Der SARS-CoV-2-Thread

  • Boah, wo würdet ihr ne milchschnitte einordnen?

    Ich bin mir nicht so sicher, ob mir die im Park die Knolle erspart.

    Aber versuchen könnte ich es ja. Wenigstens wäre mein Lohn vermutlich ein saudoofer Gesichtsausdruck, wenngleich meine Börse vermutlich arg erleichtert wäre.

  • Vielleicht mal zu dieser Art von Maskenpflicht im Außenbereich: Die Frage ist sicherlich, ob etwas stärker genutzte fußläufige Bereiche wirklich einen signifikanten Übertragungsort darstellen. Vorallem im Vergleich zu den geschlossenen Räumen öffentlicher Verkehrsmittel, wo man mindestens minutenlang zusammen steht. Bei einem dicht gepackten Weihnachtsmarkt wäre das vielleicht möglich. Bei so typischen Passagen, wo man aneinander vorbeiläuft meines Erachtens eher nicht. Man könnte überlegen, dass solche Orte das Zusammenstehen in größeren Gruppen befördern. Aber das passiert ja überwiegend nicht spontan, sondern mit Leuten, mit denen man entweder sowieso unterwegs ist oder die man trifft und natürlich auch woanders treffen könnte.


    Also wenn man mal unterstellt, dass das keine undurchdachte Maßnahme nach dem Motto, irgendwas muss man ja tun, ist, würde ich vermuten, dass es mehr um die Signalwirkung geht, dass eine Risikowahrnehmung der Bevölkerung durch die Sichtbarkeit der vielen Menschen mit Maske gefördert werden soll.

    Wemir, ich weiß nicht, wo Du wohnst, aber in Köln geht es nicht um die Sicherheit der Bürger.

    Gestern war ich an einem nicht überfüllten Platz und konnte beobachten, wie die Polizei sich einfach jeden rausfischte, der keine Maske aufhatte.

    Ich könnte mir denken, daß der Stadt viele Einnahmen fehlen, aber letztlich geht's glaub ich drum, nicht als Hotspot- Bürgermeisterin dazustehen.

    Und man will direkt zu Beginn des Herbstes alle Bürger direkt ordentlich unter Druck setzen, damit sie die Regeln von alleine befolgen.

    Den Rest soll dann der soziale Druck machen, d.h. die Bürger überwachen sich selbst.

  • Also wenn man mal unterstellt, dass das keine undurchdachte Maßnahme nach dem Motto, irgendwas muss man ja tun, ist, würde ich vermuten, dass es mehr um die Signalwirkung geht, dass eine Risikowahrnehmung der Bevölkerung durch die Sichtbarkeit der vielen Menschen mit Maske gefördert werden soll.

    Das aktuelle Beispiel Beherbungsverbot, so wie einige andere zuvor, lassen jedoch den Schluss zu, dass genau dieses Motto gilt. Als hätten wir alle Winterschlaf im Sommer gehalten. Juristen und Mediziner sprechen offen aus, dass man mit dem Wissen von heute im Frühjahr weniger scharf reagiert hätte. Gerichte kippen die Berherbungsverbote, aber die Politik tut so, als stünde man völlig überrascht wieder am Anfang und müsse sich nicht erklären.


    Und mal angenommen, es ginge um die Signalwirkung. Ich sehe nicht, warum das als Rechtfertigung reichen kann. Die Helmpflicht im Straßenverkehr gilt ja nun auch nicht, wenn man sein Zweirad schiebt, zwecks einer Signalwirkung.


    Eine einfachere Erklärung ist allerdings, Regierungen haben Gefallen daran gefunden, sich nicht erklären zu müssen und im Zweifel über das Ziel hinauszuschießen. Es regiert sich doch entspannter in Corona-Zeiten.

  • Das aktuelle Beispiel Beherbungsverbot, so wie einige andere zuvor, lassen jedoch den Schluss zu, dass genau dieses Motto gilt. Als hätten wir alle Winterschlaf im Sommer gehalten. Juristen und Mediziner sprechen offen aus, dass man mit dem Wissen von heute im Frühjahr weniger scharf reagiert hätte. Gerichte kippen die Berherbungsverbote, aber die Politik tut so, als stünde man völlig überrascht wieder am Anfang und müsse sich nicht erklären.


    Und mal angenommen, es ginge um die Signalwirkung. Ich sehe nicht, warum das als Rechtfertigung reichen kann. Die Helmpflicht im Straßenverkehr gilt ja nun auch nicht, wenn man sein Zweirad schiebt, zwecks einer Signalwirkung.


    Eine einfachere Erklärung ist allerdings, Regierungen haben Gefallen daran gefunden, sich nicht erklären zu müssen und im Zweifel über das Ziel hinauszuschießen. Es regiert sich doch entspannter in Corona-Zeiten.

    Famos!! <3

  • Das aktuelle Beispiel Beherbungsverbot, so wie einige andere zuvor, lassen jedoch den Schluss zu, dass genau dieses Motto gilt.


    Ich glaube, das ist der Spagat zwischen als Reiseziel attraktiv bleiben zu wollen und Virusimporte zu vermeiden. Und ggf. die Bürde des Testens zum Nachweis auf Unbedenklichkeit trägt man ja nicht vor Ort, sondern die Orte, aus denen die Leute anreisen. Dagegen aus Sicht der Gesamtbildes will man vermutlich die weitere Streuung von Infektionsfällen vermeiden. Das scheint Merkel vorzuschweben. Ist natürlich fraglich, ob in diesem Stadium Streuung noch ein vordringliches Problem darstellt.


    Juristen und Mediziner sprechen offen aus, dass man mit dem Wissen von heute im Frühjahr weniger scharf reagiert hätte.


    Wirklich? Sowas habe ich eigentlich nicht gehört.


    Und mal angenommen, es ginge um die Signalwirkung. Ich sehe nicht, warum das als Rechtfertigung reichen kann.


    Ich finde schon, wenn die erwünschte Wirkung (Eindämmung der Epidemie) damit erzielt wird.


    Also nehmen wir an, das ist der Grund und den Entscheidungsträgern auch klar, dann ist Frage, ob das nicht besser offen gesagt werden sollte. Es mag die Sorge geben, dass so die Wirkung gemindert wird. An dem Punkt wären wir wieder bei der ethischen Abwägung, ob ein gewisses Maß an Täuschung - von der Wirksamkeit des Masketragens gehen wir ja mittlerweile aus, nur der relative Nutzen sie dort zu tragen könnte marginal sein, wenn klar ist ja, verschiebt das den Schwerpunkt der Maßnahme auf das andere nicht klar benannte Ziel - in der Erhaltung öffentlicher Gesundheit vertretbar ist.

  • Wemir, ich weiß nicht, wo Du wohnst, aber in Köln geht es nicht um die Sicherheit der Bürger.

    Gestern war ich an einem nicht überfüllten Platz und konnte beobachten, wie die Polizei sich einfach jeden rausfischte, der keine Maske aufhatte.

    Ich könnte mir denken, daß der Stadt viele Einnahmen fehlen, aber letztlich geht's glaub ich drum, nicht als Hotspot-Bürgermeisterin dazustehen.

    Und man will direkt zu Beginn des Herbstes alle Bürger direkt ordentlich unter Druck setzen, damit sie die Regeln von alleine befolgen.

    Den Rest soll dann der soziale Druck machen, d.h. die Bürger überwachen sich selbst


    Ja, aber nicht als hotspot zu gelten, die Leute zur Einhaltung der Regeln zu disziplinieren, sozialen Druck aufzubauen, bei all dem geht es um die Gesundheit, also Teil der Sicherheit, der Bürger. Die Methoden müssen einem nicht gefallen, aber ich glaube nicht, dass es hier ein anderes Ziel gibt.


    Mit dem Beginn des Herbstes hat das meines Erachtens auch nur indirekt zu tun, ausschlaggebend ist die Entwicklung der (einer) Epidemie. Wäre die Dynamik noch wie zum Herbstanfang vor drei Wochen hätten wir auch keine Verschärfung. Offensichtlich, denn die kommt ja erst jetzt.

  • Zitat von Wemir

    Wirklich? Sowas habe ich eigentlich nicht gehört.

    Komisch, wo doch inzwischen selbst der deutsche Mainstream ein breiteres Meinungsbild abildet und auch Experten abseits der All-in Präventionsstrategie zu Wort kommen. Die Frage, ob Schulschließungen nötig waren wurde breit diskutiert. Nur kurz ein weiteres Beispiel, man findet eigentlich leicht mehr.

    Die Frage, ob die massiven Grundrechtseingriffe durch Corona-Maßnahmen auf einer tragfähigen rechtlichen Grundlage stehen, hatten zuerst Professoren diskutiert, unter anderem Christoph Möllers. Mit dem aktuellen Vorstoß des SPD-Rechtspolitikers Johannes Fechner erreicht sie den politischen Raum – endlich, könnte man sagen.

    „Wesentliches gehört ins Parlament“, lautet ein Mantra aus Karlsruhe, und Grundrechtseingriffe sind wesentlich.

    Die Linke hat übrigens als erstes bemerkt, dass Opposition auch während der Pandemie geht. Ob das nun Kalkül ist oder nicht, scheint egal. Es kommt an und war nötig, damit nicht Söder, als alleiniges Maß der Dinge gilt.


    Also nehmen wir an, das ist der Grund und den Entscheidungsträgern auch klar, dann ist Frage, ob das nicht besser offen gesagt werden sollte. Es mag die Sorge geben, dass so die Wirkung gemindert wird. An dem Punkt wären wir wieder bei der ethischen Abwägung, ob ein gewisses Maß an Täuschung - von der Wirksamkeit des Masketragens gehen wir ja mittlerweile aus, nur der relative Nutzen sie dort zu tragen könnte marginal sein, wenn klar ist ja, verschiebt das den Schwerpunkt der Maßnahme auf das andere nicht klar benannte Ziel - in der Erhaltung öffentlicher Gesundheit vertretbar ist.

    Hat die anfängliche Bevormundung und Unaufrichtigkeit in der Maskenfrage nicht ausgereicht, um allen vor Augen zu führen, wie schädlich ein solches Vorgehen ist. Kein deutsches Phänomen, sondern weltweite zu beobachten. Überall mit dem gleichen Reputationsverlust. Eines ist klar Reputation aufbauen ist mühsam, sie zu verlieren braucht nur wenig. Warum das Risiko eingehen?


    Der Nachteil ist freilich, jede gerade adäquate Maßnahme, sieht auch wie Überschießen aus.

    Das verstehe ich nicht. Angenommen, man entscheidet aufgrund von Evidenz bzw. Konsens oder kann es zumindest schlüssig begründen, sieht adäquat nicht übertrieben aus. Anfang des Jahres galt viel mehr als angemessen, weil die Ungewissheit groß war.

    Heute weiß man viel besser, wie man vermeiden und behandeln kann und man kann auch viel besser die Verhältnismäßigkeit einzelner Maßnahmen abwägen.

  • Ja, aber nicht als hotspot zu gelten, die Leute zur Einhaltung der Regeln zu disziplinieren, sozialen Druck aufzubauen, bei all dem geht es um die Gesundheit, also Teil der Sicherheit, der Bürger. Die Methoden müssen einem nicht gefallen, aber ich glaube nicht, dass es hier ein anderes Ziel gibt.


    Mit dem Beginn des Herbstes hat das meines Erachtens auch nur indirekt zu tun, ausschlaggebend ist die Entwicklung der (einer) Epidemie. Wäre die Dynamik noch wie zum Herbstanfang vor drei Wochen hätten wir auch keine Verschärfung. Offensichtlich, denn die kommt ja erst jetzt.

    Sicherheit ist nicht das einzige Ziel. Für einige ist wichtig, nicht an Corona zu erkranken. Aber es gibt diverse Formen von Sicherheitsbedürfnissen, oder anderen Bedürfnissen.

    Es gab und gibt andere Ziele.

    Der Beginn des Herbstes und die Dynamik fallen zusammen, das war doch im Sommer bereits klar. Klar war jedenfalls, daß die Politik irgendeinen Startschuß zum handeln brauchte.

  • Komisch, wo doch inzwischen selbst der deutsche Mainstream ein breiteres Meinungsbild abildet und auch Experten abseits der All-in Präventionsstrategie zu Wort kommen.


    Ich gucke halt keine Gesprächsrunden. ;)


    Bei Juristen sehe ich nicht so ganz, was da nach dem Frühjahr an Wissen erworben wurde, hat sich ja nichts an der Gesetzeslage oder den Rechtsprinzipien geändert. Da hat man doch höchstens nochmal richtig drüber nachgedacht.


    Hat die anfängliche Bevormundung und Unaufrichtigkeit in der Maskenfrage nicht ausgereicht, um allen vor Augen zu führen, wie schädlich ein solches Vorgehen ist. Kein deutsches Phänomen, sondern weltweite zu beobachten. Überall mit dem gleichen Reputationsverlust. Eines ist klar Reputation aufbauen ist mühsam, sie zu verlieren braucht nur wenig. Warum das Risiko eingehen?


    Okay, das ist aber dann nicht primär das ethische Problem, sondern mehr die Frage der Kommunikationsstrategie für Krisen, die über eine einzelne Lage hinausreichen sollte. Aus dem gleichen Grund sollte man zum Beispiel den Impfstoff lieber länger entwickeln, um sicherzustellen, dass die Praxis des Impfens keinen Reputationsschaden nimmt, auch wenn das die Krise verlängert.


    (Ach so und das mit den Masken sehe ich bei uns weiterhin nicht als Unaufrichtigkeit. In den USA scheint das aber so gewesen zu sein. Die Bevormundung war in die Bewertung der Maßnahme eingebaut.)


    Das verstehe ich nicht. Angenommen, man entscheidet aufgrund von Evidenz bzw. Konsens oder kann es zumindest schlüssig begründen, sieht adäquat nicht übertrieben aus. Anfang des Jahres galt viel mehr als angemessen, weil die Ungewissheit groß war.


    Mit gerade adäquat meine ich, dass die Maßnahme für das Signal, was man hat, immer etwas überzogen wirken muss, wegen dem Zeitverzug bei der Messung, damit sie in dem Moment die Entwicklung effektiv eindämmen kann.


    Heute weiß man viel besser, wie man vermeiden und behandeln kann und man kann auch viel besser die Verhältnismäßigkeit einzelner Maßnahmen abwägen.


    Vermischt du an dem Punkt nicht etwas die Ebenen? Kenntnisse über Behandlungen, die man erst jetzt hat, können in der Bewertung der damaligen Verhältnismäßigkeit einer Maßnahme ja keine Rolle spielen. Aber wenn du darauf hinauswolltest, mit der jetztigen Kenntnis ist eine damals ergriffene Maßnahme vielleicht nicht mehr verhältnismäßig, dann natürlich da wird es Beispiele geben. Nur an dem Punkt, wo man sagt, irgendwas muss man ja tun, ist das ja gerade nicht der Fall. An dem Punkt will man entweder nötige einschneidende Maßnahmen vermeiden, und macht deshalb irgendwas anderes, oder man weiß nicht, was man machen soll, und verfällt in Aktionismus.


    Nebenbei, so im Nachhinein frage ich mich, ob das Freimachen der Intensivstationen selbst eine eindämmende Maßnahme war und nicht nur Vorbereitung für den Notfall. Denn das hat vielleicht super spreading in den Krankenhäusern verringert.

  • Sicherheit ist nicht das einzige Ziel. Für einige ist wichtig, nicht an Corona zu erkranken. Aber es gibt diverse Formen von Sicherheitsbedürfnissen, oder anderen Bedürfnissen.

    Es gab und gibt andere Ziele.


    Klar, aber das ist ja die Grundlage, dass in einer Pandemiesituation ein bestimmes Ziel Vorfahrt bekommt.


    Ich muss auch sagen, mir war das schon lange vorher klar. Vielleicht kommt auch daher ein Teil des Unmuts bei einigen Menschen, dass sie gar nicht wussten, dass unsere Gesellschaften diese Art von Einschränkungen für diesen Fall vorsehen.

  • Die Stadt hat ein Meldeformular online, vielleicht bekommt man da 10%, oder zwei Verstösse frei? Ich habe schon Wendler und Schweiger gemeldet, nur auf Verdacht die könnten hier gemeldet sein...


    How GESTAPO, STASI and Hexenprozesse worked so very well, because the people loved to injail their neighbours : )

  • Eine einfachere Erklärung ist allerdings, Regierungen haben Gefallen daran gefunden, sich nicht erklären zu müssen und im Zweifel über das Ziel hinauszuschießen. Es regiert sich doch entspannter in Corona-Zeiten.

    Das ist vielleicht die einfachere Erklärung, aber ist sie auch die plausiblere?


    Ich kenne mich natürlich nicht mit den lokalen politischen Machtverhältnissen in Köln oder Essen aus, aber in Berlin kann man ziemlich sicher sagen, dass der Senat hier in der zweiten Welle eher ziemlich kopflos und bisweilen panisch der derzeitigen Entwicklung - bzw. den statistischen Erhebungen, welche die Entwicklung repräsentieren - hinterher zu rennen versucht, und dabei nicht mit den massiv steigenden Fallzahlen mitkommt.

    Da kommt natürlich noch erschwerend hinzu, dass Berlin ein Stadtstaat ist, in welchem nicht nur die Landes- sondern auch noch zwölf politisch zum teil recht unterschiedlich zusammengesetzte Kommunalregierungen auf engstem Raum für fast vier Millionen Menschen zuständig sind, und es da auch schon vor der Krise ein ziemliches Gerangel um Kompetenzen und zum Teil stark divergierende politische Ansichten gab.


    Auf Bundesebene erscheint die politischen Führung UnserLands aus Sicht "des kleinen Mannes" erstmal deutlich geschlossener - Nicht zuletzt dank der engagierten Hofberichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in den meisten privaten Leitmedien, die das Handeln der Bundesregierung vor allem zu Beginn der Krise - auch und gerade im europäischen Vergleich - als besonders besonnen und vernünftig darstellte, und damit der Regierungsvorsteherin und KanzlerIn Mutter, sowie ihrer ansonsten ja eher gerade etwas führungslosen Partei ein neues Umfragehoch beschehrte. Dass das aus linker Sicht eine einigermaßen realitätferne Darstellung des Regierungshandelns war, spielt ja nun leider in der mehrheitlich nicht besonders links denkenden öffentlichen Meinung so gut wie keine Rolle.


    Man sollte dabei allerdings nicht vergessen, dass das oberste Ziel der allermeisten (nicht aller!) BerufspolitikerInnen in einer repräsentativen Demokratie auch schon vor der Krise noch nie der hehre Dienst am Gemeinwohl war, sondern vor allem die Sicherung der eigenen Mandate, Ämter oder Parteiinteressen über die laufenden Legislaturperioden auf Bundes- Landes- und Kommunalebene hinaus - und zwar immer vor dem Hintergrund der parteiübergreifend weit verbreiteten ideologischen Horizontverengung auf Wachstum und Wettbewerb der nationalen Ökonomie, die dem ganzen ohnehin immer als oberste Prämisse zugrunde liegt.


    Dessen ungeachtet treibt sich in der politischen Oberschicht natürlich immer auch eine ordentliche Zahl an machthungrigen Persönlichkeiten herum (wie etwa der notorische politische Opportunist und bayerische Sonnenkönig Söder) die womöglich tatsächlich "Gefallen" daran gefunden haben, jetzt mal per Notverordnung so richtig durchregieren zu können, aber ich bezweifle stark, dass man z.B. eine weitgehend fantasiebefreite Technokratin wie Angela Merkel, oder ihren kaum weniger technokratischen und visionslosen Vize-Scholzomaten, in der selben Kategorie verorten kann.


    Selbstverständlich wird niemand BerufspolitikerIn und bringt es dabei zu wichtigen Mandaten, Partei- oder Regierungsämtern, der/die nicht auch ein Stück weit von der durchaus eitlen Vorstellung ergriffen ist, die eigene Person sei besonders gut dazu geeignet, anderen Personen vorzuschreiben, was sie zu tun haben.

    Aber seit moderne Nationen nicht mehr von Fürsten, Königen und Kaisern regiert werden, die ihre absolut(istisch)en Machtansprüche letztendlich auf göttliche Vorsehung, oder zumindest auf feudales Erbrecht begründen und damit jeglicher rationalen Diskussion über ihre Legitimation entziehen konnten, muss sich das heutige politische Führungspersonal im goldenen Westen schon auf etwas komplexere ideologische Prinzipien berufen können, wenn es nicht Gefahr laufen will, bei der nächsten Wahl seines Amtes enthoben zu werden.


    Wenn demokratisch gewählte Regierungen nun unsinnige, überzogene, für große Teile der Bevölkerung unangenehme, und für manche gar existenzbedrohende Maßnahmen verhängen, um den undisziplinierten Pöbel in einer - aus ihrer Sicht außer Kontrolle zu geraten drohenden - Pandemie zur hygienischen Räson zu bringen, dann machen sie das in den allermeisten Fällen nicht, weil die Regierungsmitglieder jetzt plötzlich Visionen von der totalen Machtergreifung haben, sondern weil sie eben TechnolkratInnen sind, die ihr politisches Handeln bereits lange vor der laufenden, und auch schon in allen ihr vorangegangenen Krisen nur noch an Daten, statistischen Auswertungen und entsprechenden Interpretationen derselben durch - leider oft lobbyfinanzierte - wissenschaftliche Beraterstäbe ausgerichtet und das politische Geschehen damit ohnehin bereits weitgehend entpolitisiert haben.


    Dabei sprechen die Zahlen praktischwereise eine nüchterne, scheinbar wertneutrale Sprache, die kein Vokabular dafür kennt, wie sich Menschen fühlen, die seit einem dreivierteljahr ihre Berufe nicht mehr ausüben können, die ihre kleinen Betriebe schliessen und in die prekäre "Grundsicherung" gehen mussten, oder die jetzt zwar noch einen Lohnarbeitsplatz haben, aber mit dem Kurzarbeitergeld kaum noch die steigenden Mieten bezahlen können und fürchten müssen, dass sie auch dieses Einkommen noch verlieren könnten, wenn das alles noch länger so weiter geht.

    Die Auswirkungen der Maßnahmen auf die psychische Gesundheit von Menschen aus Riskiogruppen, die sich nicht mehr aus dem Haus trauen oder in Pflegeheimen vereinsamen, auf Kinder und jugendliche die nicht in die Kita oder in die Schule gehen und ihre Freunde treffen können und den ganzen Tag vor Bildschirmen das Leben in einer von Konzerninteressen und Marketingbotschaften konstruierten Scheinwirklichkeit lernen, auf Eltern, die mit der Kinderbetreuung überfordert sind, und ganz generell auf eine Gesellschaft, deren ohnehin schon auf individuelle Selbstoptimierung getrimmte Mitglieder nun durch Abstandsregeln, Feier-, Versammlungs- und Beherbergungsverbote, Sperrstunden, Maskenpflichten etc. nun noch weiter voneinander entfernt und auf ihre individuelle Eigenverantwortung reduziert werden, während man ihnen gleichzeitig quasi behördlich verordnet, sich doch bitte etwas solidarischer mit ihren Mitmenschen zu verhalten - All das lässt sich kurzfristig gar nicht und selbst langfristig nur äußerst oberflächlich und ungenügend per statistischer Erhebung erfassen und in nüchterne Zahlenwerke pressen, welche führende PolitikerInnen und BehördenleiterInnen dann als Legitimation ihres Handelns betrachten, und gegenüber der öffentlichen und veröffentlichten Meinung präsentieren können.


    Weil es sich aber (aus systemischen Gründen, deren wiederholte langatmige Herleitung ich mir an dieser Stelle mal spare) nicht nur bei PolitikerInnen sondern auch bei einem Großteil der von ihnen regierten BürgerInnen längst eingebürgert hat, die Welt außerhalb des eigenen, unmittelbaren Erlebnishorizontes nur noch durch den engmaschigen binären Gartenzaun eines großen, scheinbar wertneutralen, digital vernetzten Zahlenwerks zu betrachten und alles auszublenden, was sich dadurch nicht beschreiben, an eine App auslagern, oder sonstwie vermarkten und in Geldwert ausdrücken lässt, fehlt nicht nur der herrschenden Politik, sondern auch ihren WählerInnen zu weiten Teilen jede Fähigkeit, andere rationale (im Sinne von "vernünftige") Maßstäbe an die Verhältnismäßigkeit von Regeln, Recht und Ordnung anzulegen, als solche, die man in Tabellen schreiben und in Kurven darstellen kann.

    Übrig bleibt dann als Alternative zur kalten Ökonomik der Excel-Tabellen nur noch diffuse, irrationale Angst - sei es vor dem Virus und seinen steigenden Fallzahlen, oder vor der scheinbaren Übermacht des Staates und seiner technokratischen Alternativlosigkeiten - die sich dann mitunter sehr abstruse Kanäle sucht, um sich öffentlich zu entladen und dabei gerne von professionellen AngstmacherInnen aufgegriffen wird, die damit ein ökonomisches oder politisches Geschäft machen wollen.


    Jetzt kann man sich natürlich als besorge/r kritische/r BürgerIn hinstellen und die statistischen Erhebungen, oder gar die wissenschaftlichen Untersuchungen die ihnen zugrunde liegen selbst anzweifeln, oder sie sich so zurecht interpretieren, dass sich daraus politische Handlungsanweisungen ergeben, die einem angenehmer sind, als das derezitige politische Handeln.

    Dann führt man damit aber eigentlich keinen dringend benötigten politischen Diskurs um gesellschaftliche Fragen, sondern man streitet sich mit berufsmäßigen TechnokratInnen darüber, wer die besseren technokratischen Zahlenwerke präsentieren kann.

  • Sag ich bei dir ja eher selten, aber der letzte Absatz dürfte etwas länger sein.

    ( Ich kann erst morgen weiterlesen, hat drum keine Eile)


  • Ah, ich weiß nicht, ein lockdown, Geschäftsschließungen, Masken überall, keine Veranstaltungen, Besuchsverbot in Krankenhäusern, niemanden außerhalb der Familie treffen, das sind alles übersichtliche Maßnahmen, weil sie undifferenziert sind. Will man aber nur ein gewisses Maß an Steuerung, anstelle breiter Verbote und Gebote wird es natürlich weniger übersichtlich.


    Für die Komplexität der Dezentralität wäre sicherlich mal eine technische Lösung sinnvoll, wo man über eine einzelne Informationsquelle, die gerade gültigen Regeln, für den Ort, an dem man sich befindet, abrufen kann. Vielleicht sogar sinnvoller als die Software zur Kontaktmessung. Was macht das Ding eigentlich?

  • Also wenn man mal unterstellt, dass das keine undurchdachte Maßnahme nach dem Motto, irgendwas muss man ja tun, ist, würde ich vermuten, dass es mehr um die Signalwirkung geht, dass eine Risikowahrnehmung der Bevölkerung durch die Sichtbarkeit der vielen Menschen mit Maske gefördert werden soll.


    Wobei die genannte Begründung schon ist, dass der Abstand nicht eingehalten werden kann.


    Hier zum Beispiel:


    https://www1.wdr.de/nachrichte…ke-informationen-100.html



    Ich meine in der Allgemeinheit ist das schon irgendwo richtig, aber wenn die Überdispersion so eine große Rolle spielt, wie gesagt wird, ist natürlich die Frage, ob Fußgängerzonen und Plätze ein Schwerpunkt sein können. Anders als eine Freiluftveranstaltung zum Beispiel, wo sehr viele unterschiedliche Leute auch wirklich viel miteinander agieren. Der Ausbruch im Weißen Haus ist da möglicherweise das neue Paradebeispiel.


    Wenn ich so drüber nachdenke, welche Entscheidungsträger auf den unteren Ebenen beschäftigen sich schon mit Überdispersion. Da ist es dann doch wahrscheinlicher, dass man dieses Prinzip - da wo kein Abstand möglich, eine Maske verwenden - auf eine wahrgenomme Schutzlücke anwendet.


    Was natürlich durchaus der Fall ist, modern gestaltete Einkaufszonen wechseln öfter mal zwischen Freiluft- und überdachten also geschlosseneren Bereichen und anstatt Maske auf und ab, ist das durchgehende Tragen da vielleicht dann doch einfach sinnvoller.

  • Das schöne an so Meta-Studien ist, dass man je nach Auswahl fast jedes gewünschte Ergebnis bekommen kann. Das hier gefällt mir besser als das, Drosten neulich im Podcast vorgestellt hat.


    https://www.who.int/bulletin/online_first/BLT.20.265892.pdf

    Meta-Studien sind in der Evidenzpyramide sehr weit oben

    https://dominikspflegeuniversu…schaetzung-von-forschung/

    https://de.wikipedia.org/wiki/Evidenzgrad

    Types of Studies - Evidence Based Medicine - Research ...

    Meta-Studien müssen gefiltert werden, weil sonst setzt man Äpfel mit Birnen gleich. Und sowieso sucht man nach gewünschten Ergebnissen, warum sollte man sonst Beweise machen und Stuiden und Tests?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!