Giftanschlag auf Nawalny

  • Aha, jetzt hält also der Tschetschenenkrieg für einen extraterritorialen Diplomatendrohnenmord her? Spannend, Hans. Zumal es das ja anscheinend gar nicht braucht. Es reicht ja schon ein vermeintlicher mordversuch mit dem tödlichsten und gefährlichsten Zeug, das es je im waffenarsenal des Feindes gegebenen hat.


    Und ja, ich bin gegen die selektive Nutzung und medial-vergewaltigte, moralische Zeigefinger, die nur in eine Richtung zeigen, wenn es drauf ankommt. Wenn, dann alles und bei jedem. Sonst wird es unglaubwürdig. Und darum gehts.


    Und mit irgendwelchen rechtstheoritischen Stunts diesen einfachen Sachverhalt jetzt wegwischen zu wollen, nehme ich dir nicht mal übel. Er passt halt ganz gut und zeigt das tiefere Problem.

    und wieder falsch zugeordnet.(vielleicht solltest du zusätzlich zu deinem "kompass" noch über weitere navigationshilfen nachdenken. kompass allein war auch in der seefahrt nicht ausreichend für positionsbestimmung..)

    ich habe mich wiederum lediglich auf dein gedakenmodell eingelassen, bei ökonomischen verhandlungen gewaltsame tötungen (vulgo: politische morde) einleitend anzusprechen. du nennst als praxisbeispiel flüssighasterminals/drohnenmorde, lehnst aber als praxisbeispiel II gaspipeline/tschetschenienkillings ab ? das würde ich dann mal eine selektive nutzung nennen. du wirst anderen vor, "nur eine richtung" aufzuzeigen, tust aber exakt genau das selbst, indem du historische referenzen abwehrst.

  • interessanterweise wird dieses video in westmedien thematisiert, nachdem es klick-explosionen in der russischen zivilgesellschaft hatte. die argumentationsstruktur war lange jahre solides fundament der schnitzler`schen hervorbringungen. weiß ja nicht, ob du dich bewusst in diese tradition stellen möchtest. erstaunlich ist es auf jeden fall.

    Ich wollte eigentlich gar nicht auf das Video anspielen, sondern die hiesige Instrumentalisierung.


    Das du mir nun so kommst, finde ich nicht besonders hilfreich.

    Zitat

    sind das auch alles opfer hinterlistigen timings und platzierung durch die propagandisten der "richtigen" ziele ?

    Denn weder behautpte ich, dass das Video falsch sei, noch dass irgendwer wegen des Timings zum Opfer wird.


    Um zum Kern des Anstoßes, also den besonderen Umgang, zurückzukommen, ich hätte dazu auch einen passenden Whataboutism parat, der weniger für die politische Beeinflussung samt Leitartikel und passender Platzierung im Feed gesorgt hat, aber im Vergleich eigentlich gut zeigt, wie sehr sich der russische Präsident inzwischen von der Bevölkerung weg bewegt hat.


    Ich finde das alles sehr merkwürdig. Im Phoenix-Talk wollte man mir immer noch weismachen, Nowitschok selbst könne nur aus Russland kommen, obwohl das ja nun wirklich lange widerlegt ist. Die syrische Giftgas-Ente wurde noch immer ohne die vielen Widersprüche und Skandälchen bei der OPCW herangeführt, um die Dämonisierung voranzutreiben. Nur zwei Beispiele von vielen. Das ist nun auch keine Ausnahme gewesen. Bei so einem lapidaren Umgang mit Tatsachen kann ich dann den ÖRR-Bereichterstattung in Bezug auf Russland nicht mehr als unbefangen wahrnehmen.


    Und dann haben wir den Salat.

    Zitat

    Und ja, ich bin gegen die selektive Nutzung und medial-vergewaltigte, moralische Zeigefinger, die nur in eine Richtung zeigen, wenn es drauf ankommt. Wenn, dann alles und bei jedem. Sonst wird es unglaubwürdig.

    Ich hielte das nicht mal für so schlimm, wenn es denn zeitgleich die Gegenpposition halbwegs so forciert ausgestrahlt würde.

  • und wieder falsch zugeordnet.(vielleicht solltest du zusätzlich zu deinem "kompass" noch über weitere navigationshilfen nachdenken. kompass allein war auch in der seefahrt nicht ausreichend für positionsbestimmung..)

    ich habe mich wiederum lediglich auf dein gedakenmodell eingelassen, bei ökonomischen verhandlungen gewaltsame tötungen (vulgo: politische morde) einleitend anzusprechen. du nennst als praxisbeispiel flüssighasterminals/drohnenmorde, lehnst aber als praxisbeispiel II gaspipeline/tschetschenienkillings ab ? das würde ich dann mal eine selektive nutzung nennen. du wirst anderen vor, "nur eine richtung" aufzuzeigen, tust aber exakt genau das selbst, indem du historische referenzen abwehrst.

    Das ist jetzt so offensichtlich Blödsinn, dass ich gar nicht weiß, wo du jetzt hinwillst, Hand.


    Ich schreibe doch:

    Wenn, dann alles und bei jedem. Sonst wird es unglaubwürdig. Und darum gehts.

    Also meinetwegen auch dein Beispiel. Ich sehe da kein Problem. Wenn nur die gleiche moralische Abwägung auch bei transatlantischen Projekten gemacht wird.


    Es ist wirklich faszinierend, wie du dich um diesen einfachen Sachverhalt wurmst und stattdessen lieber albernen Seemannsgarn spinnst.

  • mord ist mord ist eine these, die allerdings in der rechtlichen bewertung hicht gilt. zu recht wird nicht allein das kriterium des jeweils durch gewaltsame tötung als alleiniges genommen , sondern durch einen katalog von eigenschaften und voraussetzungen von tat und tätern definiert. das tut das diktum "mord ist mord" nicht mehr. es ist insofern ein ausschliesslich moralisches das für eine journalistische analyse und bewertung nicht ausreicht.

    Der Vorwurf ist eigentlich nicht, dass die journalistische Analyse selbst durch ein moralisches Diktum geprägt sei, sondern dass die Art und Frequenz der Platzierung und Gewichtung der Analyse dazu führt, dass die öffentliche Meinung, die den Journalismus rezipieren soll, zu einem moralischen Urteil geleitet wird.


    Ich denken niemand hier würde es ausschliessen, dass Putin oder zumindest Teile seines Apparates Morde im In- und Ausland in Auftrag geben, oder dass er und der ihm politisch wie geschäftlich verbundene Teil der russischen Oligarchen sich auf Steuerzahlerkosten einen Palast an die Schwarzmeerküste haben bauen lassen.

    ausgangspunkt war der vorwurf, mit zweierlei "wertemaßsstab" zu messen.

    Mit zweierlei Maß - so lautet der Vorwurf der "Putin-Versteher" wohl eher - wird dabei vor allem die Wichtigkeit und das Ausmaß der Berichterstattung gemessen. Das Moralische Diktum muss gar nicht konkret formuliert, oder gar Teil der tatsächlichen Recherche sein. Es ergibt sich schon alleine aus der die Berichterstattung prägenden Kombination des mutmaßlichen Anschlagsopfers Nawalny mit dessen recht geschickter Selbstvermarktung als rechtschaffener Aufklärer der Korruption seiner mutmaßlichen Attentats-Auftraggeber.

    interessanterweise wird dieses video in westmedien thematisiert, nachdem es klick-explosionen in der russischen zivilgesellschaft hatte. sind das auch alles opfer hinterlistigen timings und platzierung durch die propagandisten der "richtigen" ziele ?

    Und dabei sind die primäre Zielgruppe Nawalnys und seines offenbar trotz der Verfolgung durch den Putinschen Unrechststaat mit einer erstaunlich guten Quellenlage ausgestatteten "Teams" selbstverständlich nicht deutsche Spiegel-LeserInnen, sondern genau der klickfreudige, junge, urbane und liberale Teil der russischen Zivilgesellschaft, der Putin und seinen Alte-Männer-Apparat sowieso ablehnt.


    Da muss man als erfahrener Journalist irgendwie schon beide Augen fest zudrücken, um den offensichtlichen Spin der ganzen Geschichte nicht wahrhaben zu wollen.

  • zu den journalistischen/publizistischen grundregeln gehört, dass ereignisse und personen umso mehr aufmerksamkeit erfahren, je näher sie an den realen lebensorten des jeweils adressierten publikums zu liegen. das hat erstmal überhaupt nix mit ideologischer gewichtung zu tun, die hier permanent unterstellt wird. sorry, aber das offenbart unkenntnis über journalistische basics.

    (was in unserer nachbarschaft passiert, findet unser interesse mehr als ein vergleichbares (oder sogar gravierenderes ereignis in relativer ferne). ein "russischer patient", der in einer berliner klinik behandelt wird als offenkundiges opfer eines giftgasanschlags, oder eine ermordung im berliner tiergarten sowie ein strafverfahren gegen den mutmaßlichen täter finden - aus dieser simplen kommunikativen grundstruktur heraus ein völlig andere aufmerksamkeit und berichterstattungsintensität als drohnenmorde im mittleren osten. diese unterschiede im wesentlichen auf "ideologische" vorfestlegungen reduzieren zu wollen - wie es hier im forum gern geschieht - bedeutet, dass die so einordnenden foristen schon beide augen fest zudrücken müssen, um solche grundstrukturen medialer arbeit und öffentlichen interesses ( die übrigens weltweit und systemübergreifend gelten) nicht wahrzunehmen.

    dass nun das diktum "zweierlei maß" nun auch noch aus der faktisch nachweisbaren arbeit von joiurnalisten/medien herausgenommen und das "moralische diktum" als fakt in die köpfe der rezipienten hineininterpretiert wird, macht es für journalisten tendenziell unmöglich, sich mit entsprechenden vorwürfen auseinander zu setzen - wenn allein die tatsache einer journalistischen kriterien folgenden intensität von berichterstattung als nachweis ideologischer voreingenommenheit dient, macht man den so kritisierten so oder so zum bösen: entweder tut ers ideologisch verblendet absichtlich - oder er erzeugt diese wirkung durch schiere häufigkeit.

    auch da erweist sich eine solche form von kritik als selbst geübte praxis genau dessen, was sie zu kritisieren behauptet.

  • Da muss man als erfahrener Journalist irgendwie schon beide Augen fest zudrücken, um den offensichtlichen Spin der ganzen Geschichte nicht wahrhaben zu wollen.

    Na - ah. Anscheinend nicht.

    (was in unserer nachbarschaft passiert, findet unser interesse mehr als ein vergleichbares (oder sogar gravierenderes ereignis in relativer ferne)

    Ist eher so ein geographisches Ding.

  • zu den journalistischen/publizistischen grundregeln gehört, dass ereignisse und personen umso mehr aufmerksamkeit erfahren, je näher sie an den realen lebensorten des jeweils adressierten publikums zu liegen. das hat erstmal überhaupt nix mit ideologischer gewichtung zu tun, die hier permanent unterstellt wird. sorry, aber das offenbart unkenntnis über journalistische basics.

    Deshalb also diese ständigen Leitartikel über Ramstein?

  • Deshalb also diese ständigen Leitartikel über Ramstein?

    deshalb die häufigeren nachfragen zu ramstein in der bpk, deswegen auch in der regionalpresse der region immer wieder berichte (allerdings mit zumeist anderem fokus als dem hier diskutierten).

    und: wenn sich in ramstein anschläge mit mutmaßlich politischem hintergrund ereignen würden, hätten wir mit großer gewissheit eine sich heftig multiplizierende berichterstattung.

    die nähe zum ereignisort ist eben auch lediglich eines einer ganzen reihe von journalistischen prinzipien. wenn auch ein wesentliches.

  • deshalb die häufigeren nachfragen zu ramstein in der bpk, deswegen auch in der regionalpresse der region immer wieder berichte (allerdings mit zumeist anderem fokus als dem hier diskutierten).

    und: wenn sich in ramstein anschläge mit mutmaßlich politischem hintergrund ereignen würden, hätten wir mit großer gewissheit eine sich heftig multiplizierende berichterstattung.

    die nähe zum ereignisort ist eben auch lediglich eines einer ganzen reihe von journalistischen prinzipien. wenn auch ein wesentliches.

    "Häufigere Nachfragen in der BPK" sind was anderes als jeden zweiten Tag fette Schlagzeilen auf den Titelblättern so ziemlich aller überregionalen Zeitungen, meinst Du nicht?


    Ich verstehe, dass Du hier irgendwie Deine Zunft verteidigen möchtest.


    Vielleicht sollte man die Drohnenopfer ja nach erfolgreichem Mord einsammeln und in Ramstein und Umgebung abladen, damit das Prinzip relevanter Nähe für den Journalismus erreicht wird?

  • hansj.

    Nur mal ein Beispiel

    SPON - Russische Gaspipeline: Unser peinlichstes außenpolitisches Problem heißt Nord Stream 2


    Vielleicht schaust Du einfach mal kurz in diesem Artikel überfliegenderweise in die Kommentare, die selbstverständlich nicht repräsentativ sind, die aber einen kleinen Einblick erlauben in den Stand, den (MS-)Medien sich in den letzten Jahrzehnten hart erarbeitet haben.

    Woran das liegen könnte, wird und wurde u. A. in diesem Thread herausgearbeitet und von Dir vehement mit Scheindebatten um Formalitäten bzw. Standards journalistischen Arbeitens wegzudiskutieren versucht.


    Edit: Dass der Artikel über eine Pipeline dann auch noch von einem von Rohr geschrieben wird... Man möchte ja fast hoffen, es ist ein Künstlername. ^^

  • Woran das liegen könnte, wird und wurde u. A. in diesem Thread herausgearbeitet und von Dir vehement mit Scheindebatten um Formalitäten bzw. Standards journalistischen Arbeitens wegzudiskutieren versucht.

    Auf diesem Niveau hat uns Hans damals ja auch schon erklären wollen, dass der fast Coup in Venezuela und der zunächst erfolgreiche Coup in Bolivien rechtens wären. Es ist wirklich haarsträubend und schade, schade ...

  • zu den journalistischen/publizistischen grundregeln gehört, dass ereignisse und personen umso mehr aufmerksamkeit erfahren, je näher sie an den realen lebensorten des jeweils adressierten publikums zu liegen. das hat erstmal überhaupt nix mit ideologischer gewichtung zu tun, die hier permanent unterstellt wird.

    Bevor ich es vergesse...

    Wer erinnert sich nicht an diesen Skripal, der ja glaube ich auch im Berliner Tiergarten vergiftet wurde (oder war es doch in Hamburg auf der Reeperbahn?). Der war ja auch nur, der Relevanz für das Alltagsleben des Durchschnittsdeutschen wegen, wochenlang in jeder Zeitung.

    Mit ideologischer Gewichtung hat das selbstverständlich gar nichts zu tun.

  • Bevor ich es vergesse...

    Wer erinnert sich nicht an diesen Skripal, der ja glaube ich auch im Berliner Tiergarten vergiftet wurde (oder war es doch in Hamburg auf der Reeperbahn?). Der war ja auch nur, der Relevanz für das Alltagsleben des Durchschnittsdeutschen wegen, wochenlang in jeder Zeitung.

    Mit ideologischer Gewichtung hat das selbstverständlich gar nichts zu tun.

    nochmal freundlich gefragt: wo sind jetzt die fälle im geographisch/politisch/kulturellem näheren umfeld ( zu dem übrigens großbritannien durchaus gehört) , in denen in halbwegs vergleichbarer weise von angehörigen westlicher sicherheitsdienste menschen um die ecke gebracht wurden (oder dies zumindest versucht wurde) ? wenns darauf keine antwort gibt, dann fliegt der bumerang "ideologische gewichtung" schnurstracks zurück.....

    kleiner reminder: als bekannt wurde, dass die us-dienste handys hiesiger politiker abhörten hatten wir eine ziemlich langanhaltende und ziemlich heftige mediale beschäftigung mit den geheimdienstakteuren. obwohl ja handyabhören wohl mehrere dimensionen unter politisch motivierten mordanschlägen rangiert.

    mit welcher art von "ideologischer gewichtung" hatte das denn nun wieder zu tun ? mit deinem regelwek wäre es doch kaum erklärlich ?

  • hansj. , du wirst es nicht schaffen, dieses Thema hier jetzt auf den Kopf zu stellen. Es ging und geht darum, wie Themen politisch und wirtschaftlich instrumentalisiert werden. Nix Bumerang.


    Zeig doch mal ein Verbrechen, das einem unserer „Partner“ derart in den Medien um die Ohren gehauen wurde und demzufolge wirtschaftliche oder politische Projekte in Frage gestellt wurden. Da hatten auch Snowden’s Offenbarungen keine großen Konsequenzen. Bis heute. Aber gut, dass ja jetzt nicht mehr abgehört wird. Gut, dass das Thema medial nicht mehr behandelt werden muss. 😅


    Und bevor du es wieder versuchst zu verdrehen: Niemand hier will, dass bei den Russen weggeguckt wird. Es soll nur überall gleichermaßen geschehen, damit es glaubwürdig bleibt.

  • kleiner reminder: als bekannt wurde, dass die us-dienste handys hiesiger politiker abhörten hatten wir eine ziemlich langanhaltende und ziemlich heftige mediale beschäftigung mit den geheimdienstakteuren. obwohl ja handyabhören wohl mehrere dimensionen unter politisch motivierten mordanschlägen rangiert.

    mit welcher art von "ideologischer gewichtung" hatte das denn nun wieder zu tun ? mit deinem regelwek wäre es doch kaum erklärlich ?

    Hans, jetzt erklärt doch mal bitte, worin siehst du denn hier die besondere Nähe, die das Ausmaß des Theaters um den russischen Oppositionspolitiker erklären würde.


    Ich habe absolut keine Nähe zu Nawalny und bin gemeinhin nicht davon betroffen, was der russische Sicherheitsapparat so treibt. Nawalny war mir auch nie wirklich positiv aufgefallen, bis er sich gegen die aktuelle Zensuroffensive aussprach.

    Sozialisiert worden bin ich hingegen den größten und entschiedensten Teil meines Lebens im goldenen Wertewesten.

    Wenn man deiner Argumentation folgen würde, ergäben sich spätestens beim Vergleich mit dem deutlich wichtigeren Assange erhebliche Widersprüche. Das Treiben amerikanischer Sicherheitsdienste ist mir in jeder Hinsicht näher, als das der russischen. Die Aufmerksamkeit wird hier wohl zum größten Teil überhaupt erst durch die Berichterstattung erzeugt, die aber gleichzeitig auf größtmögliche Distanzierung setzt.

    Die Sache mit den Drohenmorden iranischer Wissenschaftler fühlt sich für mich näher an, weil es von meiner Wertegemeinschaft verübt wird. Beim ersten Mal gab es noch Empörung. Beim letzten Mal war es hingegen schon schnell weggemeldet.


    Von der Überwachung durch westliche Geheimdienste war und bin ich genauso unmittelbar betroffen, wie vom Sterben der Pressefreiheit.

    Auch hört man eher selten Journalisten die nötigen Schlüsse ziehen, wenn der hiesiege Sicherheitsapparat mal wieder ausgebaut wird und zwar auch in solcher Form, dass der russische Staat dann erstmal neidisch nachziehen muss, worüber sich dann wieder hier echauffiert wird, ohne dass Vorbild zu erwähnen.

  • nochmal freundlich gefragt: wo sind jetzt die fälle im geographisch/politisch/kulturellem näheren umfeld ( zu dem übrigens großbritannien durchaus gehört) , in denen in halbwegs vergleichbarer weise von angehörigen westlicher sicherheitsdienste menschen um die ecke gebracht wurden (oder dies zumindest versucht wurde) ? wenns darauf keine antwort gibt, dann fliegt der bumerang "ideologische gewichtung" schnurstracks zurück.....

    Ach Hans, jetzt wird es wieder albern.

    Entweder es ist ein Kriterium für Relevanz oder nicht. Ob es parallel ein vergleichbares nationales Ereignis gibt, ist dafür völlig irrelevant. Es wird ja auch nicht jeden Tag groß über den Bürgerkrieg in XYZ berichtet, weil bei Regensburg oder Köln gerade keiner herrscht.

    Und zum näheren Umfeld gehört irgendein russischer Ex-Spion in der südenglischen Provinz nicht. Mit solch einem Blödsinn fangen wir jetzt bitte nicht an.

    (Etwas anderes ist es, wenn es vergleichbare Sachen gibt und wie durch Zauberhand immer nur die eine Seite Erwähnung oder Tadel erfährt.)

    kleiner reminder: als bekannt wurde, dass die us-dienste handys hiesiger politiker abhörten hatten wir eine ziemlich langanhaltende und ziemlich heftige mediale beschäftigung mit den geheimdienstakteuren. obwohl ja handyabhören wohl mehrere dimensionen unter politisch motivierten mordanschlägen rangiert.

    mit welcher art von "ideologischer gewichtung" hatte das denn nun wieder zu tun ? mit deinem regelwek wäre es doch kaum erklärlich ?

    Das ist Quatsch.

    Es wurden die Handys unserer demokratisch gewählten Repräsentanten abgehört, vom daraus relativ simpel ersichtlichen möglichen Abhörprinzip für jeden Bundesbürger (gerade derer in wirtschaftlich verantwortlichen Positionen) ganz zu schweigen. Das ist jetzt aber wirklich ein denkbar abenteuerlicher Vergleich.

    Und hier den Strohmann aufzumachen, dass eine klare ideologische Linie in den MSM (die transatlantische) bedeuten müsse, dass es keine kritische Berichterstattung geben könne, sonst wäre der Vorwurf nicht mehr haltbar... puh... Das macht betroffen.


    Ich schätze Deine Arbeit wirklich sehr und bin auch immer wieder froh, dass jemand mit Deinem breiten Wissenshorizont die schlimmsten ideologischen Auswüchse in Gesprächen wieder etwas in geordnete Bahnen leitest, aber wenn es um Journalismus geht, gerätst Du in eine Verteidigungsposition, die mit Ideologie noch freundlich umschrieben ist...

  • was meinst du denn im ersten satz mit "es" ? welches "es" ist nun ein kriterium oder nicht ? falls damit das der nähe zwischen ereignis und medienpublikum gemeint ist (vermute ich mal, weil es ja vorher darum ging) selbstverständlich ist es eins, wo hätte ich das zurückgenommen ? wenn du einen "nähe" begriff, der nicht allein in entfernungskilometern besteht, für "quatsch" hältst - deine sache. aber, halten zu gnaden, mit kriterien journalistischer auswahl- und gewichtungsprozesse meine ich mich einigermassen auszukennen. gerade auch mit solchen, die jenseits ideologischer positionen übergreifen gelten. auch alles quatsch ? na, wenn du meinst.

    und was sollte nun die zurückweisung des handy-abhör-vergleichs ? es war um die - deutlich erkennbare - these gegangen, dass "wir" schweinereien dann gern aufblasen, wenn wir sie dem kollektiven ideologischen gegnger (vulgo: putinrussland) anhängen können, aber milde hinwegsehen bzw. es sehr klein halten, wenn es um schweinereien z.b. der usa geht.

    auf diesen fundamentalen ideologischen vorwurf habe ich mit hinweis darauf geantwortet, dass eine solche schweinerei, weit unterhalb eines mordanschlags , in unserer direkten nähe, sehr umfangreich und sehr heftig berichtet wurde.

    dass du die strukturelle ebene dieser erinnerung nicht erkennen magst, nehme ich zur kenntnis.

    im übrigen nehme ich für mich in anspruch, sowohl formen transatlantischer verbindung für sinnvoll zu halten ( als verbindung zu kulturellen eigenheiten und auch errungenschaften, die z.t. die diskursmöglichkeiten hier begründen) als auch verbindungen in den osteuropäischen raum hinein ( der in diesem fall, geografisch betrachtet, auch wesentliche teile der rf meint).

    immerhin bin ich beiden raumen seit ein paar jahrzehnten sowohl beruflich als auch über persönliche beziehungen nach wie vor verbunden. diese schlichten msm/transatlatik schablonen vs. putinismus-verdacht. treffen schlicht und einfach weder meine person, noch mein denken, noch meine arbeitsweise.

    meine "verteidungsposition", wenn es um journalismus geht, hat, nach meinem dafürhalten weniger mit ideologie zu tun, sondern eher damit, dass ich zu diesem beruf und seinen grundlagen ein ziemlich ausgeprägtes verhältnis habe, journalisten sitzen häufiger zwischen den stühlen als sie von außen gern da oder dort verortet werden. ich kann fehleinordnungen, wo sie mich betreffen, ganz gut aushalten. aber nicht ohne widerspruch. wenn "aufklärung" eine ideologie ist - dann darfst du mich da gern ideologisch verorten. ;-)

  • 1. Wir wollen den Krieg nicht.

    2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung.

    3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel.

    4. Wir kämpfen für eine gute Sache.

    5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen.

    6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.

    7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.

    8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.

    9. Unsere Mission ist heilig.

    10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.


    hansj. Diese 10 Prinzipien der Kriegspropaganda (Lord Arthur Ponsonby 1928) fand und finde ich in der Form eigentlich in jedem Artikel der bekannteren Presse, als es um die Kriege in Syrien, in der Ukraine oder in Libyen ging. Und natürlich setzt sich dieses Prinzip auch im Fall Navalny fort. Irgendwann habe ich es als Kriegspropaganda wahrgenommen und die Punkte passten so gut wie immer. Mit Leseproben brauche ich Dich sicherlich nicht zu behelligen. Soll das alles nur Zufall gewesen sein, oder ein schiefer Blick meinerseits? Ich sehe da schon so etwas wie ein Prinzip. Und Propaganda ist eben Propaganda und kein Journalismus.

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