bin auch immer wieder sehr dankbar für ulrikes texte, vorträge usw - auch und gerade weil ihre perspektive so stark das ökonomische fokussiert - lange zeit bei mir ein einziger grosser blinder fleck (und, um ehrlich zu sein, wohl heute noch).
ja, dein punkt ist ein weiterer: hatte mich schon gefragt, ob man die notwendigkeit der ausbeutung tatsächlich so nonchalant in frage stellen kann - oder ob sie nicht einfach nur outgesourcet wurde.
hier mag es so sein, dass die löhne nicht (mehr) unter ein niveau fallen, dass den kauf eines iphones verunmöglichen würde -
am produktionsort führt jedoch nicht einmal der massenweise suizid von arbeitskräften zur veränderung der bedingungen.
ist das nun wirklich 'nur' eine "politische Fehlentscheidung", weil apple eigentlich viel mehr verdienen würde wenn sich chinesische arbeiter ebenfalls iphones kaufen könnten statt aus dem fenster zu springen - oder ist es nicht eben genau diese 'aufgabenteilung', die das geschäft erst richtig profitabel macht?
verstehe ich richtig, dass dein "Weltsystemtheorie"-hinweis in diese richtung ging?
was ich eigentlich meinte war zudem: habe manchmal den eindruck, dass ulrike einen recht verkürzten begriff von gesellschaft hat.
in einem (wie sie selber konstatiert) so 'totalen system' wie zb dem kapitalismus sogenannte "politische Fehlentscheidungen" einfach mal von einer angenommenen idealform eines offenbar sonst ganz vorrangig ökonomischen normal-betriebs abzuspalten, erschliesst sich mir überhaupt nicht:
wie wahrscheinlich ist es, dass jene "Fehlentscheidungen" nicht ebenfalls zumindest in engerem zusammenhang mit der generellen funktionsweise des programms zu sehen sind?
auch bedauerlich, dass beide dies lediglich auf die arg verkürzte frage 'sind die leute manipuliert oder nicht' runtergebrochen haben, die man in dieser eindimensionalität eigentlich nur falsch beantworten kann.
ergänzend zu deinem literatur-tip könnte man ulrike (und tilo) zur erweiterung des kapitalismus-begriffs also auch erkenntnisse der kritischen theorie empfehlen.
die generelle wertschätzung für ulrikes arbeit schmälert das in der tat nicht - wer kann heute schon expertin 'für alles' sein?
und allein die tatsache, dass sie ökonomische zusammenhänge so erklären kann, dass ich mir zumindest einbilde, etwas verstanden zu haben, nötigt tiefen respekt ab!
ps: gerade erst den Wallerstein-post gesehen.