Krah ist nicht Sellner - d.h. der sagt gar nicht, dass man alle wie auch immer definierten nicht-"Volksdeutschen", bzw. nicht-"Ethno"-Deutschen "remigrieren" sollte, sondern nur die, die sich nicht ausreichend mit der deutschen Kultur Identifizieren (die er natürlich nicht wirklich definieren kann, aber das können andere Konservative, die davon daherschwafeln ja auch nicht).
Und wenn Du "Faschismus" vorwirfst, musst Du belegen können, was daran tatsächlich faschistisch ist. Denn das meiste von dem was er - auch über die Migration und die staatliche Unterstützung für arbeitslose - bzw. z. B. aufgrund laufender Asylanträge nicht zur Arbeit berechtigte - MigrantInnen wie InländerInnen erzählt, kannst Du so auch in den Wahlkampfreden anderer konservativer bis liberaler Politiker hören. Alleine der Umstand dass einer - wie Krah - ein völkischer Nationalist und hart an der grenze zum christlichen Fundamentalisten ist, macht ihn nicht zum Faschisten. Ich behaupte auch ganz dreist, dass der tatsächlich kein Faschist ist, sondern einfach ein sehr rechter, sehr nationalistischer Demokrat, der das mit den Gesetzen die er studiert hat und mit dem Rechtsstaat und der Demokratie - also zumindest seiner idealen Vorstellung davon - durchaus ernst meint.
Das mag nicht auf alle Mitglieder seines Vereins zutreffen. Bei Björn Höcke sehe ich mehr faschistoides Gedankengut - vor allem wenn man A. Kempers These ernst nimmt, dass Höcke Landolf Ladig sei -, aber auch der würde nicht umgehend nach seiner Wahl zum Bundeskanzler den Bundespräsidenten dazu nötigen (können), ihm die alleinige Staats- und Regierungsführung zu übertragen, das Parlament und das Verfassungsgericht auflösen, die Presse gleichschalten (also nicht im Sinne dieser freiwilligen Selbstangleichung die da jetzt stattfindet, sondern mit echter staatlicher Zensur und Kontrolle), den totalitären Führerstaat ausrufen, und dem Rest Europas den Krieg erklären.
Wenn die strammen liberalen Demokraten sich die völkischen Nationalisten vom Hals halten wollen, dann müssen sie langsam mal verstehen, dass die sich von ihnen eigentlich in den wesentlichen Punkten - nämlich dem Erhalt Deutschlands als kapitalistische Volkswirtschaft in Konkurrenz zu allen anderen kapitalistischen Volkswirtschaften und seiner unbedingten Wettbewerbsfähigkeit zu gunsten der höchstmöglichen Profite des national investierten Kapitals als Staatsräson - genauso wenig unterscheiden, wie in ihrer absolut furchtbaren Ignoranz des Umstandes, dass es diese Staatenkonkurrenz überhaupt nur gibt, weil irgendwann mal irgendwelche Herrscher und Feldherren nach blutigen Schlachten irgendwelche Linien auf Landkarten gemalt haben, um ihre Herrschaftsgebiete bis zum nächsten blutigen Krieg voneinander abzugrenzen, und einfach festzulegen, welche Bevölkerung auf welcher Seite dieser Grenzlinien fortan welcher Herrschaft und ihrer jeweiligen Staatsräson zu dienen hatte.
Die angeblich so historische völkische Tradition, auf die sich Leute Wie Krah genauso berufen, wie sich die demokratischen Nationalisten, die sich so vehement von ihnen abgrenzen wollen, auf irgendwelche nicht weniger abstrakten "Werte" beziehen, ist ein Resultat dieser Herrschaft und der Abgrenzung ihres zu früheren Zeiten hauptsächlich landwirtschaftlich tätigen Humankapitals gegen die Ansprüche anderer Herrschaften.
Nationen sind nicht spontan aus irgendeinem völkischen Zusammengehörigkeitsgefühl oder irgendwelchen, von großen Dichtern und Philosophen besungenen geteilten Idealen und #Werten entstanden, sondern, sie wurden von weltlicher Herrschaft gemacht, und zwar mit brutaler Gewalt.
Und auch heute noch werden sie durch staatliche Gewalt zusammengehalten - notfalls auch durch militärische, und schlimmstenfalls unter gewaltsamer Abnutzung des eigenen nationalen Menschenmaterials.
Ob sich dieser "wehrhafte" Zusammenhalt dann durch völkische Tradition oder durch #Werte selbst legitimiert und von anderen nationalen Zusammenhalten und den von deren Herrschaften betriebenen Selbstlegitimationen abgrenzt, ist auch heute noch Sache der Herrschaft über die national(isiert)en Bevölkerungen, und nicht Sache der durch sie beherrschten und gegebenenfalls zur Abgrenzung zu verheizenden Menschen.
Und genauso legt auch der liberale, demokratische deutsche Staat heute ganz ohne Herrschaft völkischer Nationalisten von oben herab fest, welcher Mensch zu welchen Bedingungen zu seinem Staatsvolk gehören darf und welcher nicht. Und Verstöße gegen dieses Hoheitliche Recht der Staatsgewalt werden von ihm notfalls auch mit der Schusswaffe beantwortet.