Beiträge von Michi

    Ein Interview das schön demonstriert, warum linke nie als erfolgreich wahrgenommen werden…

    Das 49€ Ticket ist wohl das einzige erfolgreiche Klimaschutzprojekt der Bundesregierung und es wird hier total mies gemacht.

    Ja klar, für BürgergeldempfängerInnen ist es zu teuer, aber dann sollte man die Höhe des Bürgergeldes kritisieren. Und ja klar, wäre es schöner der ÖPNV wäre kostenlos.

    Aber es ist im Vergleich zum Status quo ist es eine echte Revolution! Aktuell kostet mich das Pendeln an meinen Arbeitsplatz in der 70km entfernten Stadt (ich wohne im sagenumwobenen ländlichen Raum) täglich gut 30€. Da lach ich doch über 49€ im Monat und so wird es sehr vielen anderen auch gehen.

    Wir sollten dieses Ticket feiern anstatt es mies zu machen. Das können wir den schwarz blau gelben Parteien überlassen.

    Über etwas mehr produktiven Journalismus würde ich mich freuen.

    Leider war Tilo in diesem Interview (untypisch) schlecht vorbereitet.. es hätte Potential gehabt:


    1. Dass es inzwischen (seit diesem Jahr) die sog. Pflege-DRG gibt sollte sich herumgesprochen haben. Somit hat Jens Spahn durchaus Recht, dass es keinen Grund mehr gibt an der Anzahl der Pflegekräfte zu sparen. Hier hätte man, wenn man das Thema aufgreifen möchte, die Arbeitsbedingungen ansprechen müssen. Denn reine Vergütung nach Anzahl der eingestellten Pflegekräfte heißt noch lange nicht, dass sie z.B. adäquate Schichtregelungen haben.


    2. Das monotone Schimpfen auf die Privaten ist völlig am Thema vorbei. Ich habe als Arzt an einer Uniklinik, an zwei katholischen Häusern und an einem kommunalen Haus gearbeitet und alle wollen nur eins: Profit.

    Obwohl ich keinerlei Sympathien für börsennotierte Klinikbetreiber hege, ist es das System, das zu den Missständen führt und nicht die einzelnen Akteure.

    Spahn sagt (so ähnlich): "Schau Tilo, alle müssen am Ende Geld verdienen. Der Augenarzt, der Zahnarzt (den erwähnt er oft, hat der da nen Fetisch???), der Laborarzt,... Warum sollten es die privaten Kliniken nicht tun".

    Und Tilo antwortet (so ähnlich): "Aber die Privaten schütten es an ihre Aktionäre aus"


    Aber Tilo, das ist die falsche Antwort!!! Keiner sollte an der Behandlung von Kranken Geld verdienen. Es ist doch wurscht, ob der Zahnarzt die Kohle für seinen neuen SUV ausgibt oder es die Sana-Kliniken AG es an die Börse trägt. Beide versuchen möglichst viel Kohle raus zu holen...

    Und wenn man das DRG System kennt, dann weiß man: Viel Kohle gibt es für viel Leistung (nicht für viel Heilung).


    Bsp.: Ein Patient kommt mit Rückenschmerzen.

    Wenn ich ihn untersuche, mit ihm rede und empfehle sich soundso zu bewegen und im Rahmen von Krankengymnastik Übungen zu erlernen und z.B. noch zum Yoga zu gehen, dann kostet mich die Aktion 30 Minuten und ich bekomme so ca. 20€ dafür.

    Wenn ich ihm stattdessen ein Röntgen und dann ein MRT oder CT mache, ein bisschen sinnlos manualtherapeutisch rumknackse, ihn zu Akupunktur überrede und noch Magnetfeld hinterher, dann gibts dafür gut 300€ und es hat mich selbst keine 10 Minuten gekostet. Und das Schöne ist, dass nichts davon hilft und deshalb machen wir dann eine Bandscheiben-OP... und zack, hab ich wieder 2000€ mehr und der Patient eine Bandscheibe weniger. Aber macht nix, der hat noch 22 weitere, die man operieren kann.


    Selbst der moralischste Arzt und der moralischste Krankenhausbetreiber geht in die Knie, wenn er weiß, dass er soundsoviel Darlehen, Miete, Personalkosten etc. im Monat zahlen muss und dann vor der Entscheidung Reden für 20€ oder Röntgen für 100€ steht.

    Das ganze System ist krank! Ein staatlisches System ist die einzige Lösung:

    Und dann darf man nicht immer das Negativbeispiel NHS (Großbritanien) akzeptieren, sondern muss mit dem Norwegischen oder Schwedischen kontern. Die sind mit die besten der Welt und total staatlich. Aber halt im Gegensatz zum NHS mit ordentlichem Budget ausgestattet.


    Bitte beim nächsten Mal besser vorbereiten, das hätte was werden können.