Beiträge von hansj.

    hoi hansj. , deine leuchturmfunktion in der bpk zum komplex "unangenehm(st)e fragen" bleibt dir und tilo unbenommen. ich bezweifel hier auch auf gar keinen fall die fähigkeit, schlüsse zu ziehen. es ging hier mit der formulierung "keine vergleichbaren fälle bekannt" um einen vergleich und um die implizite aufforderung zu gewichten. das habe ich beklagt.

    ah, verstehe. in der tat halte ich die genannten fälle aber auch nicht vergleichbar (im sinne von: gleichzusetzen) . in beiden fällen war offenbar gezielte tötung die absicht. bei soleimani war das offen erklärt worden seitens der us-administration, bei navalny ist - nach meiner auffassung - die indizienlage ziemlich erdrückend.

    dennoch sehe ich schon einen fundamentalen unterschied zwischen der tötung eines als "terroristen" benannten "feindes" , der für für organisation von anschlägen verantwortlich gemacht wird, und der (mutmaßlich beabsichtigten) tötung eines innenpolitischen gegners.

    wenn man tatsächliche ähnlichkeit der fälle konstruieren würde, dann müssten wir uns vorstellen, dass der us-geheimdienst killer auf bernie sanders ansetzt. mit wissen ( oder gar im auftrag) des präsidenten, der aber nach einem fehlgeschlagenen tötungsversuch dies strikt dementiert.

    das wäre der vergleichsfall auf augenhöhe. ich sehe nicht, dass wir es damit zu tun haben - also sind ( auch wenn zumindest ich beide tötungen kritisiere) sehr unterschiedliche fragen zu stellen.

    Wenn du mit effizienter wieder mehr Verbrenner meinst vielleicht...

    nein, das meine ich nicht. ist dir nicht vorstellbar, dass "effizienz" in jeglicher form von energieeinsatz möglich ist ? dass leds effizienter sind als herkömmliche leuchtmittel, (warum haben denn wohl all die großen und kleinen geräte die kennzeichnung der "energieeffizienzklassen" ?) dass wärmedämmung für effizienz sorgt, da weniger energie für wärme aufgewendet werden muss, dass fertigungsprozesse auch in der industriellen produktion mit weniger energiewaufwand ( also - effizienter) gestaltet werden - das kann dir doch nicht verborgen bleiben . und nichts davon hätte etwas mit "verbrenner" (im sinne von: automotoren) zu tun.

    warum hältst du mir so eine komplett eindimensionale these vor ?

    Und genau das ist in etwa die westliche Wertedebatte, die soviel Übelkeit erzeugt.

    Da steht man da und muss mit sich selbst ausmachen, ob man die vom Westen stolz nach aussen proaktiv propagierten Politikermord an irgendeinem Iranischen General der nach innen gerichteten stark indizierten Vergiftung irgendeines Oppositionellen irgendwie vorzieht. Und du weisst, zu welchem Schluss du kommen solltest, dass wird dir ja nahegelegtvergessen.

    du hast zur kenntnis genommen, vom wem und mit welcher fragestellung z.b. in der bpk die tötung eines irannischen generals durch eine killerdrohne thematisiert wurde? von daher sehe ich mich durchaus in der lage, im einen wie im anderen fall zu schlüssen zu kommen, die auf konsistenter grundlage beruhen.

    teilweise bestätigen deine anmerkungen das kommentierte, teilweise widersprichst du thesen, die ich gar nicht aufgestellt habe, zum schluß eine bewertung, die logisch nicht ableitbar ist: warum wäre gleichzeitige senkung von grund- und spitzenlast "geppanter mangel" ? wenn die abgeforderter leistung z.b. auf grund effizienterer technologie geringer ist, dann hat das nichts mit "geplantem mangel" zu tun. das ist eine schlußfolgerung, die aus einer sehr statischen vorstellung von technologie und prozessen gezogen wird. man könnte es auch eine idologische position nennen, wenn man annehmen sollte, dass du es eigentlich besser weisst. aber ob das so ist, weiss ich ja nicht. ;-)

    man kann ja nicht verhindern, gründlich mißverstanden zu werden.

    warum habe ich auch meine eigene studienzeit an einer technischen universität erwähnt ? keinesfalls, um die kompetenz des gesprächspartners in frage zu stellen, wie kommst du darauf ?

    ich habe es angesprochen, weil ich da in eigener erfahrung mitbekommen habe, dass "klassische" ingenieurstudenten ( e-techniker, maschinenbauer, bauings...) es nicht von vornherein als sinnvollen studieninhalt angesehen haben, sich auch mit wissenschaftlichen erkenntnissen zu befassen, die die gesellschaftlichen bedingungen der anwendung von ingenieurleistungen untersuchen. - dass ich allerdings einigen der kommilitonen, die sich darauf eingelassen haben, späterwieder begegnet bin in berufspositionen, wo es um die schnittstelle zwischen politischen beschlüssen und technischer umsetzung ging (z.b. in senatsverwaltungen, bei kommunalen evu`s usw.) - die mir bei der widerbegegnung sagten, ohne diese sozialwissenschaftlichen anteile wären sie nie und nimmer diesen weg gegangen. war das also sinnvoll ? ich denke, ja. folgt daraus implizit - wie du mir unterstellst - die forderung, jeder ingenieur müsse zwangsläufig soziologier studieren, weil er sonst keine ahnung haben könnte von den gesellschaftlichen implikationen seines berufs ? eindeutig nein.

    dass die realen studienbedingungen in den 70er jahren andere waren als heute, ist doch sonnenklar. hat sich aber die rolle von ingenieuren im gesellschaftlichen prozess seitdem fundamental verändert ? das sehe ich nicht.

    im übrigen habe ich selbst sehr von dieser einbindung in eine hochschule mit überwiegend technischer ausrichtung profitiert. ich habe gelernt, wie natur- und ingenierwissenschaftliches denken sich in mancher hinsicht von geistes- und sozialwissenschaftlichem denken unterscheidet. dieses wissen nützt mir bis heute. insofern: aus meiner sicht eine win-win-situation.

    wenn du den bezug auf diese doppelte erfahrungsebene an einem passenden punkt des diskurses als "labern" abqualifizieren möchtest - das ist dir ja unbenommen. ich erlaube mir, anderer meinung zu sein.

    ich habe es keinesfalls so empfunden, dass du "gescheitert" bist. allerdings hängt so eine beurteilung natürlich davon ab, was denn erreicht werden sollte ? das kannst nur du selbst wissen. dein anliegen, dass jeder mensch auf praktischer ebene selbst fähigkeiten entwickeln sollte, etwas für umweltschutz und gegen klimawandel zu tun, ist zumindest mir sehr klar geworden, und wir haben doch auch darüber gesprochen, in welcher weise dies zu realisieren wäre. die bisherigen reaktionen zeigen m.e., dass dies auch bei anderen so angekommen ist.

    dass wir im gespräch dann auch bei fragen ankamen, die etwas mit der herstellung von versorgungssicherheit zu tun haben, scheint mir nicht unlogisch zu sein.

    da war (ist) deine position ja eine eher skeptische, inwieweit das wesentlich auf der grundlage erneuerbarer energien machbar sein könnte. hast du ja auch jetzt noch mal betont.

    dass das eine große herausforderung ist, wird doch niemand bestreiten, auch ich nicht. allerdings: "versorgungssicherheit" ist insofern ein relativer begriff, als er auf variablen größen beruht: zum beispiel gehen effizienzsteigerung wie auch lastabrufmanagement darin ein. wenn die zu einer reduzierung von spitzen- aber auch grundlast führen, ist versorgungssicherheit eher gegeben. gleiches gilt - in bezug auf die volatilität von solar- und windstrom - für die frage von netzverbünden und speichermöglichkeiten. je größer ein netzverbund, und je mehr speicherkapazität (und das meint einen mix unterschiedlicher speicherformen), desto besser kann der nachteil der volatilität kompensiert werden.

    diese fragen, die seit beginn der energiewende eine rolle spielen ( und mit denen ich mich, sowohl auf politischer als auch auf technologischer ebene seit 20 jahren beschäftige) gehören m.e. ganz wesentlich in einen diskurs über erfolgsmöglichkeiten und risiken einer perspektivisch klimaneutralen energieversorgung.

    dass ich da eine vielleicht etwas optimisischere position einnehme als du, bedeutet doch in keiner weise, dass du "gescheitert" wärst, warum sollte das so sein ?

    heute morgen habe ich im übrigen an einer dirtuellen pressekonferenz teilgenommen, in dem es um solche aspekte ging. veranstaltet von der "stiftung klimaneutralität" ( deren direktor rainer baake auch die "agora-energiewende" gegründet hatte, von der du ja ebenfalls sprachst. vielleicht ist der link zu diesem neuen thinktank von interesse.

    https://www.stiftung-klima.de/…en/energie/flaechen-wind/


    mir hat das gespräch jedenfalls etwas gebracht. danke für deinen input und jederzeit gern wieder.

    Dennoch ist der von westlichen Politikern liebevoll MBS genannte Sägeprinz immernoch everybodys darling. Der Börsengang seiner Erdölsparte wurde gerade erst mit Begeisterung gefeiert.

    na ja. die russischen erdöl-/erdgasaktien erfreuen sich an den weltbörsen ( incl. wallstreet) seit langen jahren ebenfalls ungebrochener beliebtheit.

    was würde uns das jetzt nach deiner logik sagen ?

    viel text, der in der tat eine diskussion fortführt ( bzw. variiert), die wir an anderer stelle schon mal hatten.

    ich will dazu nur so viel sagen, dass ich deine grundaxiome nicht teile. du vergleichst ( bzw. setzt gleich) aktionen und strukturen, die ich für nicht gleichartig halte.

    die causa navalny auf eine "räuberpistole" runterspielen zu wollen, mündet letztlich in einer blindheit gegenüber strukturen staatlicher herrschaft ( geheimdienste gehören ja eindeutig dazu), die man eben auch an ihren extremformen zu messen hat. navalny ist ja - nach dem, was zumindest mit sehr starken indizien im raum steht - kein einzelfall. von anna politkowskaja über die skripals bis zum tiergartenmord, von mh 17 nicht zu reden, in all diesen fällen führen ziemlich starke indizien zu geheimdienstaktivitäten.

    mir sind ( zumindest aus der jüngeren vergangenheit) keine vergleichbaren fälle deutscher/europäischer, auch nicht us-geheimdienste bekannt. wenn du da mehr meist, wäre ich über hinweise dankbar.

    dass unter den bedingungen einer autoritären staatlichkeit ganz eigener art, die über verfassungstricksereien eine art "ewiger herrschaft" ( plus, aktuell, weitgehender straffreiheit) schafft, die aktivitäten dieser dienst nicht ohne (zumindest) kenntnis und billigung der staasführung möglich sind, ergibt sich aus den politischen strukturen und der realen verfasstheit des staatsapparates, an dessen spitze ein gelernter geheimdienstoffizier steht.

    der ist deswegen kein "satan", aber es ist schon eine bemerkenswerte struktur. ( wie würden wir es wohl bezeichnen, wenn etwa mike pompeo als ehemaliger geheimdienstchef sich durch verfassungstricks eine vergleichbare "ewige amtszeit" geschaffen hätte, und im verlauf dieser amtszeit agenten seines herkunftsapparates wiederholt in zusammenhang mit mordanschlägen gebracht werden können, bzw. die beteiligung daran sogar zugeben ? ) meinst du nicht, dass dann auch die westdeutsche medienlandschaft das ziemlich intensiv bekandeln würde ? ich schon.

    insofern halte ich auch eine zweite grundthese von dir für so nicht zutreffend: dass die hiesigen medien den regierungsseitig vorgegebenen narrativen schlicht und einfach willig folgen würden.

    es gibt, und so weit habe ich dann doch noch kenntnis über aktuelle wirkstrukturen im politisch-medialen komplex ( der als solcher natürlich existiert) solche "von der bundesregierung vorgegebenen themen". diese wahrnehmung ist genau das, was du den "mainstream medien" vorwirfst: aus einem bias wird rückgeschlossen, wie es zu sein habe.

    nur dass eben bei dir nicht der bias: "putin=satan" die wahrnehmung strukturiert, sondern die these: "westdeutscher mainstream = willfährige follower vorgegebener regierungsnarrative".

    die eine wie die andere variante geht ( zumindest nach meiner auffassung) an der realität vorbei. jedenfalls als strukturelle behauptung.

    was soll (mir, da du ja auf meine anmerkungen antwortest) das nun eigentlich unterm strich sagen ? zu der these, dass (mutmaßliche) mordtaten des einen regimes ( kategorie; politische feinde) besonders kritisch unter die lupe genommen werden , während solche von anderen regimes (kategorie: politische verbündete) angeht, erinnere ich nur mal an die mediale behandlung des kashoggi-mordes. da passierte in der berichterstattung/kritik doch genau das, was es nach deiner darstellung eigentlich kaum hätte geben dürfen.

    spekulativ weiter: wenn es ernstzunehmende indizien dafür gäbe, dass der geheimdienst eines bündnispartners politische gegner zu ermorden versucht - möglicherweise mit zumindest einverständnis der staatsführung - meinst du ernsthaft, das würde in deutschen medien unterschlagen, bzw. durch den milden filter eines gemeinsamen "wertelagers" geschickt ? falls das deine these wäre: wie erklärt sich dann die - recht massive - kritik am umgang des (nato-bündnispartners türkei) mit oppositionellen ?

    mit holzschnittartigen feststellungen kommt man nicht besonders weit bei der medienanalyse.

    soweit es mich betrifft: ich gehe seit über 40 jahren in meiner journalistischen arbeit davon aus (und habe diese position auch des öfteren öffentlich gemacht) , dass unsere darlegungen, einschätzungen, bewertungen immer nur unseren jeweiligen erkenntnisstand wiedergeben. es sind angebote für sichtweisen und interpretationen. die sich ändern können ( und im lauf der zeit auch immer wieder mal geändert haben), wenn die kenntnislage sich geändert hat. es handelt sich um momentaufnahmen, nicht um ewige wahrheiten. wer von journalismus etwas anderes will oder erwartet (so rum oder so rum, als produzent oder konsument) läuft gefahr, sich im erkenntniswald zu verirren.

    Ich bin mir sicher, dass Du da den 91 er Golfkrieg mit dem von 2003 verwechselst.

    soweit es "brutkastenmorde" angeht: richtig das war der golfkrieg 91. die angeblichen "massenvernichtungsmittel" allerdings waren allerdings schon 2003. mein fehler war, beide punkte ein und demselben datum zuzuordnen.

    was allerdings nicht die grundsätzliche aussage verändert, dass - zumindest in bezug auf 2003 - deutsche medien und politik eben nicht einfach us-geheimdienstinformationen übernommen haben.

    Man Eindruck ist übrigens, dass die Russen mit Deutschland eine Art lockere Verständigung hatten, als sie Nawalny ausreisen ließen. Die wurde aus ihrer Sicht verletzt und deshalb richten sich diese nachträglichen Strafaktionen gegen Deutschland.

    woraus resultiert der eindruck einer"lockeren verständigung" ? soweit ich den ablauf journalistisch begleitend nachvollziehen konnte, hat rußland zunächst sehr nachhaltig versucht, den navalny-flug nach deutschland zu verhindern. er konnte doch erst stattfinden, als sich die pilotenderchartermaschineschlichtweg weigerten, ohne navalny wieder zurückzufliegen und sich eine internationale mediale und humanitäre aufmerksamkeit entwickelte.

    das würde ich nicht unter "lockere verständigung" fassen.

    Sie hatten damals die Aussage von Angehörigen der Regierung von Kuwait. Sie hatten mehrere vorgebliche Augenzeugen, inklusive natürlich, am berühmtesten, Nayirah al-Saba. Und auch Amnesty International hat diese Geschichte zeitweise gestützt. Dementsprechend wurde auch darüber berichtet.


    Ergänzung: Aber vielleicht denkst du an den falschen Golfkrieg?

    richtig, die brutkastenlüge war golfkrieg 1991. die angeblichen massenvernichtungsmittel allerdings golfkrieg 2003. ich habe fälschlicherweise beides 2003 zugeordnet.

    Die Russen sehen Deutschland mittlerweile als "führend" in der antirussischer Anfeindung im Westen.


    Sagen wir mal, auf den Arbeitsebenen läuft es immer ruhig weiter, auch wenn mal ein Regierungschef pampig wird - aber prinzipiell vergisst Russland nicht. Wenn sie uns nur halb so Scheisse finden wie wir uns benehmen, dann bekommen wir noch einiges aufs Brot geschmiert...

    woher stammt dein fundamentales wissen, dass sich in einem satz wie "generell vergisst rußland nicht" äüßert ? ich staune.

    wenn dieser satz nicht die akzeptanz einer form von drohung ausdrücken soll, dann muss er sehr allgemein gelten: ein gutes erinnerungsvermögen ( = nicht vergessen) ist voraussetzung jeder berechenbaren politik. was pasiert, wenn dieses erinnerungsvermögen fehlt ( oder ausgeblendet wird) haben wir z.b. in trumps völlig erratischer außenpolitik erlebt. the donald konnte ziemlich viel in ziemlich kurzer zeit vergessen.

    zum verantwortungsvollen umgang gehört z.b. regierungssprecher in der bundespressekonferenz danach zu fragen, wie sie zu navalny`s z.t. nationalistischen, fremdenfeindlichen und homophoben äußerungen stehen. solche fragen habe ich dort vor monaten schon gestellt. da empfinde ich aktuell keinen blinden fleck - aber es immer schwierig, in eigener sache zu urteilen.

    ungeachtet dessen ist allerdings die frage, wie ein system ( und seine geheimen dienste) mit sog. regimegegnern umgehen, eine sehr grundsätzliche. das systeme ihre kritiker/gegener behindern und gern los sein möchten, ist nicht neu. dabei besteht dann allerdings schon ein fundamentaler unterschied zwischen der entscheidung, einem "whistleblower" kein politisches asyl zu gewähren und dem versuch, ihn umzubringen. deswegen ghalte ich jede vergleichende gleichsetzung von navalny/snowden für völlig unmöglich. gleichermassen ist der - sachlich richtige - hinweis auf die rolle der damaligen udssr bei der zerschlagung des deutschen faschismus, insbesonders die zahl der dabei ums leben gekommenen menschen - zivile wie militärische opfer - in keiner weise geeignet, für aktuelle geheimdienstoperationen verständnis zu erwecken. ( wer diese völlig unsinnige aufrechnerei anfangen will, kommt dann auch an der tatsache des hitler/stalin pakts nicht vorbei, wie auch nicht an der tatsache, dass - wie in "bloodlands" dokumentiert, im raum des heutigen polens/der ukraine zwischen 1933 und 45 16 millionen menschen durch die kombinierten verbrechen hitlers und stalins ums leben kamen - jenseits des holocausts.

    wie gesagt, ich stelle solche rechnungen nicht an. aber: jeder der den - beklagenswerten - sowjetrussischen "blutzoll" des 2. weltkriegs in irgend einer weise zur erklärung aktueller maßnahmen heranzieht, holt sich diese diskussion selbst ins haus.

    man könnte diese diskussion auf die anderen von dir angeführten aspekte fortführen, und landet doch immer wieder bei dem punkt: verbrechen sind verbrechen, und als solche von kritischen medien zu benennen.

    und der hinweis auf "friedeserhaltene maßnahmen" ist immer zu koppeln mit dem blick darauf, welche eigenen (im zweifel auch geopolitischen und/oder auch imperialen ) interessen die jeweiligen akteure haben. frieden ist mehr als die schiere abwesenheit offen kriegerischer aktionen.

    Von Journalisten (oder Ermittlern) kann man ja nicht erwarten Sachverhlte sehr kurzfristig zu klären, mich verstört viel mehr wenn Regierungen diese Ermittlungen und rechtsstaatliche Verfahren garnicht abwarten, direkt mit eintreten eines Skandals kommt zeitgleich die Verurteilung und die Sanktionierung (sehr öffentlichkeitswirksam).


    Irgendwann stellt sich dann Jahrzehnte später heraus es gab keine Brutkasten-Morde, es gab keine Massenvernichtungswaffen, keine 1000 Giftgasangriffe in Syrien und es wuren keine 5000 Krankenhäuser zerstört. Dann fragt aber niemand mehr danach, die Strafen sind durch, die Sanktionen auch, die Kriege geführt, die Regierungen in Pension oder Konzernen ...

    und genau das macht den unterschied: die behauptung von brutkastenmorden und massenvernichtungsmitteln war von seiten der miltitärischen führung der usa ohne jegliche belastbaren beweise vorgelegt worden. ( skizzen die sich auf eine obskure quelle namens "curveball" zurückführen lassen, erfüllen solche anforderungen nicht.)

    das war ja nun wesentlich der grund für massive skepsis sowohl der deutschen medien als auch der damaligen bundesregierung. ( weswegen auch die von den usa geforderte kriegsbeteiligung verweigert wurde.)

    sowohl bei mh 17 als auch jetzt bei navalny ist der sachverhalt ein völlig anderer. zum einen ist es nicht bellincat allein, das rechercheergebnisse liefert, sondern diese werden in relation gesetzt zu den ergebnissen anderer, unabhängiger rechercheure. zum zweiten werden diese rechercheergebnisse incl. bildmaterial unter angabe der recherchewege und unter nennung von klarnamen veröffentlicht - auch das hat eine fundamental andere qualität als - wie im fall irak - unbelegbare vorwürfe aus geheimdienstquellen.

    warum wird dieser ganz grundsätzliche unterschied nicht zur kenntnis genommen ?

    bei navalny kommt hinzu, dass - die authentizität des telefonats unterstellt - Kudryavtsev selbst in mehrfacher weise die absicht und durchführung des anschlags auf nanalny bestätigt hat sowie auch die vertusche nachträglicher vertuschung. er stellt in diesem gespräch mutmassungen über die gründe des scheiterns an und benennt von sich aus die fähigkeiten z.b. des bundeswehr-labors bei der giftstoff-analyse.

    und das alles wird ignoriert bzw. soll keine rolle spielen, weil bellingcat ( als organisation, die dieses gespräch dokumentiert hat ) gelder von geheimdiensten bekommt ? obwohl der "kronzeuge" die recherchierten ergebnisse bestätigt ? das hat dann mit logik, faktenanalyse und indizienwürdigung nichts mehr zu tun.

    als journalists könnte ich mir gar nicht erlauben, derartig biased zu recherchieren und zu publizieren. whatataboutisms und strohmänner - egal welcher provenienz - sind das gegenteil seriöser journalistischer arbeit.

    worin kudryavtsevs aufgabe im rahmen des "teams" bestand, geht doch aus dem transkript ziemlich deutlich hervor. er war offenkundig zuständig für die spurenbeseitigung an navalnys kleidung, unter besonderer berücksichtigung der unterhose. was wäre da unklar ? und inwiefern stünde das im widerspruch zu möglichen spuren an einer wasserflasche ? substanziell relevant ist doch primär die aussage, dass spuren an der innenseite der bekleidung beseitigt wurden. warum sollte der mann, offenbar im glauben, er spreche mit einem internen untersucher, dieses bestätigen, bzw. von sich aus formulieren, wenn es gar nicht stattgefunden hätte ? von welcher logik des denkens/sprechens/handelns gehst du aus ? ( immer vorausgesetzt, dieses gespräch hat tatsächlich in der dokumentierten form stattgefunden, wovon ich derzeit ausgehe, mir ist zumindest kein plausibel-belastbares dementi bekannt.)


    bestätigt wurde, auch das geht aus dem kontext der veröffentlichung hervor, z.b. die teilnahme Kudryavtsevs an einer früheren aktion gegen navalny (2017 in kirov) .

    Kudryavtsevs erklärungen zu diversen sachverhalten basieren waren zum teil reaktionen darauf, dass ihm im telefonat reisedaten sowie telefonkontakte vorgehalten wurden, die ihn annehmen liessen, er spreche tatsächlich mit einem informierten hierarchischen "insider" . er hätte sich doch nie und nimmer dazu geäußert, wenn diese ihm vorgehaltenen daten falsch gewesen wären. das ist eine schlichte frage der logik.


    vielleicht liesst du einfach mal das transkript in voller länge und stellst dir dann selbst die frage, welche sachverhalte darin zu sprache kommen und von Kudryavtsev bestätigt bzw. noch weiter ausgeführt werden.

    war es nicht mal ein gutes prinzip linker aufklärung, nicht den überbringer einer botschaft zu kritisieren, sondern sich mit deren inhalt auseinanderzusetzen ? für bellingcat hiesse das: sich auf die recherchierten und veröffentlichen inhalte einzulassen ( die im übrigen nicht von "cia sprachrohr bellingcat" allein ermittelt wurden/werden, sondern in internationalen kooperationen, zu denen rechercheure ziemlich angesehener medien gehören.)

    exemplarisch läßt sich das sowohl in bezug auf den mh 17 abschuss als eben auch navalny nachvollziehen. sind französische und deutsche überregionale tageszeitungen, magazine, und öffentlich-rechtliche rundfunkanstalten eines rechercheverbundes denn dann auch alles "reine cia-sprachrohre" ?

    die rechercheergebnisse über die herkunft der buk-raketeneinheit, die mh 17 abschoss sind gut dokumentiert und wurden in keinem wesentlichen punkt widerlegt. alles cia-erfindung ?

    das "trick-gespräch" navalny`s war ein trick-gespräch, richtig. aber ist sein inhalt deswegen eine cia-erfindung ?

    trick-aktionen waren übrigens günter wallraffs industriereportagen oder seine undercover-arbeit bei der bild zeitung auch. diese "tricks" waren hilfsmittel aufklärerischer enthüllungsarbeit.

    viel interessanter (und relevanter), als über "räuberpistolen" zu lamentieren, wäre doch eigentlich die auseinandersetzung mit den aussagen, die der ausgetrickste "unterhosenreiniger" gemacht hat. mir wäre nicht bekannt, dass die authentizität dieses telefonats bestritten wurde.

    oder ist mir das entgangen ? faktische details des transkribierten textes wurden durch objektivierbare daten bestätigt. das alles ist keine überlegung wert, sondern verschwindet hinter dem verdikt "reines cia-sprachrohr" ? .

    dahinter würde ja noch erheblich mehr blauäugige gutgläubigkeit stecken, als du sie anderen vorwirfst.

    p.s. das alles ändert nichts am wissen, dass die cia mehr als genug blut an den händen hat, dass sie alle schmutzigkeiten und auch rechtswidrigen mittel geheimdienstlicher arbeit kennt und anwendet - wie andere "effiziente" geheimdienste auch. dieses cia-wissen bedeutet eben nicht, dass sie nun für alles verantwortlich sei, was auf diesem feld geschieht. ich plädiere da ausdrücklich für jeweilige einzelfalluntersuchung.auch im fall navalny. und wenn bellingcat fakten liefert, die der aufklärung dienen, dann werden diese fakten nicht unwahr durch den boten, der sie überbringt.

    Das haben sie nicht geschafft bei dutzenden meist geoplitischen Themen, noch letzte Woche habe ich ein Loblied auf die Weiss Helme in der BPK gehört - die ganze restliche Welt weiß man redet da über den paramilitärischen THW-Arm von AlQaeda/Nusra/THS - Russlands ausspolitische Sprecherin beklagte vor Tagen noch die letzte Millionenzahlung des deutschen AA. Viele syrische Nachbarländer nehmen syrische Flüchtlinge auf, ausgenommen namentlich bekannte Terroristen und Weiss Helme - die müßen wir dann mit Bundesfliegern nach Deutschland einfliegen, wir sind ja deren Sugarmommy.


    Wenn Medien an den Punkt keine Lügen erkennen, an der immer haarsträubender werdenden Story Nawalny, dann sind das keine Zufälle, die Medien übernehmen 1:1 die Regierungssprecher Talkingpoints (wie auch in Weissrussland heute, Ukraine damals). Wenn Regierungen in diesen Punkten vorsätzlich lügen, dann muß man ihnen überall vorsätzliche Lügen zutrauen...

    haarsträubend ist eigentlich eher das transkript navalny`s mit der unterhosenreinigungsfachkraft.

    auch das verschleppen von demonstranten in belarus durch anonymisierte "ordnungskräfte" mit folgender einbuchtung an unbekannten orten könnte man haarsträubend nennen.

    ich hoffe, es ist kein zufall, wenn medien darüber berichten. haarsträubend wäre es wiederum, talkingpoints 1:1 zu übernehmen, die das alles für so-nicht-existent erklären.