Oleksij Arestowytsch will alles anders machen: Der ukrainische Politiker fordert einen "Deal auf Zeit" mit Russland – und erhebt schwere Vorwürfe gegen Selenskyj.
Keine Ahnung ob diese Zahlen stimmen, aber interessant ist es schon, dass der jetzt solche Vorwürfe gegen seinen früheren Chef erhebt, nachdem dessen oberster General gerade erst mehr oder weniger offen aussprach, dass die Offensive gescheitert sei, und dass es auf absehbare Zeit auch keine neue geben werde:
General Valery Zaluzhny admits the war is at a stalemate
Daran ist wiederum interessant, dass Zaluzhny die Schuld am ausbelibenden Erfolg der Frühjahrs-Sommer-Herbst-Offensive nicht alleine dem mangelnden Willen der westlichen Alliierten zur Übersendung von noch mehr und noch moderneren Waffensystemen in die Schuhe schiebt, sondern eher zu dem Schluss kommt, dass sich die technologischen Niveaus auf beiden Seiten so die Waage hielten, dass keine daraus einen entscheidenden Vorteil für sich ziehen könne. Das hält ihn allerdings nicht von der Hoffnung ab, neue, bisher noch nicht verfügbare Technologie werde die Schlacht am Ende doch noch zu Gunsten der ukrainischen Seite entscheiden. Aber gleichzeitig befürchtet er, dass der Krieg sich jetzt noch Jahre lang im ewigen Stellungskampf hinziehen könnte, und den ukrainischen Staat dabei ausbluten würde.
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Einen Deal, wie er Arestowytsch vorschwebt, kann und wird Russland eher nicht zustimmen, dafür hat man die Lage inzwischen wieder weitgehend unter Kontrolle. Die Nato-Mitgliedschaft war der Knackpunkt, der überrhaupt zum Krieg führte und daran wird sich in Anbetracht der Opfer und der Perspektive, die dieser Vorschlag beinhaltet, nichts geändert haben.
Die Herausforderer bringen sich innenpolitisch in Stellung für die kommende Wahl. Den Geist bekommt aber keiner mehr zurück in die Flasche, weshalb auch keiner für ein echtes Ende des Krieges eintritt/einteten kann.
Zaluzhnys angedachter Schwenk hin zu einem in erster Linie defensiv geführten Krieg wird die Kosten für die Russen erhöhen, womöglich setzt er auch darauf viel Zeit zu gewinnen, um auf ein "Wunder" warten zu können. Ob es den Ausgang verändern wird, darf bezweifelt werden. Aber Zeit ist womöglich die einzige Option die noch bleibt. In Anbetracht der Leichtfertigkeit, mit der unsere politische Elite von einer Krise in die nächste maschiert, wäre so eine Haltung sogar nachvolziehbar. Für die ist das Ganze ohnehin nur ein Spiel, in dem sie endlich mal zu Ruhm gelangen.