Hiho,
hier kommt man gar nicht hinterher. Ich wollte eigentlich noch antworten und mich rechtfertigen...
Hmm... Das kann man vielleicht so pauschal auch wieder nicht sagen. Wenn es um historische Abläufe und konkrete Ereignisse geht, dann hält sich Kowalzcuk durchaus an nachweisbare Fakten.
Ich wollte mit meinem HASS auf den Kerl auch keinesfalls andeuten, dass der mit seinen Publikationen und seinem polemischen Getwixxe irgendeine heimliche manipulative Absicht hegt.
Teile ich absolut. Ich habe den Ausschnitt jetzt genommen, wie er ist und als allgemeine Repräsentation der Texte von Kowal... genommen. Außerdem habe ich den Text nicht als Buchtext, sondern als wissenschaftlichen Text gewertet. Da hätten dort quasi nach jedem Halbsatz bei den Aussagen Zitate der Art [11, 12, 13, 14] folgen müssen, um diese Aussagen zu belegen. Bzw. bin ich mir nicht sicher, wie genau im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften zitiert wird, eventuell sind dort neben Kurzzusammenfassungen zu den relevanten Inhalten aus den zitierten Werken auch die Interpretationen dieser durch den Autor nötig, dass man eindeutig nachvollziehen kann, wie diese innerhalb der Publikation eingeordnet und bewertet werden.
Jetzt stimmt es zusätzlich natürlich, dass er die historischen Abläufe so darstellt, wie sie sich denn auch ereignet haben, dies habe ich aber (bei Abläufen, die nicht infrage stehen) als selbstverständlich für einen Historiker.
Eine manipulative Absicht sehe ich auch nicht. Ich denke, dass er alles innerhalb der gegebenen Spielräume interpretiert, darin aber sehr einseitig. In der Summe kommt da halt durch eine sehr spezielle Interpretation und verzerrte Wahrnehmung des Autors auch eine sehr ominös wirkende Darstellung zusammen. Gleichzeitig scheint er nicht in der Lage zu sein, dies selbst zu reflektieren und damit einen alternativen Blickwinkel einzunehmen, um seine eigenen Darstellungen zu hinterfragen. Gleichzeitig stützt er seine Aussagen öffentlich auf das Autoritätsargument, dass er Wissenschaftler und Historiker sei (meiner Wahrnehmung nach).
Das Problem ist, dass er selbst zwar durch und durch von der freiheitlich demokratischen Grundordnung und ihrer freien Marktwirtschaft durchIdeologisiert, sich dessen aber offenbar überhaupt nicht bewusst ist. Das wird dem gemeinen gottlosen Kommunisten, der sich dieses "Schandbuch" (I.-S- Kowalzcuk über ein Buch von O. Nymoen, das er noch gar nicht gelesen haben kann, weil es noch gar nicht erschienen ist) mit zusammengebissenen Zähnen zu Gemüte führt, immer dann sofort klar, wenn der Autor sich in einer der unzähligen Hasstiraden gegen die Kritiken der SED-Diktatur und der von ihr geschaffenen Gesellschaft ergeht, aus denen dieses Buch Hauptsächlich besteht.
Auch hier, denke ich, scheitert es an der Fähigkeit der Selbstreflexion. Ich denke, dass das eine Eigenschaft von weniger geistig begabten Individuen ist, die individuelle Überforderung mit der Komplexität der Welt führt dazu, dass man sich mühsam ein Weltbild schafft, an welchem man festhalten kann. Dann sucht man Argumente, welche diese Position untermauern und das Weltbild stützen, schwubdidup schon ist man ein Ilko-Sascha (Polemik).
Er liefert darin allerdings keinen einzigen der bereits dazu geführten Diskurse, sondern macht sein Freiheitsverständnis hauptsächlich daran fest, was er ganz persönlich so alles als anti-freiheitlich ansieht, und das ist selbstredend eigentlich alles was irgendwie mit dem zu tun hat, was er selbst unter "Kommunismus" versteht - also mit einem totalitären Staat, der seine BürgerInnen nicht einfach machen lässt was sie wollen. Und selbstverständlich steht er, Ilko-Sascha Kowalzcuk selbst, dabei stellvertretend für jene StaatsbürgerInnen des totalitären Arbeiter- und Bauernstaates, und seine eigene biographische Erfahrung dient als Dreh- und Angelpunkt für die grausame Unfreiheit, die ihnen darin widerfahren ist. Man könnte auch sagen: Sein Freiheitsverständnis ist in erster Linie vom HASS auf alles getrieben, was er selbst als unfrei betrachtet, weil es ihm selbst in jungen Jahren mal Steine in die freie Entfaltung seiner Karriere als junger DDR-Bürger gelegt hat.
Aber diese Definition von Freiheit macht seine Arbeit dann auch komplett unvergleichbar mit anderen Arbeiten. Ich komme wie gesagt nicht aus den Sozial- und Geisteswissenschaften, allerdings wäre es aus meiner Sicht hilfreich, auf eine existierende Definition des Freiheitsbegriffs zu nutzen, um die eigene Position besser einzuordnen und die Vergleichbarkeit mit anderen Publikationen zu ermöglichen. Die nötigen Erweiterungen, Einschränkungen oder Abweichungen kann er dann ja zusätzlich diskutieren.
Wenn man es ganz gut mit ihm meinte, könnte man ihn vielleicht noch irgendwie als libertär-hedonistischen Anarchisten bezeichnen. Aber da ich ein HASSerfüllter Salonkommunist bin, und es nach der sehr anstrengenden Rezeption dieses Interviews, sowie der Lektüre seines aktuellen Pamphlets in Buchform und vieler seiner sonstigen Artikel und Twix-Kommentare absolut nicht gut mit ihm meine, nenne ich ihn einfach einen libertären Narzissten, der es nie überwunden hat, dass man ihn in der DDR als jungen Erwachsenen nicht so Großartig hat sein lassen wie er es selbst offenbar seiner Person und seinem gewaltigen Ego für angemessen hielt, und der das jetzt als mittelalter Mann in der freiheitlich demokratischen Bundesrepublik Deutschland umso kompromissloser damit kompensieren will, dass er sich bei jeder Gelegenheit als Überlebender eines fürchterlichen Gesinnungsterrors darstellt, den sein hartes Schicksal (und das seines patriotischen ukrainischen Großvaters) dazu berechtigt, alles und jeden als totalitäre Ideologen, Leninisten, Faschisten und Putinknechte zu verurteilen, die seine eigene fixe Idee von der #Freiheit als persönliches Recht auf individuelle Selbstverwirklichung ohne Rücksicht auf Verluste und Kollateralschäden nicht teilen.
Da ich ihn nicht lese, kann ich ihn so weit nur aus den im Forum zitierten TwiX-Beiträgen und sonstigen Medienkommentaren bewerten. Meine Wahrnehmung geht in eine ähnliche Richtung, ansonsten bekomme ich, wenn ich seinen Namen lese, ähnliche Hautausschläge wie bei den Namen Ulf Poschardt, Friedrich Merz, Markus Söder... - auch wenn die Gründe nicht Deckungsgleich sind.
Generell bin ich ja auch nur in der Selbsthilfegruppe, um das Gefühl zu haben, dass ich mit meinen Ansichten und Positionen (zumindest zum Teil) nicht komplett alleine dastehe.