Die Nussschalentheorie erhält neuen Auftrieb:
Früher Hinweis auf verdächtiges Segelboot
Nach Recherchen von NDR und WDR wussten deutsche Ermittler im Fall der Nord-Stream-Sabotage früher vom Segelboot "Andromeda" als bisher bekannt. Vor dem BKA hatte der Verfassungsschutz schon die Charterfirma besucht.
[...] Laut Generalbundesanwalt hatten Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) das Schiff Mitte Januar dieses Jahres durchsucht. Nach Recherchen von NDR und WDR sollen die Nachrichtendienste die Spur allerdings schon länger verfolgt haben.
Danach befragte bereits im vergangenen Jahr das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die Mitarbeitenden der Charterfirma, der das Schiff gehört. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) war danach informiert. Beide Nachrichtendienste - BfV und BND - sollen ihre Erkenntnisse jedoch erst später an den ermittelnden Generalbundesanwalt weitergegeben haben.
Unklar ist, wann genau und wie die Nachrichtendienste auf die Spur der "Andromeda" kamen. Eine massenhafte Abfrage bei Schiffsvermietern an der Ostsee fand nach Recherchen von WDR und NDR offensichtlich nicht statt. Zahlreiche Schiffsverleiher erklärten auf Anfrage, sie seien nicht von deutschen Ermittlern kontaktiert worden.
Eine Sprecherin des Generalbundesanwalts teilte mit, man wolle sich zu den Ermittlungen nicht äußern. Der Verfassungsschutz sei allerdings nicht im Auftrag des Generalbundesanwalts unterwegs gewesen. Weder BND noch BfV äußerten sich auf Anfrage. Die Bundesregierung teilte auf Anfrage mit, dass man sich zu den Ermittlungen des Generalbundesanwalts nicht äußere.[...]
Die Bundesregierung möchte sich weiterhin nicht zu laufenden Ermittlungen des Generalbundesanwalts äußern, während der Generalbundesanwalt sich leider auch nicht dazu äußern will. Natürlich wollen sich In- und Auslandsgeheimdienst ebenfalls nicht äußern. Das wäre ja auch widersinnig, weil deren Dienstleistungen schliesslich geheim sind.
Die QualitätsrechercheurInnen der ARD haben allerdings eine Theorie dafür, wie die geheimen Staatsdienstleister überhaupt auf die kuriose Idee gekommen sind, eine 15m-Segeljacht für die schwimmende Operationsbasis der tollkühnen Kommandooperation einer sechsköpfigen "pro-ukrainischen Gruppe" in der Ostsee zu halten:
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[...] Schaut man zurück auf vergangene Fälle, könnte es für die Zurückhaltung der Nachrichtendienste einen Grund geben: Wenn Geheimdienste einen Hinweis aus dem Ausland erhalten, gilt oft die sogenannte Third-Party-Rule. Danach ist es der Behörde, die eine solchen Hinweis aus dem Ausland bekommt, grundsätzlich nicht erlaubt, diese Informationen unmittelbar mit anderen Behörden - etwa der Polizei oder Justiz - zu teilen. In solch einem Fall müssen deutsche Dienste erst einmal selbst ermitteln, um dann die eigenen Ergebnisse an den Generalbundesanwalt und an die für ihn tätigen Polizeibehörden weitergeben zu können. [...]
Weitere Fragen werfen die Ermittlungen in Dänemark auf: Denn nach Angaben des Verwalters der Insel Christiansø hatte sich die dänische Polizei schon im Dezember 2022 nach Schiffen erkundigt, die im September im Hafen gelegen hatten. Doch erst im Januar kamen offenbar dänische Beamte vorbei - nahezu zeitgleich zum Besuch der BKAler bei der "Andromeda".
Ursprünglich war die Einrichtung eines internationalen "Joint Investigation Teams" geplant gewesen. Schweden hatte dies jedoch abgelehnt - mit der Begründung, die Sicherheitseinstufung der Ermittlungsergebnisse sei zu hoch. In Deutschland soll es zudem Vorbehalte gegeben haben, weil die Trennung zwischen Polizei und Geheimdienstarbeit in Schweden nicht genau ersichtlich sei. Die Länder ermitteln daher vor allem auf eigene Faust.[...]
Ja so ein Zufall, dass die dänischen Beamten "nahezu zeitgleich" mit dem Besuch des Bundeskriminalamtes bei der "Andromeda" erst im Januar auf Christiansø erschienen, wo sie doch eigentlich alle "auf eigene Faust" ermitteln.
Aber das ist natürlich kein Grund für haltlose Spekulationen oder gar Zweifel an der vorbildlichen Arbeit unsere deutschen Dienste oder ihrer europäischen Prtnerbehörden. Der Generalbundesanwalt ermittelt jedenfalls weiter das es nur so kracht und gefährdert seine Ermittlungen nicht unprofessionell mit leichtsinnigen Äußerungen.