#687 - AfD-Experte Andreas Kemper

  • Komisch, für jedes Übel auf den Planeten machst du eine globale "Wertegemeinschaft" verantwortlich, aber hier plötzlich ist die AfD aufgekommen, weil die Leute sind halt Rassisten🤦

    Weder das eine, noch das andere habe ich hier jemals behauptet.


    Die "Wertegemeinschaft" ist weder global noch ist sie für alles Übel verantwortlich. Sie ist ein Hirngespinst westlicher politischer und publizistischer Eliten, um historisch entstandene imperialistische Dominanzansprüche moralisch zu legitimieren.


    Dass "die Leute halt Rassisten" wären und deshalb AfD wählen würden, habe ich erst recht nicht behauptet. Ich habe vielmehr schon zigmal vergeblich versucht anderen Leuten, die der Ansicht sind, AfD-WählerInnen wären irrationale Trottel und intolerante Ignoranten, zu erklären, dass die rechten Populisten den Frust bedienen, den die herrschenden kapitalistischen Verhältnisse bei den Menschen gegenüber ihrer bisherigen politischen Klasse erzeugen.


    Ich weiß nicht was bei Dir im Hirn schief läuft aber ich bin immer wieder überrascht davon, wie man sich so dermaßen seiner Hingabe an die Wissenschaft und die Fachliteratur rühmen, und gleichzeitig so wenig dazu in der Lage sein kann, zu verstehen was andere Leute schreiben.


    Das gilt in Deinem Fall ganz besonders für das, was Karl Marx geschrieben hat,...

    Wenn du Marx verstanden hättest, dann würdest du halt wissen, dass es genau das ist, was er in dem Zitat beschrieben hat (Randglossenzitat). Der Staat (und die Medien) können nicht über die wahren Probleme reden, weil sie ein Ende des Kapitalismus und des Staates selbst zur Folge hätten. Und deswegen schiebt der Staat die Probleme auf die Flüchtlinge.

    ...denn Du interpretierst Dir das einfach so zurecht, dass es zu Deiner fixen Idee passt, die Menschen lebten im Kapitalismus immer noch so wie im Mittelalter, wo man sich der Obrigkeit halt fügte, weil man keine Alternative dazu sah und Gott es so gewollt hat - so als wäre zwischendrin keine bürgerliche Revolution passiert, und als hätten Marx und viele ihm nachfolgende linke Analysten der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht ausführlich beschrieben, wie die "doppelte Freiheit" der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft sie dazu bringt, jene Verhältnisse als naturgegeben, und sich selbst darin als mündige BürgerInnen zu begreifen, die ihres eigenen Glückes Schmied sind.


    Du verwechselst einfach standhaft Ideologie mit Herrschaft und deshalb verstehst Du nicht, warum es zum Betrieb einer bürgerlichen kapitalistischen Gesellschaft auch BürgerInnen braucht, die ihre politische Herrschaft nicht als bloßes Unterdrückungsinstrument gieriger Geldsäcke wider ihre eigenen Interessen sehen, sondern sie als Notwendigkeit akzeptieren, von ihr erwarten, dass sie ihre Interessen vertritt, und sich eine bessere Herrschaft wünschen, wenn sie dabei versagt.


    Und weil Du das nicht verstehst, verstehst Du auch nicht, warum rechte Populisten die sich den Menschen als bessere und stärkere Herrschaft anpreisen, in der ganzen westlichen kapitalistischen Welt so viel erfolgreicher sind, als linke Herrschaftskritiker.

  • Gemessen an der Aufklärung und Dichte der bisherigen Gespräche mit ihm ein fast schon langweiliges Interview, wenn auch auf verhältnismässig hohem Niveau. Da war jetzt wenig dabei, dass nicht schon bekannt war bzw was man sich auch so locker ausmalen konnte.

  • PS: Marx macht keine Herrschaftskritik, hat er nie gemacht und er sagt genau das diametrale Gegenteil von deinem gegbluber. Aber dafür müsstest du mal verstehen, was Marx überhaupt sagt, anstatt wirre ausgeblasene Phrasen zu dreschen. 😂

  • Marx macht keine Herrschaftskritik

    Marx macht in der zitierten Randglosse eine Kritik an der falschen Idee eines Leserbriefschreibers der soziademokratischen Parteizeitung "Vorwärts", der Staat und seine Herrschaft sei dazu da , bzw. fähig, "soziale Gebrechen" nachhaltig zu bekämpfen, weil er - der Staat - überhaupt nur existiert, weil die Gesellschaftsform die er "ausdrückt" auf systematischem sozialem Gebrechen basiert.


    Das ist in der Tat keine Kritik an einer spezifischen Herrschaft. Der englische, der preußische und der revolutionäre französische Staat und ihre politischen Führungen kommen dabei gleichermaßen schlecht weg.


    Aber Marx ist auch kein linker "Aktivist" oder politischer Konkurrent rechter Populisten um die Macht in kapitalistischen Nationalstaaten des 21. Jahrhunderts, Herr Historiker.


    Du kannst mir ja mal die offizielle, amtlich geprüfte Marxwissenschaftliche Lesart zitieren, die zweifelsfrei beweist, dass der revolutionäre Kommunist Marx an der Idee einer staatlichen Herrschaft nichts zu kritisieren hatte.

  • Marx hat Herrschaft nicht kritisiert. Weil Herrschaftskritik nur darin besteht, zu sagen, man bräuchte ja nur eine bessere Herrschaft. Marx geht ja viel weiter. Er sagt, dass der Staat grundsätzlich nicht in der Lage ist, Probleme zu lösen, die alle vom Kapitalismus kommen, weil der Staat selbst ein Geschöpf des Kapitalismus ist. Und das ist keine spezielle Interpretation von Marx. Marx ging es immer um Systemkritik.


    Im Randglossenzitat geht es halt genau um das🤡

  • Marx hat Herrschaft nicht kritisiert. Weil Herrschaftskritik nur darin besteht, zu sagen, man bräuchte ja nur eine bessere Herrschaft.

    Genau das ist nicht Kritik an Herrschaft an sich, sondern Kritik an der jeweils herrschenden politischen Führung.

    Er sagt, dass der Staat grundsätzlich nicht in der Lage ist, Probleme zu lösen, die alle vom Kapitalismus kommen, weil der Staat selbst ein Geschöpf des Kapitalismus ist. Und das ist keine spezielle Interpretation von Marx. Marx ging es immer um Systemkritik.

    Ja genau, Captain Obvious. Das sagt der.

    Marx attestiert zuvor dem bürgerlichen Staat, das dieser nicht in der Lage dazu ist, die Widersprüche aufzuheben, die im Kapitalismus immer und zwangsläufig zwischen den Interessen der Klasse der Arbeit und jener des Kapitals bestehen, und stellt nun fest, dass der Staat diese grundsätzliche Unfähigkeit nicht zugeben kann weil der ganzer Sinn und Zweck seiner Administration darin besteht, die kapitalistische bürgerliche Gesellschaft so zu organisieren, dass sie nicht an denselben zerbricht.

    Gäbe es den Interessenwiderspruch nicht, so bräuchte es auch keinen bürgerlichen Staat, der die Gesellschaft mit Gewalt zusammenhält.

    Und deshalb ist das eine Kritik am bürgerlichen Staat. Also an dem was über die kapitalistischen Verhältnisse herrscht und dafür sorgt, dass die herrschende Klasse die herrschende bleibt, und die Gedanken der Herrschenden die herrschenden Gedanken. Also eine Kritik an staatlicher (Klassen-)Herrschaft.


    Warum schreiben Marx und Engels im kommunistischen Manifest von der "Diktatur des Proletariats" als Mittel zur Aufhebung der Klassen und damit in letzter Konsequenz auch der staatlichen Herrschaft, die dann nicht mehr nötig wäre um den Klassengegensatz zugunsten der herrschenden Klasse aufrecht zu erhalten?

    Warum machte sich Marx überhaupt die Mühe die politische Ökonomie des Kapitals in dicken Büchern zu kritisieren?


    Oder hier, Engels:


    "[...] Da der Staat entstanden ist aus dem Bedürfnis, Klassengegensätze im Zaum zu halten, da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittelst seiner auch politisch herrschende Klasse wird und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse.

    So war der antike Staat vor allem Staat der Sklavenbesitzer zur Niederhaltung der Sklaven, wie der Feudalstaat Organ des Adels zur Niederhaltung der leibeignen und hörigen Bauern und der

    moderne Repräsentativstaat Werkzeug der Ausbeutung der Lohnarbeit durch das Kapital.[...]


    Diese politische Anerkennung des Besitzunterschieds ist indes keineswegs wesentlich. Im Gegenteil, sie bezeichnet eine niedrige Stufe der staatlichen Entwicklung. Die höchste Staatsform, die demokratische Republik, die in unsern modernen Gesellschaftsverhältnissen mehr und mehr unvermeidliche Notwendigkeit wird und die Staatsform ist, in der der letzte Entscheidungskampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie allein ausgekämpft werden kann - die demokratische Republik weiß offiziell nichts mehr von Besitzunterschieden. In ihr übt der Reichtum seine Macht indirekt, aber um so sichrer aus.[...]


    Der Staat ist also nicht von Ewigkeit her. Es hat Gesellschaften gegeben, die ohne ihn fertig wurden, die von Staat und Staatsgewalt keine Ahnung hatten. Auf einer bestimmten Stufe der ökonomischen Entwicklung, die mit Spaltung der Gesellschaft in Klassen notwendig verbunden war, wurde durch diese Spaltung der Staat eine Notwendigkeit.

    Wir nähern uns jetzt mit raschen Schritten einer Entwicklungsstufe der Produktion, auf der das Dasein dieser Klassen nicht nur aufgehört hat, eine Notwendigkeit zu sein, sondern ein positives Hindernis der Produktion wird. Sie werden fallen, ebenso unvermeidlich, wie sie früher entstanden sind. Mit ihnen fällt unvermeidlich der Staat. Die Gesellschaft, die die Produktion auf Grundlage freier und gleicher Assoziation der Produzenten neu organisiert, versetzt die ganze Staatsmaschine dahin, wohin sie dann gehören wird: ins Museum der Altertümer, neben das Spinnrad und die bronzene Axt."

    _____________________________________

    Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, Stuttgart, 1892. in MEW Bd. 21, Berlin 1962, S. 167-168


    Dass das so nicht gekommen ist, wissen wir alle, aber das ändert nichts daran, dass es das revolutionäre Ziel der beiden war, die Herrschaft einer herrschenden Klasse über den Staat zu beenden, indem die Klassen, und damit in letzter Konsequenz auch der zu ihrem Erhalt nötige Staat abgeschafft werden.


    Kapierst Du das wirklich nicht, oder geht's Dir einfach nur darum mir sinnlos zu widersprechen?

  • Genau das ist nicht Kritik an Herrschaft an sich, sondern Kritik an der jeweils herrschenden politischen Führung.


    Jo, genau das wäre Herrschaftskritik, wenn er nur die politische Führung kritisieren würde. Aber das macht Marx halt nicht. Er kritisiert den Kapitalismus und der Staat ist ein Geschöpf des Kapitalismus.


    Zitat Randglosse:

    Der Staat und die Einrichtung der Gesellschaft sind von dem politischen
    Standpunkt aus nicht zwei verschiedene Dinge. Der Staat ist die Einrichtung
    der Gesellschaft.


    Zitat aus dem Vorwort vom Kapital Band 1:


    Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“


    Die Gesellschaft konstituiert sich aus den Produktionsverhältnissen. Im Kapitalismus sind es eben die Produktionsverhältnisse des Kapitalismus (Modus der Produktion). Und daher leitet sich aus den Produktionsverhältnissen auch der Staat ab, er entsteht aus ihnen. Staat und Gesellschaft können deswegen nicht getrennt werden. Kapitalismus und Staat sind grundlegend Verbunden.


    Ja genau, Captain Obvious. Das sagt der. Und deshalb ist das eine Kritik am bürgerlichen Staat. Also an dem was über die kapitalistischen Verhältnisse herrscht und dafür sorgt, dass die herrschende Klasse die herrschende bleibt, und die Gedanken der Herrschenden die herrschenden Gedanken. Also eine Kritik an staatlicher (Klassen-)Herrschaft.


    Es ist keine Kritik am bürgerlichen Staat, es ist eine Kritik am Kapitalismus (wie oben erklärt). Der Staat (egal ob bürgerlich oder nicht) kann die Probleme nicht lösen, weil er dann den Kapitalismus abschaffen müsste und damit sich selbst. Davon redet er die ganze Zeit in dem Randglossenzitat:


    "Die Administration muß sich
    daher auf eine formelle und negative Tätigkeit beschränken, denn wo das
    bürgerliche Leben und seine Arbeit beginnt, eben da hat ihre Macht auf-
    gehört."


    Der Staat greift niemals in die grundlegenden Produktions- und Verkehrsverhältnisse des Kapitalismus ein, weil das sein eigenes Bestehen verhindern würde.


    Also beschränkt sich der Staat in Krisen, die der Kapitalismus verursacht, immer auf:


    1. Er sagt, der Staat müsse nur besser gemacht werden ("wählt uns, wir machen den Staat besser durch Reform XY").

    2. Die Opposition oder frühere Regierungen sind Schuld.

    3. Man brauche nur eine andere Form von Staat (z. B. Faschismus, Ethnostaat oder sowas).


    Wenn der Staat eingesteht, dass es Probleme gibt, die er nicht lösen kann, dann sagt er:


    1. Die menschliche Natur sei das Problem, woran er nichts ändern könne.

    2. Es seien persönliche Charakterschwächen der Leute selbst (z. B. Gier, Faulheit, Arbeitsverweigerung, Rassismus ect.).


    Marx exerziert das anhand des Beispiels von den Sozialreformen in Preußen durch. Dabei kritisiert er nicht die konkrete Regierung, sondern verallgemeinert die Kritik zu einer Kritik am Kapitalismus als System und legt dar, warum der Staat grundsätzlich nicht in der Lage ist Probleme zu bekämpfen, sie nicht einmal eingesteht, die der Kapitalismus verursacht hat. Und für Marx ist der Kapitalismus ein totales System. Also er würde den Kapitalismus für alle Probleme verantwortlich machen (Armut, Ungleichheit, Naturzerstörung, Entfremdung usw.)



    Marx hätte niemals geschrieben, dass die Probleme daher kommen, weil die gerade herrschende Regierung einfach nur zu unfähig ist und man eine neue bräuchte.

  • Der Staat (egal ob bürgerlich oder nicht) kann die Probleme nicht lösen, weil er dann den Kapitalismus abschaffen müsste und damit sich selbst. Davon redet er die ganze Zeit in dem Randglossenzitat: [...]

    Marx hätte niemals geschrieben, dass die Probleme daher kommen, weil die gerade herrschende Regierung einfach nur zu unfähig ist und man eine neue bräuchte.

    Alter, Ich habe nichts anderes behauptet:

    Die politische Führung und administrative Verwaltung des Staates ist dabei nur Mittel zu einem Staatszweck, einer "Staatsräson", die auch ganz unabhängig von ihrer personellen oder parteilichen Besatzung besteht, weil sie sich eben gerade nicht aus dem jeweils herrschenden politischen Willen ergibt - weder aus dem seiner Staatsführung noch aus dem seiner StaatsbürgerInnen - sondern aus den gesellschaftlichen, ökonomischen, also aus den materiellen Verhältnissen, die durch das private Eigentum an den Produktionsmitteln geschaffen werden, und deren Erhalt Aufgabe eines jeden modernen Staates ist, der in Standort-Konkurrenz zu anderen Staaten steht, egal ob er eine Demokratie, eine konstitutionelle Monarchie, oder eine faschistische Diktatur ist.

    Natürlich kritisiert Marx grundsätzlich den Kapitalismus, aber in der Randglosse kritsiert er speziell den Leserbriefschreiber "den Preußen", für das, was Du mir hier - aus mir völlig schleierhaften Gründen - krampfhaft als meine Position unterschieben willst: dessen Appell an den preußischen Staat, endlich mal den politischen Willen aufzubringen, um die "sozialen Gebrechen" zu heilen.


    Marx kritisert da genau das, was ich hier seit Jahren immer wieder kritisiere - nämlich: die falsche reformistische Vorstellung des politisch interessierten und engagierten "linken" Bürgertums, man könne den Staat dazu bringen, den Kapitalismus sozial gerecht und klimafreundlich zu machen, wenn man ihm nur endlich mal die richtige politische Führung wählen, und die richtigen Forderungen an sie stellen würde, damit sie an den richtigen Stellschrauben dreht.


    Du, Herr Anarchist, bist hier derjenige, der eine Petition anschleppt, in der der Bundeskanzler und die Fraktionsspitzen der "demokratischen" Parteien dazu aufgefordert werden, den Faschisten Höcke aus dem Verkehr zu ziehen.


    Du appellierst hier an die politische Klasse und die Staatsführung. Nicht ich.

  • 😅😅

    Aso, ausser dass 90% deiner Beiträge darin bestehen, bei irgendeiner kulturellen Gruppe die Schuld zu suchen. Bestes Beispiel der post hier:


    RE: Nach den Rechten sehen (Sammelthread)


    Da es für jemanden der nicht sein ganzes Leben damit verbringt, Beiträge im J&N Forum zu schreiben, unmöglich ist, auf dein seitenweises Gish-Galopp einzugehen, nur ein Beispiel von dem reaktionären Jacobin-Artikel, den du zitiert und unterstrichen hast:


    Man sieht zum Beispiel tatsächlich graduelle Unterschiede dahingehend, dass in der unteren Hälfte der gesellschaftlichen Hierarchie die Skepsis gegenüber Einwanderung größer ist als in der oberen.


    Achsooo, daran liegt es. Wären die doch nur nicht skeptisch 🤦


    Zwei Drittel der Bevölkerung stimmen etwa der – einigermaßen heftigen – Aussage zu, dass »nur die Migranten gleiche Rechte erhalten sollten, die sich anstrengen und integrieren«. Das spricht für eine durchaus klassenübergreifende »Herr im Haus«-Mentalität.


    Achsooo, daran liegt es. Hätten die doch nur nicht die "Herr im Haus" Mentalität 🤦



    Du appellierst hier an die politische Klasse und die Staatsführung. Nicht ich.


    Ich appeliere zu aller erst an die Leute, dass sie auf die Demos gehen. Sowas würdest du nie tun, weil dann dein Narrativ nicht mehr funktionieren würde. Ein Verbot würde zusätzlich helfen. Aber ich bin ja gar nicht derjenige, der so ein dämlich starres Weltbild hat, dass die Leute ja so indoktriniert sind, dass sie nicht selbstständig handeln können und dann einzelne Gruppen für die Probleme beschuldigen. 90% gossip 🤦

  • nur ein Beispiel von dem reaktionären Jacobin-Artikel, den du zitiert und unterstrichen hast:

    Sag' mal, bist Du ein bisschen doof?


    Der "reaktionäre" Artikel ist ein Interview mit einem Soziologen, der mit zwei anderen Kollegen wissenschaftlich untersucht hat, wie stark sich die politischen Meinungen zwischen den Klassen und Millieus in Deutschland tatsächlich unterscheiden, und dabei zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die viel beklagte Spaltung der Gesellschaft nicht so eindeutig ist, wie Medien und Politik es häufig darstellen.

    Alle drei von denen forschen zu den Themen Ungleichheit und Klasse. Was Westheuser in dem Interview erzählt, sind nicht irgendwelche "reaktionären" Behauptungen, sondern Ergebnisse der empirischen soziologischen Forschung die die drei für ihr Buch angestellt haben.


    Du kannst ja gerne behaupten, dass die sich da komplett verforscht haben, aber so lange Du keine gegenteilige empirische Analyse präsentieren kannst - und zwar eine aktuelle aus Deutschland und keine, die Du in Deiner Uni-Bibliothek aus irgendeinem verstaubten Archiv gekramt hast -, kann man Dir auch unterstellen, dass Du Dir Deine Behauptungen über die Zustände im Land einfach ohne jeden echten Realitätsbezug so aus dem Arsch ziehst, wie sie zu Deiner fixen Idee von einer eigentlich schon längst innerlich für die Vergenossenschaftung der Betriebe reifen arbeitenden Bevölkerung, und zu Deiner völlig irren Vorstellung von mir als rechtem/radikallberalem/reaktionärem Verführer der unschuldigen Forumsgemeinde zum faschistischen Gedankengut passen.

    Achsooo, daran liegt es. Hätten die doch nur nicht die "Herr im Haus" Mentalität 🤦

    Was da jetzt genau dran liegt steht da überhaupt nicht. Das steht nur was nach Ansicht der Forscher Sache ist.


    Wie solche Mentalitäten zustande kommen wird gar nicht thematisiert, sondern nur festgestellt, dass sie offenbar auch im "demokratischen" Spektrum weiter verbreitet sind, als allgemein in der öffentlichen Debatte gedacht wird.

    Denen jetzt zu unterstellen, sie würden das in einem Interview mit einem explizit linken Magazin einfach nur behaupten, und ich würde das dann hier zitieren, um der rechten Reaktion in die Hände zu spielen, ist ungefähr so "wissenschaftlich", Herr anarchistischer Historiker, wie Karl Marx zu unterstellen, er hätte "Das Kapital" geschrieben, um den Kapitalisten zu erklären, wie sie das Proletariat noch besser ausbeuten können.


    Zu ergründen, warum sich in der deutschen Gesellschaft offenbar mehrheitlich und Klassen- und Milieuübergreifend, eine deutsch-nationale "Herr im Haus"-Mentalität breit gemacht hat, und wie man dem als großer linker Antifaschist vielleicht sinnvoll entgegen wirken könnte, wäre eigentlich zentrale Aufgabe eines jeden Zeitgenossen, der sich selbst als "links" und als treuer Anhänger wissenschaftlicher Gründlichkeit präsentiert.


    Westheuser gibt am Ende des "reaktionären" Interviews - das Du vermutlich gar nicht komplett gelesen hast, bevor Dich der Drang übermannte, hier deine lustigen Handy-Emojis rein zu fummeln - sogar Hinweise darauf, was eine linke Bewegung seiner Meinung nach tun sollte, um den reaktionären völkischen Nationalisten das Wasser abzugraben:


    [...] Grundsätzlich gibt es in linken Kreisen die Tendenz, zu viel Zeit auf programmatische Debatten zu verwenden. Man diskutiert bei allem möglichen, was jetzt die korrekte ideologische Antwort wäre, auch wenn eigentlich niemand danach gefragt hat. Viele linke Diskussionen interessieren deshalb nur Eingeweihte.

    Und wenn man sich die andere Seite anschaut, dann hat die AfD verstanden, dass sie erfolgreicher ist, wenn sie nicht diskutiert, wie der faschistische Führerstaat auszusehen hat, sondern einfach ein Bauchgefühl der Leute anspricht: »Jetzt kommen die Flüchtlinge und kriegen alles, und unsereins kriegt gar nichts.« Auch die CDU ist wahnsinnig gut in dieser Art von Politik. Programmatisch ist der Konservatismus ein ziemliches Durcheinander, will irgendwie gleichzeitig Autobahnen und heile Welt, hohe Profite und ehrliche Arbeit. Nichts davon passt zusammen. Aber sie haben griffige Formeln à la »Arbeit muss sicher wieder lohnen«, die an die Alltagsmoral andocken.

    Das heißt natürlich nicht, dass Linke sich keine programmatischen Fragen mehr stellen sollten. Aber es bräuchte mehr von diesem populären und moralisierten Aus-der-Hüfte-schießen, das viele CDUler so gut beherrschen. Dazu müssen sich linke Analysen auch viel stärker fragen, wie die Leute tatsächlich denken, als wie sie denken sollten. Wir haben in unserem Buch einiges dazu zusammengetragen, aber das ist natürlich nur ein Beitrag, den man an vielen Stellen vertiefen muss.

    Über so einen linken Populismus, der eine "Alltagsmoral" bedient, könnte man sicher auch wieder leidenschaftlich diskutieren, aber Du willst lieber Leuten, die sich darüber öffentlich Gedanken machen attestieren, dass sie damit heimlich für die Gegenseite arbeiten, wie so ein durchgeknallter Verschwörungstheoretiker.


    ...


    🤦

  • P.S.:

    Ich appeliere zu aller erst an die Leute, dass sie auf die Demos gehen. Sowas würdest du nie tun, weil dann dein Narrativ nicht mehr funktionieren würde.

    Hast Du die Demos organisiert?


    Wenn Du so genau weißt, was ich nie tun würde, dann kannst Du sicher auch mal erklären, zu welchem "Narrativ" das dann nicht passen würde. Welcher sinistre Hintergedanke, den ich hier noch nicht x-mal ausformuliert hätte, steckt denn jetzt genau hinter meiner "Erzählung"?

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