Ist mir ein Rätsel, warum man solchen Menschen eine Bühne gibt.
Ich fand‘s gut, auch wenn es über weite Strecken schwer zu ertragen war. Am Anfang hat Tschentscher mit seinen frei assoziierenden Monologen gefühlte 20 Minuten von der Uhr genommen, danach dann aber einen Minuspunkt nach dem anderen gesammelt.
Auch wenn ich die SPD in den letzten 30 Jahren nicht mehr gewählt habe, gibt es da immer noch eine gewisse Restsympathie, sei es aus Prägungen in sehr jungen Jahren oder weil ich ich sie tendenziell immer noch eher dem linken Lager zurechne (sorry, mein Fehler) und Menschen wie Kevin Kühnert manchmal dann doch das sagen, was ich eigentlich auch von einer SPD erwarten würde.
Es war ja nicht zu erwarten, dass Tschentscher plötzlich über Netanyahu oder Kühne herfällt, aber wie er zum Beispiel jegliche Kritik am israelischen Vorgehen in Gaza als Täter/Opfer Umkehr diskreditiert hat, empfand ich als geradezu schmerzhaft empathielos. Dazu das pauschale Negieren von Polizeigewalt beim G20 Gipfel (Kessel bei der Auftaktdemo) oder Racial Profiling, „alles gut“ bei Cum Ex und Warburg, die typische FDP/CDU Argumentation zur Vermögenssteuer oder der Heiligenschein für Kühne, weil er hofft, dass ab und an nochmal die eine oder andere Million gönnerhaft vom Tisch fällt.
Von einem Hamburger SPD Bürgermeister darf man da ja traditionell nicht all zu viel erwarten, aber von einem „Sozi“ erwarte ich dann doch etwas mehr Bereitschaft zur Differenzierung, um zumindest anzudeuten, dass da innerlich noch ein Rest an Werten und Haltung vorhanden ist. Da ist es mir dann auch wurscht, ob er vor über 40 Jahren mal gegen die Pershing II Raketen demonstriert hat…
Ich hab nun wirklich keine große Schnittmenge erwartet, aber ich war ehrlich überrascht, wie wenig an Gemeinsamkeiten da noch verblieben ist und dass jemand wie Tschentscher inzwischen fast so weit weg ist, wie irgendeiner von der CDU.
Insoweit war das Interview, zumindest in meinem Fall, pädagogisch wertvoll. 😉 Schade um die 30 Minuten, die sie euch geklaut haben…