Beiträge von Utan

    Wollen wir an der Stelle vielleicht nochmal in Erinnerung rufen, dass nicht ich mit diesem dämlichen Vereinsvergleich kam, sondern jemand anderes? Und vielleicht auch gleich dazuerwähnen, dass mein erster Einlass dazu war, dass Vereine eben nicht mit Gesellschaft zu vergleichen sind, weil man sich einen (und durchaus auch viele) Vereine (mit durchaus unterschiedlichen/gar gegensätzlichen Interessen) ganz nach Gusto aussuchen kann, was mit Gesellschaften eben nicht geht?


    Oder wollen wir das lieber unterschlagen und alberne Strohmänner aufbauen, indem wir mir unterstellen, Staat und (Sportvereins-)Verband gleichzusetzen?

    Ja wollen "wir" das? Wenn "wir" das täten, dann würden "wir" uns daran erinnern, dass ich Vereine keineswegs als Modell für eine ganze Gesellschaft. sondern nur nur als eines von mehreren Beispielen dafür angeführt habe, dass Menschen sich auch im Kapitalismus immer noch zu Interessengemeinschaften zusammen finden, die nach anderen Regeln funktionieren als staatliche und privatwirtschaftliche Institutionen und Hierarchien und dass Du, fruchtoase - und nicht "wir" - meintest, das wäre ein guter Moment um Deine umfassenden Fußballvereinskenntisse in die Debatte einzubringen und schon vor fast einer Woche zum ersten mal irgendwas davon daher zu faseln,...

    Die großen Vereine... So so, dann gibt es wohl auch kleine Vereine? Und die sind, trotzdem sie keine kapitalistischen Unternehmen sind, ebenfalls in Verbänden organisiert? 8|

    Und was ist dann, so ganz konkret, wenn in einem Kreisligaspiel Verein A partout mit 14 Spielern spielen will? Könnte es dann evtl. sein, dass der Verband das Spiel für Verein A als verloren wertet, also faktisch GEWALT 8| wirken lässt? Und das ganz ohne bewaffnetes SEK?

    ..., dass da auch GEWALT im Spiel sei.


    Jetzt wirst Du sicher gleich damit ankommen, dass Du doch selbst geschrieben hättest, die GEWALT des Deutschen Fußballbundes käme ganz ohne bewaffnete Sondereinsatzkräfte zurecht, aber dann müsstest Du Dich halt fragen lassen, was Du überhaupt unter GEWALT verstehst, bzw. warum Du Dich entweder absichtlich doof stellst oder tatsächlich nicht kapierst, worin der Unterschied zwischen dieser von Dir einfach mal behaupteten GEWALT und der real existierenden Staatsgewalt besteht.


    Offenbar wollten "wir" mit mit diesem Verweis aber auch gar nichts zu irgendeiner Klärung beitragen, sondern eigentlich nur davon ablenken, dass "wir" gerade nochmal erneut behauptet hatten, dass...

    jedes Sportschiedsgericht institutionalisierte Gewalt

    ...sei, und dass "wir" es entweder nicht für nötig befinden, oder schlicht nicht dazu fähig sind, das mal irgendwie schlüssig zu erklären.

    Wenn institutionalisierte Gewalt thematisiert wird, phantasierst Du direkt irgendwas von schwerbewaffneten SEK herbei (dabei ist jedes Sportschiedsgericht institutionalisierte Gewalt).

    Ich habe die Nummer mit dem SEK auf dem Fußballplatz als polemische Überzeichnung verwendet, um genau das "Argument" ad absurdum zu führen, das Du gerade einfach nochmal machst - nämlich: Dass der Spruch eines Sportschiedsgerichts mit "intitutionalisierter Gewalt" gleichzusetzen sei - weil Du offenkundig nicht willens oder in der Lage dazu bist, zwischen einer den Belangen der ganzen Gesellschaft übergeordneten, "top down" hierarchisch struktutierten Institution mit physischem Gewaltmonopol - wie etwa einem modernen Staat -, und einer zivilgesellschaftlichen Organisation zu unterscheiden, deren Satzungen und Verbandsregeln von ihren Mitgliedern tatsächlich "bottom up" getragen werden.


    Ob Du das nicht kapierst, weil Du eine solche - eben bürgerliche - Sichtweise einfach nicht aus dem Hirn bekommst, oder weil Du wirklich zu doof dazu bist, weiß ich natürlich nicht.

    Aber da ich Dich eigentlich für einigermaßen intelligent halte, wird's wohl doch an der verinnerlichten Ideologie liegen, dass Du Dich so vehement weigerst, die Widersprüche in Deinen Einlassungen zur Kenntnis zu nehmen.

    Bullshit

    Na los Fruchti - wenn das alles "Bullshit" ist, dann erklär' doch mal, was Du mit Deiner Fußballexpertise hier eigentlich zur Klärung der Frage beitragen wolltest, ob man zur Organisation menschlicher Gesellschaften grundsätzlich immer gewaltbewehrte, hierarchisch strukturierte Herrschaftsinstitutionen braucht, oder nicht.


    Vielleicht schaffst Du das ja mal ausnahmsweise, ohne Dir dabei selbst zu wiedersprechen oder Dir selbstgestellte rhetorische Fragen zu beatworten.

    Ich habe nichts beigetragen zu der angeblich von mir aufgestellten Theorie. Wie sollte ich auch. Für all das habe ich ja dich, als meinen Vordenker.:thumbup:

    Dass Du hier natürlich immer nur ganz "wertfreie" kritische Fragen gestellt haben willst, wenn man Dich dazu auffordert, mal tatsächlich konkret zu werden, wird jedenfalls mit jeder Wiederholung dieses diskursiven Prinzips nicht weniger unglaubwürdig. Zumal wir das hier ja schon mal mit anderer Besetzung bis zum Erbrechen durchgespielt hatten.

    Nun, "irgendein herbeigegoogleter schweizer Soziologieprofessor" geht ja auch ganz offenkundig dir gegen den Strich

    Der muss jetzt halt als Stellvertreter gegen die Schlaumeier hier herhalten, weil sie ihn sebst dazu gemacht haben.


    Ich habe mich mit dem nicht weiter befasst und spreche ihm sicher nicht seine akademische Qualifikation ab. Aber ich brauche den ja auch nicht als Autorität, hinter der ich mich verstecken kann.

    Es wurde dir dahingehend ja nicht mal widersprochen, sondern nur ergänzt, was Zusammenleben auch in Vereinen zusätzlich ausmacht und sich dann auf soziale Strukturen auswirkt und zwar sehr konkrekt.

    Das behauptest Du, aber zitieren willst Du nicht, was da "sehr konkret" "nur ergänzt wurde."


    Der Genosse @Fruchtosase hat sich lediglich bemüssigt gefühlt, die Existenz von (Fußball-)Vereinsverbänden und Verbandsgerichten so zu behandeln, als sei dadurch schon bewiesen, dass Menschen sich hierarchisch organisierten, und so getan, als bestünde gar kein großer Unterschied zwischen deren Art von "Hierarchischer" Organisation und dem gegenwärtigen Staat mit seinen parlamentarischen RepräsentantInnen, seiner Gerichtsbarkeit und seinem exekutiven Gewaltmonopol. Und schlisslich hat er dann noch - ohne weitere "wissenschaftliche" Erläuterungen - per rhetorischer Frage versucht, es so darzustellen, als bestünde in beiden Fällen eine vergleichbare Art der "Repräsentanz".


    Du selbst hast allerdings überhaupt nichts zur Klärung Deiner "bottom-up"-Theorie beigetragen. Auch jetzt windest Du Dich erneut in bekannter Manier mittels indirekter Verweise und grammatikalischer Passiv-Konstruktionen wie "es wurde"..."widersprochen"..."ergänzt"..."konkret dargelegt"..., etc. darum herum, selbst irgendeine konkrete Begründung für irgendwas zu liefern, oder Dich irgendwie mal konkret dazu zu äußern. ob Du jetzt meinst, ein Fürstentum, Ein Königreich, oder ein moderner Nationalstaat seien eigentlich auch nichts anderes als große Vereine, oder ob es da vielleicht doch ein paar eklatante Unterschiede geben könnte.

    Wurde ausführlich dargelegt und jetzt ziehst du dir erneut aus dem Allerwertesten, dass die an deinem selbst gewählten Vereinsbeispiel konkret dargelegten Dynamiken

    Wo wurde denn da von wem "ausführlich" und "konkret dargelegt", dass es - wie von Dir behauptet - eine "Grunddynamik" menschicher Gesellschaften sei, "bottom-up" - Hierarchien auszubilden?


    Ich selbst habe Vereine explizit als Beispiel dafür angeführt, dass sich Menschen auch ganz ohne institutionalisierte, gewaltbewehrte Herrschaft gemeinschaftlich organisieren.

    Ein Vereinsvorstand ist nicht das selbe wie ein Staat mit einem bewaffneten Gewaltmonopol.

    Kontext:


    Frau Günther hat leider zweimal "Putin" und einmal "Russland" gesagt, und damit ganz klar das Narrativ des Feindes bedient. Das darf das oberste Sprechorgan der deutschen liberalen Demokratie einer freien Journalistin natürlich nicht einfach ohne wertebasierte Einordnung durchgehen lassen.

    Ein stramm "liberaler" Porschefahrer lässt sich nicht rechts überholen!


    Damit die Kinder das aufholen können, was die Eltern nicht zu leisten vermögen, müssten wir jetzt vielleicht doch einfach mal miteinander eine ganz nüchterne Diskussion darüber führen, ob Kinderarbeit zumindest für seit 2015 noch nicht domestizierte Nicht-Volksdeutsche wirklich keine Alternative sein sollte.

    Heureka. Wir haben einen Konsens, um den wochenlang völlig unnötig gerungen wurde. Das nenne ich mal einen erfolgreichen Wochenabschluss, der mindestens einen Trommelwirbel verdient hat.

    Darum wurde nur deshalb "völlig unnötig" gerungen, weil ihr Schlaumeier unbedingt meintet, Jonny, mir und dem Alien etwas vorhalten zu müssen, das keiner von uns so behauptet hat, wie ihr es uns in den Mund legen wolltet.


    Eine wissenschaftlich (populär oder unpopulär) belegbare Begründung Deiner Thesen über die "bottom up" - Hierarchiebildung als Teil der "Grunddynamiken" menschlichen Zusammenlebens steht hingegen nach wie vor aus. Ich nehme an, das muss auch gar nicht weiter begründet werden, weil ist halt so.

    Ich mein, hier kommt ohnehin alles zum off-topic, aber wenn ich bei den Populärwissenschaftlern Richard Dawkins sehe und bei den Physikern Wilhelm Ostwald, dann kräuseln sich mir die Zehnägel aus zweierlei völlig unterschiedlichen Gründen:


    - "There's no dispute between me and Richard Dawkins and never has been. Because he is a journalist and journalist are people who report what the scientists have found." -Edward Wilson


    Ostwald war CHEMIKER!!!

    Was willst Du damit zu dieser unsäglichen Debatte beitragen?


    David Graber war nicht hauptberuflich Anarchist, sondern Anthropologe, zuletzt mit einer Professur an der London School of Economics und David Wengrow ist Professor für Archeologie an der Universität London.


    Dass die beiden mit politischem Sendungsbewusstsein ein populärwissenschaftliches Buch geschrieben haben, um gesellschaftlich vorherrschenden Vorstellungen über die soziokulturelle Evolution der Menschheit vor einer breiten Öffentlichkeit eine alternative Sichtweise entgegenzusetzen, macht sie auch dann noch nicht zu unwissenschaftlichen Scharlatanen, wenn gewissen Foristen ihre Schlussfolgerungen gegen den sorgsam eingeübten Strich gehen, und die sich dann irgendeinen schweizer Soziologieprofessor herbei googeln, der eine Kritik dazu verfasst hat, welche sie für geeignet halten, um der eigenen Meinung "wissenschaftliche" Autorität zu verleihen.

    Der Widerspruch liegt darin, dass publikumswirksame vulgärwissenschaftliche Veröffentlichungen nicht unbedingt etwas mit dem aktuellen Forschungsstand der Wissenschaft zu tun haben müssen. Also genau das, was Paul in dessen Rezension schrieb:

    Sie klagen die Wissenschaft an, nennen aber Fukuyama und Pinker, die mit ihren Thesen/Interpretationen überhaupt nicht den aktuellen wissenschaftlichen Konsens darstellen.

    Mal davon abgesehen, dass ein populärwissenschaftliches Buch zweier international anerkannter Experten mit 500 Seiten Text und über 146 zusätzlichen Seiten (in meiner Fassung) für Fußnoten und Literaturverzeichnis nicht automatisch "vulgärwissenschaftlich" ist, nur weil es sich an ein breites Publikum richtet - Zeig doch mal den aktuellen wissenschaftlichen Konsens auf, den sie nicht gewürdigt haben sollen.


    Du scheinst ja erweiterte Fachkenntnisse zu haben, wenn Du solches Vertrauen darin hast, dass Professor Paul (mit dessen akademischer Arbeit du sicher auch schon bestens vertraut warst, bevor Kamerad Blechmann ihn zufällig beim googeln gefunden hat) mit seinem Urteil richtig liegt, und Du ihn deshalb hier stellvertretend für Deine eigene fundierte Expertise anführen kannst.

    Ei der Daus!

    War nicht gerade noch die bürgerliche Sozialwissenschaft Dein Steckenpferd?

    Jetzt geht es um eine ominöse öffentliche Debatte. Soso...


    Erklär' doch mal, wo da der Widerspruch sein soll.


    Wenn wir in einer bürgerlichen Gesellschaft leben, und darin eine medial und politisch begleitete öffentliche Debatte unter Wissenschaftlern aus sozialwissenschaftlichen Disziplinen stattfindet, von denen eine Seite in deutlicher Minderheit eher den Standpunkt vertritt, dass die heutige bürgerliche und kapitalistische Gesellschaft grundsätzlich verändert werden müsste, während die andere Seite die Mehrheitsmeinung repräsentiert, und daher eher dafür plädiert, die herrschenden Verhältnisse und Strukturen beizubehalten und sie nötigenfalls lediglich zu reformieren, dann bildet letztere das bürgerliche Lager.


    Zu glauben, dass gerade in den Sozialwissenschaften - zu denen neben der Soziologie, der Psychologie, der Geschichtswissenschaft, der Ethologie, der Religionslehre und noch einer ganzen Reihe anderer Fachgebiete auch die Politologie und die Wirtschaftswissenschaften gehören - auf akademischer Ebene gänzlich ideologiefrei argumentiert werde, wäre jedenfalls ziemlich realitätsfern und traumtänzerisch.

    merkste was?

    Nein?

    Dann gute Nacht und weiterhin viel Spaß im Kampf gegen die bürgerliche Sozialwissenschaft.


    Was soll ich denn Deiner Meinung nach nicht gemerkt haben?

    Dass Graeber und Wengrow ein populärwissenschaftliches Buch geschrieben haben um anderen populärwissenschaftlichen Autoren, die sehr großen Einfluss auf die öffentliche Debatte haben, auch vor einer breiten Öfffentlichkeit zu widersprechen?


    Erklär doch mal, was hier Deiner elaborierten Ansicht nach ganz genau das Problem ist und wo ich hier irgendeinen Kampf zwischen Gut und Böse konstruiere, indem ich mich gegen Deine und Deiner Mitstreiter blödsinnigen Anwürfe mit Argumenten zu verteidigen suche, anstatt immer nur mit irgendwelchen flapsigen rethorischen Fragen querzuschiessen, die Du Dir dann gleich wieder selbst beantwortest.

    Wenn man bei allem, was dem eigenen Denkmuster nicht entspricht, einfach ein "bürgerlich" voranstellt, kann man sich danach natürlich einen schönen Tag machen, die Welt ist ja in gut und böse aufgeteilt.

    Ich habe hier eigentlich schon sehr oft erklärt, was ich mit "bürgerlich" meine. Wenn Du einfach nur nicht kapieren würdest, dass es dabei nicht um Gut oder Böse geht, sondern um ein von der herrschenden Ideologie geprägtes Welt- und Menschenbild, so wie Du und Deine Mitstreiter es hier seit Tagen immer wieder zeigen, und vor dessen Einfluss keiner von uns (auch ich selbst nicht) so richtig gefeit sein kann, so lange wir in dieser Gesellschaft leben, dann könnte ich im Prinzip damit leben, aber ihr wollt ja partout gar nicht zulassen, dass sich hier irgendwer ernsthaft damit beschäftigt, die Widersprüche dieser Denkweise auseinander zu nehmen, ohne umgehend von Euch als realitätsferner Traumtänzer oder verbohrter Ideologe behandelt zu werden.


    Und genau deshalb hatte ich gefragt, ob Du denn konkret den Stand der Forschung nachgelesen hättest, oder ob Du Dich selbst darauf verlässt, schon im Voraus gut zu wissen, wer der Feind ist und wen es zu schlagen gilt. Die bürgerliche Sozialwissenschaft reicht da als Begriff wohl aus, um die Frage zu beantworten...

    Nein, Natürlich bin ich - genau wie Du oder sonstwer, der hier mitdiskutiert - nicht vollumfänglich vom aktuellen Stand der Forschung informiert, und habe das auch nie behauptet. Wer sagt allerdings, dass der Soziologieprofessor Paul, den ihr jetzt hier alle rauf und runter zitiert so ein ausgewiesener Experte für archeologische, ethnologische und anthropologische Forschung ist? Was hat der denn sonst noch alles zu diesen Themen publiziert und welche Kritik gab es denn dazu aus der Wissenschaft?


    Was Graeber und Wengrow gemacht haben - und das wird auch von ihren Kritikern gar nicht bestritten - ist eine Menge Beispiele aus der Forschung zusammen zu tragen, die so bisher noch nicht in einer großen Publikation miteinander ins Verhältnis gesetzt wurden, um den anderen großen populärwissenschaftlichen Erzählungen von Leuten wie Fukuyama, Harari, oder Pinker etwas entgegenzusetzen das nicht eine weitere, entweder links- oder rechtsliberale Variante des herrschenden Menscheitsnarrativs bedient, sondern einen neuen Weg aufzeigt, sich damit zu beschäftigen.

    Wenn man das Buch also liest - anstatt nur diese eine Rezension, die einem gerade so gut ins eigene Weltbild passt - dann erhält man durchaus einen ganz guten Überblick über den Forschungsstand. Dass der nicht umfassend ist - es wird den beiden zum Beispiel nicht nur von Paul sondern auch von anderen KritikerInnen vorgeworfen, dass sie sich zu wenig mit afrikanischen oder ostasiatischen Kulturen beschäftigt haben - haben sie selbst zugegeben.

    Dass ich mir deren Schlussfolgerungen nicht vollumfänglich zu eigen mache, habe ich bereits erklärt - auch wenn Du das geflissentlich einfach weiter ignorierst.


    Aber das ändert gar nichts an der Validität ihrer grundsätzlichen Kritik am sozialwissenschaftlichen Mainstream, und an dessen Hang dazu, die Vergangenheit aus der Brille der westlichen Gegenwart zu betrachten, und sie entsprechend zu interpretieren - genau wie Ihr das hier auch die ganze Zeit macht.

    Da das eigentlich nicht sein kann hätte ich gerne als Gegenstandpunkt eine werteorientierte "bessere Verhandlungsposition herbeibomben"-Analyse von Carlo Masala, Claudia Major oder 1-2 Sätze von UKWs Pavel Mayer zitiert aber es herrscht zufällig überall dröhnende Funkstille.

    Och, das kann man jetzt aber so nicht sagen.


    Der Großexperte ist jedenfalls weiter auf Sendung, aber...


    ...Prioritäten. So wichtig.


    Wobei er die besorgte Öffentlichkeit natürlich kurz vorher nochmal dahingehend aufgeklärt hatte...

    ...dass ein bisschen whataboutism durchaus wissenschaftlich zu rechtfertigen ist, so lange er der richtigen Guten Sache dienlich ist.

    Aber sie wurden in die Diskussion eingebracht, mit dem Argument, sie würden beweisen, dass egalitäre hochkomplexe Gesellschaften, also anarchistische Staaten, möglich sind, weil es sie bereits gegeben habe. Und mein Eindruck war, dass sie tatsächlich versuchen, das zu belegen. Der letzte Satz des Buches lautet:


    (Wenn eine Studie von der Annahme ausgeht) partizipatorische Demokratie für kleine Gruppen sei natürlich, aber unmöglich auf eine Großstadt oder einen Nationalstaat zu übertragen (dann wissen wir inzwischen, dass wir es mit einem Mythos zu tun haben.)

    Von "anarchistische[n] Staaten" ist im Buch allerdings nirgendwo die Rede - mal abgesehen davon, dass die meisten AnarchistInnen diesen Ausdruck wahrscheinlich als Oxymoron bezeichnen würden.


    Es lohnt sich allerdings, nicht nur einen Teil des letzten Satzes zu lesen, sondern auch die Absätze die ihm voran gehen:


    (Schlechte) Übersetzung von mir:


    "[...] Indem wir die wissenschaftlichen Mittel entwickelten um unsere eigene Vergangenheit zu verstehen, haben wir den mythischen Unterbau unserer "Sozialwissenschaften" aufgedeckt - Was dereinst als unangreifbare Axiome erschien, als Fixpunkte an denen sich unsere Selbsterkenntnis orientiert, verflüchtigt sich wie die Mäuse.

    Was ist der Zweck all dieses Wissens, wenn nicht die Neuformierung unserer Vorstellungen davon, wer wir sind und was noch aus uns werden könnte? Wenn nicht, mit anderen Worten, die Bedeutung unserer dritten Grundfreiheit wiederzuentdecken: Die Freiheit eine neue Form der gesellschaftlichen Realität zu schaffen?


    Mythen an sich sind hier nicht das Problem. Sie sollten nicht mit schlechter oder unreifer Wissenschaft verwechselt werden. So wie alle Gesellschaften ihre Wissenschaft haben, haben alle Gesellschaften ihre Mythen. Mythos ist die Art und Weise, auf welche menschliche Gesellschaften ihren Erfahrungen Struktur und Bedeutung geben. Aber die größeren mythischen Strukturen der Geschichte, welche wir über die letzten paar Jahrhunderte angewendet haben, funktionieren einfach nicht mehr; es ist unmöglich sie mit den vorliegenden Beweisen zu versöhnen und die Strukturen und Bedeutungen die sie nahe legen, sind ausgefranst, abgestanden und politisch desaströs.


    Ohne Zweifel wird sich zunächst nicht viel ändern. Ganze Wissensfelder - ganz zu schweigen von universitären Lehrstühlen und Fakultäten, wissenschaftlichen Fachblättern, prestigeträchtigen Forschungsaufträgen, Biliotheken, Datenbänken, Lehrplänen, usw. - wurden auf die alten Strukturen und die alten Fragen ausgerichtet. Max Planck hat einmal gesagt, dass neue wissenschaftliche Wahrheiten die alten nicht ablösen, indem man etablierte Wissenschaftler davon überzeugt, dass sie falsch liegen; sie tun es wenn die Beförderer der alten Theorien irgendwann (aus)sterben und die folgenden Generationen die neuen Theorien als vertraut oder gar als offensichtlich ansehen.

    Wir sind Optimisten. Wir wollen glauben, dass es nicht so lange dauern wird.


    Tatsächlich haben wir bereits den ersten Schritt getan. Wir können nun klarer sehen was passiert, wenn zum Beispiel eine Studie, die in jeder anderen Beziehung (wissenschaftlich) streng bleibt, von der nicht untersuchten Annahme ausgeht, dass es eine "ursprüngliche" Form menschlicher Gesellschaft gegeben habe; dass deren Natur fundamental gut oder böse gewesen sei; dass eine Zeit vor der Ungleichheit und dem politischen Bewusstsein existiert habe; dass irgendetwas passiert sei, wodurch sich alles änderte; dass "Zivilisation" und "Komplexität" schon immer (nur) zum Preis menschlicher Freiheiten zu haben gewesen; dass partizipatorische Demokratie [zwar] für kleine Gruppen natürlich, dass sie aber nicht auf größere Gemeinschaften wie Städte oder Nationalstaaten skalierbar sei.

    Wir wissen nun, dass wir es mit Mythen zu tun haben."


    Wie auch schon andere Rezensenten bemerkten (s.o.) bewegen sich Graeber und Wengrow mit ihren Schlussfolgerungen durchaus abseits klassischer anarchistischer oder marxistischer Vorstellungen, aber aus einer linken ideologiekritischen Sicht ist das Buch schon alleine deshalb interessant, weil darin zwei durchaus sehr renommierte und an großen Universitäten beschäftigte Wissenschaftler explizit den Konsens der bürgerlichen Sozialwissenschaft in Frage stellen, welcher auch den meisten bessergebildeten NormalbürgerInnen in den bürgerlichen Medien und einschlägigen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen präsentiert, und deshalb natürlich eisern und mit großem Aufwand gegen solche Angriffe verteidigt wird.


    Das lustige daran ist, dass Graeber und Wengrow sich selbst ganz explizit auch gegen die Theorie von der inhärent "guten" "Natur" des des Menschen oder einer universellen sozialen Gleichheit seiner früheren prähistorischen Lebensweise wenden, welche die versammelten Demokraten und strammen Rechtstaatsbürger hier im Forum uns traumtänzerischen Linksradikalen so gern kontrafaktisch in den Mund legen, um sich dann kollektiv darüber auslassen zu können, was das doch für ein realitätsferner Zauberglaube sei.

    Die Message war eigentlich vor allem: "Bayern macht sich stark".

    Ob für's Radeln und Radiessen oder für mehr Siemens, mehr BMW und mehr Polizeistaat ist dem Bayernkönig doch völlig wurscht - Hauptsache er ist der starke Führer eines starken Volkes.