Ulrike:
Ausbeutung zuzulassen ist eine politische Entscheidung. Der Kapitalismus an sich kann nichts dafür, im Gegenteil: Er funktioniert nur dann perfekt, wenn die Arbeitenden gut bezahlt werden. Denn sie sind gleichzeitig auch Kunden, und ihre Nachfrage hängt nun mal ab vom verfügbaren Einkommen. Wenn das schrumpft - beispielsweise aufgrund einer neoliberalen Niedriglohnpolitik -, dann sinkt die Nachfrage, die erzeugten Güter werden nicht mehr verkauft, der Produzent oder schlimmstenfalls die ganze Volkswirtschaft kommt in eine Krise.
Der Gedanke ist ebenso einleuchtend wie irrelevant, denn kein Kapitalist denkt volkswirtschaftlich. Der nächste Quartalsbericht ist wichtiger als der in 20 Jahren und zur kurzfristigen Gewinnmaximierung ist eben Lohndrückerei ein probates Mittel, insbesondere dann, wenn der Konkurrent auch kaum was zahlt und, sofern Löhne trotz Automatisierung noch einen relevanten Kostenfaktor darstellen, damit einen Wettbewerbsvorteil hat.