Energiekrise 2022/2023

  • Die Propaganda hat sich ja längst verselbständigt. Selbst meine 77-Jährige Mutter, die nicht mal weiß was social media überhaupt ist oder wie das funktioniert, hat keinen Zweifel daran, dass dieser verrückte Hitler Putin an allem Schuld ist, was da vielleicht noch kommen wird.

    Das stimmt natürlich. Aber all diese vielen Kopfgewaschenen Wertegutbürger mussten den Lackmustest auch nicht versuchen zu bestehen. Rumlabern und irgendwelche theoretischen Rezessionstheorien, die schon nur den anderen wirklich hart treffen werden, aushalten kostet ja nichts.


    Nicht ohne Grund wird ja schon krampfhaft versucht, den Kollaps als russische Desinformationskampagne zu framen.

  • Ich hatte vor kurzem eine Meldung dazu gesehen.


    Davon dass wir was für die französischen AKWs machen hatte ich letztes Jahr bei der ganzen Schreierei damals nix mitbekommen?


    Also die aktuellen französischen Probleme begannen schon letztes Jahr, aber wohl eher zum Ende hin:


    https://www.enappsys.com/franc…eavy-imports-in-december/


    Zitat

    This cold December for France came alongside high demand, low wind and hydro generation, followed by a series of nuclear maintenance outages toward the end of the year, which contributed to the lowest nuclear availability levels in recent history. During this time France mainly relied on imports from Belgium, and from Spain which switched from being a net importer to a net exporter during the last 6 months. Peak French imports were as high as 13 GW.


    In der ersten Hälfte dieses Jahres war Frankreich dann ein klarer Nettoimporteur (das war die neue Meldung):


    https://www.enappsys.com/swede…ggest-net-power-exporter/


    Zitat

    Usually, France exports more power than it imports but structural problems with its nuclear fleet meant that it had to source significant amounts of power from other countries in the first half of 2022 with Exports from France therefore halving over those in the previous half year.


    The second largest net exporter across the period was Germany with 15.4TWh, a doubling of the previous 2021 half year levels with generation in Germany (along wih GB) responding to the demand for imports from France. Bulgaria was in third place with 6.6TWh a relatively small increase from its net flows in the previous half year.


    EU-Interconnector-Map-H1-2022.jpg.png


    Vergleich zu vorher:


    EU-Interconnector-Map-H2-2021-2-scaled.jpg

  • Wo mein Stromversorger (Skandinavischer Staatskonzern mit lokaler Quasi-Monopolstellung im mehreren Regionen im Norden und Osten Deutschlands) mir gerade verkündet hat, dass mein Stromtarif sich ungefähr um den Betrag erhöht, um den er durch das (temporäre) Aussetzen der EEG-Umlage Anfang Juli gerade erst feierlich von der Ampel reduziert wurde, ist mir beim Durchlesen des Anschreibens mal wieder in Erinnerung gekommen, dass wir schon diverse Umlagen auf den Strompreis zahlen, die direkt in die Subvention von Konzernen wandern.


    Zum Beispiel die


    Umlage nach § 17f Abs. 5 des Energiewirtschaftsgesetzes (Offshore Netzumlage).


    "Mit der Offshore-Netzumlage werden die entsprechenden Kosten aus Entschädigungen bei Störungen oder Verzögerung der Anbindung von Offshore-Windanlagen an das Stromnetz, sowie die Kosten aus der Errichtung und für den Betrieb der Offshore Anbiundungsleitungen gedeckt."


    Oder die


    § 19-StromNEV-Umlage


    "Durch die Umlage nach § 19 Abs. 2 der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) wird die Entlastung stromintensiver Industrieunternehmen von den Netzentgelten finanziert."


    Oder die


    Umlage nach § 18 der Verordnung zu abschaltbaren Lasten


    "Große Stromverbraucher sollen bei drohender Instabilität des Stromnetzes kurzfristig ihren Verbrauch reduzieren. Die Umlage finanziert die dafür entstehenden Kosten."


    Also ich bezahle eigentlich ohnehin schon dafür, dass Konzerne (wie mein skandinavischer stromanbieter) Offshore-Anlagen errichten und dann von anderen Quasi-Monopolkonzernen für teures Geld große Stromleitungen quer durch die Landschaft ziehen lassen müssen, um den Strom möglichst verlustreich ins Landesinnere bis zum Alpenrand zu transportieren, sowie für die Entlastung stromintensiver Industrieunternehmen, und für Kosten, die ihnen aus der temporären Abschaltung oder Drosselung ihrer energiehungrigen Anlagen entstehen, wenn es mal eng wird, mit der Stromversorgung.


    Diese Umlagen wurden im Zuge der Erhöhung des Verbrauchspreises natürlich auch alle mit erhöht. Ist zwar immer noch der kleinere Teil der Rechnung, aber Kleinvieh macht ja auch Mist, wenn es nur genug Viecher gibt, die ihn abdrücken müssen.


    Da kommt's doch auf eine Umlage mehr oder weniger auch nicht mehr an.

  • Und, zahlst Du darauf noch MwSt? :S

  • Und, zahlst Du darauf noch MwSt?

    Aber selbstverständlich.


    Außerdem gibt es noch ein neues Gesetz, das die Netzbetreiber dazu verpflichtet, die alten analogen Zähler gegen eine "Moderne Messeinrichtung" auszutauschen. Die Kosten dafür trägt selbstverständich auch der Endverbraucher. In meinem Fall wäre das etwas mehr als eine Verdoppelung der Zählergrundgebühr für die einfachste Ausführung. (sind allerdings nur ca. 1,70 EUR/Monat).


    Man kann sich aber gegen Aufpreis für ein "intelligentes Messystem" entscheiden. Das klingt toll. Wie intelligent muss so ein System wohl sein, um zu messen, ob und wieviel Strom fließt? Man kennt sich ja nicht aus.

  • A propos Mehrwertsteuer:



    =O

  • "Liberale" Ökonomen sind völlig enthemmt, weil der Markt und sein Preismechanismus den verschwenderischen Pöbel so nicht hart genug zur Sparsamkeit disziplinieren können.



    (Thread)


    Auch die FDP hat hier kläglich versagt!

  • fefe hat da noch nen Input


    https://blog.fefe.de/?ts=9c03d163

    Zitat

    Die 3 wichtigsten (mMn) Punkte sind:

    • [...]
    • Preisgestaltung geschieht (nahezu) ohne Ölpreisbindung und stattdessen (dank Polen in Stockholm 2020) fast komplett durch die Preise am Spotmarkt


    Also ich glaube "Stockholm 2020" meint diesen Schiedspruch in einem Streit zwischen PGNIG und Gazprom:


    https://jusmundi.com/en/docume…rd-monday-30th-march-2020


    So beschreibt die polnische Seite ihren Sieg:


    https://en.pgnig.pl/news/-/new…geYear=2020&currentPage=1


    Für mich klingt das so, als würde es sich bei der geänderten Grundlage für die Preisberechnung um eine reine Frage des Vertrags zwischen PGNIG und Gazprom handeln. Ich sehe erstmal nicht, was das für eine Relevanz für Nord Stream 2 haben sollte.

  • Schau, schau:


    https://www.rnd.de/politik/wol…L3ZBCTNG5LHOPVYT5E7Q.html

    https://www.rnd.de/politik/wol…RSQBCABG4FNSNR65Q43E.html


    Zitat

    Berlin. FDP-Vize Wolfgang Kubicki fordert die Öffnung von Nord Stream 2 und will damit die Energieversorgung für den Winter besser absichern. „Der Bundeswirtschaftsminister muss alles dafür tun, dass wir mehr Energie zur Verfügung haben“, sagte Kubicki dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir sollten Nord Stream 2 jetzt schleunigst öffnen, um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen“, verlangte er.


    Innerhalb der FDP natürlich nur ein Quertreiber wie Kubicki, aber immerhin. Die deutsche Industrie hat dem Anschein nach schon eine Menge mitgemacht. Man weiß natürlich nicht, wieviel Bremsung in Wirklichkeit hinten den Kulissen bewirkt wurde. Ich vermute allerdings je näher eine mögliche Betriebseinstellung wegen Notvorsorgungslage rückt, desto aggressiver wird die Lobby werden.

  • https://twitter.com/Siemens_En…tatus/1559869349363695616



    "100 Tage bis zum Untergang"?

  • Nach der Logik hätten wir sie aber in den letzten sechs Monaten betreiben sollen:


    https://www.presseportal.de/pm/58964/5153533


    Zitat

    Kubicki sprach sich ausdrücklich auch für Wirtschaftssanktionen aus. "Sanktionen sind in dieser Situation unerlässlich", sagte er. Den von der Bundesregierung verkündeten Stopp der Zertifizierung der Gas-Pipeline "Nordstream 2" halte er für "richtig und notwendig", sagte Kubicki. Weitere Maßnahmen würden sicher folgen.

  • Roy Wenn du aufmerksam liest, dann stellst du fest, dass ich "kann er auch zufällig mal recht haben" geschrieben habe. Ich habe also keineswegs gesagt, dass das was alle sagen, stets richtig ist.


    Allerdings ist das, was die Mehrheit sagt häufig richtig. Wenn alle sagen "es ist heiß", dann scheint meistens tatsächlich die Sonne.

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