Beiträge von Waldhexe

    Große Worte und nichts dahinter“


    Ein Thema beim Weltnaturgipfel COP15 war das „30x30"-Ziel, also der Schutz von mindestens 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche bis 2030. Dazu sagte Umweltministerin Steffi Lemke im Interview mit der Tagesschau am 16.12.22:

    „Ich will, dass wir nicht nur sogenannte 'Paper Parks' bekommen, also Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren, sondern dass wir auch so etwas haben wie Biosphärenreservate oder unsere Nationalparks, wo es dann die verschiedenen Zonen gibt: ganz streng geschützte Gebiete und solche, in denen nachhaltige Nutzung erlaubt ist.“


    Auf der BPK vom 19.12. hatte Tilo gefragt, was das beim Weltnaturgipfel verabschiedete Naturschutzabkommen für Deutschland bedeutet. Die Antwort war, dass wir in Deutschland bereits über 30% Flächen haben, wenn man Landschaftsschutzgebiete einbezieht. Zu diesen Landschaftsschutzgebieten gehört auch das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, das ich meine Heimat nenne und daher gut kenne.


    Der Pfälzerwald ist seit 1992 Biosphärenreservat und die Vorgabe der UNESCO, 3% der Fläche als Kernzonen auszuweisen, wurde erst im Jahr 2020 erreicht. Von streng geschützten Gebieten kann da allerdings nicht die Rede sein. Seit 30 Jahren wird nun in den Kernzonen allmählich die Waldbewirtschaftung eingestellt, und auch in den darum liegenden Pflegezonen kann leider nicht von schonender nachhaltiger Nutzung gesprochen werden. In den Entwicklungszonen (rund 87% der Fläche) liegen alle paar Kilometer kleinere oder größere Dörfer, deren Einwohner noch zum Teil Privatwaldbesitzer sind und nun vermehrt wieder mit Holz heizen. Aber das gehört bestimmt zur Erhaltung der Kulturlandschaft, wie auch das ständige Heulen der Kettensägen im Wald (Vorsicht Ironie). Durch das Biosphärenreservat führt eine Autobahn und eine zum Teil zweispurig ausgebaute Bundesstraße, die weiter ausgebaut wird, um dem zunehmenden LKW-Verkehr Platz zu geben. Über dem Pfälzerwald wird regelmäßig Kerosin abgelassen und Militärflugzeuge aus Ramstein und Flugzeuge von oder nach Frankfurt verbreiten oft Dauerlärm im Wald. Also, Biosphärenreservat klingt toll, aber die wenigen unterfinanzierten Projekte sind leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und damit große Worte und nichts dahinter.


    Dann gibt es da noch 40 Naturschutzgebiete am Haardtrand des Pfälzerwaldes.

    In der Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet wird im §3 der Schutzzweck geregelt:

    „- die Erhaltung und Entwicklung eines durch ein vielfältiges Nutzungsmuster aus Rebflächen unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität, Obstgrundstücken, Gebüsch- und Saumbiotopen, Wald- und Waldrandflächen, Trockenmauern und Weinbergsterrassen charakterisierten Gebiets,

    - die Erhaltung und Entwicklung des Gebiets als Standort seltener Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften sowie als Lebensraum seltener, teils bestandsbedrohter Tierarten“


    Einige dieser Naturschutzgebiete bestehen auch nur auf dem Papier, denn es wird dort weiterhin konventionell, mit vielen Spritzmitteln, Wein angebaut und dazwischen ein Lebensturm aufgestellt, damit man angeblich was für den Naturschutz gemacht hat.


    Wenn hier jemand was tut, dann ehrenamtliche Helfer vom Naturschutzbund (NABU) oder anderer Vereine. Gemeinden und das Land verdienen weiterhin gut Geld mit der

    Holzernte, aber wollen keine Gelder in Klima- und Naturschutz investieren.


    Sorry, wenn ich hier schlechte Laune verbreite, aber ich musste mir das von der Seele schreiben.

    Und vielen liebe Dank für eure tolle Arbeit!