Beiträge von Eni Lorac

    Ich meine er hätte auch gesagt, dass die Anzahl der verhängten Freiheitsstrafen massiv zurückgegangen sei und heute viel mehr Geldstrafen verhängt würden. Habe mich daher gefragt, ob die Anzahl der Ersatzfreiheitsstrafen im Allgemeinen oder auch im Verhältnis zu den verhängten Geldstrafen gestiegen ist. Dass mehr Ersatzfreiheitsstrafen mit mehr Geldstrafen einhergehen, wäre ja irgendwie nachvollziehbar.

    Schon interessant, dass er sagt, dass die Zahl der Ersatzfreiheitsstrafen in den letzten Jahren massiv gestiegen ist. Vor einiger Zeit habe ich mal recherchiert, ob es in De analoge Entwicklungen zu denen in den USA gibt, wo die Zahl der für kleinst- und drogendelikte Inhaftierten seit der neoliberalen Wende durch die Decke gestoßen ist. Klar, dass die Bedingungen in De sich in vielerlei Hinsicht von denen in den USA unterscheiden, von daher gibt es keine gleiche Entwicklung wie in den USA. Aber vielleicht ist ja die Ersatzfreiheitsstrafe das analoge zu den Entwicklungen in den USA in De. Man sagt ja immer, alles von den USA kommt 10 Jahre später nach De, wie z. B. die neoliberalen Reformen. Das stimmt auch oft, in De werden die neoliberalen Reformen allerdings nicht so knallhart durchgeprügelt und sie haben eine abgeschwächtere Form. Diese Ersatzfreiheitsstrafen haben schon etwas von Klassenkampf gegen die ärmere Bevölkerung. Auf jeden Fall ziemlich wichtiges Buch, das er geschrieben hat.

    Mal gucken, vielleicht bin ich schlauer wenn ich das Buch ganz durch hab…

    Noch eine naive Frage:


    Sind die in deinem aktuellen Buch dargelegten Einzelfälle nicht vielmehr Ausdruck einer Klassengesellschaft als einer Klassenjustiz? Also liegt das Problem nicht vielmehr in der immer weiter fortschreitenden ungleichen Verteilung von Vermögen in der Gesellschaft; die Justiz dagegen nur ein Ort, an welchem das ganz besonders deutlich und nach außen erkennbar wird?

    Zu deinem Vorschlag, Strafbefehle abzuschaffen bzw. nur auf Antrag des Betroffenen zuzulassen: Dieser Vorschlag würde ja vermutlich erheblich mehr Kapazitäten seitens des Gerichts und der Staatsanwaltschaft erfordern, weil dann jede Sache verhandelt werden müsste. Weist du, ob es dazu konkrete Berechnungen oder Einschätzungen gibt? Wenn ja, wie sehen diese aus?

    Hast du Ideen oder Vorschläge, was man im Rahmen der juristischen Ausbildung kurzfristig - d.h. auch ohne große Reform - verbessern könnte, um künftige Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger für die in deinem aktuellen Buch angesprochenen Themen mehr zu sensibilisieren?

    Es gibt ja aktuell noch Straf- und Ermittlungsverfahren gegen Personen, denen vorgeworfen wird, in Konzentrationslagern tätig gewesen zu sein und sich an den dort begangenen Verbrechen mitschuldig gemacht zu haben.

    Verfolgst du die Berichterstattung über diese Verfahren? Wie würdest du die Qualität der Berichterstattung bewerten? Was sollte und was kann Journalismus aus deiner Sicht im Hinblick auf diese Verfahren leisten?

    Bei Wikipedia heißt es, dass du Im Anschluss an dein Studium in Anwaltskanzleien, einem Jugendgefängnis und am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien gearbeitet hättest. Falls das richtig sein sollte: Handelte es sich dabei jeweils um längerfristige Tätigkeiten oder sind darunter eventuell auch einzelne Stationen aus dem Referendariat?

    Warum hast du dich dafür entschieden an der Bucerius Law School, der einzigen privaten Hochschule für Rechtswissenschaft in Deutschland, zu studieren?


    Wie hast du die Studiengebühren (aktuell 4.700 € pro Trimester) finanziert?


    Findest du es gut, dass es private Hochschulen in Deutschland gibt?


    Würdest du dich aus heutiger Sicht nochmal so entscheiden?