Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Das ist jedenfalls weit entfernt von Poulismus- ich hab's 2x durchgelesen und weiß immer noch nicht, was du mir bzw uns damit sagen willst

    ich wollte damit sagen, dass ich hagen rether, georg schramm oder die partei die partei eher für kritische zyniker, als für populisten halte. aber da kann man natürlich anderer meinung sein.

  • Linker Populismus und Theorie ist kein unüberbrückbarer GegenSatz.

    Das sind 2Seiten der selben Medaille.

    Als die Arbeiterbewegung noch stark war hatte sie sowohl Demonstrationen mit griffigen Parolen, es wurde gesungen und der Zorn auf die Straße getragen.

    Und genau die gleichen Leute saßen in Arbeiterbildungsverwinen und bemühten sich Marx zu verstehen.

    Aber Agitation- Interesse für die Sache wecken- das funktioniert selten indem man das Kapital nimmt,sich auf den Marktplatz setzt und mit ruhiger Stimme auf Seite 1 zu lesen beginnt

    Wirklich nichts gegen linke Praxis. Ich möchte nur nicht die Theorie durch die Praxis ersetzen. Meiner Meinung nach ist linker Populismus, wenn er denn überhaupt diesen Namen verdient, eben eine ungeeignete Form dieser Praxis.

    Ob Deine Anmerkungen über die Arbeiterbewegung so stimmen, kann ich nicht beurteilen. Wenn sie aber stimmten, wäre umso unverständlicher, dass es eine Arbeiterbewegung nicht mehr, oder besser: nicht wieder gibt. Diese Frage muss nach meinem Eindruck theoretisch beantwortet werden, um jene Praxis wieder möglich zu machen.

    Zur Lektüre des 'Kapitals': Ich glaube auch, wie schon Engels, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, dass man nicht vorn beginnen muss, bei der Analyse der Ware, deren "einfache Wertform" laut Autor "die eigentliche Schwierigkeit"(MEW 23, S.63) der Analyse biete, sondern besser bei der "ursprünglichen Akkumulation"(MEW 23, S.741) Hier kann man sich auch den produktiven Rochus auf das Kapital holen, der einem hilft, den ganzen Schinken 'Kapital' auf sich zu nehmen.

  • Ich finde besser als Anthony Hopkins demonstriert Hagen Rether, wie Popilismus ohne Zorn funktioniert. Und Schramm spricht da wohlgemerkt auch in einer Rolle (natürlich tut er das auch, wenn er als “Schramm“ seine Performance abliefert) und man darf dies durchaus hinterfragen und als überspitzt wahrnehmen.


    Ja. Ja. Danke dafür. Klingt ganz nach Ernst Bloch, dessen Hauptwerk ja auch 'Das Prinzip Hoffnung' heißt.

  • Wie schmutzig, wie blutig das Ganze werden muss, liegt nicht in unserer Hand. Das ist bei Notwehr eben so. Vielleicht haben wir Glück und es geht ohne Blutvergießen. Denn wir sollten nicht vergessen, es geht gerade auch um die Menschen, die an der kapitalistischen Ideologie erkrankt sind und uns gegenüberstehen werden. Die wollen wir nicht totschießen, lieber wäre uns, wenn wir helfen könnten, dass sie sich die Freiheit nehmen, ihre Masken abzusetzen. Auch deshalb ist Zorn kein guter Rat.

    Da platzt mir dann doch die Hutschnur, kein burgeoises Geistlein sein wollen, aber dann so eine Revolutionsromantik bei der einem selbst, wahrscheinlich eher anderen weil man selbst doch zu verkopft ist, das Blutvergießen aufgezwungen wird. Nach dem Blutvergießen haben dann selbstverständlich diejenigen welchen die diese Drecksarbeit verrichtet haben (Schramm hätte wenigstens die Ausbildung dazu, der weiß was Handstreich und Hinterhalt sind) den Theoretikern wieder den Vortritt zu lassen um uns in eine bessere Welt zu führen...

    Der Kampf alle Kämpfe zu beenden war schon immer ein Scheißkonzept.

    Trotzdem ist Zorn ein guter Rat, nicht für die Revolution sondern für einen Reformkurs, von mir aus Transformation da werden wir uns dann schon einig.

  • vielleicht ist da die "kritik der zynischen vernunft" (sloterdijk) interessant - populismus als medialen zynismus zu interpretieren oder gegeüber diesen abzugrenzen könnte ein möglicher ansatz sein

    Ich vermute, hier geht es weder um „zynische Kritiker“, wenn man Rether denn so nennen will, noch um Populismus, sondern um die Klage darüber, dass sich elementare Handlungsmotive geändert hätten. Was früher „natürlich-ethische Werte“ gewesen wären (anitke Kyniker), würde sich gewandelt haben zum elementaren „Gewinnstreben“ im Sinne eines ‚materialistischen Endziels‘ (heutige Zyniker). Das ist wohl sogar antikapitalistisch gemeint. Dass hier das Wort ‚materialistisch‘ in seinem Alltags-Leberwurstbegriff verwandt wird, weist aus meiner Sicht allerdings schon darauf hin, dass der Gedanke, mag er noch so gut gemeint sein, hinter die materialistische Philosophie zurückfällt. Sloterdijk (Wenn Wikipedia richtig wiedergibt) erklärt hier eigentlich nichts, sondern wählt eine vollkommen willkürliche Verbindung, deren Erklärungswert mir jedenfalls verborgen bleibt.

    Die antiken Kyniker wurden nach dem grieschischen Ho Küon (der Hund) benannt. Der berühmteste war wohl Diogenes von Sinope, der in einer Tonne wohnte, und Alexander dem Großen, der ihm einen beliebigen Wunsch erfüllen wollte, antwortete: „Geh mir aus der Sonne.“ Es geht also hier um vollkommene Bedürfnislosigkeit. Und ja, man kann in einer Gesellschaft des Konsums ihr Gegenteil erblicken. Und dann? Und wie weiter?

    Mir kommt es so vor, als sei das nichts mit Herrn Sloterdijk. Oder?

  • Das ist jedenfalls weit entfernt von Poulismus- ich hab's 2x durchgelesen und weiß immer noch nicht, was du mir bzw uns damit sagen willst

    Das muss man auch gar nicht wissen.


    Man muss nur wissen, dass man ganz furchtbar belesen - immerhin hat der Wälzer 1000 Seiten - und klug sein muss um das zu wissen.


    Also nicht, dass man es gelesen und verstanden haben müsste, um die Relevanz dieses Sloterdijkschen Elaborats für die laufende Diskussion zu erfassen. Die reine Erwähnung des gewichtigen Werkes und ihres prominenten Autoren reicht völlig aus, um dem Erwähnenden die Aura des Verstehenden und seinem Kommentar die entsprechende Schwere zu verleihen.


    Alter Trick aus dem Geisteswissenschaftlichen Seminar: So lange keiner darauf besteht, die erwähnte Theorie erklärt zu bekommen, weil er befürchten muss, dass man ihn dann selbst nach Erklärungen zu Theorien oder berühmten Theoretikern fragen könnte, die man zwar mal erwähnt aber eigentlich auch nicht wirklich verstanden hat, erhält sich der akademische Betrieb quasi von selbst und alle halten sich gegenseitig für wahnsinnig belesen und klug, ohne dass irgendwer dabei eine tatsächliche Erkenntnis aus irgendwas gezogen hätte.


    Das ist sozusagen nur die reine Reproduktionsarbeit der akademischen Klasse.

  • Kein Mensch will Theorie durch Tun ERSETZEN.

    Sonst weiß ja keiner was er machen will- so ohne Plan..

    Das Agitieren (altmodisches Wort füf wirksamen linken Populismus)ist aber völlig vernachlässigt worden.

    Weshalb der Zustrom fehlt- weshalb das Klassenbewusstsein im Arsch ist-

    weshalb Marx nunmehr zu einem netten Thema bei einem Glas Rotwein degradiert wurde.


    Btw die Geschichte der Arbeiterbewegung ist aber wichtig.

    Bedauerlicherweise wurde sie in Deutschland mit Stumpf und Stiel ausgerottet- erst im "tausendjährigen " Reich und danach - als die ehemaligen Zentrumsseite und neuen Persilscheinbesitzer es ausnutzen,dass sie im Gegensatz zum politisch linken Gegner nicht von Berufsverboten betroffen, in KZ gesessen oder wie die Rote Kapelle gleich aufgehängt wurden.

    Und gleich zu Beging der BRD die KPD verboten.

    Wichtig finde ich nicht wann was wie gegründet wurde -sondern : was waren das für Menschen, wie dachten sie,wie lebten sie und was war damals so anders, dass die Bewegung so erfolgreich war- trotz Verfolgung und Repression?

  • Da platzt mir dann doch die Hutschnur, kein burgeoises Geistlein sein wollen, aber dann so eine Revolutionsromantik bei der einem selbst, wahrscheinlich eher anderen weil man selbst doch zu verkopft ist, das Blutvergießen aufgezwungen wird. Nach dem Blutvergießen haben dann selbstverständlich diejenigen welchen die diese Drecksarbeit verrichtet haben (Schramm hätte wenigstens die Ausbildung dazu, der weiß was Handstreich und Hinterhalt sind) den Theoretikern wieder den Vortritt zu lassen um uns in eine bessere Welt zu führen...

    Der Kampf alle Kämpfe zu beenden war schon immer ein Scheißkonzept.

    Trotzdem ist Zorn ein guter Rat, nicht für die Revolution sondern für einen Reformkurs, von mir aus Transformation da werden wir uns dann schon einig.

    Du denkst an Transformation durch Reformen? Vielleicht so wie Habeck es Tilo gegenüber illustriert hat? Ja, das wäre sehr elegant und schön. Aber auch hier erhebt sich allerdings die Frage, wieso das nicht längst geschehen ist, wenn es denn so einfach ist. Und die einzig schlüssige Antwort darauf scheint mir (zum Beispiel) die Dialektik der Aufklärung gegeben zu haben: Das Tauschprinzip in uns erlaubt nicht die Sympathie für die Abschaffung des Kapitalismus.

    Habeck sprach von der Selbstenteignung von Unternehmer:innen als seiner Favoritin. Sobald der erste DAX-Konzern so handelt, will ich ihm und Dir (?) gerne zustimmen.

    Revolutionsromantik? Ich fürchte, es wird nicht alles vom Computer aus gehen. Denn wenn die Herrschenden merken, dass es ihnen wirklich an Eigentum und Macht gehen soll, werden sie tun, was sie immer tun: Widerstand kriminalisieren und, so notwendig, militärisch niederschlagen. Wie soll Deine Notwehr dann aussehen? Wie willst Du sie überwinden?

  • Wichtig finde ich nicht wann was wie gegründet wurde -sondern : was waren das für Menschen, wie dachten sie,wie lebten sie und was war damals so anders, dass die Bewegung so erfolgreich war- trotz Verfolgung und Repression?

    Genau das ist eines der Themen der Kritischen Theorie, von der Minima Moralia über die Studie zum autoritären Charakter des Instituts für Sozialforschung bis zur Negativen Dialektik.

  • Tja- das ist ein entscheidender Unterschied.

    Der eine meint, das in jedem Menschen wohnende "Tauschprinzip" mithin das innere Kapitalisten Ferkel sei schuldy-

    Der Aner (ich) meine, dass das ein Prozent nicht nur im Besitz des Geldes ist- sondern auch im Besitz der Propaganda..Von Hollywood bis PoWi Schulbüchern- alles vollgestopft mit kaitalistischer Propaganda.

    Weswegen gar nicht so sicher ist, was wirklich innewohnt- oder was sich hereingeschlichen hat- hereingeschlichen wurde- da nicht hingehört und auch wieder rausgeworfen werden kann.

  • Tja, die Jungs mit dem dicken Rohr tragen eben rosa. In echt auch.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Waffenfarbe_(Bundeswehr)

    Panzertruppe sind die mit den Leoparden, die tragen schwarzes Barett mit dem stilisierten Kampfpanzer und rosa Litzen.



    Panzeraufklärer hatten zumeist keine dicken Rohre (Luchs, Fuchs und Fennek), die trugen schwarzes Barett mit dem stilisierten Aufklärungs(rad)panzer und goldgelbe Litzen.

    Es gab auch schwere Aufklärer für die Aufklärung durch Kampf, die hatten Leoparden und trugen das Barettabzeichen der Panzertruppe (gern gelb hinterlegt), allerdings auch die goldgelben Litzen der Panzeraufklärungstruppe.



    Gemeinsam mit

    der Panzerjägertruppe (schwarzes Barrett, grüne später rosa Litzen), die noblen Jaguarfahrer (aufgelöst)


    und der Panzergrenadiertruppe (grünes Barrett, grüne Litzen)


    bildeten sie die gepanzerten Kampftruppen.




    Da die Panzeraufklärer zur Heeresaufklärungstruppe umgebaut wurden, fiel der Panzer vom Barret (sie dürfen jedoch weiter ein schwarzes Panzerbarett behalten) und es bleiben zwei gekreuzte Lanzen.


    Daher sind heute die Panzertruppe und die Panzergrenadiertruppe zusammen die Panzertruppen.




    Die Kombination aus Panzeraufklärungsbarettabzeichen und rosa Litzen kenne ich nicht, möchte aber nicht ausschließen dass es sowas mal gab (Panzeraufklärungskompanie in einem Panzerbataillon eingegliedert, oder sowas).

  • Also kurzer Zwischenstand:


    Populismus?


    Geht nicht weil zu rechts.


    Reformismus?


    Geht nicht weil zu bürgerlich.


    Revolution?


    Geht nicht weil keiner mitmacht.


    Aufklärung?


    Geht eigentlich auch nicht, so lange nicht alle das Kapital, Die Dialektik der Aufklärung, Adornos Minima Moralia, und - ach es fallen uns bestimmt noch ein Haufen Bücher ein - gelesen und vor allem verstanden hat. Also die nächsten zehn Jahre bitte das theoriefeindliche Gepöbel einstellen und zu Jonny, Sebu und Armin in die Bibilothek ziehen.


    Zwischenfazit:


    Ach, eigentlich ist es auch gar nicht so dringend. Bevor der wilde Aktionismus um sich greift, lieber schön entspannt an den Kamin setzten, hinaus in die Natur blicken, ein edles Getränk zu sich nehmen und sich wohlig der eigenen Überzeugung versichern, dass man es besser gewusst hat. Rom Das Tausendjährige Reich ist schliesslich auch nicht an einem Tag errichtet worden. Da hatten Adorno, Horkheimer et. al noch jede Menge Zeit, ihren frankfurter Theorieapprat aufzubauen, bevor sie sich dann damit in die neue Welt verdrücken mussten.

    Nur der Walter hatte es einfach nicht wahrhaben wollen und dann leider irgendwie die letzte Überfahrt verpasst.


    Vermutlich war seine Theorie nicht ausgreift genug, um den Ernst der Lage rechtzeitig zu erfassen.

  • Krass, danke. Ich dachte schon, ich müsste die ganzen 175 Beiträge nachlesen. :thumbup:

  • mussten.

    Nur der Walter hatte es einfach nicht wahrhaben wollen und dann leider irgendwie die letzte Überfahrt verpasst

    Manchmal nutzte auch die schönste Überfahrt nix, wenn man den falschen Nachnamen hatte, wurde man gerne von der Schweiz gebackpushed oder wie Olga Benario und "Sabo" aus Rio de Janeiro als Geschenk für Schnurrbatsadolf versandt.


    Und dann fragt sich da jemand,wie es denn sein konnte,dass sich die Arbeiterbewegung nicht mehr regeneriert hat..

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