Auch auf die Gefahr hin, mich zum x-ten mal zu wiederholen:
Es ist völlig in ordnung über theoretische Alternativen zu diskutieren. Ich bilde mir bloß nicht ein, eine fertig ausgearbeitete zu haben, weil das meiner Meinung nach ein Mammutprojekt ist, an dessen Grundlagen die ganzen Expertinnen, die auch bei Jung & Naiv ständig zu Wort kommen eigentlich längst arbeiten sollten, anstatt sich immer wieder damit zu befassen, wie man den Kapitalismus vielleicht doch noch ein bisschen grüner, sozialer und gerechter machen kann.
Das Ziel muss aus kapitalismuskritischer Sicht darin bestehen, die private Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel abzuschaffen, sie zu vergemeinschaften, indem man sie in den Kollektiven Besitz der mit ihnen arbeitenden Menschen überführt, und die Entscheidung darüber, was damit anzufangen ist wirklich demokratisiert. Das Problem ist, dass man das nur sinvoll tun kann, wenn man sich dabei von den Denkschablonen löst, die uns die herrschende Ideologie aufzwingt.
Der Sinn der Kapitalismus- und Ideologiekritik ist es nicht, den Leuten das "richtige" Denken oder "die Erleuchtung" aufzuzwingen, sondern sie dazu zu befähigen, die Schablonen zu erkennen, in die ihr Denken von dieser herrschenden Ideologie gezwungen wird, und die Welt dann so zu sehen wie sie eigentlich ist und nicht so, wie die idealisierten Modelle der Ökonomen, die Werbung der Warenverkäufer, oder die Propaganda der Politikverkäufer sie ihnen vormacht.
Kapitalismuskritik ist nicht das Ziel, sondern sie ist ein absolut notwendiges Mittel dazu, über eine Welt ohne Kapitalismus überhaupt frei und sinnvoll nachdenken zu können.