Fritten, Mayonnaise und Co. gefährdet durch Ukraine-Krieg
Waffeln, Schokolade, Bier und Fritten - Belgien ohne dieses kulinarische Quartett, wer will sich das vorstellen! Bald könnte es allerdings dazu kommen, dass eins dieser Produkte ausfällt. Denn der Krieg in der Ukraine führt dazu, dass die Fritten-Produktion zurzeit gefährdet scheint. Und nicht nur die: Auch die Mayonnaise, die viele gerne zu Fritten essen, hat Probleme. Warum?
Es ist das Sonnenblumenöl, das Produzenten von Fritten und Mayonnaise zurzeit großes Kopfzerbrechen bereitet. Normalerweise werden Fritten und Mayonnaise, aber auch Chips, Nusscrèmes und viele andere Lebensmittelprodukte mit der Zutat Sonnenblumenöl hergestellt.
Eigentlich kein Problem. Nur wenn die Hauptlieferanten von Sonnenblumenöl für den belgischen Markt ausfallen, dann ist ein Problem da. Und genau das ist gerade passiert. Russland und die Ukraine sind die Hauptlieferanten des Sonnenblumenöls auf dem belgischen Markt. Beispiel Fritten: 70 Prozent des Sonnenblumenöls, das belgische Fritten-Produzenten benutzen, kommen aus Russland und der Ukraine.
Von dort bezieht auch Arthus de Bousies sein Sonnenblumenöl. Die Mayonnaise, die in seinem Betrieb hergestellt wird, besteht zu 80 Prozent aus diesem Öl. Was zu Beginn des Krieges passiert ist, erklärt er in der RTBF wie folgt: „Wir haben von unseren Lieferanten die Information erhalten, dass man im Fall von höherer Gewalt, zu der auch ein Krieg zählt, von allen Verträgen zurücktreten kann. Eine Woche nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben wir tatsächlich diese Briefe bekommen. Wir stehen vor vollendeten Tatsachen.“
Keine Lieferung von Sonnenblumenöl also mehr von den bisherigen Vertragspartnern. Geschäftsmann de Bousies versuchte zu handeln. „Wir haben es in aller Eile noch geschafft, Vorräte für zwei Monate zum doppelten Preis einzukaufen“, berichtet er. „Danach haben sich die Preise noch einmal verdoppelt. Und dann muss man irgendwann aufhören zu kaufen. Denn diese Preise können wir unmöglich an die Verbraucher weiterreichen. Niemand kauft ein Glas Mayonnaise für zehn Euro!“
Sollte der Krieg in der Ukraine noch länger andauern, wird es also brenzlig für die Mayonnaiseproduktion, zumindest im Betrieb von de Bousies. Denn die Produktion umzustellen auf andere Öle, das geht nicht von jetzt auf gleich. „Man muss die Zutaten und das richtige Öl finden, die zueinander passen“, erklärt er. „Danach muss man schauen, welche Auswirkungen das auf den Preis hat. Und auf die Haltbarkeit des Produkts. Man muss schauen, wie die neu zusammengesetzte Mayonnaise in drei, sechs, neun Monaten, einem Jahr schmeckt. Das ist schon sehr komplex.“
Einfacher wäre es theoretisch für die Fritten-Produzenten. Sie hatten schon in der Vergangenheit mit Palm- und Leinsamenöl gearbeitet. Doch auch hier ist ein schneller Wechsel auf diese Öle mittlerweile kompliziert. Ihre Verwendung müsste zunächst sowohl von belgischen als auch europäischen Gesundheitsbehörden wieder genehmigt werden, heißt es beim Verband der belgischen Frittenproduzenten Belgapom.
Dort laufen die Verträge mit den Lieferanten noch bis Ende April. Bis in den Mai scheint die Frittenproduktion also noch gesichert. Was danach kommt, ist unklar. Das Beste für die Nutzer von Sonnenblumenöl wäre es deshalb, wenn der Krieg in der Ukraine bald beendet wäre. Nicht nur für Fritte, Mayonnaise und Co. wäre das eine äußerst willkommene Nachricht.