Dazu wäre aber ein totaler Systemwechsel nötig und keiner weiss wie sowas geht.
Es wird jedenfalls nicht Top-Down gehen. Je autoritärer der Staat versucht, den Klimawandel aufzuhalten, umso härter wird die Forderung, den Kapitalismus zu retten. Leute wie Habeck haben nicht verstanden, dass sie nicht beides gleichzeitig machen können. Wenn es dennoch versucht wird, dann kann das nur auf Kosten der Mehrheit bis tief in die Mittelschicht geschehen.
Die Pandemie und die Querdenkerproteste haben aber leider gezeigt, dass sich die Mittelschicht nicht von sich aus zu linken ArbeiterInnenkollektiven organisieren wird, sondern dass sie im Krisenfall eher dazu tendiert, alte bürgerliche Privilegien zu verteidigen - bzw. vom Staat zu fordern, dass er sie ihnen weiter garantiert - oder eben einen Wechsel der Staatsführung - nicht des Systems - zu verlangen.
Wenn die Linke (und damit meine ich nicht nur die Partei sondern alle linken Kräfte im Land, bzw. in Europa) es nicht schafft, sich aus der sozialdemokratischen Korporatismus-Falle zu lösen, die alle politischen EntscheiderInnen bei Androhung des massenhaften Arbeitsplatzverlustes vor den "Sachzwang" des unbedingten Erhalts des Privateigentums an den Produktionsmitteln und des privaten Investitionsmonopols für jede Form von technologischer Transformation stellt, dann werden die Rechten die Chance garantiert nutzen, um sich als Speerspitze einer Volksbewegung zu verkaufen und so ihre eigene Variante der Kapitalismusrettung durchzusetzen.
Die hätten auch kein Problem damit, sich dabei ein grünes Mäntelchen anzuziehen. Aber sie werden ganz bestimmt nicht in einem Maß gegen die Interessen des Kapitals agieren, welches den Fortbestand des kapitalistischen Systems gefährden würde.
Die Lösung kann also eigentlich nur von unten, bzw. von außerhalb der Parlamente kommen und sie muss die Eigentumsfrage an erste Stelle setzen. Das wird sich keine Partei in Regierungverantwortung erlauben.
Selbst ein vergleichsweise harmloser Eingriff in das Eigentum privater Investoren, wie die Berliner Initiative zur Vergesellschaftung (gegen Entschädigung) der Bestände großer Immobilienkonzerne in der Hauptstadt wird von den Führungen der "linken" Parteien, die in Berlin koalieren entweder offen bekämpft (sPD), unter den Teppich gekehrt (Grüne), oder so zaghaft gefordert (LINKE), dass es der Regierenden Bürgermeisterin und ihren Freunden von der Immobilienwirtschaft ein leichtes ist, das trotz eindeutigem Volksentscheid bis Sankt Nimmerlein (bzw. bis zum nächsten Regierungswechsel) zu verschleppen.
Für eine echte Transformation wäre es aber notwendig, nicht nur ein paar hunderttausend Wohnungen zu enteignen, sondern große Konzerne, weil man sie nur so aus dem Teufelskreis von Investitionen und Profit für den return on Investment lösen könnte.
So lange deren einziger Sinn und Zweck darin besteht, aus dem investierten Geld ihrer anonymen EigentümerInnen oder ihrer Geschäftsbanken mehr Geld zu machen, wird keine noch so konzertierte Aktion dazu führen, dass die ihre Geschäftsmodelle schnell genug auf "grünen" Kapitalismus umstellen, um wenigstens die schlimmsten Kipppunkte des Klimawandels nicht zu reißen.
Würde man die Unternehmen den Leuten übergeben die tatsächlich darin arbeiten und materielle Werte schaffen, dann wäre davon alleine natürlich auch noch keine wundersame Einsicht in die Notwendigkeit einer Reduktion sinnlosen Konsums bewirkt, aber die Motivation dazu, auf Teufel komm raus Erträge zu steigern und dabei die Konkurrenz auszuschalten würde entfallen und es wäre möglich, den künftigen Kurs tatsächlich demokratisch zu bestimmen, anstatt ihn per Vorstandsbefehl am nächsten Rendite-Plansoll für das Quartal auszurichten.
Ich glaube jedenfalls, dass jeder Versuch, das Problem quasi per Öko-Diktatur von oben herab zu lösen entweder direkt in eine totalitäre, von den Konzernen konzertierte Technokratur, oder zu einer rechten Revolution führen würde, an deren Ende sicher keine nachhaltigere, sozialere Welt entstünde.