Den Schlafwandlerbezug hört man jetzt immer wieder (ich hab das Buch nicht gelesen) allerdings denke ich nicht, das die Situationen vergleichbar sind. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten wir einen regelrechten Bündnisverhau in Europa (Entente(n) bzw. Triple Entente, Zweibund, Dreibund, Rückversicherungsvertrag...) einen deutschen Kanzler der den Überblick hatte und einen Kaiser der Schifferl spielen wollte und zack hast an Krieg...
Ich habe das Buch auch nicht gelesen. Wenn ich von Schlafwandeln rede, meine ich das stolpern von einer Eskalationsstufe zur nächsten, ohne offensichtlich einen Plan zu haben, welche Auswirkungen das hat bzw einfach zu Pokern, dass es schon irgendwie klappt (siehe Schlieffenplan).
Damals kannte auch keiner die Auswirkungen der industriellen Kriegsführung in diesen Dimensionen. Heute wird uns dafür ernsthaft erzählt, wir wüssten doch gar nicht wie schlimm so ein Nuklearkrieg wirklich werden würde, weil es ja mit dem GAU eine Kraftwerkes nicht zu vergleichen wäre und schliesslich Hiroshima heute auch nicht unbewohnbar ist.
Es lag Krieg in der Luft aus den verschiedensten Gründen und a paar haben gemeint ein kleiner Krieg kann a bisserl Druck vom Kessel nehmen
Damals galt in Kreisen vor allem der Glaube, dass Krieg etwas Reinigendes hätte und die verweichlichte Gesellschaft davor bewahre, sich vollends dem Materialismus hinzugeben. Ein Krieg fördere die besten Eigenschaften des Menschen (oder Mannes) und würde damit die ganze Nation wieder stärken.
Heute werden wieder Pazifisten diffamiert, "verweiblichte Männer" (vor nicht so langer Zeit war David Beckham noch das role model des modernen Mannes; verrückt aus heutiger Sicht) angeprangert und die Rückbesinnung aufs "Wesentliche" gefordert: frieren, leiden bluten für die "Freiheit". Und das im gesamten politischen und medialen Spektrum.
Dieses Mal klappt es mit dem Druck ablassen hoffentlich besser in der Ukraine, aber ich denke diesmal wissen alle das es brennt und bei Feuer ist das aller wichtigste die Ausbreitung zu verhindern.
Toitoitoi
Das kann man nur hoffen. Aber mit jedem Tag wird es schwerer rhetorisch abzurüsten. Und der Scholzomat kippt - so schätze ich - bei richtigem Stoß schneller, als wir "Bunker" sagen können.