Beiträge von j0h4nn32

    - welches problem soll die privatisierung des gesundheitssektors in marktgerechte unternehmen lösen?

    Das klassische Argument für die Privatisierung ist ja, dass Privatbetriebe effizienter und erfolgreicher arbeiten, da ja die Inhaber*innen erfolgreich sein wollen, sprich: Gewinn machen wollen. Staatsbetriebe hingegen sind viel zu träge und ineffizient, die Beamt*innen bzw. Angestellten im öffentlichen Dienst machen unter Umständen nur "Dienst nach Vorschrift" etc., schließlich sind sie ja unkündbar und werden nach Tarif bezahlt.


    Oder anders formuliert: Als Privatbetrieb kann man es sich leisten, seine Mitarbeiter unter Tarif zu bezahlen oder die Arbeit am besten an einen Ausbeuterbetrieb zu outsourcen und so die Koste zu drücken. Ein Staatsbetrieb kann das nicht, oder zumindest nicht ohne weiteres.

    Auch kann man seine Mitarbeiter*innen besser unter Druck setzen, noch mehr zu arbeiten für den gleichen Lohn und sie im Zweifelsfall abzumahnen. Auch das kann ein Staatsbetrieb nicht ohne weiteres.

    Wie man sieht: Viel effizienter.

    Und das beste: Wenn man Gewinn macht, kann man den schön an die Shareholder Ausschütten oder horrende Managerboni bezahlen. Wenn's mal schlecht läuft, schreit man einfach direkt nach der Staatskasse, die ja auch mal was bezahlen kann. Die Krone des ganzen lautet also nicht nur einfache Privatisierung, sondern: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Schönstes Beispiel ist die deutsche Automobilindustrie, die vor Corona Rekordgewinne eingefahren hat, und dann aber direkt beim ersten Lockdown nach Staatshilfen und Abwrackprämien geschrien hat.

    Das habe ich aber irgendwie anders in Erinnerung...

    Umsatz ist die Menge eingenommenen Geldes, der Gewinn das Ergebnis aus der Verrechnung von Umsatz und Kosten.

    Ja, das ist korrekt und m.M.n. auch kein Widerspruch. Die Frage ist ja, was du mit diesem Ergebnis der Verrechnung mit den Kosten machst, sofern es positiv ist. Gibst du sie für dein Unternehmen aus, z.B. um neue Pfleger anzustellen, fließt das Geld direkt wieder in die Kosten deines Unternehmens ein und ist damit kein Gewinn mehr. Das Geld "bleibt" Umsatz.

    Kosten sind ja so gesehen keine Zufallsgröße, sondern das Unternehmen kann selbst Kosten durch Investitionen etc. "erzeugen" und damit selbst entscheiden, wie die Jahresbilanz ausfällt.

    Gewinn entsteht also erst dadurch, dass das Unternehmen sagt: "Dieses Geld hier nehmen wir nicht um z.B. Personal anzustellen oder Löhne zu erhöhen, sondern wir weisen es als Gewinn aus und schütten es an die Shareholder aus."

    Ich glaube Jens sollte mal in Wirtschaft ein bisschen besser aufpassen.

    Es ist m.M.n. mitnichten so, dass (private) Unternehmen bzw. Betriebe aller Art grundsätzlich Gewinn machen bzw. machen müssen. Was tatsächlich jeder machen muss ist Umsatz, also dass einerseits Geld eingenommen wir und andererseits ausgegeben wird (Gehälter, Fixkosten, Investitionen, Rücklagenbildung, etc.). (Langfristig sollte die Bilanz dieses Umsatzes natürlich nicht negativ sein, da einem sonst die Zinsschuld über den Kopf wächst.)

    Ein Unternehmen kann so lange erfolgreich (weiter)arbeiten, wie es Umsatz generiert.

    Unter Gewinn versteht man ja hingegen, dass ein Überschuss erwirtschaftet wird, der nicht wieder in den Betrieb bzw. das Unternehmen fließt, sondern ausgeschüttet wird, sei es in Form von Dividenden an Shareholder, in die private Tasche des Inhabers o.ä.

    Umsatz und Gewinn ist damit ein riesiger Unterschied. Im ersten Fall bleibt das Geld im Betrieb, im zweiten Fall verlässt es ihn.


    Nun ist es bei privaten Unternehmen natürlich so, dass diese tatsächlich Gewinn machen müssen, da die Investoren natürlich gerne was von ihrem Investment hätten. Unternehmen, die keinerlei Dividenden ausschütten, kriegen schlicht kaum Investoren.

    Ein Staatsbetrieb hingegen hat ja den Staat als Geldgeber. Und der muss keinen Gewinn machen bzw. keine Dividende abkassieren. Da darf dann sogar die Umsatzbilanz ruhig langfristig negativ sein. Schließlich ist ja im Falle des Gesundheitswesens das Ziel die Gesundheit der Bürger*innen und die darf ruhig etwas kosten.

    Ein wie ich finde zentrales Argument gegen die Privatisierung von Gesundheit und Pflege...

    Zum Thema Trennung von Apotheken und Ärzten sowie damit auch zusammenhängend zum kommenden E-Rezept:


    Der Zur Rose-Konzern hat kürzlich die Teleclinic aufgekauft. Damit gehören zum Konzern ein Online-Arzt-Dienst und mit DocMorris eine große Versandapotheke.

    Warum sieht das BMG kein Problem darin, dass der Arzt dann auch wirtschaftliche Interessen an der Verschreibung von vielen / teuren Arzneimitteln hat?

    Außerdem hat die Gematik den E-Rezept-Fachdienst an ein Konsortium vergeben, dem u.a. E-Health-Tec angehört. Das ist eine Tochter der Zur Rose-Gruppe. Damit baut Zur Rose im Prinzip das E-Rezept. Ab 2022 wird es für GKV-Verordnungen nur noch das E-Rezept geben. Das BMG hält 51% der Gematik, warum wurde da nicht interveniert?

    Zur Info: hinter Zur Rose stehen u.a. Saudi-arabische Investoren...

    Nachzulesen hier:

    https://www.apotheke-adhoc.de/…rnahme-bmg-stellungnahme/

    https://www.deutsche-apotheker…ose-uebernimmt-teleclinic

    https://www.pharmazeutische-ze…e-e-rezept-system-121794/


    Eine wie ich finde sehr kritische aber kaum wahrgenommene Entwicklung. Vielleicht kann der Jens uns das erklären ;)