Die russische Auslandspropaganda macht genau das selbe wie die westliche.
Putins Oligarchenregime stützt oppositionelle Kräfte in all jenen Ländern, deren Staatsführungen ihm nicht gewogen sind. Welche politische Ausrichtung die haben ist dabei zweitrangig, so lange sie den russischen Interessen nicht zuwider läuft und eine Regierung kritisiert, die Putin als Russland gegenüber feindlich gesinnt erachtet.
Ich hatte es schon mal an anderer Stelle erwähnt: In den USA, die wechselweise von einer stramm rechten oder von einer etwas weniger rechten aber nicht minder neoliberalen Partei regiert werden und in denen ein moderat linker Sozialdemokrat wie Bernie Sanders beim "liberalen" Establishment und dessen angeschlossenem Großmedienapparat schon als zu linksradikal gilt, um ihn auch nur in die Nähe einer Präsidentschaftskandidatur zu lassen, hat RT Intenational zum Beispiel auch einige ziemlich linke Formate im Programm gehabt, deren ModeratorInnen explizit antiimperialistisch argumentierten, und die rassistische TrumpistInnen genauso hart kritisierten wie "progressiv"-(neo)liberale DemokratInnen, die sich außenpolitisch wie republikanische Neocons aufführen.
Der deutsche Ableger des vom russischen Staat finanzierten Senders hat hingegen vor allem in den letzten Jahren verstärkt AfD-nahe Themen bedient, in der Pandemie dann den Positionen der "Querdenker" eine Plattform geboten, und deren Narrativ von der Corona-"Diktatur" befördert, in welchem Linke als faschistoide, autoritätshörige Helfershelfer des Merkel-Regimes angeprangert wurden.
Russland unterstützt, genau wie der Westen, in Ländern mit ihm unliebsamen Regierungen die Oppositition auch finanziell - In Frankreich zum Beispiel Marine Le Pens rechtsradikale Partei Rassemblement National.
in anderen Ländern stützt der Kreml wiederum die Regierungsparteien, wie zum Beispiel Viktor Orbáns gerade erst mit absoluter Mehrheit wiedergewählte, ebenfalls hart am Rande der Rechtsradikalität operierende ausländerfeindliche Fidesz-Partei in Ungarn, die mit Putin gute Beziehungen unterhält und nach der Wahl umgehend verkündet hat, dass sie russisches Gas in Rubel bezahlen und sich nicht an weitern Sanktionen diesbezüglich beteiligen werde.
Die polnische Regierung hingegen, die kaum weniger homophob und ausländerfeindlich ist als Orbáns Oligarchie, und die mit der EU seit einiger Zeit im Clinch darüber liegt, dass sie das polnische Verfassungsgericht seiner Unabhängigkeit beraubt hat, um es politisch kontrollieren zu können, fährt seit vielen Jahren einen explizit antirussischen Kurs, fordert mehr militärisches Engagement der NATO in der Ukraine, und ist ein bevorzugter Gesprächspartner der USA in Osteuropa.
Die USA haben ihrerseits in ihrer langen Geschichte der Einflussnahme auf die Regierungen anderer souveräner Staaten bisher noch keinen rechten Diktator, Monarchen, oder putschbereiten General gefunden, mit dem sie keine engen Beziehungen unterhalten, oder den sie nicht durch ihre Unterstützung ohne mit der Wimper zu zucken beim Sturz demokratisch gewählter Regierungen geholfen hätten, so lange sie sich davon Vorteile für ihre geopolitische Großmachtpolitik versprachen.
Putins Geschwafel von der "Entnazifizierung" der Ukraine ist hauptsächlich nach innen gerichtet. Damit soll die russische Öffentlichkeit genauso auf Unterstützung dieses Krieges als Kampf des Guten gegen das Böse eingeschworen werden, wie die westlichen Öffentlichkeiten darauf traniert werden sollen, Putin als faschistischen Völkermörder zu sehen, mit dem nicht zu verhandeln ist und gegen den alle Mittel recht sind.
Wie es sich für gute Propaganda gehört, ist an beiden Erzählungen etwas dran (Putin hat keine Hemmungen sich mit russischen Neonazi-Söldnern gemein zu machen, wenn sie ihm dabei helfen seinen Machtanspruch in der Ukraine durchzukämpfen, Präsident Zelenskyj ist gestern virtuell vor dem griechischen Parlament zusammen mit einem Neonazi vom Asov-Batallion aufgetreten, und im "entnazifizierten" Deutschland, wo rechtsradikale Netzwerke sich in Polizei und Armee eigenistet haben, wird ein"Diplomat" von den großen Leitmedien hofiert, der alle RussInnen - ungeachtet ihrer Haltung zu Putins Regime - als Feinde und Faschismusbefürworter betrachtet, während er den ukrainischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera verehrt, und die Asov-Neonazis gegen Kritik aus deutschen Medien in Schutz nimmt)
Die eigentlichen Bedeutungen der Worte "Faschist" und "Nazi" sind längst der Propaganda zum Opfer gefallen. Die Vorwürfe sind aus beiden Richtungen haltlos propagandistisch übertrieben und dienen eigentlich nur noch dazu, die Positionen der jeweiligen Regierungen gegenüber ihren UntertanInnen als moralisches Gebot zu verkaufen und zu verschleiern, dass dahinter ursächlich eigentlich nur die selben ökonomischen und geopolitischen Macht- und Profitinteressen stehen, die schon immer hinter jedem Krieg standen, der den Ohnmächtigen von den Mächtigen aufgezwungen wurde.
Man sollte sich diese kolossale Geschichtsvergessenheit wirklich nicht zu eigen machen.