Ich diskutiere hier nicht mit, weil ich schon alles weiß. Meine Bitte war ganz ernst gemeint. Nach meiner Ansicht ist es hilfreich wenn nicht notwendig, neben den Feuerbachthesen mindestens die Pariser Manuskripte, den ersten Band des Kapitals und möglichst noch die Dialektik der Aufklärung gelesen und verstanden zu haben, um jene 6. Feuerbachthese so weit zu begreifen, dass man ihre Bedeutung für die Frage versteht, ob der Politikstil De Masis eher Teil des Problems oder Teil seiner Lösung ist. Sollte ich Recht haben, wäre De Masi ein weiteres Beispiel dafür, dass gut gemeint das Gegenteil von gut sein kann; dann sind die Aussichten für eine Abschaffung des Kapitalismus sehr, sehr schlecht. Solltest Du Recht haben, sind sie weit besser. Also bitte: Mach es einfach, gib die These in leicht verständlicher Form wieder, ohne ihren Gehalt zu verlieren. Ich würde mich wirklich freuen.
Ich hab das Interview von De Masi nicht gesehen. Aber mit der Aussage, es sei schwierig oder unmöglich die Menschen von einer neuen Gesellschaftsordnung zu überzeugen oder dass der Kapitalismus zu einer unabänderlichen Form von Bewusstsein im Hinblick auf eine bestimmte Weltauffassung, nennen wir sie mal die Ideologie des Kapitalismus, führt, machst du eigentlich genau das, was Marx an Feuerbach kritisiert. Du fasst diese Ideologie als ein Objekt der Anschauung, postulierst das theoretische Verhalten als nicht materiell bestimmt und als losgelöst von der gegenständlichen Tätigkeit, der konkreten Praxis, wie sie im Alltag erscheint und die bis auf bestimmte Bereiche, wenig mit der Ideologie des Kapitalismus zu tun hat (z. B. kooperatives Verhalten, Mutualismus).
Du sieht in "kapitalistischem" Verhalten oder in dem Verhalten, dass die Menschen nicht eine anti-kapitalistische Partei wählen, nicht die Umstände, unter denen dieses Verhalten entsteht.
Das tägliche Verhalten der Mehrheit der Menschen oder die Ideologie der Menschen selbst, steht in permanentem Widerspruch zu der Ideologie der Bourgeoisie selbst. Über zwei Jahrhunderte haben die Ideologen und Sozialwissenschaftler der Bourgeoisie versucht, den Menschen einzuhämmern, dass das System alternativlos ist. Das hat dazu geführt, dass die Ideologie der Menschen in ihren Gedanken zwar nur noch ein kümmerliches Dasein fristet, aber sich trotzdem im Alltag und in spezifischen Ereignissen in vielfälltiger Weise zeigt, und im großen und ganzen, die Gesellschaftsordnung im Grunde abgeleht wird. Oder um es mit George Stigler, Mitglied der Mont-Pelerin-Society, auszudrücken:
I cannot believe that any amount of economic training would wholly eliminate the instinctive dislike for a system of organizing economic life through the search of profits’.