Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Die meisten Handwerker sind Handwerker damit sie Kohle verdienen Jonny..

    Lohnarbeiter sind Lohnarbeiter damit sie Kohle verdienen Hohli..WOW da hast dich jetzt aber angestrengt.

  • Ja, "als Naturwissenschaftler" (das kam ja heute schon mal auf) bin ich natürlich Verfechter von Ockham's Rasiermesser - komplexe Sachverhalte bekomme ich mit meinem Anspruch an Einfachheit nicht einkondensiert.

    Ockham's Rasiermesser hat nichts mit Naturwissenschaften zu tun und wird dort auch nicht angewendet. Die bevorzugte Theorie ist diejenige, die die exaktesten Vorhersagen macht, egal wie kompliziert oder nicht oder wieviele Annahmen oder nicht. Abgesehen davon ist Soziologe keine Naturwissenschaft. Es ist halt: Komplex

  • Womit sich der Kreis zur Bergwerksgeschichte schließt.


    Jonny wieder in die Bib, mal was über persönliche und unbeschränkte Haftung lesen und warum da doch die GmbH interessant wird.

    Ausserdem vielleicht die sehr romantische Sicht aufs Handwerk mal mit einer Exkursion zum Realitätsabgleich bringen.

    Wenns so schlimm ist, dann werde doch wieder Lohnarbeiter. Ganz easy.

  • Ockham's Rasiermesser hat nichts mit Naturwissenschaften zu tun und wird dort auch nicht angewendet. Die bevorzugte Theorie ist diejenige, die die exaktesten Vorhersagen macht, egal wie kompliziert oder nicht oder wieviele Annahmen oder nicht. Abgesehen davon ist Soziologe keine Naturwissenschaft. Es ist halt: Komplex

    Njein. Zunächst einmal möchte ich anmerken,

    Lohnarbeiter sind Lohnarbeiter damit sie Kohle verdienen Hohli..WOW da hast dich jetzt aber angestrengt.

    dass DU nichts mit Naturwissenschaften zu tun hast. Ockham's Rasiermesser ist eher eine Zwangsläufigkeit, damit eine Theorie falsifizierbar sein kann. Ist sie letzteres nicht, so ist die aufgestellte Theorie in wissenschaftlicher Hinsicht eher wertlos. Dann bewegen wir uns im Reich der Prosa und dem, was diverse Podcaster und auch wir hier so gerne den ganzen Tag betreiben.


    Um kurz auf Naturwissenschaften zurückzukommen und dir einfach zu widersprechen, hier ein kleines Beispiel auf dem Forschungsgebiet, dass ich meine Heimat nenne (lang, lang ist es her):

    Hieraus:


    "[...]even though mechanistic scientists know that an Ockham’s razor approach to mechanism is an essential part of rigorous mechanistic science.[...]"


    Ein kleiner Wissenschaftlicher Exkurs im Sinne von Logos! (das Forum wäre ein besserer Ort mit ihm):


    Es gilt zu widerlegen:

    • "Ockham's Rasiermesser hat nichts mit Naturwissenschaften zu tun und wird dort auch nicht angewendet."
    • Ich definiere, R. Finke der knapp 20.000 mal in teils hochrenommierten naturwissenschaftlichen Zeitschriften zitiert wurde, als Naturwissenschaftler.
    • Ich definiere JonnyBadFox als (Wäregern)Soziologen, da er durch seine Publikationen im J&N-Forum am ehesten dadurch auffiel.
    • Beweis 1:
    • Finke (Naturwissenschaftler) sagt (in etwa): "Ockams Rasiermesser ist für mechanistische Naturwissenschaften essentiell. Wir haben es angewendet."

    --->Klonk, wir haben einen Widerspruch, Jonnys Theorie wurde widerlegt. q.e.d. und so.


    Es gilt zu beweisen: [...] dass DU nichts mit Naturwissenschaften zu tun hast.

    • JonnyBadFox als (Wäregern)Soziologen: "Abgesehen davon ist Soziologe keine Naturwissenschaft."
    • Naturwissenschaftler ⊂ Naturwissenschaften
    • Soziologen ⊂ Soziologie
    • JonnyBadFox ⊂ Soziologen
    • Soziologie /= Naturwissenschaften
    • --> JonnyBadFox /= Naturwissenschaftler

    --->Klonk, da ist das Ding, q.e.d. in your face.


    Weißt du, das "schöne" an deiner Aussage/Hypothese war, dass sie einfach war. Somit war sie leicht falsifizierbar, wie von mir eben gezeigt. (Der zweite Beweis ist natürlich weit Weg von echter Logik, wie man sie in der Mathematik anwendet).


    Nun kann man sich darüber streiten, was "einfach" oder "komplex" ist. Einfachheit in der Naturwissenschaft bedeutet nicht lediglich, dass es für jedermann leicht verständlich ist, sondern in gewisser Weise eine Ästhetik innehält, mit der man unter Anwendung von Logik zum Ziel kommt, und das irgendwie eher mit Eleganz, als stolpernd. Anders kann ich es irgendwie nicht beschreiben, vermutlich weil zu blöd.


    Schönen Tach noch.

  • Das ist ein Strohmann. Natürlich denkt er nicht an gesellschaftlichen Mehrwert. Aber jeder Handwerker sieht, dass er mit seiner Arbeit etwas schafft. Und daraus ziehen viele die Motivation Handwerker zu sein.

    Das ist ein Strohmann den Du selbst aufgestellt hast, Herr Geschichtsprofessor. Als ich auf eine Anekdote von LDR mit einer anderen Anekdote antwortete ging es mir in keinster Weise darum, zu ergründen, was die innere Motivation von Handwerkern sein könnte. Das hast Du selbst zum Thema gemacht, weil Du unbedingt (mal wieder) aus meiner anekdotischen Schilderung aus dem familiären Umfeld eine ganz allgmeine "klassistische" Herablassung meinerseits gegenüber Handwerkern und sonstigen Arbeitern machen wolltest.


    Mir ging es hingegen einerseits darum, zu zeigen wie jemand schon in jungen Jahren aufgrund der materiellen Verhältnisse in denen er aufwuchs (-> tatsächliche Armut in einer armen Region) auf einen Lebensweg geschickt wird (-> das Handwerk des Bergmannes erlernen, indem man am helligten Tag hunderte von Metern unter der Erde in stockfinsteren, stickigen, engen Schächten Kohle aus dem Gestein hackt), den er sich garantiert nicht freiwillig unter Abwägung abstrakter Überlegungen, wie etwa des gesellschaftlichen Mehrwertes solcher Arbeiten, ausgesucht hat. Das ist keine Missachtung seiner wie auch immer gearteten intrinsichen Motovation, sondern schlicht eine Beobachtung der banalen Tatsache, dass Menschen die im Kapitalismus in armen Verhältnissen aufwachsen eher selten eine Arbeit aufnehmen, weil sie ihnen Spaß macht und sie spüren lässt, dass sie damit einen gesellschaftlichen Mehrwert erarbeiten, sondern weil sie das Geld brauchen und sich deshalb bei privaten Unternehmen als LohnarbeiterInnen andienen müssen.


    Andererseits - und das war der eigentliche Punkt - ging es mir darum aufzuzeigen, wie ein solcher, von den materiellen Verhältnissen bestimmter Lebensweg diesen spezifischen Menschen viele Jahre später offenbar zu dem "Bewusstsein" gebracht hat, dass ein Arbeitgeber es verdient habe, mehr zu verdienen als seine Arbeitnehmer, weil er ein unternehmerisches Risiko zu tragen habe - dass er damit also einen ideologischen Fehlschluss "verinnerlicht" hat, der zum klassischen Repertoire bürgerlicher Ideologieproduktion und politischer "Willensbildung" in einer kapitalistischen Gesellschaft gehört.


    Wenn Du mir daraus jetzt...

    Weil dein Gesabbel Vorurteile und Herrschaftsstrukturen in den Köpfen zementiert und du Menschen Wandlungsfähigkeit absprichst. Und persönliche Anekdoten kein Fundament haben.

    ...den Strick drehen willst, es ginge mir dabei darum, den Arbeiter für sein "falsches Bewusstsein" zu verurteilen und jene herrschaftlichen Arbeitsverhältnisse, die ihn zu demselben gebracht haben, strukturell festigen zu wollen, dann liegt das nicht daran, dass ich hier mit einer Anekdote auf eine andere Anekdote geantwortet habe, um zu verdeutlichen, wie Ideologie sich auch und gerade in den Köpfen von Menschen festsetzt, die mit ideologischen Begrifflichkeiten wie "gesellschaftlicher Mehrwert" noch nie in Berührung gekommen sind, sondern daran, dass bei Dir im Oberstübchen anscheinend irgendeine kranke Obsession stattfindet, die es Dir - im Gegensatz zu den meisten anderen Foristen hier - offenbar vollkommen unmöglich macht, meine Aussagen mein "Gesabbel" so zu verstehen wie es gemeint ist, und Dich immer wieder in den zwanghaften Reflex treibt, mir nachweisen zu wollen, dass ich eigentlich das Gegenteil von dem im Sinn habe, was ich hier schreibe.


    Es geht mir im übrigen überhaupt nicht darum, zu behaupten, dass Menschen nicht generell Wandlungsfähig wären. Es geht darum, dass man sie ganz bestimmt nicht dadurch zur Wandlung gegen eine von klein auf antrainierte Denkweise bewegen kann, indem man ihnen Vorträge über den gesellschaftlichen Mehrwert, oder über irgendwelche angelesenen (oder aufgrund annekdotischer "Empirie" im eigenen Umfeld des heimischen Familienbetriebes selbst ausgedachten) Theorien über die geistig-moralische Wertschätzung intrinsischer Motivationen des Handwerks hält,...


    Das ist auch kein Grund hier Handwerker klassistisch zu diskriminieren.

    ...oder indem man Leuten, die versuchen, dieses Dilemma transparent zu machen, der "klassistischen" Diskriminierung stolzer Handwerker beschuldigt, und ihnen damit den absolut akademischsten, weltfremdesten, und dümmsten aller ideologischen "-ismus"-Vorwürfe macht.

  • Utan Und jemandem geistige Fähigkeiten abzusprechen nur weil er Handwerker ist, ist eindeutig Klassismus und eine Form von Diskriminierung. Du als jmd, der wahrscheinlich selbst noch nie diskriminiert wurde, kannst das halt nicht nachvollziehen. Linke talkingpoints gereichen dir doch nur zum Ziel, wenn du dir damit vor anderen dein ego befriedigen kannst.

  • Utan Und jemandem geistige Fähigkeiten abzusprechen nur weil er Handwerker ist, ist eindeutig Klassismus und eine Form von Diskriminierung. Du als jmd, der wahrscheinlich selbst noch nie diskriminiert wurde, kannst das halt nicht nachvollziehen.

    "Klassismus" ist "klassistischer" Schwachsinn. "Klasse" ist keine den Menschen von der Gesellschaft aufgezwungene individuelle Identität, für die man individuell diskriminiert werden kann - schon gleich gar nicht von Leuten, die der selben Klasse angehören.


    Wenn Du das nichtmal verstanden hast, dann fragt man sich schon, wozu Du so viele Bücher gelesen haben willst.

  • "Klassismus" ist "klassistischer" Schwachsinn. "Klasse" ist keine den Menschen von der Gesellschaft aufgezwungene individuelle Identität, für die man individuell diskriminiert werden kann - schon gleich gar nicht von Leuten, die der selben Klasse angehören.


    Wenn Du das nichtmal verstanden hast, dann fragt man sich schon, wozu Du so viele Bücher gelesen haben willst.

    Die Klasse beschreibt die Stellung im Produktionsprozess. Und Lohnarbeiter ist eine spezifische Klasse im Produktionsprozess. Und das mit der Freiwilligkeit zeigt nur deine bürgerliche überhebliche Ahnungslosigkeit oder eher Ignoranz.

  • Die Klasse beschreibt die Stellung im Produktionsprozess. Und Lohnarbeiter ist eine spezifische Klasse im Produktionsprozess.

    Anders als z.B. im Fall von Hautfarbe oder Geschlecht ist die Zugehörigkeit zu einer Klasse keine unveränderliche Eigenschaft anhand derer ihren TrägerInnen von einer anderen, dominanteren Gruppe aus ideologischen Gründen eine untergeordnete Stellung in der Gesellschaft aufgezwungen wird.

    Die Stellung im Produktionsprozess ist Resultat eines materiellen gesellschaftlichen Verhältnisses, das im Kapitalismus immanent ist. Sie resultiert in unserer modernen bürgerlichen Gesellschaft nicht aus systematischer Diskriminierung, sondern aus ungleichen Eigentumsverhältnissen.

    Der Nachbar meines Familienangehörigen Ex-Bergmannes ist nicht Millionär, weil er die Arbeiterklasse verachtet, sondern, weil er das Glück hatte einen reichen Vater gehabt zu haben und dann selbst Kapitalist geworden zu sein. Der Ex-Bergmann ist nicht Arbeiter geworden, weil er das unbedingt so wollte, oder weil er von irgendwem klassistisch diskriminiert wurde, sondern weil er aus einer armen Familie kam, die ihn nicht mehr länger ernähren konnte.


    Dieses gesellschaftliche Gefälle zwischen Arm und Reich, welches letztendlich in den meisten Fällen bestimmt, welcher Klasse jemand zugehörig ist, kann nicht aufgehoben werden, so lange der Kapitalismus nicht aufgehoben wird. Man kann es nicht durch Achtsamkeitstraining, antiklassistische Sprachregelungen oder sonstigen ideologischen Unsinn in Wohlgefallen auflösen.

    Man kann Kapitalismus auch wunderbar ohne Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie, xyz, etc. betreiben, so lange es genug Menschen gibt, die durch Armut oder die Androhung derselben dazu gezwungen werden, sich in die Klasse der Lohnarbeitenden einzufügen. In einer solchen Gesellschaft werden Menschen - auch ganz systematisch und oft sogar mit Absicht - diskriminiert weil sie arm sind, und nicht weil sie einer Klasse angehören.


    Auch der Sohn eines Millionärs kann unter den entsprechenden Umständen dazu gezwungen sein, Lohnarbeiter zu werden, wenn er sein Erbe verjubelt anstatt es wie ein ordentlicher Unternehmer zur Akkumukation weiteren Kapitals zu verwenden. Ebenso kann ein Handwerker sich zum Meister meistern, einen eigenen Betrieb gründen, LohnarbeiterInnen einstellen und sich mit ein bisschen Glück und Geschäftstalent velleicht sogar zum Millionär hocharbeiten.

    Die Tochter nicht-weißer Eltern hingegen kann auch mit noch so viel Fleiß, Systemkonformität und Willenskraft zur Ausbeutung anderer Menschen ihre Hautfarbe nicht ändern. Sie kann aber vielleicht trotzdem Millionärin werden und somit die Klasse wechseln. Dann wird sie zwar vielleicht weiterhin rassistisch diskriminiert, aber sie kann sich dann immerhin gute Anwälte leisten die ihre Diskriminierer verklagen. Vielleicht entwickelt sie sogar einen Standesdünkel gegen solche Menschen, weil die nicht nur Rassissten, sondern auch oft ungebildete Proleten sind, während sie selbst in Sozialwissenschaften promoviert hat und eine gefragte Expertin und Sachbuchautorin geworden ist. Ist sie dann eine Klassistin?


    Eine FacharbeiterIn in der Autoindustrie kann durch reine Lohnarbeit mehr verdienen, als ein in Geschichtswissenschaften promovierter Akademiker, der keine seiner hohen Qualifikation entsprechende Anstellung findet und deshalb als angestellter eines windigen StartUps mit dem Fahrrad Essen für die zahlende Kundschaft ausfahren muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Andere HandwerkerInnen arbeiten wiederum als Soloselbständige und verdienen weniger Geld damit, als ihre KollegInnen vom gleichen Fach, die in Festanstellungen beschäftigt sind. Wer ist hier Arbeiterklasse und wer nicht?


    Wenn der für den Lieferdienst schuftende Akademiker geringschätzig von der hochqualifizierten Facharbeiterin spricht, weil sie sich nicht so gut mit der Sozialgeschichte der englischen Bauernbewegung zwischen 1634 und 1702 auskennt wie er, und sich ob ihres niederen Bildungsstandes eines etwas gröberen Sprachgebrauches befleßigt, ist er, der selbst abhängig beschäftigt ist, nicht mal die Hälfte ihres Einkommens verdient und kaum seine Miete bezahlen kann, dann ein "Klassist"? Gegen welche Klasse richtet sich hier die Diskriminierung? Wird der Akademiker selbst zum Bourgeois, weil er sich einbildet, einen akademischen Standesdünkel haben zu dürfen?


    Wie ordnen wir den Handwerksmeister aus dem Baugewerbe mit zehn Festangestellten und guten Beziehungen zu diversen, eher fragwürdigen Subunternehmern ein, der ein teures Auto fährt, ein schönes eigenes Haus mit Garten in der Vorstadt bewohnt, ein Mietshaus in der innenstadt, eine kleine Segelyacht und ein Ferienhäuschen an der Ostsee besitzt, dreimal im Jahr Urlaub auf den Malediven macht, und eine sehr geringschätzige Meinung über so windige Akademikergestalten hat, die nichts gescheites gelernt haben, und deshalb für wenig Geld anderen Leuten das Essen vor die Wohnungstür liefern müssen, aber dann abends beim Kommunistenstammtisch darüber dozieren, dass man eigentlich mal den fleißigen Handwerksunternehmern ihre Unternehmen weg enteignen müsse? Ist der ein Klassist?

    Und was ist mit seinen angestellten Handwerkern, die genau die selbe geringschätzige Meinung von solchen schlau daher schwätzenden AkademikerInnen und ihren zarten, schwielenfreien Pianistenhändchen haben? Sind die auch Klassisten?

    Und das mit der Freiwilligkeit zeigt nur deine bürgerliche überhebliche Ahnungslosigkeit oder eher Ignoranz.

    Wenn ich hier irgendwo geschrieben hätte, dass Klassenzugehörigkeit auf Freiwilligkeit basieren würde, dann wäre das in der Tat eine ziemlich bürgerliche Haltung meinerseits. Habe ich aber nicht. Das hast Du Dir - wie immer - einfach ausgedacht, weil es dem eigenartigen Bild von mir entspricht, das Du Dir mit Deiner kranken Obsession, mich als Scharlatan und elenden Kopisten zu entlarven ins Hirn gezimmert hast.


    Absolut bürgerlich, überheblich und ahnungslos erscheint mir hingegen die Idee, aus Standesdünkeln, millieubedingten Vorurteilen, und ganz generell einem Problem der materiellen Eigentumsordnung einen ideologischen "-ismus"-Begriff zusammen zu akademisieren, der in der Praxis zu nichts anderem taugt, als AkademikerInnen oder StudentInnen ihrer akademischen Wortspielereien - die durchaus auch selbst der Arbeiterklasse angehören können - das revolutionäre Gefühl zu geben, dass sie damit einen wichtigen Beitrag zum Klassenkampf leisten, obwohl sie dabei eigentlich nur einen linksliberalen Kultur-Reformismus stützen, der sich in der moralischen Verurteilung aller erdenkbaren Unverschämtheiten ergeht, und sich in den hohlen Kopf gesetzt hat, mit deren sprachlicher Eliminierung den Kapitalismus gerechter zu machen.


    Das allerdümmste und in der Tat "klassistische" an dieser Form der "kritischen" Theorie ist, dass sich jene TheroretikerInnen des linken Klassenbewusstseins damit mehr dem Erhalt von "Klasse" als individueller identitärer Zuschreibung zum Zweck der Abgrenzung gegen ihre vermeintlichen Feinde und Unterdrücker verschreiben, als der tatsächlichen Überwindung der Klassengesellschaft, und dass sie damit den Gegenstand ihrer moralbürgerlichen Empörung selbst immer wieder reproduzieren.

  • Wagenknecht jetzt auch in Monitor full nazi.

    Das ist wirklich eine Perle des kritischen Qualitätsjournalismus. Professionelle Rechtspopulisten und Demagogen wie Jürgen Elsässer lesen auch Zeitung und schauen Wertefernsehen. Denen ist natürlich nicht entgangen, wie man linksliberale JournalistInnen triggert. Wenn der seine AnhängerInnen auf einer Demo öffentlich zur Bejubelung von Sahra Wagenknecht aufruft, dann weiß er genau, dass das zur weiteren Spaltung der LINKEN beiträgt - der einzigen Partei, die den rechten bei ihren Schleppnetzfahrten durch die untere Mittelschicht noch Konkurrenz machen könnte.


    Die Damen und Herren RedakteurInnen vom kritischen öffentlich-rechtlichen Magazin springen selbstverständlich zusammen mit dem linksliberalen Flügel der Linkspartei und der liberalen Twitteria brav über das von rechts hin gehaltene Stöckchen. Mit dem was Wagenknecht zum Wirtschaftskrieg gegen Russland zu sagen hat wird sich gar nicht mehr inhaltlich auseinandergesetzt. Es reicht schon, dass Rechte ähnliche Ansichten haben, um zu konstatieren, dass damit am "rechten Rand" gefischt werde.


    Auch bezeichnend ist dabei, dass es in der Redaktion offenbar als selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass die Rechtspopulisten da nur eine ohnehin schon stramm rechte Masse agitieren. Dass die rechten Agitatoren sich ganz gezielt linker Themen bemächtigen, um linken Bewegungen die UnterstützerInnen abspenstig zu machen, hat sich bei den aufrechten Antifaschist*innen von Monitor offenbar auch über hundert Jahre nach der Gründung der National-"Sozialistischen" Deutschen "Arbeiter"-Partei noch nicht herumgesprochen.


    Der ungebildete Pöbel ist halt einfach rechts und reaktionär, und wer sich als linke Sozialdemokratin mit den Existenz- und Verlustängsten dieses rechten Pöbels abgibt, der will den Schulterschluss mit den Faschisten.


    Zuvor zeigt das öffentlich-rechtliche Wertemagazin natürlich wie man sich als liberale*r Demokrat*in angemessen mit dem sozialen Elend am unteren Ende der Leistungsgesellschaft auseinander zu setzen hat: Mit ganz viel Empathie und Mitleid für das machtlose Opfer einer kaltschnäuzigen Politik. Die menschlichen Kollateralschäden der noch von jeder Parteienkoalition an der Macht staatlich beförderten kapitalistischen Ausbeutung dürfen als tragische Protagonisten rührseeliger Reportagestücke natürlich auch mal vor lauter Verzweiflung und Frust in die Kamera weinen.


    Aber wenn andere dann anfangen sich mit anderen Leuten zu organisieren und auf die Straße zu gehen, dann sind sie ganz schnell ein rechter Mob, der den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht und mit dem Feind im Bunde steht. Dann ist Schluss mit Empathie.

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