Cold War Reloaded - Der neue Ost-West Konflikt

  • Sanktionen? Wir? Das war wohl ein Missverständnis, sorry.


  • Dazu passend Habeck gerade. Sanktionen wollten wir schon machen, mussten aber vorher noch sicherstellen dass wir trotzdem noch mit Russland Handel treiben können. Ich verstehe die realpolitischen Zwänge, aber ich verstehe nicht warum man darüber in der aktuellen Situation kommunizieren muss.


  • Robert hat gerade im ersten erklärt, dass Öl und Gas natürlich nie Teil der Sanktionen sein sollten.

    Sicherheitshalber hat er aber auch gesagt, dass die Gasvorräte nur für diesen Winter reichen. Für den nächsten müsste man dann mal über Gassparpläne nachdenken.

  • Oder auch nicht:


    https://twitter.com/frank_rieger/status/1497543334944034824


  • Praktischerweise hat Putin die Gaslieferungen ja schon seit längerem auf ein Minimum reduziert, so als Wink wegen Nordstream II, war im Nachhinein aber vielleicht PR-Mäßig gar nicht so klug, so konnten sich alle schon paar Monate daran gewöhnen dass die Gaslieferungen nicht sicher sind. Sonst würde da jetzt vielleicht ganz anders drüber gedacht.

  • Praktischerweise hat Putin die Gaslieferungen ja schon seit längerem auf ein Minimum reduziert, [...]


    Nicht wirklich. Die Gaslieferungen entsprachen nach allem, was immer von den verschiedenen Kunden gesagt wurde, dem was vertraglich zugesichert war. Sonst hätte Gazprom diese Verträge ja auch gar nicht erfüllt. Dass sie nun ihre Speicher in Europa wohl nie so richtig befüllt haben (wobei ich da lange nicht mehr auf die Daten geschaut habe), kann man sich drüber streiten. Aber das scheint letztlich ihre Angelegenheit zu sein, sie müssen nur das Gas in der bestellten Menge liefern. Was sie auch nicht gemacht haben, war den Spotmarkt zu bedienen, als die Preise hochgegangen sind. Aber auch hier, hätte es da irgendeine Oligopolreglung gegeben, wäre sie sicherlich zu Anwendung gekommen, insofern haben sie einfach nicht mehr verkauft, aber mussten es wohl auch nicht. Die EU, verschiedene Länder, Medien usw. haben dieses Verhalten dann als Drosselung der Gaszufuhr dargestellt, aber richtiger wäre vermutlich zu sagen, dass sie die Gaszufuhr nicht entsprechend dem Bedarf am Spotmarkt erhöht haben. Sie hätten nach eigenen Angaben neue langfristige Lieferverträge abgeschlossen, aber ich habe nicht gehört, dass etwas zustande gekommen ist.

  • Ja die Lieferungen vom Lager zu den Verbrauchern schon, aber die Lager wurden halt absichtlich geleert. War ja oft genug Thema hier im Forum. Auch hier waren ja einige der Ansicht, dass das Gas so knapp wird wegen Nordstream II, was natürlich Bullshit war. (Also ja, als Symbol eben, aber nicht wegen verstopfter Pipelines oder so).

  • Nun, dass sie die Gaslager leer gehalten haben (wie gesagt, wenn es am Ende so war), kann man natürlich mit Nord Stream 2 in Zusammenhang bringen. Eben ein Druckmittel damit die Pipeline schneller eröffnet wird. Die ersten Geschichten dazu kamen glaube ich im Sommer, da hatten die Grünen denke ich noch ihr Umfragehoch. So jetzt im Nachhinein kann man es natürlich auch als Vorbereitung auf den Krieg interpretieren.

  • Ja die Lieferungen vom Lager zu den Verbrauchern schon, aber die Lager wurden halt absichtlich geleert. War ja oft genug Thema hier im Forum. Auch hier waren ja einige der Ansicht, dass das Gas so knapp wird wegen Nordstream II, was natürlich Bullshit war. (Also ja, als Symbol eben, aber nicht wegen verstopfter Pipelines oder so).

    „Verstopfte Pipelines“ waren nie ein Thema. Mit dem Atom- und Kohleausstieg musste man allerdings davon ausgehen, dass der Gasverbrauch steigen wird und Russland nunmal die Transportwege bestimmt.

  • Wenn man so die Einschätzungen in den westlichen Medien/Internet mitbekommt, scheint die Sache klar: Ukrainischen Widerstand unterschätzt oder damit gerechnet, dass alle die Waffen wegwerfen. Logistische Probleme. Moral sinkt. Die Schärfe der Sanktionen nicht erwartet. Dementsprechend scheitern die Russen beim Vorstoß und stehen vor dem wirtschaftlichen Abgrund. Und Putin ist so verzweifelt, dass er mit Kernwaffen droht.


    Von der Gegenseite nicht wirklich ein Gegennarrativ, das ich gefunden habe. Was in sich interessant ist - und auch als weiteres Versagen den Kampf in den Medien zu führen gedeutet wird.


    (Die EU will die Feindmedien dennoch verbieten. Ich hoffe nur terrestrische Ausstrahlung und Ursula von der Leyen bekommt nach all den Jahren nicht doch noch ihre Internetsperren. Sonst muss ich noch Umgehungswege suchen, um die Feindpropaganda studieren zu können, was dann doch so ein bisschen ein Geschmäckle hat, wenn hier wirklich die große NATOnalismus ausbricht.)


    Also ich kann mir nicht helfen, mir kommt das alles wie ein Wiegen in falscher Sicherheit vor.

  • Wenn Du wirklich meinst, dass Putin vergleichbar mit Hitler ist, und das Baltikum, Polen und den Balkan überfallen werde, wenn Deutschland jetzt - während die Pandemie schon die Preise hochgetrieben hat und die Sanktionen gegen Russland sie sicher noch weiter antreiben werden - mindestens 70 Milliardenen Euro, oder 14% des bisherigen Bundeshaushaltes in seine militärische Aufrüstung steckt (das wären dann nämlich die berühmten 2% des derzeitigen BIP für die NATO), dann werde ich Dich sicher nicht davon abbringen können.

    Ich sehen Ähnlichkeiten. Beide haben den Untergang des von ihnen bewunderten Reichs als traumatisch erlebt. Kaiserreich bzw. Sowjetunion. Hitler als kleiner Soldat und Putin als kleiner Geheimdienstler. Beide sind in der nationalen Krise zum Staatführer gewählt worden und haben dann revisionistische Politik betrieben. Die nationalen Minderheiten in Nachbarstaaten nutzen, um verlorene Gebiete wieder zu gewinnen.


    Die Argumente für den Angriff auf die Ukraine gelten eins zu eins genauso für das Baltikum. Das sind keine richtigen Staaten, sondern von Lenin hingemurkst. Die misshandeln die russischen Minderheiten im Land. Die bedrohen Russland. Ich weiß natürlich nicht, was Putin vorhat, aber es scheint mir der logische nächste Schritt zu sein. Es sei denn er schätzt das Risiko als zu hoch ein.

  • Die Argumente für den Angriff auf die Ukraine gelten eins zu eins genauso für das Baltikum. Das sind keine richtigen Staaten, sondern von Lenin hingemurkst. Die misshandeln die russischen Minderheiten im Land. Die bedrohen Russland.


    Putin tut sich mit diesen Exkursen keinen Gefallen, aber ich verstehe das nicht als Argumente. Das Argument ist, dass die Ukraine im Lager des Gegners - unabhängig davon, ob formal NATO-Mitglied oder nicht - Russland geostrategisch in eine zu schlechte Lage versetzt und seine Sicherheit bedroht. Genauso wie das wirkliche Argument für die Krim nicht ist, dass da nur Russen leben - das machte nur die Annexion leichter - sondern ihre absolut zentrale Stellung für die Kontrolle des Schwarzen Meeres.


    Das Baltikum bestand übrigens aus richtigen Ländern, die das russische Kaiserreich mit ähnlichem Zuschnitt mal von Schweden erworben hat.

  • Der Guardian berichtet, dass das ukrainische Innenministerium einen Telegram Kanal betreibt, auf dem russische PoWs vorgeführt und Tötungen gezeigt werden. Russische Angehörige kriegen dann über Social Media solche Nachrichten:


    “Good evening, I would like to say hi from the Ukrainian people. I would like to make you happy that a close person to you is still alive. Go out and protest, overthrow your government before we bury all in Ukrainian soil. Be damned and burn in hell. Glory to Ukraine.”


    Nun bin ich kein Experte, aber gibt es nicht Konventionen, die sowas verbieten? Im Artikel wurde das nicht weiter kritisiert, also scheint es wohl iO zu sein.

  • Also ich kann mir nicht helfen, mir kommt das alles wie ein Wiegen in falscher Sicherheit vor.

    Davon gehe ich auch aus. Hab heute morgen auf Twitter einen Kommentar von einem Militärexperten gelesen, dass eine solche Offensive sehr Agressiv geführt wird, und immer wenn sich Möglichkeiten für Landgewinne bieten werden sie genutzt, was automatisch und unabhängig vom Zustand der russischen Armee eben zu solchen Versorgungsproblemen führt.

  • Dazu passend Habeck gerade. Sanktionen wollten wir schon machen, mussten aber vorher noch sicherstellen dass wir trotzdem noch mit Russland Handel treiben können. Ich verstehe die realpolitischen Zwänge, aber ich verstehe nicht warum man darüber in der aktuellen Situation kommunizieren muss.

    Scheint mir richtig zu sein. Es geht kurzfristig darum zu zeigen, dass es dem Westen ernst ist mit dem Wirtschaftskrieg, um vielleicht doch Verhandlungen zu erreichen. Mittelfristig sollte man dann zusehen, dass man Putin den Krieg, den er gegen den Westen führt, nicht auch noch selber bezahlt. Also die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland abbrechen. Das dauert ein paar Jahre bis alles umgestellt ist. Aber das macht ja nix.

  • Der Guardian berichtet, dass das ukrainische Innenministerium einen Telegram Kanal betreibt, auf dem russische PoWs vorgeführt und Tötungen gezeigt werden. Russische Angehörige kriegen dann über Social Media solche Nachrichten:


    “Good evening, I would like to say hi from the Ukrainian people. I would like to make you happy that a close person to you is still alive. Go out and protest, overthrow your government before we bury all in Ukrainian soil. Be damned and burn in hell. Glory to Ukraine.”


    Nun bin ich kein Experte, aber gibt es nicht Konventionen, die sowas verbieten? Im Artikel wurde das nicht weiter kritisiert, also scheint es wohl iO zu sein.

    Ach scheiße....


    Selbst der dämlichste Küchenpsychologe weiß doch, dass das Öl ins Feuer ist. Ist das Ding echt? Telegram ist wie Twitter auf Heroin...

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