Beiträge von Miles

    @onachtwey


    In der kurzen Sentenz bezüglich Atomkraft zeigt sich schön anschaulich die unwissenschaftlich-willkürliche Beliebigkeit deiner „Analyse“. Denn natürlich hatten bzw. haben auch die Maßnahmen- und Impfzwang-Kritiker ihre fachlich fundierten Gegenexpertisen. Von den reichweitenstarken Medien wurden diese aber kaum verbreitet oder, schlimmer noch, die sie vertretenden Experten wurden diffamiert und damit praktisch mundtot gemacht. Ein Vorgang, der sich gerade beim Thema Russland/Ukraine wiederholt, vgl. Davies vs. Krone-Schmalz.

    Und deshalb, werter Utan , sage ich, dass Amlinger und Nachtwey die neuen Bewegungen nicht verstehen, wahrscheinlich gar nicht verstehen können, auch wenn sie 500 Seiten darüber schreiben.


    @onachtwey


    In der kurzen Sentenz bezüglich Atomkraft zeigt sich schön anschaulich die unwissenschaftlich-willkürliche Beliebigkeit deiner „Analyse“. Denn natürlich hatten bzw. haben auch die Maßnahmen- und Impfzwang-Kritiker ihre fachlich fundierten Gegenexpertisen. Von den reichweitenstarken Medien wurden diese aber kaum verbreitet oder, schlimmer noch, die sie vertretenden Experten wurden diffamiert und damit praktisch mundtot gemacht. Ein Vorgang, der sich gerade beim Thema Russland/Ukraine wiederholt, vgl. Davies vs. Krone-Schmalz.

    Natürlich muss „man“ das. Es geht ja um genau diese traditionsvergessenen „Linken“ oder „Links-Liberalen“, die in Wahrheit weder das eine noch das andere sind, und die von Piketty als „Brahmanen“ oder von Wagenknecht als „die Selbstgerechten“ beschrieben werden.


    Nachtwey legt genau diese Selbstgerechtigkeit an den Tag, wenn er Guerot wie beschrieben abkanzelt oder Menschen, die im (aus seiner Sicht) falschen Kontext sagen „my body, my choice“, das Recht auf diese Wahlfreiheit abspricht.


    P.S.

    Deinen eingangs aufgestellten Strohmann kannst du behalten.

    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Querdenker nicht einfach irgendeine Protestbewegung waren - schon alleine deshalb nicht, weil sie vorwiegend aus dem bis dato eher wenig protestfreudigen bürgerlichen Millieu kamen, und weil die gesellschftliche Reaktion auf die Pandemie in einer global vernetzten Welt bisher ungekannte gesellschaftliche Dynamiken enfaltet hat, denen die politischen Führungen aller Nationen mehr oder weniger hilflos gegenüber standen, und weil sich damit gesellschaftliche Tendenzen verstärkt haben, die zuvor nicht so offen zu Tage getreten sind.


    Das ist sicher richtig. Und genau deshalb eine der Schwächen des Buchs.


    Was die Autoren von „Gekränkte Freiheit“ nämlich offenkundig nicht verstehen (und das ist angesichts der Tatsache, dass sie Soziologen sind, umso frappierender) ist, dass nun in Deutschland (und auch in Österreich) Prozesse einen Höhepunkt erreicht haben, die etwa in Frankreich schon seit vielen Jahren diskutiert werden: die Entfremdung der Menschen, vielfach vor allem benachteiligter Personengruppen, von den „linken“ Parteien, der Verlust einer politischen Heimat und die potenzielle Vereinnahmung dieses Unmutes vonseiten rechter oder rechtspopulistischen Parteien. Nicht aber, weil sich die Menschen radikalisieren oder allesamt verkappte „Nazis“ sind, rücken sie näher zu rechten Parteien, sondern weil sie sich von den linken und grünen Politikern weder vertreten noch repräsentiert fühlen und den Eindruck haben, dass hier linke Eliten – der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty beschrieb diese Kaste als linke Brahmanen – über ihren Kopf hinweg Dinge durchsetzen, die mit ihren Lebensrealitäten nichts zu tun haben und ihnen fast nur Benachteiligung bringen. Auch reale Aspekte wie Altersarmut, Benzin- und Gaspreiserhöhung, De-Industrialisierung mit gleichzeitiger Verelendung und dgl. tragen dazu bei und werden das zukünftig noch viel mehr tun.


    Das negative Framing der Bewegung oder Ihrer populären Führungsfiguren setzt dem überhaupt nichts entgegen, sondern wird die Spaltung verstärken. Zumal ja Nachtwey im Buch und für jeden nachhörbar auch im Interview keinerlei Idee vorweisen kann, wie man die dergestalt „Weggedrifteten“ wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückholen könnte.


    Wenn stattdessen öffentliche Intellektuelle mit einer gewissen Reichweite mit dem neu geschaffen Label negativ „geframed“ werden, dann entsteht bei mir der Eindruck, dass hier ein Instrument zum „Canceln“ geschaffen wurde. Ich würde Nachtwey zugestehen, dass dies unbeabsichtigt geschah, wenn er sein neues Cancel-Tool nicht selber angewendet hätte auf Ulrike Guerot.


    Who’s next? Vielleicht Gabriele Krone-Schmalz? Auch so eine starke Frau auf angeblichen Abwegen Richtung Russland, und auf manches Männchen wirkt sie vielleicht sogar ein bisschen autoritär.

    Die Zuschreibung des libertär-autoritären Charakters hat mehr mit der eigenen Haltung zu tun als mit Wissenschaft.


    Wie komme ich darauf?


    Oliver weitet den libertären Autoritarismus aus, wendet ihn nicht nur auf „Querdenker“ an, sondern bezieht auch den Themenkomplex Russland/Ukraine ein am Beispiel von Ulrike Guerot (S.231 f.). Und das ist völlig an den Haaren herbeigezogen, an Absurdität kaum zu überbieten. Für jeden nachhörbar beim DLF, weiter oben verlinkt. Die Moderatorin konstatiert beim „libertär-Autoritären“ ein bloßes Dagegensein und das Fehlen positiver Visionen. Und da kommt Oliver dann mit Ulrike Guerot als Beispiel an.


    Dabei dürfte jedem, der die Frau und ihre Arbeit kennt, klar sein, dass es kaum jemanden gibt, der mehr für eine positive Vision brennt, nämlich bei Ulrike der Traum von einem vereinten Europa. Ihr Eintreten für Verhandlungen mit Russland muss im Kontext dieser Vision verstanden werden, aber Oliver ignoriert das völlig und sieht bei ihr eine „Drift“ zum libertären Autoritarismus.


    Völlig absurd, unwissenschaftlich und, wenn es Schule macht, auch tödlich für den öffentlichen Diskurs.


    Wer Ulrike nicht kennt:


    Hohli

    „Connecting the Anekdots“, nice! Cleveres Wortspiel, gefällt mir. 🙂👍


    Aber hör da nochmal rein in das Interview. Ich meine mich zu erinnern, dass Oliver irgendwo mal sagt, er habe bei der von ihm untersuchten Gruppe keine auffällige Tendenz zur Leugnung des menschengemachten Klimawandels gefunden. Es gibt auch eine Statistik dafür, Seite 23 der Studie.


    Andererseits sagt er ja auch, dass seine Erhebung nicht repräsentativ ist. Nichts Genaues weiß man nicht.

    Man vergisst so vieles, aber das hier fiel mir wieder ein, als Oliver es erwähnte: die China-mäßige Absperrung eines Wohnblocks in Göttingen. Ich habe das damals in der Glotze gesehen und gedacht, ich bin im falschen Film. Zu sehen waren da am Zaun hauptsächlich (dem Anschein nach) Migranten, junge, gesunde Männer im T-Shirt (es war im Sommer 2020), aber sie durften nicht raus. Wer abgehauen ist wurde als Quarantänebrecher verfolgt. „Absolut irre, was machen die hier? Ein völlig durchgeknalltes Sozialexperiment?“ Das war ungefähr, was ich mir dabei dachte.


    Oliver hat diese und andere Fehlleistungen des Staates offenbar wahrgenommen, sie werden aber im Buch wohl nicht thematisiert. Andernfalls hätten sie Einfluss auf sein Urteil über die Corona-Proteste haben müssen, finde ich.


    Nachtrag: Randale und Verurteilung hatte ich damals nicht mitbekommen. Krass.


    https://www.ndr.de/nachrichten…ettingen,prozess6628.html

    Wie heißt der Thread ?

    #606 - Soziologe Oliver Nachtwey


    Diese intellektuell anmutende Ebene ist halt dem Thema geschuldet.

    Nicht zwingend. Hätte das Gespräch vor einem Jahr oder so stattgefunden, dann wäre alles klar gewesen. Es hätte eine empirische Erhebung zur Grundlage gehabt und man hätte die verschiedenen Folien der Präsentation diskutieren können. Konkrete, (be)greifbare Fakten.



    Als problematisch wird jetzt aber (offenbar nicht nur von mir) der Versuch von Nachtwey & Amlinger empfunden, eine soziologisch-psychologische Erklärung für die Beobachtungen herzuleiten. Doppelt problematisch wird es dadurch, dass für das eigentliche bunte Völkchen der Querdenker


    Corona-Kritiker mit Blumenketten, Künstlerinnen, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse infrage stellen, Journalisten, die sich als Rebellen gegen angebliche Sprechverbote inszenieren


    eine moralisch aufgeladene Begrifflichkeit versucht wird zu etablieren, mit der die wenigsten der so titulierten Betroffenen einverstanden sein dürften: „Libertärer Autoritarismus“.


    Alternativ dazu könnte man einfach konstatieren, dass hier Leute mit der Corona-Politik nicht einverstanden waren, auch damit, wie die Medien zum Thema berichtet haben, und sich eine eigene Meinung gebildet haben - wie man das halt so macht als mündiger Bürger. Und dass sie dann diese Meinung in sozialen Netzwerken und auf der Straße artikuliert haben. Gelebte Demokratie!


    Dass dabei teilweise auch über die Stränge geschlagen wurde, von beiden Seiten, gehört natürlich auch dazu. Aber auch das gab‘s schon immer, braucht nicht krampfhaft eine neue Deutung.


    Und wie gesagt, „Putinversteher“ und „Lumpenpazifisten“ sollten sich das Ende von dem Interview hier anhören:


    https://www.deutschlandfunkkul…men-der-freiheit-100.html


    Das Amlinger-Nachtwey‘sche Framing läßt sich nämlich auch bestens auf sie anwenden. Gute Nacht.

    Fehlen hier Beiträge? Man findet Antworten, aber nicht den Ausgangspunkt dazu.


    Ist doch Kacke, so was. Wer hat’s nötig, hier zu zensieren?


    Das hier

    Utan & Vecna


    Hier pasiert genau das, was ich in meinem obigen Nachsatz beschrieben habe: Die Diskussion um ganz konkrete Probleme (Beispiel: Impfdruck) wird verweigert, stattdessen wird eine intellektuell anmutende Ebene eingezogen, die die eigentlichen Probleme und deren dringend erforderliche Aufarbeitung überdeckt.


    Wäre ich Politiker wie Spahn oder Lauterbach, dann würde ich dies begrüßen.

    sehe ich ähnlich.

    Wolfgang bezieht sich mit dem Begriff auch auf das Buch von Gregoire Chamayou - Die unregierbare Gesellschaft. Eine genealogie des autoritären Liberalismus.

    Der autoritäre Liberalismus wird hier beschrieben als Reaktion der besitzenden Klasse auf starke Gewerkschaften und sinkende Profitraten infolge wirtschaftlicher Rezession ab den 1970er Jahren. Dies deckt sich durchaus mit dem, was Oliver und Tilo als "Tragödie des Neoliberalismus" bezeichnen .

    Solltest es vllt nochmals richtig aufmerksam hören und dabei vor allem darauf achten, wer da am Ende was "umdreht"...

    Ich kann dir nicht ganz folgen. Vielleicht magst du deine Empfehlung ein wenig präzisieren?


    Der autoritäre Liberalismus wird hier beschrieben als Reaktion der besitzenden Klasse auf starke Gewerkschaften und sinkende Profitraten infolge wirtschaftlicher Rezession ab den 1970er Jahren. Dies deckt sich durchaus mit dem, was Oliver und Tilo als "Tragödie des Neoliberalismus" bezeichnen (oder so ähnlich - ich schreibe das jetzt aus dem Gedächtnis ohne Zugang zum Podcast), meint aber etwas anderes als der "libertäre Autoritarismus", den Nachtwey und Amlinger gemäß ihrem Buch bei den Querdenkern gefunden zu haben glauben. Letzterer wird von Oliver beschrieben als Resultat des Ersteren, das heißt aber nicht, dass man beide Begriffe vermischen oder synonym verwenden sollte.