Energiekrise 2022/2023

  • Ihm müsste klar sein, dass die Lieferung nach Deutschland notwendig war, damit die Kanadier ihre eigenen Sanktionen nicht umgehen. Aber offenbar hat Siemens Energy die Gasturbine einfach nach Deutschland überführt ohne das vorher mit Gazprom abzusprechen und daraus haben die ihnen den nächsten Strick gedreht - das ist nicht vertraglich vorgesehen und muss erstmal neugeregelt werden usw.

    Liest sich ein bisschen so, als würde bei jedem konkreten Vorwurf seitens DE recht penibel darauf geachtet, das Adjektiv "technisch" einzubauen aber auf jeden Fall den "regulatorischen" Aspekt "Herkunft" zu meiden, weil genau der vertraglich nicht vorgesehen ist und neu geregelt werden muss?:


    Scholz:

    Dem russischen Energieriesen Gazprom, dem Eigentümer der Turbine, warf der Kanzler vor, alle für eine Verringerung der Gaslieferungen durch Nord Stream 1 vorgebrachten technischen Gründe seien auf einer Faktenbasis nicht nachvollziehbar.


    Die Reduzierung der Gaslieferungen über Nord Stream 1, die Nichterfüllung der Gaslieferungsverträge, hat keinerlei technische Gründe.


    "Mit der Lieferung der Turbine haben wir Putins Bluff auffliegen lassen", sagte er. "Er kann diesen Vorwand nicht mehr verwenden und keine technischen Gründe mehr für ausbleibende Gaslieferungen ins Feld führen."


    Die Turbine sei nicht nur in perfektem Zustand, ihrer Nutzung stünden auch keinerlei Gassanktionen entgegen, so Scholz. Die russischen Abnehmer müssten lediglich mitteilen, dass sie die Turbine auch haben wollen und die nötigen Auskünfte für den Zolltransport nach Russland geben. "Alle anderen Genehmigungen liegen vor."


    Siemens:

    "Technisch können wir es aus unserer Sicht nicht nachvollziehen." Was die Turbine angehe, so fehle für deren Lieferung nach Russland lediglich eine Anforderung durch Gazprom.


    Habeck:

    Russland aber weigere sich, die Turbine ins eigene Land zu holen. "Sie lügen einem ins Gesicht".

  • Also ich sehe drei Möglichkeiten:


    1. Russland will sicherstellen, dass wir nur sehr wenig Gas bekommen, insbesondere mit Blick auf den Winter, und wird seinen Gasexport auf niedrigem Niveau halten, vielleicht irgendwann ganz offen oder gedeckt durch immer neue prozedurale Hürden, technische Probleme usw.


    2. Russland ist für eine Gegenleistung bereit, den Gasexport allgemein, über Nord Stream, ggf. andere Routen anzuheben, und damit wird bis zu einer Einigung der Gasexport auf niedrigem Niveau bleiben.


    3. Russland will alle Hürden errichten, die sich einigermaßen rechtfertigen lassen, und ist nicht besonders kooperativ dabei sie zu überwinden, aber wenn sie abgearbeitet sind, fließt auch wieder mehr Gas.


    (Die Möglichkeit, dass es reine Sachzwänge sind, ist an diesem Punkt zu blauäugig. Umso mehr die Deutung von diesem Waldai-Klub-Beiträger, dass es ein fürsorglicher Zwang zur Absicherung der Gasversorgung unter den Sanktionsbedingungen ist. Wobei ich nicht ausschließen würde, dass die Russen im Rahmen von Möglichkeit 2 oder 3 auch Zusicherungen suchen, die verhindern, dass ihnen (er)frierende Europäer zugeschrieben werden, wenn sie ihren Teil beitragen.)


    Möglichkeit 3 wäre am besten für uns, aber die Zeit arbeitet hier gegen uns, und Versuche diese Vorgänge propagandistisch auszuschlachten, anstatt einfach hinter den Kulissen zu bearbeiten, könnten zu Verzögerungen führen.


    Bei Möglichkeit 2 kommt es darauf an, wie die Gegenleistung aussieht. Öffnung von Nord Stream 2 kann ich mir zwar unter Notbedingungen vorstellen, aber bis es soweit kommt eher nicht. Irgendwelche kleineren Erleichterungen bei den Sanktionen, die sowieso niemand in ihrer Bedeutung versteht, wären vermutlich drin.


    Bisher habe ich allerdings nicht den Eindruck, dass über sowas überhaupt verhandelt wird. Also vermutlich entscheidet es sich zwischen Möglichkeit 1 und 3. Es könnte natürlich sein, dass die Russen auf ein Angebot warten.

  • Öffnung von Nord Stream 2 kann ich mir zwar unter Notbedingungen vorstellen, [...]


    https://tass.com/economy/1488725


    Zitat

    "The ex-Chancellor asked whether the Nord Stream 2 can be engaged, in the severe crisis situation, speaking hypothetically. In other words, Putin was not the initiator. Putin did not suggest that. However, Putin said this is possible in terms of technology; a huge effort was completed and this project, a very complex mechanism, is ready to be used at once," Peskov said.

  • Das mit der Zertifizierung ist doch eine theatralische Show, ich glaube selbst wenn wir die Welt auf den Kopf stellen können wir ohne Russland den Laden "Exportweltmeisterei" dicht machen. NS2 wird wieder aufgedreht, wenn es richtig hart wird, wenn etwas Zeit vergeht, wenn eine andere Regierung gewählt wird (bei uns oder in der Ukraine). Russland kann das aussitzen und Putin scheint das nicht persönlich zu nehmen, viele würden die Äusserungen der deutschen Regierung sicher persönlich nehmen und nicht vergessen - mit maximalem Sanktionsdruck antworten, was nicht passiert.


    Ich glaube das wissen beide Seiten, es könnte schlimmer kommen, wenn wir weiter machen wie bisher.

  • Ach so!


    Das war einfach so ein Besuch des obersten Wetbewerbsstandortorganisators beim arbeitsplatzschaffenden Megakonzern, mit ganz viel Gelegenheiten für die Qualitätspresse, das Firmenlogo und die geile britische "deutsche Ingenieurskunst" (O. Scholz) ins Bild zu bekommen.


    Siemenssprecher: "Wir brauchen Beiträge des Kunden - die stehen derzeit aus".


    Ja welche "Beiträge" denn, du Konzernclown?

    Was ist so schwer oder geheim daran, dass man es dem Pöbel nicht einfach mal erklären kann?


    Scholz: "Die Turbine ist völlig perfekt vorhanden" und kann jederzeit geliefert werden - technische Gründe liegen also nicht vor. sehen sie hier: Da steht sie. Sie ist perfekt. bitte machen sie ganz viele Bilder davon, mit mir und dem Siemensclown davor.


    Ja wenn Du das so sagst, Olaf, dann wird das schon so stimmen.


    Und dann darf sich der Herr Politiker natürlich noch ein Viertelstunde lang selbst auf die Schulter klopfen, weil er und seine grün-pissgelb-neoliberale Kapitalampel die Krise bisher so genial gemanaged haben.


    /rant


    Aber mal im Ernst: Ich habe nach dieser denkwürdigen private-public-partnership PR-Aktion in Mülheim a. d. R. immer noch keine Erklärung dafür, was Gazprom genau beanstandet. Es wird einfach nur immer stupide wiederholt, das Ding sei da und der Russe brauche es nur abzuholen.


    Die verarschen uns doch alle. Siemens, Scholz und die Russen.

  • https://t.me/gazprom/842


    Zitat

    Санкционные режимы Канады, ЕС, Великобритании и несоответствие существующей ситуации действующим контрактным обязательствам со стороны Siemens делают поставку двигателя 073 на КС «Портовая» невозможной.


    Via Google Translate:


    Zitat

    Die Sanktionsregime Kanadas, der EU, Großbritanniens und die Widersprüchlichkeit der aktuellen Situation mit den aktuellen vertraglichen Verpflichtungen seitens Siemens machen die Lieferung des 073-Motors an die Portovaya CS unmöglich.


    Denke mal das ist eher eine Reaktion auf die deutsche Präsentation von heute. Muss nicht viel heißen.

  • Gazprom: Rückgabe von Siemens-Turbine an Russland wegen Sanktionen „unmöglich“


    Eine Lieferung der in Deutschland bereitstehenden Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 nach Russland ist nach Angaben des russischen Gaskonzerns Gazprom wegen der gegen Moskau verhängten Sanktionen „unmöglich“. In einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung führte das Unternehmen zudem „Unklarheiten bei der aktuellen Situation bezüglich der vertraglichen Verpflichtungen von Siemens“ an. Beides zusammen mache „die Lieferung unmöglich“.



    Die wollen nochmal den Punkt unterstreichen wir seien bescheuert, ich glaube die haben Spaß an den Sanktionen bekommen : )


    Die Zeiten sind leider vorbei in denen Männerfreundschaften sowas fixen konnten, die EU hat vielleicht durch die Frauenquote keinen Mann mehr in Putins Nähe bringen können?

  • Russland fackelt jetzt das Gas anscheinend lieber ab, als es nach Europa zu verkaufen


  • Na ja. Das scheint allerdings bei der Gasförderung üblich zu sein, weil das Gas in der Erde unter hohem Druck steht und man es nicht einfach in die Atmosphäre entweichen lassen will, wenn man keine andere Verwendung dafür hat.


    Ob es technisch wirklich nicht möglich wäre, es in die Pipeline einzuspeisen ist dadurch natürlich nicht geklärt. Aber das Abfackeln alleine ist keine spezifisch russische Schlechtigkeit.

  • Russland fackelt jetzt das Gas anscheinend lieber ab, als es nach Europa zu verkaufen


    https://www.bundestag.de/resou…/WD-8-059-20-pdf-data.pdf


    Zitat

    Bei der Erdgasförderung ist das Abfackeln von brennbaren gasförmigen Stoffen grundsätzlich nur aus sicherheitstechnischen Gründen (z.B. zur Druckabsicherung in Gastrocknungsanlagen) oder aus besonderen betrieblichen Erfordernissen (z.B. Wartungsarbeiten an Fernleitungen, Reini- gungsarbeiten an Erdgasbohrungen) notwendig.

    Also Russland würde es nicht schwer fallen, hier ein Argument zu finden, warum das auch wieder unsere Schuld ist. Tatsächlich ist mir CO2 in der Atmosphäre lieber, als das Erdgasäquivalent dazu. So etwas passiert übrigens serh gerne bei LNG... sag ja nur.

  • Laut dem Artikel brennen sie in Portowaja seit anderthalb Monaten Gas ab. Merkwürdig, dass man jetzt das erste mal davon hört:


    https://www.moscowtimes.ru/202…-postavok-v-evropu-a22907


    Also dieser Artikel klingt so als würde erstmalig darüber berichtet. Müsste man natürlich mal schauen, ob es schon vorher Berichte gab.


    Der finnische Artikel, auf den sie verweisen ist auch nur von gestern:


    https://yle.fi/uutiset/3-12561745


    "2022-08-03T18:03:00+03:00"

  • Das heißt einfach gar nix. Das ist genau so hohl wie das Gelaber von Bundesscholz und dem Siemensclown.


    Ich bleibe dabei. Die verarschen uns alle.


    Vielleicht fühlst du dich bei dieser Beschreibung aufgehoben:


    https://radiosputnik.ria.ru/20220804/gazprom-1807275654.html



    Via Google Translate:


    Zitat

    "Es sieht aus wie ein Zirkus. Aber ich möchte hinzufügen, dass dies ein bürokratischer Zirkus ist. In einem einfachen Zirkus ist alles klar: Clowns, alle lachen. Aber in einem bürokratischen Zirkus ist nichts klar, und dort werden viele Manipulationen durchgeführt - [...]", - sagte Alexander Khurschudow.


    Oder bei dieser (bin mir sicher da findet auch Hohli Freude dran):


    https://radiosputnik.ria.ru/20220804/sholts-1807187060.html



    Via Google Translate:


    Zitat

    "[...] Die Deutschen haben so ein Osterspiel namens "Spiel mit Eiern". Das ist so ein „Spiel mit Eiern“ - sie haben eine Turbine erwischt, jetzt stehen sie in der Nähe und wissen nicht, was sie als nächstes damit machen sollen “, sagte Alexander Sosnovsky.


    Nebenbei noch ein neues russisches Wort gelernt: цугцванг.

  • Der etwas substantiellere Hinweis von Churschudow ist, dass "jeder Vertrag über die Wartung von Anlagen wie einer Gasturbine ein riesiges Dokument, Hunderte von Seiten, [ist] und jedes Detail steht dort: was der Auftragnehmer tut , wo die Abnahme stattfindet usw.". Denke das wird so stimmen und es scheint so, dass uns Gazprom selbst oder der russische Staat über Auflagen zwingt, das alles für diesen veränderten Vorgang neu auszuhandeln und aufzusetzen. Ich gehe davon aus, bei kooperativen Geschäftspartnern würde es schneller gehen, aber das heißt nicht, dass es da auch nur mit einem Handschlag getan wäre.

  • Natürlich kommt da immer ein riesenhaufen Papier bei raus wenn komplexe Maschinen die Qulitätskontrolle durchlaufen - ein LKW-Achssschenkel ist ein bürokratisches Armageddon.


    Und der ganze Kram muß für mögliche Schadensfälle einige Jahrzehnte aufbewahrt werden.


    Die tun bei Siemens so als sei Hightechwartung unbürokratisch...

  • Das gesagt, laut einem weiteren Kommersant-Artikel, die wieder Einblicke in die Vorgänge behaupten, scheint im Hintergrund weiterhin an der Rückführung gearbeitet zu werden. Unter anderem:


    https://www.kommersant.ru/doc/5492859



    Via Google Translate (korrigiert):


    Zitat

    In dem Schreiben weist die deutsche Behörde darauf hin, dass eine gesonderte Genehmigung für den Transport der Maschine nicht erforderlich sei, da sie keinen Sanktionsbeschränkungen unterliege. Da Gazprom jedoch zuvor um Garantien für die Zollpassage der Maschine gebeten hatte, erließ die Behörde eine vorläufige Entscheidung, die bei der Zollkontrolle bis zum 26. Juli 2023 vorgelegt werden kann.

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