Nein, Meine ich nicht, weil es - genau wie bei allen vorherigen und nachfolgenden Generationen -nicht "die Boomer" waren, die "das politische Handeln in diesem Land (im Rahmen der durch die parlamentarische Demokratie gegebenen Mittel) bestimmt" haben, sondern PolitikerInnen, die von allen möglichen Leuten aus allen möglichen Gründen gewählt wurden, und am Ende doch in erster Linie der Staatsräson dienten, und nicht dem von ihnen selbst erklärten "Wählerwillen", dessen Repräsentation sie als Legitimation ihrer Führungsmacht beanspruchten.
So habe ich früher auch gedacht. Aber heute offenbart sich immer deutlicher wie bewußt sich die Boomer ihrer Komplizenschaft mit dem Kapital sind und daran festhalten wollen. Global gesehen gehören sie nämlich zur gehobenen Mittelschicht und haben eine entsprechende Mentalität entwickelt. Am deutlichsten ist das daran zu erkennen wie verächtlich sie über die Jugend sprechen. Sie schmücken sich mit der Lebenslüge sie hätten den Wohlstand in Deutschland hart erarbeitet und behaupten die Jugend sei nur zu faul und wohlstandsverwahrlost um ihn aufrechtzuerhalten. Dabei sind sie selbst die Wohlstandsverwahrlosten die nicht nur auf Kosten der 3. Welt und der Umwelt, sondern auch auf Kosten der nachfolgenden Generationen den (materiellen) Wohlstand mehr oder weniger geschenkt bekommen haben. Hart dafür gearbeitet haben höchstens noch ihre Eltern, aber vorallem die (Lohn)sklaven jenseits von Deutschland (die die sie im Meer ersaufen lassen wenn sie es wagen hierher zu kommen). Sie haben es sich im System bequem gemacht und sich einen Scheiß um die Förderung der Jugend gekümmert, aber verlangen von der nun totale Aufopferung.
Dabei hatten sie mit der 68er Bewegung nicht nur vielversprechende Ansätze sich von dieser hierarchischen, totalitären und lebensfeindlichen Denkweise zu befreien, sondern waren historisch betrachtet auch zur besten Zeit geboren um so eine Tranformation erfolgreich durchzuführen. Aber sie haben sich lieber kaufen lassen (und von den 68ern fast nur noch esoterische Spinnereien übrig gelassen).
Und hör auf so zu tun als bestünde die Demokratie nur daraus ein paar mal im Jahr Kreuze machen zu können. Wie gesagt ich habe auch lange so gedacht, aber das ist einfach zu bequem. Es gibt so viele andere Möglichkeiten Druck auf die Politiker zu machen. Sie machen das was sie machen, weil die Bevölkerung es zuläßt. Und wenn die Jugend mal soetwas in dieser Richtung versucht wie Fridays for Future wird sie von den Boomern gleich niedergeschimpft.
Aber ja, dennoch sind die Boomer tatsächlich auch Opfer. Aber nicht vom Kapitalismus, sondern von der hierarchischen und totalitären Kultur die schon lange vor dem Kapitalismus bestanden hat. Der Mensch ist das einzige (mir bekannte) Tier das seine Kinder knechtet um materiell besser da zu stehen. Wer in so einer toxischen Gemeinschaft aufwächst ist dankbar für jede Gelegenheit ihr zu entkommen. Und der Kapitalismus bot und bietet genau diesen Ausweg, wenn auch nur scheinbar. Er wirbt damit, dass jeder sein eigener Herr sein kann, wenn er nur hart genug dafür arbeitet. Dass auch er in Wahrheit in Knechtschaft endet, wird von den meisten nicht oder nur zu spät gesehen, auch weil diese Knechtschaft in vielen Fällen tatsächlich mehr Freiheit bietet als die toxische Gemeinschaft der man entkommen will. Deswegen kannst du diesen Menschen auch nicht mit Kommunismus kommen, denn diese Art von Gemeinschaft verbinden sie zu stark mit der der sie entkommen wollten/sind.
Was willst du damit sagen? Poste mal lieber das Abstimmungsverhalten zu CDU und SPD in den letzten 50 Jahren bzw. warte die nächste Bundestagswahl ab wieviele enttäuschte Boomer dann die AfD wählen werden.
Dass teile der Jugend auf die neoliberale Propaganda einer FDP anspringen ist nicht überraschend, wenn die linken Parteien immer nur von den Armen reden und die meisten Linken wie Erzieher auftreten. Als Jugendlicher identifizierst du dich nicht mit den Armen, du willst Perspektiven haben die dir ermöglichen ein gutes Leben aufzubauen. Und solche Perspektiven zu vermitteln darin sind die heutigen Linken einfach grottenschlecht.