Beiträge von Utan

    Bin nicht sicher, ob es zutrifft, aber bei China kann man vielleicht noch an einen Nachholeffekt glauben. Aber man sieht wie schwach entweder die Industrie in den USA noch aufgestellt ist oder wie wenig sie gegenüber den anderen Ländern im Umfeld automatisieren.

    Ich glabe das mit dem Automatisieren ist nicht mal eben schnell gemacht, wenn man das dazugehörige Know-How seit Jahrzehnten hat ins Ausland abfließen lassen.


    Ich war mal vor ungefähr zehn Jahren für ein paar Tage beruflich in so einer vollautomatiserten Fabrik, die Karosserieteile für alle möglichen Autobauer herstellte. Die wenigen "Arbeiter am Band", die da noch rumliefen, waren eigentlich alle hochqualifizierte Mechatroniker, und nur noch dazu da, die Roboter zu kontrollieren und gelegentlich zu warten.

    Das war eine riesige Produktionsstraße die sich durch die gesamte Fabrikhalle zog und zum Teil unter sich sebst durchgeführt war. Das kriegt man nicht irgendwo von der Stange, sondern das ist alles speziell dafür angefertigte Maßarbeit. Dabei geht's nicht nur um einzelne Roboterarme, die man sich vielleicht noch im Katalog bestellen könnte, sondern auch um den koordinierten Ablauf der verschiedenen Arbeitsschritte und die Durchführen der zu bearbeitenden Produkte etc.

    Das ganze Ding - inklusive der Roboter - war nicht vom deutschen Eigentümer der Fabrik selbst, sondern von einem dieser deutschen KMUs hergestellt, die irgendwo mit ein paar Tausend Mitarbeitern in der Provinz sitzen, und von denen man als Normalbürger nie was hört, weil die nur Maschinen für andere Unternehmen bauen und keine öffentliche Werbung brauchen.


    Die Straße war 24/7 in Betrieb, Da fuhren am einen Ende Tag & Nacht LKWs mit Vorpdrodukten und Rohstoffen ran und auf der anderen Seite mit fertig gebauten Teilen weg zur nächsten Fabrik.


    Die Chinesen haben sich solche Produktionsbetriebe mit Sicherheit sehr genau angeschaut - vor allem weil sie ihnen ja zum Teil von westlichen Unternehmen mitsamt der westlichen Technik damals direkt neben die Wohnheime für die billigen Massenarbeitskräfte gestellt wurden - und bauen sie sich heute vermutlich noch viel moderner und mit eigenem, durch staatliche Ausbildung massiv forciertem Know-How weitgehend selbst auf.


    Die Amerikaner könne da auch nochmal ein paar hundert Milliarden "Inflation Reduction Act"- Dollars reinstecken - das ganze Spezialwissen, um sowas unabhängig von ausländischen Firmen - von denen viele heute entweder aus China kommen, oder schwer dort investiert sind - aufzubauen, können sie sich dafür nicht einfach kaufen.

    Also man muss es ihnen nicht glauben, aber die Russen haben sich klar auf die Ukrainer als diejenigen, die hinter dem Anschlag in Krasnogorsk stehen, eingeschossen.

    Die Frage die sich mir immer noch stellt ist, warum man es ihnen glauben sollte, bzw. welche Relevanz das insgesamt hat.


    Ukrainer hassen Russen, weil die ihnen ihre Demokratie&Freiheit™ nicht gönnen - Russen brauchen permanent Gründe, um ihre "Spezialoperation" anders zu rechtfertigen als mit "Wir bestehen auf unserem Status als Großmacht und der dazugehörigen Einflusssphäre ohne westliche Einmischung".


    Da wird natürlich auch ein islamistischer Anschlag den skrupellosen "Nazis" in Kiew in die Schuhe geschoben, von denen man das ukrainische Brudervolk schon seit zwei Jahren zu befreien versucht.

    Und natürlich findet der für seine Treue zum Rechtsstaatsprinzip und seinen Respekt vor den allgemeinen Menschenrechten berühmte Russische Geheimdienst Leute, die ihm nach entsprechendem Verhör mit erweiterten Methoden erzählen, dass ihnen Ukrainer 1 Mio. Rubel pro Mann angeboten, und ihnen gesagt hätten, sie sollten nach der Tat mit dem Auto zur ukrainischen Grenze fahren, um dann nach Kiew geleitet zu werden, wo man ihnen das Geld auszahlen würde...:rolleyes:


    Selbst wenn da wirklich was dran sein sollte - was ändert das an irgendwas?

    Wir können gerne eine andere Bezeichnung dafür finden, Utan. Wie auch immer diese dann lautet (Genozidaler Mopp? Unreflektierender Psyschohaufen mit Herrenrassenkomolex?), es darf keine Relativierung für das sein, was da seit Generationen veranstaltet wird und heute seine blutige Eskalation findet.

    Sorry Roy. Aber ich werde nicht eine ganze Bevölkerung wie eine komplett homogene Masse behandeln und deshalb muss ich dafür auch keine Bezeichnung finden.

    Dass, wie Du völlig richtig schreibst, die Demonstranten da nicht gegen ein menschenverachtendes Regime protestieren, bleibt die Pointe.

    Das habe ich dann vielleicht falsch geschrieben. Einige protestieren ja schon gegen ein Menschenverachtendes Regime. Und ich bin mir sicher, dass es keine Mehrheit in der israelischen jüdischen Bevölkerung gibt, die einen tatsächlichen Genozid befürworten würde.

    In dem Zusammenhang hatte mich der - wenn auch vorsichtige - Optimismus vom Hans im aktuellen a! auch überrascht, als er meinte, es würden ja nun immerhin ein Paar hundert Israelis gegen Netanjahu demonstrieren. Ich glaube es fällt den Menschen hier sehr schwer zu begreifen, was für eine unfassbar homogene faschistische Gesellschaft sich da in den letzten Jahrzehnten gebildet hat.

    Es demonstrieren eigentlich sogar sehr viele Israelis gegen Netanyahu. Vor dem 7. Oktober ist das sogar fast in Strassenschlachten ausgeartet. Nur haben die damals schon nicht gegen ihn demonstriert, weil er so gemein zu den Palästinensern in der Westbank war (was im abgeriegelten Gazastreifen los war hat vorher einfach niemand in Israel interessiert, außer ein paar wirklich kritischen linken JournalistInnen und PublizistInnen), sondern weil er wegen Korruption angeklagt war und dann mit seiner rechtsradikalen Koalition versucht hat, das oberste Gericht unter seine politische Kontrolle zu bringen.


    Ich glaube man kann nicht sagen, dass die Isrealische Gesellschaft "homogen faschistisch" sei. Die sind vor allem alle hoch militarisiert - auch die Frauen, die ebenfalls zum Wehrdienst müssen - und es herrscht beim größeren Teil wirklich die (gezielt geschürte) Angst vor, dass Israel, und sie alle mit komplett vernichtet würde, wenn sie nicht alle gegen den Feind zusammen stehen, und natürlich kommt dessen Vernichtungswille aus dem reinen Judenhass.


    Der völkische Nationalismus in Israel bekommt auf diese Weise eine "Rationalisierung" verpasst, gegen die kaum jemand ernsthaft argumentieren kann, wenn er oder sie sich nicht verdächtig machen will, mit den Judenhassern zu kooperieren. Da braucht es aber - anders als in den europäischen Faschismen des letzten Jahrhunderts - weder einen Führerkult, noch eine komplette Unterordnung des Individuums unter den "Volkswillen". Denn was alle quasi von ganz alleine zusammenschweißt - und zwar leider auch parteiübergreifend - ist die Geschichte der europäischen Juden im 20. Jahrhundert und die absolute, ehrliche Angst vor dem nächsten Holocaust.


    Ich habe das bei Israelis in Berlin, die sich alle ansonsten selbst als sehr links bis linksradikal bezeichnen würden, fast live miterlebt. Kurz nach dem 07. Oktober sind bei denen durch den Schock und die grausamen Bilder und die (dann auch noch zum Teil dazu gedichteten) Berichte über Gräueltaten, alle Sicherungen durchgebrannt und sie waren der Überzeugung, dass nur die vollständige Vernichtung der Hamas, das "jüdische Volk" vor dem Untergang würde bewahren können - selbst wenn das bedeutet, dass dafür zigtausende von Palästinensischen ZivilistInnen als Kollateralschäden sterben müssen.


    Zum Glück gibt es so viele Juden und Jüdinnen und zumindest auch noch einige Israelis auf der ganze Welt, die das nicht so sehen, aber diese Form von ultra-militantem, völkischem Nationalismus in Israel ist wirklich eine eigene Kategorie. "Faschismus" passt da so einfach nicht.

    Oder die Russen spielen halt mal wieder vorm heimischen Publikum politisches Theater und keiner von uns hier weiß, wer da wirklich was von wem weiß.

    PS.: habe stark die Vermutung, dass du Antisemit bewusst in Anführungszeichen gesetzt hast.

    Da hast Du eine richtige Vermutung. Leider ist Waters auch ein großer Spinner und Musiker sollten sich nicht als politische Aktivisten betätigen auch wenn ihr musikalischer Zenith schon lange überschritten ist. Aber den als Antisemiten zu bezeichnen und sogar seine Konzerte verbieten zu wollen, weil er da für Stücke aus The Wall die selbe faschistoide Symbolik verwendet, wie schon seit 40 Jahren und aus genau demselben absolut antifaschistischen Grund, ist einfach eine noch viel größere Spinnerei und ein weiters Beispiel dafür, wie völlig hirnverbannt, geschichtsvergessen und intellekuell inzestuös die "liberale" geistige Elite in Deutschland mittlerweile denkt.

    Übrigens nicht nur gegenüber Japan auch gegenüber damaligen EWG-Ländern gab es eine zu geringe Kompetitivität der US-Produktion.

    Die haben die Amis dann aber mit erhöhter Kompetitivität ihrer Finanzindustrie kompensiert und die Erträge aus dem Exportgeschäft ihrer Konkurrenten über die Wall Street zurück auf den amerikanischen Markt gebracht. Zwischendurch haben amerikanische Konzerne dann China als wettbewerbsfähigen Produktionsstandort entdeckt und somit ihre eigene Industrielle Basis weiter ausgehöhlt. Aber für "die Wirtschaft" der USA - also vor allem für das Großkapital und die großen Spender der beiden Flügel der Kapitalistischen Einheitspartei - war das insgesamt trotzdem weiter ein sehr lukratives Geschäft, bis der Finanzmarkt dann 2008 fast komplett zusammenbrach.


    Varoufakis hat noch vor seinem Gastaufrtitt als griechischer finanzminister mit "The Global Minotaur" ganz gut beschrieben wie das funktionierte.

    Abgeordnete der Staatsduma haben sich wegen den Nordstream-Anschlägen an eine russische Untersuchungsbehörde gewandt:

    Warum sollten Abgeordnete der Staatsduma irgendwas darüber wissen, das der russische Geheimdienst und die Regierung nicht schon längst wissen?


    Das ist doch Quatsch.

    Aber so oder so, wie sind wieder an dem Punkt, wo man sich fragen muss, woher kommt plötzlich diese Fülle an verfügbarer Artilleriemunition? Die Franzosen hatten vielleicht für die EU darauf bestanden, dass man sich auf europäische Produktion konzentrieren soll, aber was sollte die Briten oder US-Amerikaner abgehalten haben auf solche Bestände zurückzugreifen? Soll man wirklich glauben, dass die Tschechen oder Estonier einfach die besseren Beziehungen haben?

    Ich kenne mich ja nicht aus mit den Gebräuchen des internationalen Waffenhandels, aber wenn ich ein Waffenhändler wäre, der seinen Profit mit den unzähligen kleineren Kriegen und Bürgerkriegen macht, die eigentlich immer irgendwo auf der Welt geführt werden, aber auf kein gesteigertes Interesse westlicher Öffentlichkeiten stoßen, dann würde ich angesichts eines möglichen Umsatzes von bis zu 3 Milliarden Euro vielleicht mal meine Konkurrenten fragen, ob man sich für dieses Jahrhundertgeschäft nicht zusammentun sollte.


    Dass die alle so ein Geheimnis daraus machen, woher die ganze Munition kommen soll, spricht jedenfalls nicht dafür, dass man es bei den potenziellen Lieferanten mit ehrbaren Kaufleuten zu tun hat.

    Ich vermute die deutschen Besitzer können sich nicht wirklich dagegen wehren, dass ihre letztlich russischen Unternehmen am russischen Markt teilnehmen, wozu nach russischem Recht jetzt auch Mariupol gehört.

    Ich vermute, dass die niemand dazu gezwungen hat, am russischen Markt teilzunehmen.


    Aber das ist mir auch völlig egal. Das widerliche an der ganzen Empörung darüber ist, dass profitable Beteiligung am Wiederaufbau einer zerstörten Stadt zur absoluten moralischen Untat skandalisiert wird, weil man dabei mit russischen Unmenschen kooperiert, während solche abgefeimten Kriegstreiber wie Kiesewetter gar nicht genug Geld in den Hals von Rüstungskonzernen stopfen können, deren Erzeugnisse dann zur Zerstörung von Städten und ihren EinwohnerInnen eingesetzt werden.

    Jawoll Herr Oberst. Es ergibt auch überhaupt keinen Sinn, Mariupol jetzt wieder aufzubauen, weil es bei der sicher bald kommenden Rückeroberung sowieso gleich nochmal komplett zerstört werden wird. Außerdem sollen diese ganzen Russenhuren, Putinknechte und sonstigen Verräterschweine, die da jetzt immer noch am herumleben sind, anstatt den Heldentod im Widerstand gewählt zu haben, sich bloß nicht allzu gemütlich da einrichten.

    Die NATO-Staaten sind auch grundsätzlich eher industrialisierte und wohlhabenere Staaten mit gemeinsamer wirtschaftlicher Infrastruktur. Ich vermute hier eher den Grund für die Abwesenheit von Krieg.

    Die NATO-Führungsnation USA sind das einzige Land der Welt, dass jemals Atomwaffen gegen ein anderes Land eingesetzt hat - und zwar noch vor der Gründung des nordatlantischen "Verteidigungs"-Bündnisses - um ihrem Weltpolitischen und ideologischen Gegenspieler UdSSR klar zu machen, wo nach dem Ende des letzten Weltkrieges der Hammer hing. Alles was danach an Aufrüstung und gegenseitiger Abschreckung unternommen wurde, um den Frieden in Europa zu sichern, baute darauf auf.

    Mit "Präventionsparadoxon" hat es nichts zu tun, dass es nicht zum Krieg gekommen ist.

    Hätten die Sowjets und ihre Verbündeten es darauf angelegt, den Westen konventionell militärisch zu erobern, so hätte die NATO das aufgrund mangelnder Material- und Manpower nur durch einen Atomwaffeneinsatz verhindern können, der weite Teile Deutschlands unbewohnbar gemacht hätte.

    Es war also weniger die geballte soldatisch-heldenhafte Militärkraft aller NATO-Mitgliedsländer, die die gottlosen Russenkommunisten davon abhielt, sich ganz Europa unter den Nagel zu reißen, sondern es war vor allem die nukleare Supermacht der USA, von der sich die Sowjetunion existenziell bedroht fühlte, und der sie deshalb immer weiter entgegen rüstete, bis sie sich das nicht mehr leisten konnte.


    Nach dem Ende der Sowjetunion und dem gefühlten Ende der Geschichte hat sich die NATO dann sehr schnell vom Verteidigungs- zum Angriffsbündnis gewandelt, bzw. von einem Militärbündnis zur Sicherung vor militärischen - also vor allem atomaren - Angriffen, zu einem Militärbündnis zur Sicherung und gewaltsamen Durchsetzung gemeinsamer ökonomischer und geopolitischer Interessen seiner Mitgliedsländer im Ausland.

    Dreaming of an older, calmer NATO

    We should let the 75 year old alliance sleep


    [...] One would be forgiven to notice the religious instinct behind something that is supposed to be an amoral alignment based purely on interest. “NATO 's shield against aggression ‘will permit us to get on with the real business of government... of achieving a fuller and happier life for all our citizens,’” says Secretary Blinken. Atlanticist think tanks agreed.

    Incidentally, at the same time, NATO is planning to move executive decision making out of American political chaos, to Europe. Politico reported that officials hope to move the Ukraine Defense Contact Group “into the alliance’s control, according to three European officials and a U.S. official with knowledge of the internal deliberations.” The hope is “to finalize the move at the NATO leaders’ summit in Washington in July,” Politico wrote, adding that it would be better to institutionalize the process, in case Trump wins again. “With NATO’s supreme allied commander, General Chris Cavoli, in charge, such a step could protect the structure from any political change that may result after the November elections,” reported Bloomberg. [...]

    Getting NATO’s Supreme Allied Commander Europe to decide on matters of war and peace, instead of the elected President or the Congress, will in reality mean that NATO bureaucracy (and American forces operating under the said NATO bureaucracy) will continue working despite changes to the civilian leadership back home and despite a democratic mandate to the contrary. That's a worldview, I suppose. But it is no different than military leadership in Pakistan or Egypt. One either believes in democracy and civilian leadership, or one doesn't. One cannot, however, tout a system of governance of and by unelected military bureaucrats, and then claim that it is for an alliance to ostensibly defend democracy.[...]

    One can argue that our "liberal internationalist" friends also believe in all these assumptions. They believe that democratic passions are opposed to their grand plan of social engineering through military power, which is why they want to take the power out of the hands of messy electoral processes. They absolutely believe that the European Union is an artificial construct, and a potential future trade rival to America, which is arguably why they want to ensure its survival and are worried about an American retrenchment. They have swallowed their own worldview that members of alliances are all equal, and it is not asymmetric, and there are no hegemons and protectorates.[...]