Beiträge von Bartok75


    Ich schaue mir gerade das Video an und bin bei 1 Stunde und 7 Minuten. Es fällt mir extrem schwer, dem Herrn Lucke zuzuhören.


    Ich schließe mich dem Post von Martin zu 100% an. Der Mann hat einen viel zu hohen Redeanteil (Constanze hat gefühlt vielleicht ein Zehntel dessen), redet ohne Punkt und Komma, hat beim Reden tausend Gedankengänge, die er auch noch versucht gleichzeitig zu artikulieren.


    Ich habe mir mal die Mühe gemacht, einen Redebeitrag von ihm zu transkribieren als Beispiel:


    1:05:45 "Ich bin bloß, ich bin...nein, gar nicht egal, aber ich habe ja gerade deutlich gemacht...das ist mir keineswegs egal...aber ich habe da deutlich gemacht, dass ich die Vermarktung im ökonomischen Bereich, ob's die Facebook...und ich bin ja nicht unterwegs...ich bin ja jemand...obwohl auch da mit jedem Bild...ich weiß, du guckst mich mit großen Augen an, ich weiß, meine Frau sagt mir das ja auch, die klebt dann immer dann die Dinger da zu, die Kameras...wenn ich dann mit euch dann spreche und so...ich weiß, dass ich mit all den Dingen, ich weiß, dass ich selbst mit meinem Sprachgerät natürlich längst meine Sprache, all das gebe ich im Zweifel ins Netz und was weiß ich, ob's in der Cloud ist. Ich habe bloß in der Tat, das gebe ich zu, das ist vielleicht mein Rechtsstaatsvertrauen, sag ich bewusst, ich habe immer einen großen Unterschied gemacht zwischen diesem Staat, in dem ich..[?]...zum Glück auch kluger, digitaler, zum Teil auch wie Constanze und anderer, hochinformierter Netzaktivisten und, und, und, und, und, äh, Journalisten befleißigen kann, da habe ich mich ziemlich, ich dem Punkt sag ich ganz ehrlich, in dem Punkt ungeschützt sicherer, sicherer, gegenüber dem Staat gefühlt, als gegenüber der Verwertung im kapitalistischen Bereich, die letztlich meine Daten zu sonstigen Zwecken absaugt. Deswegen gebe ich unumwunden...das ist nicht mein, mein...da hab ich auch mit Daniel und anderen einen ganz anderen, viel klügere Leute, die auf dem Feld dieses, dieses...für die 'Blätter' als Experten unterwegs sind. Aber ich sehe, dass...deswegen will ich das durchaus zugeben, ich hab's ja gerade in Vorbereitung gesagt, ich geb's zu, für meinen Teil kann ich selber feststellen, dass viele der Felder, die ihr beackert, konkret, das Ende-zu-Ende ist ja nur die eine Sache, die zweite Frage ist die Biometrie beispielsweise, die Ausweitung des biometrischen Datenabsaugens, der Erstellung..." 1:07:15


    Glücklicherweise geht dann Tilo dazwischen, sonst würde das in Luckes völlig wirrem Stream of Consciousness wahrscheinlich stundenlang so weitergehen.


    Der gute Mann mag ja kluge Gedanken haben, die sind aber in so einem Format weitgehend wertlos, weil er sie kaum artikulieren kann. Ich meine das jetzt völlig ohne Häme, Ironie oder sonst was, aber er sollte sich besser aufs Schreiben beschränken. Da hat er dann die Zeit, um seine Gedanken zu sortieren und einen kohärenten Text zu Papier bringen.

    Der Fratzscher ist ja ein sympathischer Typ, aber hier druckst er an vielen Stellen ganz ordentlich herum, bleibt an vielen Stellen unkonkret. Z.B. warum Profit im Gesundheitssystem nötig ist, konnte er (mir zumindest) nicht plausibel erklären. Eigentlich habe ich nur neoliberale Phrasen dazu gehört (Wettbewerb, effektive Ressourcennutzung, der Staat kann es nicht, etc.).


    Das Problem ist doch, dass durch das Profitdenken (Profitmaximierung / Kostenminimierung, 1. Sem. BWL) der Patient zum Kunden und das Medizinpersonal zum Kostenfaktor wird.


    Beispiel 1: Pflegekräfte schlecht bezahlt -> zu wenig Nachwuchskräfte, da Job zu unattraktiv -> Pensum der vorhandenen Pflegekräfte erhöht sich immer mehr -> viele vorhandene Pflegekräfte wollen sich das nicht mehr antun -> noch weniger Pflegekräfte, die noch mehr leisten müssen usw...

    Beispiel 2: Patienten, die oftmals medizinisch nicht notwendige Behandlungen/Operationen bekommen (z.B. Hüft-, Knie-, Rücken-, Schilddrüsen-OPs)


    Mit der frühkindlichen Bildung im Zusammenhang mit Chancengleichheit spricht er ein sehr wichtiges Thema an. Wie wichtig das besonders für Kinder aus Migrantenfamilien und sozial schwierigen Verhältnissen ist, habe ich von Politikern schon vor zwanzig Jahren gehört. Was ist geschehen? Nicht viel. Es fehlen Kitas und Erzieher*innen ohne Ende.

    Wie wär's denn, wenn man den Beruf des Erziehers / der Erzieherin aufwertet, indem man ihn zu einem Studienberuf macht, wie in anderen Ländern üblich? Dann hätten Erzieher*innen eine höhere Qualifikation (wovon die Kinder profitieren würden) und müssten natürlich auch adäquat bezahlt werden. Und schon würden sich wieder mehr Menschen für diesen Job interessieren.


    Überhaupt was so alles vor 20 Jahren schon Thema war und wo sich so gut wie nichts getan hat, ist erschreckend. Braucht man sich nur die Tagesschau vor 20 Jahren anschauen.



    Oder auch das hier:



    Gott, was müssen sich die Industrie-Bosse damals über die freiwillige Selbstverpflichtung totgelacht haben.



    Völlig unverständlich ist mir Fratzschers Meinung zur Umverteilung. Natürlich brauchen wir die. Schließlich gab es in den letzten 20 Jahren eine gigantische Umverteilung von unten nach oben. Deshalb geht ja die berühmte Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Jetzt muss es halt wieder in die andere Richtung gehen. Für Bildung, Digitalisierung, Klima & Umweltschutz, Gesundheit, Wohnen etc. brauchen wir viel Geld. Dieses Geld ist in exorbitanten Mengen vorhanden, aber eben extrem ungerecht verteilt. Auch wenn sich das radikal anhört, der Staat muss ein Großteil dieses Geld zurückholen und in die oben genannten Bereiche investieren. Ansonsten sind wir auf dem besten Weg dahin, dass uns die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Demokratie und das ökologische Gleichgewicht, um die Ohren fliegen.


    Sorry für den langen Thread. Da hat sich wohl wieder etwas angestaut, was raus musste. :S


    Im Interview fehlten mir übrigens die Themen Transaktionssteuer und Green New Deal.


    Trotzdem gutes Interview. Freuen würde ich mich über ein Interview mit dem Keynesianer Gustav Horn.