Lieber Thilo, da ich deine Arbeit seit Jahren schätze, besonders deine gesonderten Formate Jung+Live, die Politikanalyse etc., habe ich mich nach diesem Interview extra mal angemeldet, um was anzumerken. Karl Lauterbach ist kein klassischer Mediziner. Es handelt sich bei ihm um einen Gesundheitsökonom, wobei der Ökonom in ihm gar nicht deutlich genug zu betonen ist.
Ich habe viele Mediziner*innen im persönlichen Umfeld, auch in Berlin. Es ist Lauterbachs Mitwirken zu verdanken, dass ein extrem profilierter Kinderpneumologe, ehemaliger Oberarzt seines Fachs in der Charité und Chefarzt einer HELIOS-Klinik in Berlin entlassen wird, weil seine Abteilung nicht profitabel genug ist. Es ist unter Anderem ihm zu verdanken, dass die Fallpauschalen, ein ausgemaltes und bösartiges "kapitalisieren" des Gesundheitswesens, das komplette Gesundheitswesen an die Wand fahren. Er hat das zwar kritisiert, aber irgendwelche Initiativen hin zur Abschaffung sind Fehlanzeige. Es ist unter anderem ihm zu verdanken, dass man in Arztpraxen überhaupt nicht mehr behandelt werden kann, da der bürokratische Aufwand pro Patient*in über die Jahre mehr als verdoppelt wurde.
Wenn du dazu ein bisschen recherchierst und bspw. erfährst, dass seit der Fallpauschale Beatmungsgeräte oder MRT's extrem rentabel sind, und dies zur Folge hat, dass die zahl der Frühchen, die Wochenlange künstliche Beatmung benötigen, in der Zwischenzeit um 15!%!!! (Quelle Vortrag kritischer Mediziner*innen) gestiegen sind, dass private Krankenhäuser sich an profit-versprechenden Patient*innen, die teure Operationen benötigen bereichern und diejenigen Patient*innen, die kostspielige Untersuchungen benötigen, an öffentliche Krankenhäuser weiter reichen und so weiter und so weiter, da weis ich gar nicht wo ich anfangen und aufhören soll, was es da für unfassbare Skandale gibt, dann glaube ich, wäre es angemessen, den Lauterbach richtig zu grillen. Dieser Artikel enthält einige Dinge zur Beatmungsgeschichte, da empfehle ich wärmstens, mal reinzuschauen: https://www.swr.de/odysso/wenn…046894/1mu14q5/index.html
Denn Lauterbach ist selbst lange Zeit Aufsichtsrat solcher Privatkliniken gewesen (12 Jahre). Mir wird absolut schlecht, wenn Menschen unter so einem Interview dann ihre Sympathien für ihn bekunden, ohne eben wirklich zu wissen, was der Typ alles mit unterstützt und mit angerichtet hat, wo er sich vl gegen ausspricht, aber nicht gegen handelt und wie er zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung im Gesundheitswesen rum rockt.
Man sollte nicht vergessen, dass die Privatkliniken durchaus von einer Bürgerversicherung profitieren können, ähnlich von der tsvg, da auf diese Weise einfach nur mehr Geld in den Bereich fließt und auch Kassenpatient*innen häufiger zu rentablen Patient*innen werden.
Ich bin es gewohnt, dass du gut vorbereitet in Gespräche oder zumindest die BPK gehst und im Zweifel auch mal Fragen stellst, die weh tun. Insofern würde ich doch zumindest darum bitten, da in der Politikanalyse etc. einige Dinge in ein angemesseneres Licht zu rücken, vielen Dank!
https://www.zdf.de/comedy/die-…t-vom-5-mai-2020-100.html
Ich würde darum bitten, die Sendung v.a wegen des Faktenchecks zu sehen.
Mir wäre es wirklich wichtig, wenn der hoch geschätzte Herr W. M. Schmitt mit derlei Information über diesen Mann versorgt wird, um ihn in der Politikanalyse ins richtige Licht zu stellen. Ich halte ihn für einen klassischen SPD-Feigenblatt-Politiker, wenn man das so sagen kann.
Und vielen Dank überhaupt für die gelungenen Formate!