Beiträge von NiklasDO

    Moin!


    Erstmal danke dafür, dass es diese Diskussionsplattform gibt. Ich hatte erst überlegt mich mit dem Thema für die Hans Jessen Show zu bewerben, letztlich habe ich mich aber doch dazu entschlossen lieber einen Thread zu schreiben.


    Ich versuche mal ein Thema zusammen zu fassen, das mich in letzter Zeit immer wieder beschäftigt:

    Die AfD ist derzeit bis auf Zersetzungstendenzen kein großes Medienthema (mehr), wir kommen aber in ein Wahljahr und die AfD wird vermutlich wieder in mehrere Parlamente einziehen. Etliche Mediensendungen arbeiten sich an Trump ab, thematisieren Lügen, irre Wahlfälschungsvorwürfe etc.



    Was mir persönlich fehlt, und was ich bedenklich bis gefährlich finde: Sowohl bei Trump, als auch bei der AfD arbeiten sich die Medien m.E. an einer Symptomatik ab. Das Wählerpotential, also die eigentliche Ursache für entsprechende Auswüchse scheint nur wenig betrachtet zu werden - woran aber liegt das, oder erlebe ich dies nur falsch?

    Die Probleme mit der sogenannten Alternative könnten mit der Zeit verschwinden, die USA sind für mich aber eine Warnung, wo ein scheinbar verwirrter Politiker bzw. Medienstar 40-45% der Stimmen geholt hat. Natürlich kann es sich in vielen Fällen auch um konservative Wähler gehandelt haben, die ihr Kreuzchen traditionell traditionell bei dieser Partei machen, egal wer dort kandidiert. Mich verlässt das Gefühl aber nicht, dass es sich in beiden Fällen nur um geschickte Opportunisten handelt, die eine Situation bzw. Entwicklung geschickt auszunutzen wissen.


    Das verleitet mich zu ein paar Thesen:

    - In beiden Fällen, also USA und Deutschland handelt es sich jeweils nur um Opportunisten, die eine existierende, gesellschaftliche Entwicklung geschickt ausnutzen. Ohne eine Gegenentwicklung oder Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung kann das Wählerpotential auch hierzulande weiter steigen. Die nächsten Rattenfänger warten schon, dort und hierzulande.

    - Die eigentlichen Ursachen werden möglicherweise aufgrund der Komplexität nicht thematisiert, da hier möglicherweise die Systemfrage gestellt werden muss: Ich finde es auffällig, das Hochburgen einerseits gerne wirtschaftlich abgehängt sind und gerne einen gescheiterten Strukturwandel hinter sich haben (De-Industrialisierung bzw. gescheiterte Elemente der Wiedervereinigung, je nachdem ob man nach Ost oder West schaut). Dies führt mich zu einer noch extremeren These: Das beste Mittel gegen Xenophobie und Ablehnung von sozialem Liberalismus (ich spreche bewusst nicht von wirtschaftlichem) ist die Zufriedenheit mit der eigenen Situation und dem eigenen Lebensumfeld - mal von absoluten Überzeugungstätern abgesehen, die ich aber sowohl bei Protestwählern im AfD/Trump-Umfeld eher in der Minderheit vermute.

    Zusammengefasst: Wenn es mir selber gut geht und ich eine Zukunft für mich sehe, ist mir im positiven Sinne egal, was die anderen machen?


    Die soziale Frage, die ich insbesondere mit der zweiten Frage verbinde wird sich bei zunehmender Wegdigitalisierung von gut bezahlten Tätigkeiten für Geringqualifizierte aber m.E. vielleicht erst noch in ungeahntem Ausmaß stellen. Die Kanzlerin scheint ja der Meinung zu sein, dass dann halt jeder Programmierer oder Ingenieur werden muss, wenn Einzelhandel, Waren- und Personentransport sowie industrielle Produktion nur noch von ein paar Personen erbracht werden, die das korrekte funktionieren der entsprechenden Systeme und Maschinen steuern. Eine Offensive in der Bildungspolitik (deutlich mehr Geld für Personal, Infrastruktur und Lehrmittel) um dieses Ziel zu erreichen, kann ich beim besten Willen leider nicht erkennen - schlittern wir also ungebremst in einen Strukturwandel, dessen Ausmaß das Ende der Montanindustrie bzw. die Abwicklung Ostdeutschlands durch die Treuhand deutlich übertreffen könnte - mit noch mehr abgehängten Protestwählern?



    Okay, zuerst einmal sorry für den zu langen Text, danke an jeden der noch mitliest.


    Um zu meiner Frage zurückzukommen: Findet die Ursachenforschung für zunehmendes Protestwählertum im öffentlichen, vor allem dem Mediendiskurs nicht statt, oder habe ich das nur verpennt? Weil es einfach viel leichter ist sich mit Auswüchsen, als mit den Ursachen zu befassen?

    Hier wäre ich an Feedback interessiert, auch, ob ich mich mit meinem Gedankenspiel völlig auf dem Holzweg befinde.


    Dank & Gruß,


    Niklas