Ich kann schonmal vorab direkt sagen das soweit mir bekannt sowohl bei der Sekundärenergie als auch der Endenergie ebenfalls nicht alle Wirkungsgradverluste enthalten sind, daher macht es keinen Sinn diese Begriffe als Vergleich zu der Primärenergie zu nutzen, denn wenn z.B. Benzin oder Diesel in der Tankstelle bzw beim Endverbraucher im Tank vom Auto ankommt ist zwar der Umwandlungsverlust vom Erdöl in der Raffinerie etc weg, aber es muss trotzdem noch der Wirkungsgrad bei der Verbrennung im Motor abgezogen werden...und dieser liegt nur im optimalen Drehzahlbereich bei 30-40%, die meiste Zeit läuft ein Motor aber nicht im optimalen Drehzahlbereich, daher liegt der Wirkungsgrad eher nur so bei bestenfalls 20-25%, der Rest ist Wärme und wird als warme Abluft in die Gegend gepustet.
Das stimmt im Fall des E-Autos und anderen Anwendungen, die Strom direkt nutzen, so wie er erzeugt wird, also ohne Carnotschwelle. Für den Rest des Transportsektors stimmt das aber schon nicht mehr, insbesondere für Frachtverkehr und Flugverkehr. Da brauchst du synthetische Kraftstoffe mit nicht einer, sondern zwei Carnotschwellen.
Im Elektrizitätssektor (20% der Primärenergie) sind, wie in deinem Beispiel rund 60-65% Reduktion möglich, wegen dem Wirkungsgrad von Wärmekraftwerken von rund 35-40%.
Aber schau mal die Prozesswärme als krasses Gegenbeispiel an (26% der Primärenergie). Da haben Wärmekraftwerke wie Kern- oder Kohlekraftwerke keine 35%, sondern nahezu 100% Wirkungsgrad, weil sie sich die Carnotschwelle bei der Umwandlung zum Strom sparen. Für ein Viertel der Primärenergie gibt es also gar kein Einsparpotential durch Elektrisierung.
Auch für den Rest des Wärmesektors (50% der Primärenergie) sind die Einsparungen eher gering, weil du hier große Verluste durch das saisonale Speichern hast. Bei P2G2P hast du nämlich nicht nur eine, sondern gleich zwei Carnotschwellen, also unterirdische Wirkungsgrade.
Im Transportsektor (30% der Primärenergie) ist sogar eine Erhöhung des Verbrauchs wahrscheinlich. Für den Frachtverkehr, Schiffsverkehr und Flugverkehr musst du P2G oder P2L einsetzen mit unterirdischem Wirkungsgrad dank 2 Carnotschwellen. Nur im kleinen Teil des Individualverkehrs und des Schienenverkehrs kann wegen der direkten Verwertung elektrischer Energie gespart werden.
Übrigens ist die Effizienz von offenen Gasturbinen beim Hoch- und Runterfahren zum Ausgleich der Leistungsrampen von Solar und Wind ja noch deutlich schlechter als die 35% von Wärmekraftwerken im Dauerbetrieb. Die Frage ist also, inwieweit Solar und Wind den Elektrisierungsvorteil durch ihre notwendigen fossilen Backup-Kraftwerke kannibalisieren. Dafür spricht, dass der Primärenergieenergieverbrauch in Deutschland kaum gesunken ist, trotz einem Ausbau von Wind und Solar.
Es würde mich wundern, wenn die gesamte Primärenergie um mehr als 20% gesenkt werden kann. Das ist natürlich immer noch ein großer Vorteil. Aber man sollte sich nicht auf der Vorstellung ausruhen, man könne 70% der heutigen Primärenergie einfach weglassen.