Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Haben sie?

    Diese Airbus-Drohne kann 45 Tage in der Luft bleiben (ingenieur.de)

    "Können Drohnen Funktionen von Satelliten übernehmen? Das wollen die britischen Streitkräfte erproben. Sie testen drei solargetriebene Drohnen von Airbus für Kommunikations- und Spionageaufgaben. Die technischen Leistungen der Drohnen sind erstaunlich."

    [/edit] ist natürlich ein extrembeispiel - aber mir ging es eigentlich um den punkt ,ob man das mit einer fehlgeleiteten öko-kritik am kriegswesen nicht befeuern würde. kann man anderer meinung sein, oder auch nicht - weitermachen.

  • Nach einer gewissen Logik hat unsere Luftwaffe auch einen sensationell guten CO2-Abdruck.

    Klar. Der Fuhrpark wurde outgesourct und vielleicht fliegt man weniger. Den ganzen Aufriss zum Betrieb der Fliegerhorste rechnen wir sowieso nicht mit. Das drückt natürlich den Schnitt. Allerdings so krass wie bei der Marine werden die Einsatzzeiten sicher nicht zurückgefahren. Die gehen so weit, dass alle U-Boote monatelang im Hafen liegen. Vorbildlich.

  • also eigentlich könnten wir uns alle vernichten, vorher einigen wir uns noch auf einen sieger, ich würde sagen jeff bezos hat den kapitalismus gewonnen, der darf bleiben. aber wer kauft dann noch bei seinem laden ein und was wird aus dem aktienkurs von amazon? es ist aber auch verflixt

  • Worauf wir uns vielleicht einigen können ist der Umstand, dass populistische Forderungen niemals differenziert sein können. Man möchte einfache Antworten auf komplexe Probleme formulieren. Populismus bedeutet auch immer, dass es ein "wir" und "die anderen" gibt, womit "linke" Identitätspolitik sicherlich ziemlich schnell Bauchschmerzen bekommt... aber als selbstbewusster linker Klassenkämpfer ist dieses "wir"(99%) gegen "die anderen"(1%) jetzt nicht zwangsläufig undenkbar, gerade wegen des allgemein linken Anspruches gleichwertiger Lebensverhältnisse und Rechte für alle.


    Populismus ist also nicht gleich Anbiederei... Oder was schwebt Dir da so vor?

    Wenn wir die Schlagwörter nehmen, die die BPB für den Populismus einsetzt, etwa Führungsfiguren oder völkische Abgrenzung etc., dann ist ein linker Populismus natürlich völlig ausgeschlossen.

    Ein Ansatzpunkt wäre aus meiner Sicht in der Tat höchstens der Aspekt, den Du nennst, nämlich die Opposition „wir“ und „die anderen“ im Sinne eines Klassenwiderspruchs. Doch ist mit dieser Opposition im Bereich des Populismus ja doch etwas ganz anderes gemeint, als im ‚Kapital‘. Hier haben wir die ökonomische Unterscheidung zweier Gruppen, dort die weitgehend imaginierte Abgrenzung, die ein Feindbild erzeugen soll (Siehe BPB, wie oben verlinkt).


    Auf den Vorschlag eines linken Populismus hin, wollte ich den Begriff ‚Populismus‘ so sympathisch wie möglich fassen, um zu sehen, ob ein unterstützenswerter linker Populismus überhaupt denkbar sei. Ich fand, dass man, wenn man alle Aspekte, die auf der linken Seite keinen Platz haben können, wegstreicht, doch übrig behält, dass statt der Vernunft das Gemüt angesprochen werde. In diesem Falle wäre ein linker Populismus der, der sozusagen die menschlichen Gefühle anspricht: Empathie, Friedfertigkeit usw. Nur kommt mir in diesem Falle, wie oben (#126) begründet, das Wort ‚Populismus‘ nicht mehr zuständig vor.

    Der eigentliche Streit rankte sich aber ja dornenreich um die Frage, ob es Aufgabe eines linken Populismus sein könne, Ressentiments anzusprechen, sozusagen als Finte, um nach politischem Machtgewinn dann linke Politik zu machen. Diese Möglichkeit hatte ich in #53 kritisiert, ohne dass meine Argumente beantwortet wurden.


    Die Gefahr dabei, selbst in klassenkämpferischer Absicht mit „wir“ gegen „die“ zu operieren, liegt meiner Ansicht nach vor allem in der Personalisierung. „Die“ haben ja alle Namen und Adressen. Nur, wenn wir hingehen und sie alle aufhängen, wird sich doch dadurch der Kapitalismus nicht ändern, nur wir. Wir sind dann nämlich Mörder geworden. Denn Kapitalisten sind ja nicht per se böse, sie sind wesentlich Funktionsträger der Marktanpassung. Höttges hat ja in seinem Jung & Naiv-Interview gezweifelt, ob es überhaupt Viele geben würde, die seinen 6,5 Mio.€-Job haben wollten. Ich glaube, diese Sorge ist ganz unbegründet.

    In Ermangelung besserer Argumente würde ich also nach wie vor den Standpunkt vertreten: Linker Populismus? Nein danke.

    Stattdessen wäre mir lieber, alles zu betreiben, was den Menschen das Messer von der Kehle nimmt (vor allem im Sinne materiellen Drucks) und ihre Bildungschancen erhöht, und gleichzeitig höflich und bestimmt wenigstens theoretisch auf dem zu beharren, was nötig wäre, um eine menschliche Gesellschaft zu ermöglichen: Abschaffung des Kapitalismus und die Einhaltung der Menschenrechte, deren erstes das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist. Also: Grenzen auf für alle.

  • nun nicht zwangsweise, ich lehne diese klassischen theorien ja auch nicht grundsätzlich ab,man kann ja auch nichts ablehnen, wovon man nicht viel versteht. gut kann man schon, ist aber eher unklug. ich stelle nur erstmal in vielleicht sehr polemischer, populistischer art fest, dass sie bisher das erwünschte ziel nicht unbedingt zu tage gebracht haben, sind wir uns wenigstens da einig?

    ich meine ich kenne das so gut wie gar nicht, kann durchaus sein, dass sie auch darauf antworten liefern.


    nur wenn ich mir das dann anschaue seh ich irgendwie immer so nen dauerkreislauf aus dem man nicht ausbricht, von dem man also auch keine verbesserung erwarten kann. und wenn das dann schon in einem von überwiegend von linken, politikinteressieren menschen besetzen forum schwer zu vermitteln ist, dann stell ich mir die frage wie man die jemals an eine kritische masse heranträgt. aber vermutlich hätte ich das eh schon alles verstanden, wenn ich die diskussionen zwischen dir und utan aufmerksamer verfolgt hätte.

    Das Problem, das Du ansprichst, ist meiner Ansicht nach das entscheidende, und auch das, das man ohne Theorie wohl nicht wird lösen können.


    Was haben die Menschen nur? Es liegt doch alles auf der Hand! Es ist doch alles so lächerlich pipi einfach: Was hindert sie alle denn daran, aufzustehen und einfach zu sagen: So, wir fordern jetzt keine Lohnerhöhung mehr, wir nehmen uns jetzt die Fabrik. Wir wollen auch keine Jobs mehr. Wir organisieren unsere Gesellschaft planvoll, und zwar so, dass genug Güter für alle produziert werden. Kein Druck, kein Stress, keinen Müll zu fressen, keine Abendunterhaltung zum Verdummen. Wer soll das verhindern? Polizei und Militär? Sind die keine Menschen? Haben die nicht alle Mütter, die auch keine Hartzerinnen sein wollen? Sind die etwa von Natur aus Herrschaftsroboter? Was ist da bloß los? Alle Menschen wollen glücklich sein und betreiben unermüdlich ihr eigenes Unglück. Warum bloß? Warum?


    Es waren diese Fragen, die mein Interesse für Theorie geweckt haben.

    Als erstes der Kapitalkurs. Eine Analyse des Kapitalismus. Wie funktioniert diese Wirtschaftsweise? Ich glaubte verstanden zu haben und dachte: Ja! Prima! Ich erzähle es einfach den anderen, dann machen wir Revolution, und aus die Ausbeutungsmaus. Aber weit gefehlt. Mir schlug bestenfalls Desinteresse, oft Feindseligkeit entgegen. Warum?

    Das brachte mich zur Psychoanalyse und insbesondere den Begriffen Unbewusstes, Trauma, Verdrängung und Wiederkehr. Hier war eine Erklärung für den zähen Widerstand, den Menschen gegen ihre eigene Befreiung aufbringen können. Laut Freuds Theorie gibt es z. B. den psychischen Mechanismus der Projektion. Wenn etwa jemand auf Hartz 4 angewiesen ist, ist er nach der herrschenden, ihm buchstäblich im Blut liegenden Ideologie der Gesellschaft, ein Versager. Er ist selbst schuld, denn jeder ist ja seines Glückes Schmied. Das ist schlimm, und nicht wenige erkranken an Depressionen. Um solchen Zerfall zu vermeiden, hat die Evolution der Seele ein Mittel an die Hand gegeben: Ich komme ‚irgendwie‘ (denn das Ganze findet im Unbewussten statt, subkutan sozusagen) auf die Idee, nicht ich bin Schuld, sondern andere: Juden, Zigeuner, was Du willst, völlig wurscht eigentlich, oder eben Flüchtende. Ich projiziere meine Schuld auf andere. Damit habe ich mich selbst gerettet und finde womöglich noch Leidensgenossen, die mir zusätzlich Geborgenheit in der Gruppe bieten.

    Diese Theorie kann also ganz gut erklären, erstens, wieso Menschen ihren eigenen Interessen entgegenarbeiten, und zweitens, wieso sie sich so fanatisch an ihren Fantasien festkrallen.

    Die Kritische Theorie nun, die sogenannte Frankfurter Schule, führt im wesentlichen Marxsche Theorie und Psychoanalyse zu einer Gesellschaftstheorie zusammen. Hier wird vor allem untersucht, welche seelischen Traumata durch die Instanz und Struktur der kapitalistischen Gesellschaft selbst, durch letztlich das Tauschprinzip, den Menschen angetan werden, und welche Wiederkehr diese Traumata in der Gesellschaft typischerweise finden. Ein Beispiel ist der Praktizismus, das geradezu wütende Verlangen, etwas zu tun, sei das nun sinnvoll oder nicht. Ich habe das in #59 kurz skizziert. Es kulminiert in dem Satz: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.


    Diese Theorien sind es im wesentlichen, die mir dabei helfen zu verstehen, was los ist und was geht und was wahrscheinlich nicht geht. Und eine wesentliche Erkenntnis ist meiner Überzeugung nach, dass wir alle die Gesellschaft als Ideologie in uns tragen, unbewusst, unerkannt. Wir erzeugen immer wieder, auch gegen unseren bewussten Willen, Regungen, daraus Gedanken, daraus Thesen, durch die wir der bürgerlichen Ideologie und damit dem Kapitalismus doch auf den Leim gehen. Um dem zu widerstehen, bedarf es Einsicht in die eigenen Abgründe und deren Verbindung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, also der Theorie. Eine äußerst schwierige Aufgabe. Mein Lieblingsphilosoph Adorno hat das so ausgedrückt: „Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“(Minima Moralia, GS 4, S.62)


    Also? Was denn nun? Was tun?

    Ich fürchte, aus der Analyse der Verhältnisse und der Psyche ergeben sich vor allem Hinweise darauf, was nicht in die richtige Richtung geht, z. B. linker Populismus. Angesichts der betonierten Verstocktheit der meisten Herzen, ist wohl der beste Rat, den Menschen so gut zu helfen wie es geht, damit sie irgendwann den Mut finden und auch den Atem, sich zu wehren. Außerdem bin ich dafür, die Lösung, nämlich die Abschaffung des Kapitalismus, wenigstens im Gespräch zu halten. Und natürlich offene Grenzen, denn Revolution aus Särgen heraus gibt es nur beim Jüngsten Gericht.

  • interessant, als jemand der gerade eine psychoanalyse macht und sich schon immer gefragt hat, wie sich das system aufs unterbewusste auswirkt und dass das eigentlich kaum nicht irgendwie wirken kann find ich das jetzt gerade recht spannend.


    vor allem halt weil ich echt nicht wusste, dass psychoanalyse und marx jemals zusammen gedacht wurden.witzigerweise will mein psychoanalytiker aber über politische verhältnisse immer nichts wissen während ich mich sehr gerne darauf stürze, vor allem um von meinen eigenen abzulenken.


    aber na ja wenn das die "lösung" ist siehts halt düster aus, marxistische psychoanalyse für jedermann werden die krankenkassen nicht bezahlen

  • Na also. Geht doch, Man kann tatsächlich auch einfach mal erklären, warum man zu den Erkenntnissen gekommen ist, zu denen man gekommen ist - auch wenn dabei keine so schönen Sprachfiguren und rhetorischen Kniffe mehr den Beitrag schmücken.


    Fast alles was Du in der Antwort an inspectorgadget als Begründung für die Schwierigkeiten bei der Überwindung des Kapitalismus gechrieben hast, würde ich so unterschreiben und habe ich so in weniger präziser Form auch selbst schon mehrfach ins Feld geführt um klar zu machen, warum weder der Reformismus der Sozialdemokratie ihn abschaffen wird, noch die bessere Organisation der "Arbeiterklasse" sie aus ihrem heutigen Zustand heraus dazu veranlssen wird, sich in direkter Selbstemanzipation der Produktionsmittel zu bemächtigen, und warum daher alle Entwürfe noch so schön durchdachter alternativer Systeme nicht einfach umzusetzen sind, bevor das gesellschaftliche Bewusstsein nicht durch stetige Aufklärung und Debatte über die herrschende kapitalistische Ordung in einen Zustand versetzt wird, der es den ihr unterworfenen Menschen erlaubt, ihr Denken aus der ideologischen Horizontverengung durch die Grenzen des Denkbaren in der bürgerlichen Gesellschaft zu befreien.


    Leider hast Du aber dann am Ende, und auch in der Antwort an @Danton wieder genau das selbe getan, was Du schon in sämtlichen anderen Beiträgen zu diesem Thema tatest, und den Befürwortern eines linken Populismus unterstellt,...

    Der eigentliche Streit rankte sich aber ja dornenreich um die Frage, ob es Aufgabe eines linken Populismus sein könne, Ressentiments anzusprechen, sozusagen als Finte, um nach politischem Machtgewinn dann linke Politik zu machen. Diese Möglichkeit hatte ich in #53 kritisiert, ohne dass meine Argumente beantwortet wurden.

    ..sie häten im Sinn, "das Ressentiment" zu bedienen, und es als falsches Versprechen, den verrohten, nach Projektion des eigenen inneren Elends auf noch schwächere und noch ausgebeutetere Kreaturen lechzenden Seelen des in der kapitalistischen Barbarei gefangenen kleinbürgerlichen Proletentums zum Frass vor zu werfen, um es mit seinen eigenen niederen Instinkten an der Nase herum zu führen, und so auf die linke Seite zu ködern.


    Und das, Lieber @Heyfisch, scheint mir Deine ganz eigene "Projektion" zu sein. Du schreibst von der Psychoanalyse, als wäre sie ein originäres Instrument der Gesellschaftstheorie und keines zur Ergründung der Persönlichkeitsstruktur des psychisch kranken oder gestörten Individuums, welche sich immer an den ganz konkreten Umständen ausrichten muss, in denen sich das jeweilige Analyseobjekt befindet und in denen es familär geformt wurde, und erklärst dann, dass die um Interdisziplinarität ihrer empirischen Forschung bemühte Frankfurter Schule sie quasi zum Kern ihrer Theorie über den Zivilisationsbruch im Nationalsozialismus gemacht habe, und dass dies die einzig gültige Art und Weise sei, den modernen, neoliberalen Spätkapitalismus unserer Zeit mit kritischer Theorie zu analysieren.


    Daraus spricht aber nicht die klare, unbestechliche Analyse auf Basis einer gegen jeden Zweifel erhabenen Empirie, sondern nur eine von vielen möglichen Deutungen der scheinbaren Unveränderbarkeit der herrschenden Verhältnisse und der Umstände, in welche die individuelle Seele durch sie gezwungen und an der Ausübung einer eigenen, kritischen Vernunft gehindert wird.

    Und diese eine Deutung, die Du mit der Autorität des berühmten Gelehrten Theodor W. Adorno versiehst, um ihr das nötige Gewicht zu verleihen, beanspruchst Du nicht nur als einzig richtigen Schlüssel zu linker Gesellschafts-psycho-analyse, sondern Du projizierst damit auch noch das ganz eigene "Ressentiment" des linken Bildungsbürgers gegen die kulturlose Masse, den primitivistischen Pöbel, in die Gesellschaft hinein, welcher sich partout nicht solidarisch verhalten und daraus eine gesellschaftliche Kraft entfalten, und statt dessen lieber die eigene Unterdrücktheit zum Anlass nehmen möchte, sich durch die Unterdrückung anderer zu erhöhen.


    Damit begründest Du tautologisch Deine Ablehnung des Populismus. Denn wenn die zur Gesellschaftstheorie hoch extrapolierte Psychoanalyse beweist, dass der gemeine Arbeitsmensch, dem die kritische Theorie und die Dialektik - sei es nun die hegelsche, die marxsche, oder die der Aufklärung - nicht im philosophischen Seminar zu Teil wurde, im Kapitalismus ob seiner geistigen Unbildung und seelischen Verrohung gar nicht anders kann, als sich der Barbarei des Ressentiments hinzugeben, sobald die Angst vor dem Verlust seiner Sicherheit ihn in emotionalen Aufruhr versetzt, dann ist natürlich jeder Versuch, sich jener emotionalen Kraft zu bedienen, um sie vom Hass auf die Schwächsten auf einen Widerstand gegen die Stärksten umzuleiten von vorne herein zum Scheitern verurteilt.


    Denn selbst der politische Kampf gegen die VerteidigerInnen und Profiteure der herrschenden Verhältnisse kann dem abgestumpften, rachsüchtigen Hirn der ArbeiterInnen und MittelschichtskleinbürgerInnen dann ja gar nicht anders geraten, als zu einer menschenverachtenden Hatz auf personalisierte Feindbilder. Am Ende steht dann womöglich der alte Feind aller rationalen Aufklärung, der Antisemitismus, und geht zu Zehntausenden auf die Straße, um gegen eine Weltverschwörung der Eliten aus der "Hochfinanz" und ihrer persönlichen HandlangerInnen in Politik, Wissenschaft und Medien aufzubegehren und gemeinsam mit rechtslibertären Sozialdarwinisten, Reichsbürgern, Protofaschisten von der "Alternative" und noch übleren rechtsverdrehten Gestalten die Bestückung der Laternen mit den baumelnden Leibern der Volksfeinde zu fordern.


    Mit einer solchen Gesellschaft, so ist sich der kritisch-theoretisch geschulte Bildungsbürger und GedankenleIstungsträger sicher, kann man keine Revolution machen. Und überzeugen kann man sie eigentlich auch von nichts. Man kann sich aber seiner eigenen geistigen und moralischen Überlegenheit sicher sein, wenn man es gar nicht erst versucht - denn das wäre ja blindwütiger Aktionismus und Pratktizismus, und der führt bekanntlich immer direkt durch die Intsitutionen in den neoliberalen Staatsterror - und sich statt dessen ein bisschen über die vertrottelten jungen & naiven Leute in einem kleinen Nischenforum erhöhen, während man sich einen feinen Roten aufmacht, der Welt beim Abbrennen zuguckt und dann halt auf das jüngste Gericht wartet.

  • Wie kommt er eigentlich auf dieses "Resentiments ansprechen" dauernd?

    Hat das jemand verstanden warum das einer von uns wollen sollen könnte?

    Kontaktschuld?


    Wer irgendwas befürwortet, was irgendwie nach Sahra Wagenknecht riecht, ist praktisch ein nationaler Sozialist.


    Das muss vermutlich so sein, wegen der "klaren Kante gegen rechts".

    Denn alles andere würde ja zu personalisierten Feindbildern führen.

  • Wenn wir die Schlagwörter nehmen, die die BPB für den Populismus einsetzt, etwa Führungsfiguren oder völkische Abgrenzung etc., dann ist ein linker Populismus natürlich völlig ausgeschlossen.

    Ein Ansatzpunkt wäre aus meiner Sicht in der Tat höchstens der Aspekt, den Du nennst, nämlich die Opposition „wir“ und „die anderen“ im Sinne eines Klassenwiderspruchs. Doch ist mit dieser Opposition im Bereich des Populismus ja doch etwas ganz anderes gemeint, als im ‚Kapital‘. Hier haben wir die ökonomische Unterscheidung zweier Gruppen, dort die weitgehend imaginierte Abgrenzung, die ein Feindbild erzeugen soll (Siehe BPB, wie oben verlinkt).

    Glaubst Du man kann Klassenkampf ganz ohne Feindbilder führen? Hör Dir mal Ton Steine Scherben an. Das ist ganz klar "wir gegen die"... Mit klaren Statements sogar pro Gewalt. Ton Steine Scherben ist für mich durchaus der Soundtrack eines linken Populismus gewesen. Man kann heute sowas nehmen.


    Das ist ne Art Klassenkampf, der ganz klar auch mit Feindbildern arbeitet. Das geht über rein ökonomische "Unterscheidungen" klar hinaus. Es ist "wir gegen die"... bzw. "Wir oder die - einer muss weichen."


    Auf den Vorschlag eines linken Populismus hin, wollte ich den Begriff ‚Populismus‘ so sympathisch wie möglich fassen, um zu sehen, ob ein unterstützenswerter linker Populismus überhaupt denkbar sei.

    Wieso muss linker Populismus "sympathisch" sein? Er muss eine gewisse Dringlichkeit und Notwendigkeit besitzen (gerne sogar auch ganz viel Wut!)...und quasi unverzichtbar werden. Die Forderungen müssen überzeugen, dann ist er auch unterstützenswert. Linker Populismus könnte sich diese Woche mal lauter zu Wort melden, da CDU-Politiker aus der Not ein Geschäft machten. Da müsste linker Populismus mal ganz krawallig draufhauen und Feindbilder schärfen!

    Ich fand, dass man, wenn man alle Aspekte, die auf der linken Seite keinen Platz haben können, wegstreicht, doch übrig behält, dass statt der Vernunft das Gemüt angesprochen werde. In diesem Falle wäre ein linker Populismus der, der sozusagen die menschlichen Gefühle anspricht: Empathie, Friedfertigkeit usw. Nur kommt mir in diesem Falle, wie oben (#126) begründet, das Wort ‚Populismus‘ nicht mehr zuständig vor.

    Ja das ist dann vielleicht eher eine Hare-Krishna-Gruppe aber eben nicht unbedingt das, was ich unter links verstehe. Auch Deine Ausführungen zum Straßenfest in #53 sind halt eher Bilder, die mir zum Prenzlauer Berg aber eben nicht zu einem "linken Populismus" einfallen. Linker Populismus war für mich z.B. ein wütender Oskar Lafontaine auf einem Marktplatz in einer mittelgroßen Stadt, der sich in Rage redete über Finanzmärkte, Spekulanten und H4. DAS war für mich der letzte deutsche linke Populist.... im Kabarett fand man so eine Figur mit Lothar Dombrowski. Da wird rhetorisch scharf geschossen und kein Straßenfest gefeiert. (geil, wie er damals am Ende Identitätspolitik in Grund und Boden versenkt!)



    Der eigentliche Streit rankte sich aber ja dornenreich um die Frage, ob es Aufgabe eines linken Populismus sein könne, Ressentiments anzusprechen, sozusagen als Finte, um nach politischem Machtgewinn dann linke Politik zu machen. Diese Möglichkeit hatte ich in #53 kritisiert, ohne dass meine Argumente beantwortet wurden.

    Ich verstehe da auch nicht wirklich, was Du meinst. Falls Du glaubst "linker Populismus" = "Wagenknecht" = "Grenzen können auch geschlossen werden" = igittigitt ... dann diskutieren wir hier vielleicht über Wagenknecht, aber nicht über die Möglichkeit eines linken Populismus. Was hat Wagenknecht damit zu tun? An vielen Punkten hatte sie recht. An dem Punkt hat sie eine Position eingenommen, die sie in meinen Augen nicht gut genug erklärt bekam. Aber es ist eben nur eine Politikerin, die nicht gleich für einen zu diskutierenden "linken Populismus 2021 in Deutschland" steht.


    Die Gefahr dabei, selbst in klassenkämpferischer Absicht mit „wir“ gegen „die“ zu operieren, liegt meiner Ansicht nach vor allem in der Personalisierung. „Die“ haben ja alle Namen und Adressen. Nur, wenn wir hingehen und sie alle aufhängen, wird sich doch dadurch der Kapitalismus nicht ändern, nur wir. Wir sind dann nämlich Mörder geworden. Denn Kapitalisten sind ja nicht per se böse, sie sind wesentlich Funktionsträger der Marktanpassung. Höttges hat ja in seinem Jung & Naiv-Interview gezweifelt, ob es überhaupt Viele geben würde, die seinen 6,5 Mio.€-Job haben wollten. Ich glaube, diese Sorge ist ganz unbegründet.

    In Ermangelung besserer Argumente würde ich also nach wie vor den Standpunkt vertreten: Linker Populismus? Nein danke.

    Stattdessen wäre mir lieber, alles zu betreiben, was den Menschen das Messer von der Kehle nimmt (vor allem im Sinne materiellen Drucks) und ihre Bildungschancen erhöht, und gleichzeitig höflich und bestimmt wenigstens theoretisch auf dem zu beharren, was nötig wäre, um eine menschliche Gesellschaft zu ermöglichen: Abschaffung des Kapitalismus und die Einhaltung der Menschenrechte, deren erstes das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist. Also: Grenzen auf für alle.

    Das verstehe ich dann schon besser. Nur eine Frage habe ich noch: Wie willst Du den Kapitalismus in Deutschland "abschaffen" ohne Dir dabei die Hände schmutzig zu machen? Rechtfertigt die Aussicht auf eine "bessere Welt" Opfer?

    ... da sind wir dann freilich in einer sehr klassischen Debatte, die sich in vielen Büchern, Dramen und sonstigen Schriften wiederfindet. Ich finde die Haltung: "Keine Gewalt" völlig legitim und .... ja...richtig. Trotzdem sollte ein linker Populismus nicht in erster Linie bunte Straßenfeste feiern um die Gefühle der Menschen zu erringen (obwohl ich feiern auch immer gut finde)... Nein er sollte vor allem unerhört ZORNIG sein!

  • Linker Populismus könnte sich diese Woche mal lauter zu Wort melden, da CDU-Politiker aus der Not ein Geschäft machten. Da müsste linker Populismus mal ganz krawallig draufhauen und Feindbilder schärfen!

    Zumal es ja dann doch ein kleines Unterschiedchen macht, ob man fordert, dass solche Feinde und Missbraucher der Demokratie aus dem demokratischen Parlament geworfen werden, damit sie dort keinen weiteren Schaden mehr anrichten können, und dass man sie des weiteren - auch zur Abschreckung all jener die ihre Korruption bislang noch besser zu verbergen wissen - der selben Behandlung durch den Rechtsstaat unterziehe, welche auch sämtlichen anderen mutmaßlichen BetrügerInnen und MissbraucherInnen von öffentlichen Ämtern zu Teil würde, oder ob man einen wutentbrannten Mob entzündet und ihn dazu aufruft, sich selbst zu Anklägern, Richtern und Henkern in massenhafter Personalunion zu erheben und sie öffentlich zu lynchen.


    Da kann auch gemeinen nicht-KennerInnen kritischer Theorien und dialektischer Erkenntnisprozesse durchaus mal die Erkenntnis zugetraut werden, dass Vorteilnahme im Amt ein Missbrauch von verliehener Macht ist, dem am besten vorgebeugt werden kann, wenn auch Amts- und MandatsträgerInnen sich an allgemeingültige Regeln und Gesetze zu halten haben und wenn man ihnen bei Zuwiderhandlung das Mandat und die Immunität vor Strafverfolgung weg nimmt.


    Da ist natürlich in gewisser Weise auch wieder die bürgerliche Moral hinter dem Ruf nach justiziärer Ahndung des Vergehens und man könnte jetzt aus einer staatskritischen, linken Position heraus nicht völlig abwegig argumentieren, dass mit einer solchen Forderung letztendlich auch bloß der Glaube des kleinbürgerlichen Individuums an die Rechtmäßigkeit der herrschenden Verhältnisse bestätigt würde, welche überhaupt erst dazu führen, dass Profiteure profitieren und korrupte PolitikerInnen korrumpieren können, und welche dieser kapitalistische Staat und sein politischer Apparat ja auch nach der Entfernung der Übeltäter aus einer Legislative dennoch weiter aufrecht erhielte. Und überhaupt sind es ja besonders die VertreterInnen des rechten Spektrums die üblicherweise bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach der harten Hand des Gesetzes rufen, bzw. deren Versagen beklagen und dies zum Anlass nehmen, ihr zu noch härterem Durchgriff gegen die Bürgerrechte zu verhelfen.


    Aber immerhin wären dann schon mal zwei- bis drei Mitglieder des gesetzgebenden Gremiums davon abgehalten, es ganz direkt noch weiter den privaten Profitinteressen zu unterwerfen.

    Diesen Zusammenhang heraus zu arbeiten, sich dabei nicht auf das in der Unionsführung nun hastig zur bedauerlichen Häufung von ausnahmsweisen Einzelfällen unter ansonsten treu dem Gesetz und dem eigenen Gewissen verpflichteten StaatsdienerInnen mit politischem Mandat herbeikonstruierten Narrativ anzuschliessen, und statt dessen darauf hinzuweisen, dass die Korrumption des Gesetztgebers nicht erst dort beginnt, wo einzelne dort hinein mandatierte GesetzesbrecherInnen persönlich die Hände aufhalten, sondern dass sie eigentlich schon in einem System angelegt ist, in welchem die Arbeitgeberverbände, Konzerne und Großspender politischer Parteien auch auf ganz legalem Weg und zu jeder Zeit den Einfluss ihrer angehäuften Profite auf politische Entscheidungen geltend machen können, während sich die Mehrheit der bei ihnen abhängig Beschäftigten auf den guten Glauben daran zu bescheiden hat, dass die von ihnen alle vier Jahre ins Parlament gewählten VolksvertreterInnen tatsächlich ein Gewissen haben, dem sie sich verpflichtet fühlen können - das wäre in der Tat ein linker Populismus, für dessen Verständnis es keinerlei weiteren theoretischen Vorbildung bedürfte, und der trotzdem ohne personifizierte Feindbilder auskäme, gegen die man einen Lynchmob aufhetzen müsste.

  • Gut, lassen wir mal die offenen Grenzen und De Masi und Wagenknecht. Sprechen wir von Feindbildern und gerechtem Zorn.


    Ton Steine Scherben habe ich nie gemocht, obwohl sie zu meinen Lebzeiten populär wurden. Der Weg von ‚Macht kaputt, was euch kaputt macht‘ zu Rio Reisers ‚König von Deutschland‘ ist doch wohl jedenfalls keiner der fortschreitenden Revolution, oder? Und ist ‚Blinder Passagier‘ nicht der traurige Schwanengesang auf die revolutionären Ambitionen?

    ‚Hurra die Welt geht unter‘ handelt davon, dass die Erde durch einen Atomkrieg zerstört ist und nachher eine Gesellschaft entsteht, in der Kinder kein Geld mehr kennen und man auf Parkbänken nur noch selbander einnickt. Wie das eine zum anderen führt, bleibt unklar. Wie lange man im Bunker zu sitzen hat, bevor man überhaupt wieder raus kann, wird nicht thematisiert. Wahrscheinlich soll der Bunker nur eine Metapher dafür sein, dass der Umsturz ein vollkommener sein muss. Ich hätte dann aber doch gern gewusst, wofür das Bild steht, also wie sich Kantereit & K.I.Z. das Ganze vorstellt. So bleibt der eingängige Refrain, der Höcke ebenso einleuchten dürfte.

    Bei aller Wertschätzung für Georg Schramm (meine Lieblingsfigur ist der Oberstleutnant von Sanftleben), sein Konzept vom gerechten Zorn leuchtet mir am wenigsten ein. Und sieh ihn Dir an in dem eingefügten Clip, wie er ganz richtig die Nichtswürdigkeit der Politiker:innen herausspeit – und sie sitzen im Publikum und lachen. Manchmal machen sie auch ein langes Gesicht, aber das ist auf dem Nachhauseweg wahrscheinlich schon wieder vorbei. Ich glaube, seine Wut auf der Bühne rührt nicht allein von seiner Rolle her; ich sehe ihn ganz ehrlich verzweifelt darüber, dass er die gröbsten Wahrheiten den Herrschenden ins Gesicht schleudern kann, ohne dass es irgendeine Wirkung hätte.

    Oskar Lafontaine: Ja, er kann, oder konnte jedenfalls, leidenschaftlich reden, und was er sagt, ist mindestens diskutabel. (Von der Anbiederung an Pegida wollen wir an dieser Stelle ja absehen). Gerade Populismus ist per definitionem nun aber die Form des Widerstands, dessen Erfolge unmittelbar sichtbar sein sollten, eben in seiner Popularität. Er selbst sitzt irgendwo im Saarland und macht – was? Die Sammlungsbewegung „Aufstehen!“ Gibt’s die noch?


    Ja, stimmt. Das Kapital, repräsentiert durch seine Charaktermasken, die Kapitalist*innen, ist der Feind. Wie kann ich den Feind schlagen? Er besitzt weit überlegene Feuerkraft und einen umfassenden Propagandaapparat, das, was in der Kritischen Theorie ‚Kulturindustrie‘ heißt. Eine Rote Armee gibt es nicht und ist auch nicht in Sicht. Guerillakampf ohne Massenbasis kann nicht erfolgreich sein, wie die Geschichte der RAF vorführt. Also wie?

    Er muss eine gewisse Dringlichkeit und Notwendigkeit besitzen (gerne sogar auch ganz viel Wut!)...und quasi unverzichtbar werden. Die Forderungen müssen überzeugen, dann ist er auch unterstützenswert. Linker Populismus könnte sich diese Woche mal lauter zu Wort melden, da CDU-Politiker aus der Not ein Geschäft machten. Da müsste linker Populismus mal ganz krawallig draufhauen und Feindbilder schärfen!

    Gut, vergessen wir für diesen Moment die Begriffsbestimmungen von linkem Populismus und setzen wir ihn einfach synonym für populäre linke Politik: Wie sollen Dringlichkeit und Notwendigkeit entstehen? Durch Überzeugen? Riecht das nicht schon wieder nach Theorie? Die korrupten CDU-Politiker: Die CDU selbst hat sie bloßgestellt und rausgeschmissen. Was will linker Populismus darüber hinaus noch machen? Grimmig kucken? Die Wahrheit ist doch, dass korrupte Politiker:innen, nicht nur in der CDU/CSU, vollkommen selbstverständliche Erscheinungen der kaptitalistischen Verhältnisse sind. Das einfach zu sagen bzw. auch mit Schaum vor dem Mund herauszubrüllen, bringt gar nichts (siehe Georg Schramm). Das zu erklären, bedarf der Theorie, deren der allergrößte Teil der Bevölkerung nicht willens und darum nicht fähig ist.


    Klar, man kann einfach losrennen. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ich hab ja solche Wut im Bauch. Mein Zorn ist gerecht, ich lasse mir nicht von alten, meist schon toten Zauseln meinen Widerstand aus staubigen Büchern zerreden.

    Meine damalige Freundin studierte Sinologie und war zufällig in Beijing, als das Massaker im Zusammenhang mit der Besetzung des ‚Platzes des himmlischen Friedens‘ stattfand. Da ging es nicht mehr ums Krakehlen, da ging es zu Fuß gegen Panzer. Sie berichtete, die Student:innen hätten sich da auch gar nichts vorgemacht. Als sie zum Tiananmen aufbrachen, erklärten sie ihr: „Wir wollen alle sterben.“ Sie waren sehr wütend. War das die beste Lösung?


    Sollte uns nicht stutzig machen, dass linker Populismus in allen Facetten, die Du nennst, nicht verboten ist? Als die 68er Student:innen auf die Straße gingen, wurden sie kriminalisiert, also ernst genommen. Und heute? Ist buchstäblich alles erlaubt. Warum? Weil die Bevölkerung im Großen und Ganzen nicht ansprechbar ist. Wenn linker Populismus eine Lösung wäre, hätte er schon längst obsiegt.


    Nötig ist meiner Ansicht nach nicht Wut oder Zorn. Darüber lacht sich der Feind ins manikürte Fäustchen. Nötig ist, die Situation klar zu erkennen, wozu eine Menge Theorie nötig ist, und trotz aller widrigen Umstände immer wieder einen Weg zum Umsturz zu suchen, sich, wie zitiert, nicht dumm machen zu lassen. Kühl und geduldig. Durchaus ein bisschen so, wie Sir Anthony Hopkins es hier vormacht:


    https://www.youtube.com/watch?v=SxzQfROFbM0

    ab 1:10



    Zu Deinen abschließenden Fragen:

    Falls sich eine Tür öffnen sollte, falls wir klug und kühl genug sein sollten, sie zu erkennen, dann wird der Weg durch diese Tür selbstverständlich ein Kampf sein. Wie gesagt, man darf die Kapitalist:innen der Welt nicht mit den Wandlitzer Opis verwechseln. Wie schmutzig, wie blutig das Ganze werden muss, liegt nicht in unserer Hand. Das ist bei Notwehr eben so. Vielleicht haben wir Glück und es geht ohne Blutvergießen. Denn wir sollten nicht vergessen, es geht gerade auch um die Menschen, die an der kapitalistischen Ideologie erkrankt sind und uns gegenüberstehen werden. Die wollen wir nicht totschießen, lieber wäre uns, wenn wir helfen könnten, dass sie sich die Freiheit nehmen, ihre Masken abzusetzen. Auch deshalb ist Zorn kein guter Rat.

  • Linker Populismus und Theorie ist kein unüberbrückbarer GegenSatz.

    Das sind 2Seiten der selben Medaille.

    Als die Arbeiterbewegung noch stark war hatte sie sowohl Demonstrationen mit griffigen Parolen, es wurde gesungen und der Zorn auf die Straße getragen.

    Und genau die gleichen Leute saßen in Arbeiterbildungsverwinen und bemühten sich Marx zu verstehen.

    Aber Agitation- Interesse für die Sache wecken- das funktioniert selten indem man das Kapital nimmt,sich auf den Marktplatz setzt und mit ruhiger Stimme auf Seite 1 zu lesen beginnt

  • Ich finde besser als Anthony Hopkins demonstriert Hagen Rether, wie Popilismus ohne Zorn funktioniert. Und Schramm spricht da wohlgemerkt auch in einer Rolle (natürlich tut er das auch, wenn er als “Schramm“ seine Performance abliefert) und man darf dies durchaus hinterfragen und als überspitzt wahrnehmen.


  • Linker Populismus und Theorie ist kein unüberbrückbarer GegenSatz.

    ...außer natürlich für die hochgebildete Bourgeoisie.


    Die will ja nicht nur ihre materiellen Privilegien verteidigen, sondern auch ihre geistigen.


    Wie der alte Dialektiker Marx nur darauf kommen konnte, dass die herrschenden Gedanken stets auch die Gedanken der Herrschenden seien?


    Das muss wohl etwas mit dieser "Theorie" zu tun haben, von der wir blinden AktionistInnen und das dumme Volk, das wir damit zum Ressentiment animieren wollen, einfach nichts verstehen.

  • vielleicht ist da die "kritik der zynischen vernunft" (sloterdijk) interessant - populismus als medialen zynismus zu interpretieren oder gegeüber diesen abzugrenzen könnte ein möglicher ansatz sein:

    "Damit einhergehend betrachtet er die Entstehung des heutigen menschenverachtenden Zynismus im Gespann kleinbürgerlicher Semiologien bzw. großphilosophischer Ambitionen auf der Folie des griechischen Kynismus. Dieser stehe heute nicht mehr für letztlich (natürlich-)ethisch verbürgende Werte zwischen Menschen außerhalb religiöser und wirtschaftlich-opportunistischer Überzeugungen. Stattdessen sei er einem Zynismus gewichen, der sein Handeln aufgrund eines „Endziels“ rein materialistisch definiere und ein „gesolltes“ Handeln wirtschaftlich auf Gewinnmaximierung trimme bzw. reduziere; einem Zynismus, der sich jedoch da ausschweige, wo es sich um soziale, anthropogene und altruistische Zielverfolgung in einem und für ein „gelungenes Leben“ handelt."


    Der Staats- und Vormachtszynismen

    "Doch muß man hier noch mehr als gewöhnlich die Wörter mit der Wirklichkeit vergleichen. In der Regel verwechselt die Machtsprache die Ausdrücke; sie nennt die Kriegsvertagung Frieden; sagt Ordnung schaffen, wenn sie Unruhen unterdrückt; sie rühmt sich ihrer sozialen Gesinnung, wenn sie verschleiernde Almosen gegeben hat; und sagt Gerechtigkeit, wenn sie Gesetze exekutiert." (S. 430)

  • Zitat

    lismus als medialen zynismus zu interpretieren oder gegeüber diesen abzugrenzen könnte ein möglicher ansatz sein:

    "Damit einhergehend betrachtet er die Entstehung des heutigen menschenverachtenden Zynismus im Gespann kleinbürgerlicher Semiologien bzw. großphilosophischer Ambitionen auf der Folie des griechischen Kynismus. Dieser stehe heute nicht mehr für letztlich (natürlich-)ethisch verbürgende Werte zwischen Menschen außerhalb religiöser und wirtschaftlich-opportunistischer Überzeugungen. Stattdessen sei er einem Zynismus gewichen, der sein Handeln aufgrund eines „Endziels“ rein materialistisch definiere und ein „gesolltes“ Handeln wirtschaftlich auf Gewinnmaximierung trimme bzw. reduziere; einem Zynismus, der sich jedoch da ausschweige, wo es sich um soziale, anthropogene und altruistische Zielverfolgung in einem und für ein „gelungenes Leben“ handelt."

    Das ist jedenfalls weit entfernt von Poulismus- ich hab's 2x durchgelesen und weiß immer noch nicht, was du mir bzw uns damit sagen willst

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