter, die horrende Mieten abkassieren? 20jährige? Kommt vor, ist aber die Ausnahme.

    ...- die Du Dir gleich selbst beantwortest -, oder...

    Wem gehören die Aktienpakete dieser Konzerne?

    Und beschwerst dich dann darüber, dass man diese Fragen ernst nimmt und tatsächlich beantwortet.


    Die Eigentümerstruktur von Aktienkonzernen könnte jedenfalls kaum diverser sein, weil sie sich einfach auf sämtliche Kontinente dieser Erde verteilt. Da sind sicher auch viele "Boomer" dabei, aber denen gehört garantiert nicht die ganze Weltwirtschaft, und schon gleich gar nicht die unzähligen Portfolios von Millionen von KleinanlegerInnen, die auch deutsche Millenials als private Altersvorsorge vorhalten, oder das gigantische Anlagekapital der Versicherungen, in denen auch junge Familienväter und Mütter ihre Beiträge einzahlen, oder der noch gigantischeren Rückversicherungen, bei denen die sich ihrerseits gegen Verluste versichern.

    Auch die Investmentgeschäfte der Investmentbanken und Kapitalmarktfonds werden nicht von Babyboomern getätigt, sondern von jungen, dynamischen AnlageberaterInnen und Finanzjongleuren, die dabei täglich Billionen von Dollar und Euro um den ganzen Erdball schicken und dafür fette Boni und Aktienoptionen bekommen, für die sie sich dann Eigentumswohnungen in Frankfurt oder Berlin kaufen können. Etc. etc.


    Ich habe nie Stefan Schulz Erkenntnisse über die desolate demografische Datenlage und ihre Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft angezweifelt, oder in Frage gestellt, dass der Kilmawandel ein existenzielles und dringendes Problem für die gesamte menschliche Zivilisation darstellt.

    Aber wenn "wir" (Gesellschaft/Staat/Globus) die Ursache dafür immer nur im "Fehlverhalten" irgendwelcher gesellschaftlicher Teilgruppen verorten, anstatt endlich anzuerkennen, dass alle gesellschaftlichen Teilgruppen in diesem System nur machen, was sie mit den ihnen gegebenen Mitteln für nötig halten, um in der allgegenwärtigen Konkurrenz um Kaufkraft und Verfügungsmacht über privates Eigentum nicht unter die Räder zu kommen, dann werden wir das Problem nicht lösen können. Da hilft auch kein Staat und keine demografische Analyse.

  • Du schriebst:

    Da steht in den Klammern "Gesellschaft/Staat/Globus". Meintest Du damit also, dass jener "große[r] Teil der Gesellschaft", welcher "uns" - also die Gesellschaft, den Staat, den Globus - in die Scheisse geritten habe - und nun nicht mal dazu bereit sei sein Fehverhalten als solches anzuerkennen weil er ein falsches Mindset hat - sich dabei auch selbst in die Scheisse geritten hat? Oder gehört der irgendwie nicht zu "uns" (Gesellschaft/Staat/Globus) weil er nicht das richtige "Mindset" hat?

    Nein, ich meine exakt das, was dort steht: Sind "die Alten" Teil der Gesellschaft? Teil des Staates? Teil des Globus (im übertragen, nicht im materiellen Sinne natürlich)? Ja, selbstverständlich.

    Ist jeder heute 20, 13 oder 3jährige ebenso Teil dieser Gesellschaft, Staates, Globus? Ja, selbstverständlich.

    Diese künstliche Trennung, die Du da gerne hineinlesen möchtest, ist da einfach nicht.

    Sie ist erst dort da, wo es um die Verursachung von Zuständen geht, die schlicht und ergreifend vor der Geburt derjenigen, die eben keine Boomer sind, passierten. Ich bin nicht verantwortlich für irgendein 1970 gebautes Haus, dessen fehlende Dämmung, dessen fossile Beheizung usw.

    Ich bin aber Teil der Gesellschaft et. al. die das Ausbaden darf. Zu ersterem gehören (quasi exklusiv) die Boomer, zu letzterem aber wir alle, Boomer inkl!

    Ich verlange weder, dass die Boomer dafür an den Pranger gestellt werden, noch dass sie alleine für die "Lösung" geradestehen sollen, ich verlange aber - und das ist mMn das Mindeste - dass sie zumindest mal anerkennen, dass das auf lange Sicht und in gesellschaftlicher/globaler Perspektive eine Scheißidee sondersgleichen war. Für ein 1970 gebautes Haus kann man da durchaus mit Naivität und Unwissen argumentieren, für ein 1975 gebautes (Grenzen des Wachstums wat 1972) schon nicht mehr. Aber es geht auch nicht darum, mit Hindsight 20/20 irgendwen für Vergangenes zu verurteilen, es geht darum HEUTE anzuerkennen, dass man sich auf einem falschen Pfad befunden hat. Niemand ist davor gefeit, Fehler zu machen. Aber sich Jahrzehnte später hinzustellen und auf seinen Fehlern als zu preisende Leistung zu bestehen, ist schon ein anderer Schnack.

    Deshalb kommst Du dann auch zu solchen rhetorischen Fragen wie...:

    ...- die Du Dir gleich selbst beantwortest -, oder...

    Und beschwerst dich dann darüber, dass man diese Fragen ernst nimmt und tatsächlich beantwortet.

    Nein, wenn man die ernsthaft beantwortet beschwere ich mich überhaupt nicht. Die Antworten darauf hat Dir aber Stefan Schulz statistisch geliefert und Dir passt es nicht in den Kram, wie die Antwort aussieht.

    Die Eigentümerstruktur von Aktienkonzernen könnte jedenfalls kaum diverser sein, weil sie sich einfach auf sämtliche Kontinente dieser Erde verteilt. Da sind sicher auch viele "Boomer" dabei, aber denen gehört garantiert nicht die ganze Weltwirtschaft, und schon gleich gar nicht die unzähligen Portfolios von Millionen von KleinanlegerInnen, die auch deutsche Millenials als private Altersvorsorge vorhalten, oder das gigantische Anlagekapital der Versicherungen, in denen auch junge Familienväter und Mütter ihre Beiträge einzahlen, oder der noch gigantischeren Rückversicherungen, bei denen die sich ihrerseits gegen Verluste versichern.

    Auch die Investmentgeschäfte der Investmentbanken und Kapitalmarktfonds werden nicht von Babyboomern getätigt, sondern von jungen, dynamischen AnlageberaterInnen und Finanzjongleuren, die dabei täglich Billionen von Dollar und Euro um den ganzen Erdball schicken und dafür fette Boni und Aktienoptionen bekommen, für die sie sich dann Eigentumswohnungen in Frankfurt oder Berlin kaufen können. Etc. etc.


    Ich habe nie Stefan Schulz Erkenntnisse über die desolate demografische Datenlage und ihre Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft angezweifelt, oder in Frage gestellt, dass der Kilmawandel ein existenzielles und dringendes Problem für die gesamte menschliche Zivilisation darstellt.

    Aber wenn "wir" (Gesellschaft/Staat/Globus) die Ursache dafür immer nur im "Fehlverhalten" irgendwelcher gesellschaftlicher Teilgruppen verorten, anstatt endlich anzuerkennen, dass alle gesellschaftlichen Teilgruppen in diesem System nur machen, was sie mit den ihnen gegebenen Mitteln für nötig halten, um in der allgegenwärtigen Konkurrenz um Kaufkraft und Verfügungsmacht über privates Eigentum nicht unter die Räder zu kommen, dann werden wir das Problem nicht lösen können. Da hilft auch kein Staat und keine demografische Analyse.

    Ja... "auch" und bla und blubb.

    Nimm es hin, wie es ist oder lass es bleiben.

    Sowohl Wohneigentum wie auch Aktienbesitz (u. A. an Immokonzernen) ist deutlich überproportional in der Hand alter Menschen (again, die Statistik dazu bei Schulz).

    Davon dass irgendwem die ganze Weltwirtschaft gehört hat niemand gesprochen und das ist mir dann auch als Strohmann zu blöd.


    Niemand, auch nicht Stefan Schulz, erwartet, dass mit irgendeiner Schuldzuschreibung irgendwas gelöst wird. Niemand behauptet das. Du kämpfst gegen Windmühlen.

    Was ich behaupte ist, dass wir uns einer Problemlösung ganz sicher nicht nähern werden, wenn dieses Problem von den Verursachern nichteinmal als Problem anerkannt wird. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Dem mögen viele folgen und die können aus einem Strauß der Möglichkeiten gewählt werden (und durchaus auch wieder zu neuen Problemen führen), aber wir stehen als Gesellschaft eben immer noch vor dem ersten Schritt.

  • Beispiel: Die CDU will familienpolitisch konservativ sein. Aber zugleich sollen Frauen arbeiten gehen, weil Wachstum halt. Wie ist das vereinbar? Ganz einfach: Ist es nicht. Der Wirtschaftsliberalismus gewinnt dabei immer, weil wir bereits in einer wirtschaftsliberalen Gesellschaft leben und der Kapitalismus eben seine Wachstumszwänge hat.

    Mein sehr religiöser Onkel ist der festen Überzeugung, dass Merkel ne Linke ist, aus genau diesem Grund (wobei eher bezogen auf Kinder- und Jugendpolitik, ich glaube er ist nicht dagegen, dass Frauen arbeiten gehen).

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Mein sehr religiöser Onkel ist der festen Überzeugung, dass Merkel ne Linke ist, aus genau diesem Grund (wobei eher bezogen auf Kinder- und Jugendpolitik, ich glaube er ist nicht dagegen, dass Frauen arbeiten gehen).

    Es gab in den 70igern mal eine ganz nette Strömung im Konservatismus, die sich Kommunitarismus nennt. Kommunitarismus ist zwar nicht gegen den Kapitalismus (wobei sehr kritisch dem liberalismus gegenüber), aber ich fand ihn eigentlich eine gute Alternative zu dem liberalen fake-konservatismus wie ihn die Republikaner in den USA repräsentieren. Ich hab nie verstanden, warum der Kommunitarismus nicht größere Anhänger gefunden hat bei Leuten, die sich als konservativ bezeichnen. Ein Grund könnte sein, dass er vom Neoliberalismus, der in den 70igern seinen Aufstieg hatte, weggemobbed wurde und daher in der Versenkung verschwunden ist.

  • Hier ein Auszug auf dem Wiki Artikel zum Kommunitarismus:


    Grundlagen

    Die Debatte zwischen Liberalen und Kommunitaristen war der wichtigste Diskurs der 1970er und 1980er Jahre der anglo-amerikanischen politischen Theorie. 1982 erschien Michael Sandels Buch Liberalism and the Limits of Justice. Darin setzt sich Sandel kritisch mit einem wichtigen Werk der politischen Theorie im 20. Jahrhundert auseinander, der Theorie der Gerechtigkeitvon John Rawls aus dem Jahr 1971. In seinem Werk versucht Rawls aus liberaler Sicht, universell gültigeGerechtigkeitsgrundsätze zu formulieren und ihre Geltung mittels der Theorie des Gesellschaftsvertrages – die auf der individuellen Vernunft freier und gleicher Menschen sowie der allgemeinen Zustimmungsfähigkeit basiert – zu begründen.

    Die Kommunitaristen sind hier gegenteiliger Auffassung; ihre Annahme lautet: Nur ein in eine sprachlich, ethnisch, kulturell, religiös oder anders definierte Gemeinschafteingebetteter Mensch ist in der Lage, über die Grundsätze der Gerechtigkeit zu befinden. In der Gemeinschaft herrschen bestimmte, gemeinsam geteilte Wert- und Moralvorstellungen sowie Traditionen vor. Nur auf der Basis dieser gemeinsamen Wertvorstellungen, vor allem auf der Grundlage einer gemeinschaftlichen Konzeption des Guten, könne sinnvoll über die Grundsätze der Gerechtigkeit verhandelt werden. Kommunitaristen betonen zwar die Abhängigkeit des Einzelnen von der Gemeinschaft, was in scharfem Gegensatz zu bestimmten liberalen Anschauungen steht, die den Menschen als ein unabhängiges Individuum betrachten. Dies schließt aber seine Individualität und sein unabhängiges sowie vernünftig begründetes Urteilen nicht aus. Besser wäre es demnach, den Menschen als soziales Individuum zu betrachten. Besonders Sandel, Charles Taylor und Alasdair MacIntyre haben dies herausgearbeitet. Der Kommunitarismus befürwortet die freie Entfaltung des Einzelnen, solange sie sozialverträglich ist. Im Liberalismus hingegen wird die freie Entfaltung des Individuums oft als wichtiger angesehen – sie soll nur aus sehr wichtigen Gründen eingeschränkt werden.

    Kritik am Liberalismus

    „Der Kommunitarismus diagnostiziert im Sinne der Postmoderne eine Krise moderner Gesellschaften (Entsolidarisierung; Werteverfall; Legitimitäts-, Identitäts- und Sinnkrise), als deren Ursache er einen radikalen, von der Ideologie des Neoliberalismus geförderten Individualismus ausmacht, um im Gegenzug die notwendige Rückbesinnung auf Bedeutung und Wert von Gemeinschaft (community) zu fordern.“

    Der Kommunitarismus begreift den Menschen als soziales Wesen, dessen Leben notwendig von Kultur und Tradition seines Gemeinwesens geprägt ist und das die Arbeit nach Maßgabe des Gemeinwohls gestaltet. Der Liberalismus gilt unter den Kommunitaristen als selbstzerstörerisch. Die ökonomische Nutzenmaximierung, die Selbstverwirklichung und eine Überbetonung des Individuellen, welches auf Kosten des Gemeinwohls geht, seien kennzeichnend für den Liberalismus. Dem Liberalismus wird deshalb vorgeworfen, dass er dadurch die gemeinschaftlichen Grundlagen seiner eigenen Kultur untergrabe. Diese hätten wiederum aber erst Demokratie und Freiheit ermöglicht.

    Die Kommunitaristen sehen im Liberalismus und der damit verbundenen „atomisierten Gesellschaft“ die Gefahr, dass der Markt die Macht übernimmt und regiert.

    Demgegenüber verfolgen die Kommunitaristen eine gemeinwohlorientierte Politik. Hierfür fordern sie mehr bürgerliches Engagement, die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Rückbesinnung auf Bürgertugenden des Republikanismus. Als Mittel zum Erreichen dieser Ziele sehen sie hierbei zum Beispiel die Dezentralisierung staatlicher Aufgaben an. Dies soll lokale Gemeinschaften, die direkte Demokratie und eine stärkere politische Bildung fördern.

  • Die Frage wäre ja, was Du uns mit Deinem Beitrag überhaupt sagen willst...

    musst es ja nicht lesen, gibt auch ne block funktion


    Ich kenne den Kommunitarismus und hätte ihn nicht als Teil des Konservatismus eingeordnet.

    Ok das könnte man schon auch so sehen. Kommunitarismus ist ja nicht gegen den Kapitalismus. Von daher ist er vielleicht mehr ein Kompromiss zwischen Konservatismus und Liberalismus mit Neigung zum Konservatismus. Aber als Alternative zu diesem vulgären US Konservatismus für Konservative finde ich ihn passend. In ein modernes Spektrum des Konservatismus könnte man ihn schon einordnen, denke ich.

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