Beiträge von fruchtoase



    Das bitte, ohne ein Wort dazu zu sagen, jedem deutschen Fernsehjournalisten/-nachrichtenfuzzi vorspielen bei zukünftigen Interviews (falls sich nochmal jemand von denen zu J&N trauen sollte) und dann ohne ein Wort zu sagen tief in die Augen schauen.


    Wenn sie dann nicht verschämt weggucken, kann man das Gespräch auch gleich abbrechen. Lebenszeit gespart.

    Eine Ausnahme war die Debatte über das Wiederanwerfen bereits abgeschriebener KKWs zur Abfederung des Energieschocks. Trotzdem wird den meisten hierzulande immer noch klar sein, dass ein Neubau ein Subventionloch ist, gegen das BER und S21 alt aussehen.

    So wie das Verbrenneraus?


    Prinzipiell stimme ich Dir ja zu, bei den politischen Kräften (pro KK) geht es mMn aber rein um eine politisch motivierte Debatte ohne Widerhall in sachlicher Argumentation oder den Interessen der Bevölkerung.

    Ich habs dann sogar bis zum Ende durchgehalten. Als Belohnung versucht Gregor gegen Ende noch eine kleine Butcha Kontroverse aufzumachen, die den Laden fast zum schmelzen bringt. ;)

    Ich habe nach einer halben Stunde abgeschaltet. Ich fragte mich ja nur, wie Du zu dieser Einschätzung kamst, wenn es zumindest aus meiner Perspektive eine doch recht aufgeklärte Runde war?

    Frau Major sagt natürlich das, was zu erwarten ist, Gysi und Reuter ordnen aber zumindest mMn ziemlich klar ein, wie die Lage ist (auch und gerade in Bezug auf die Diskrepanz zwischen Kiew und der Front). Und natürlich wird niemand so blöd sein, der Ukraine von Außen irgendwie "befehlen" zu wollen, aufzugeben (es mühen sich ja alle, auch nur den Anschein nicht entstehen zu lassen).

    Und auch wenn es nicht direkt gesagt wird, habe ich schon das Gefühl, dass allen klar ist, es ist nicht die Ukraine, die darüber bestimmt, wie lange sie diesen Krieg führt, sondern der Westen mit seinen Waffenlieferungen (bzw. dessen ausbleiben).

    Das wird sehr deutlich, wenn Gysi seinen Plan mit einer angekündigten kombinierten Lieferungsaussetzung/Waffenruhe diskutiert und Major vehement versucht, ihn verbal in genau diese Ecke zu drängen (mehr fällt ihr ja während der ersten 30 Minuten generell nicht ein).

    Bist Du sicher, dass Du 10 Minuten geschafft hast?

    Schon bei Minute 9 spricht Reuter exakt diesen Punkt an...

    Eure Unterhaltung hat mMn mal wieder so gut wie garnichts mehr mit dem Interview und damit dem eigentlichen Thema vom Thread zu tun.


    Macht bitte in einem der anderen Threads die wir dafür haben weiter (und wenn ihr wollt verschiebe ich den restlichen Teil der bisherigen Unterhaltung dann auch dort hin).

    Ich zitiere mal aus Tilos Eingangsbeitrag: "Er ist seinem Selbstverständnis nach Sozialist und Kritiker der deutschen Gegenwartsgesellschaft"


    Das ist mMn der Kernpunkt dessen, worum es bei unserem Disput geht.


    Genau deshalb ja auch die von mir vor dem Interview formulierten Fragen, wie man, in einem System befindlich, dieses System bzw. seine Mechanismen ändern könnte.


    Das ist der Kern progressiver Gesellschaftskritik.

    Ja, Du hast es fast erfasst.


    Das ist eine Absage an "jeden" demokratischen Gedanken der von der falschen Vorstellung ausgeht, dass diese Form der repräsentativen Demokratie zusammen mit diesem bürgerlichen, kapitalistischen Staat irgendwas mit einer tatsächlichen Demokratie zu tun hätte.

    Nee, pauschaler.

    Das ist eine Absage an jeden demokratischen Gedanken (von radikaldemokratischen Mehrheitsdiktaturen vielleicht mal abgesehen).

    Demokratie ist Kompromiss, Du bist(/scheinst/gibst Dich) null kompromissbereit.

    Nein ist man nicht, weil man ja selbst auch nichts anderes macht, Ich habe hier sogar geschrieben, dass ich wählen gegangen bin. Ich will auch nicht dass hier alles noch übler wird. Ich bilde mir bloß nicht ein, dass man damit das größere Übel nachhaltig verhindern kann.

    Was ist denn das größere Übel?

    Wenn Leute auf die Straße gehen, um der afd und deren Wählern aufzuzeigen, dass diese eben nicht die "schweigende Mehrheit" sind, erntet das von Dir Verachtung, wenn Menschen wählen gehen, um die afd nicht noch stärker werden zu lassen (denn deren Wähler gehen zur Wahl), verbrämst Du sie als Systemlinge.

    Alternativen dazu hast Du auch keine.


    Ja gratuliere, dass Du selbst zur Wahl gegangen bist. Warum eigentlich? Hattest Du doch unbewusst den Wunsch, denn das scheint in Deiner Welt ja nicht getrennt voneinander zu denken zu sein, das System stützen zu wollen?

    Du bildest Dir hingegen einfach ein, dass ich mich hier irgendwie als von alldem überhaupt nicht Betroffener sehe, damit Du mich dann der Überheblichkeit bezichtigen, und mir solche Dummheiten hier vorwerfen kannst...

    Ich bilde mir hier gar nichts ein, ich spiegele nur, was Du hier aussprichst. Vielleicht fällt Dir das auch einfach gar nicht mehr auf nach tausenden von Beiträgen...

    ...während Du Dir selbst einen noch viel schlankeren Fuß machst, indem Du Dich hier völlig darauf beschränkst, Leute - bzw, in letzter Zeit eigentlich nur noch mich ganz exklusiv - dafür zu kritisieren, dass sie von einer im Mainstream überhaupt gar nicht akzeptieren Position aus andere Leute dafür kritisieren, das sie absolut Mainstream-kompatibles Zeug von sich geben.

    Ja was genau kritisiere ich denn da?

    VIELLEICHT ja, dass Du mit Deiner Kritik genau null Impact hast, man diese Kritik also schwerlich irgendwie progressiv verarbeiten kann?

    Hat Sigmund Gottlieb nicht mal in irgendeiner A! Folge vor tausend Jahren erklärt, warum der Tatort aus der Logik der Aufmerksamkeitsökonomie so wichtig ist für die ÖR, damit zumindest ein Bruchteil dessen Zuschauer auch danach noch die Quasselformate anschauen und man irgendwie den Bildungsauftrag für eine relevante Zielgruppe umgesetzt bekommt? Zu dieser konkreten Umsetzung mag man ja stehen, wie man will, aber die Idee dahinter ist exakt die, die hier für unser Thema ebenso wirkt: Du erreichst hier in diesem Forum eine handvoll Leute, die eh schon mehr oder weniger davon überzeugt sind, dass der Kapitalismus scheiße ist. Damit verändern wir bzw. veränderst Du für die breite Masse genau gar nichts. Mit dieser Nischenmeinung kommst Du aber auch auf keinen Fall in irgendein massenfähiges Medienformat (no offence A!). Sowas nennt sich Dilemma.

    Und exakt dieses Dilemma hat noch eine zweite Seite: Leute wie Göpel versuchen eben, nicht extrem zu sein, damit sie die Massenkompatibilität nicht verlieren (bzw. überhaupt erst erlangen können), und auf diese Art subtil zumindest die Umstände weniger scheiße zu gestalten, wenn gut schon nicht umsetzbar scheint (zumal wir im Klimabereich ja auch noch eine tickende Uhr im Hintergrund haben, die weitertickt, auch wenn wir nichts tun).

    Das kann man als falschen Ansatz kritisieren, kein Problem, aber man sollte sich dabei davor hüten, mit Verurteilungen um sich zu werfen, wenn man selber nichts anzubieten hat.


    Und dass ich in letzter Zeit vermeintlich nur Dich kritisiere, könnte ja vielleicht daran liegen, dass Du so viele Beiträge hast, wie alle anderen hier zusammen (davon abgesehen, dass ich mit Jonny auch erst kürzlich einen längeren Disput hatte).

    P.S.:

    Das ist genau dann überhaupt nichts fundamental Anderes, wenn man zum Beispiel - womöglich sogar nur äußerst widerwillig und unter lautem Protest - der einen Sache zustimmt, obwohl man eigentlich weiß, dass sie eine üble Sache ist, weil man damit die andere, noch üblere Sache verhindern will.

    In jedem Fall stimmt man damit der Behauptung zu, dass die herrschenden Sachzwänge leider keine bessere Alternative zulassen.

    Liest Du vielleicht nochmal selbst durch, was Du da geschrieben hast?

    Das kann man sich vielleicht als Vergleich in Bezug auf die faktische Konsequenz noch irgendwie zurechtbiegen, auf allen anderen Ebenen ist das eine Absage an jeden demokratischen Gedanken.

    Fundamentalopposition oder gar nichts oder was soll man soetwas entnehmen?

    Ich habe nicht gesagt, dass Nichtwahl eine Alternative sei. Das denkst Du Dir - offenbar inspiriert von den Offenbarungen des irren Freaks Fuchs - einfach dazu, weil Du vollkommen verinnerlicht hast, dass Kritik am System nur akzeptabel ist, wenn sie konstruktive Kritik zur Verbesserung im System ist, und weil Dir deshalb einfach nicht in den Kopf will, dass man Sachen kritisieren kann, ohne gleich das Gegenteil davon zu fordern, und dass man Leuten auch zutrauen kann, sich erstmal ihren eigenen Reim auf die kritisierten Zustände zu machen, ohne dass man ihnen gleich dazu vordenkt, was dagegen zu tun sei

    Nee, hast Du nicht gesagt.

    Und das ist halt so. Da kann man gar nix machen.

    Da hast Du Dich dann wohl vertippt...

    Oder wir sind mal wieder an der Stelle, an der Du Kritik zum Selbstzweck erklärst.


    Du könntest Dir ja auch einfach mal sparen, jedem, der zumindest nicht zur Verschlechterung des Zustandes innerhalb des aktuell nunmal herrschenden Systems beitragen will, vorzuwerfen, das System damit zu stützen (was an sich ja sogar stimmt, da widerspricht Dir nämlich genau gar niemand), wenn Du keine Alternative dazu offenbarst, wie man es als Individuum (und nein, sich Sozialist oder Kommunist zu nennen, führt blöderweise nicht zu Mehrheiten innerhalb des aktuellen Systems) anders/besser machen könnte.

    Wer zur Wahl geht, unterstützt "das System".

    Damit ist man als reiner Kritiker in der Analyse ja fein raus.

    Du machst Dir hier in einer Tour einen schlanken Fuß, indem Du Dich immer wieder darauf zurückziehst, ja nur zu kritisieren. Dass man im aktuell herrschenden System aber eben gewissen Mechanismen eben dieses Systems unterworfen ist, ja, auch Du, übergehst Du dabei geflissentlich.


    Nochmal, ich spreche Dir Deine Kritik am System keineswegs ab, habe ich nie. Aber spare Dir doch einfach mal Dein selbstgerechtes Gehabe. Du bist genauso wie wir alle hier im System gefangen und dessen Mechanismen unterworfen, ob es Dir nun passt oder nicht. Und wenn Du keinen Ausweg aus dem System anzubieten hast, dann darfst Du trotzdem weiterhin fundamentale Kritik am System äußern, aber dieses selbstgerechte Austeilen allen gegenüber, die zumindest versuchen, es im System nicht noch beschissener werden zu lassen, nervt einfach.


    Nein, Du hast nicht gesagt, Nichtwählen sei eine Alternative, Wählern wirfst Du aber Zustimmung zum System vor. Welche dritte Option übersehe ich denn da gerade? Helf mir doch mal weiter...


    Jetzt wirst Du natürlich wieder schreiben, dass ich ja jetzt mal wieder klar offenbart hätte, nur innerhalb des Systems und seiner Mechanismen denken zu können... Wir SIND aber im System und Du offerierst NICHTS, um diesen Umstand zu ändern.

    Und ich schreibe es jetzt zum dritten Mal, das ist prinzipiell ja auch ok so, aber in Kombination mit der ständigen Verachtung, die Du anderen hier entgegenbringst, ist es halt nicht mehr ok. Das nervt mich und deshalb reagiere ich so.

    Und das ist halt so. Da kann man gar nix machen.

    Erleuchte mich. Was konkret kann man da als einzelner machen?


    Das hat man zu akzeptieren, sich darin einzurichten, und bestenfalls konstruktiv daran mitzuwirken, dass aus dem geringeren Übel kein weniger geringes Übel wird, anstatt ständig daran herum zu kritisieren, dass ein Übel nach dem Anderen gewählt, und dass dabei alles immer noch übler wird.

    Und dieses Herumkritisieren ändert den Status Quo konkret wie? Last time I checked hatten wir immer noch diese Parteiendemokratie, trotz Deines jahrelangen Kritisierens.

    Ich wiederhole mich leider aber: Damit das immer so weiter geht, muss eine ausreichende Masse an Leuten dabei mitmachen. Dann müssen genug von ihnen genau so denken, wie Du es hier exemplarisch vormachst und ihre Nicht-Zustimmung immer nur gegenüber der gerade das aktuell geringere Übel organisierenden politischen Führung.zum Ausdruck bringen, und nicht gegenüber der gesellschaftlichen Organisations- und Herrschaftsform, die es überhaupt erforderlich macht, dass irgendeine politische Führung das Übel so verwaltet dass es hoffentlich nicht noch übler wird.

    No shit Sherlock...

    Solange es diese ausreichende Masse aber nunmal gibt (und offensichtlich gibt es sie), ist das Individuum in seiner Handlungsfähigkeit äußerst limitiert.

    Ich bestehe nicht auf dem Wort "Zustimmung". Ihr könnt es auch "Duldung", "Akzeptanz", "demokratische Staatsbürgerpflicht", oder sonstwas nennen, aber das würde dennoch nichts daran ändern, dass man sich auch mit der Wahl eines geringeren Übels aktiv daran beteiligt, einem Übel eine demokratische Legitimation zu verleihen.


    Kapitalismus ist die private Aneignung des gesellschaftlich erarbeiteten Wohlstandes. Und der bürgerliche Staat und die repräsentative Demokratie sorgen mit dem Schutz des Privateigentums und mit der Förderung seiner permanenten privaten Verwertung zur Steigerung des Bruttoinlandsproduktes durch die gesetzlich dazu berechtigte und demokratisch dazu legitimierte Staatsgewalt dafür, dass der viel größere Teil der Gesellschaft, der nicht nur den Wohlstand erarbeitet, sondern auch mehrheitlich die Staatsführung demokratisch legitimiert, sich damit abfindet, dass ein viel kleinerer Teil der Gesellschaft sich diesen Wohlstand aneignet und die Befehlsgewalt darüber ausübt, wie noch mehr davon zu erarbeiten ist.

    Und die Alternative ist dann... Nichtwahl (die genau gar nichts am Status Quo ändert) oder was?

    Da hat Jonny tatsächlich mal Recht, hier verrennst Du Dich in eine pseudoaufgeklärte Dagegen-Haltung, die inhaltlich genau nichts liefert.


    P.S.: Mal ganz davon abgesehen, dass Zustimmung etwas fundamental anderes ist als Duldung oder Akzeptanz und mir fällt schwer zu glauben, dass dieser verbale Fehlgriff ein Versehen war.

    Ich weiß nicht, was du unter "Zustimmung" verstehst, aber wenn man zu einer Wahl geht, und sein Kreuz bei einer Partei macht, dann stimmt man mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens dem Umstand zu, dass eine ausreichende Menge an Wählerstimmen Parteimitglieder in Parlament und Regierung bringt, und dass irgendeine Patreienkoalition, die sie dann unter sich auskungeln, anschliessend bestimmen darf, wie die politische Herrschaft über die kapitalistischen Produktionsverhältnisse der Nation über die nächsten vier-fünf Jahre ausgeübt und gesetzlich geregelt wird.


    Es zwingt einen in der liberalen Demokratie ja keiner, eine bestimmte Partei zu wählen, oder überhaupt zu einer Wahl zu gehen. Vielleicht braucht es dazu aber auch gar keinen Wahlzwang, weil man als guter demokratischer Staatsbürger schliesslich von Kindesbeinen an gelernt hat, dass man doch irgendeine Herrschaft braucht, die dafür sorgt, dass sich vor lauter Konkurrenz in der freien Marktwirtschaft nicht alle gegenseitig belügen, betrügen und den Schädel einschlagen, und dass die Staatsgewalt, von der man erwartet, dass sie einen vor diesem freien Wettbewerb in Schutz nimmt, in der Demokratie durch demokratische Wahlen legitimiert gehört, weil das ja sonst keine Demokratie wäre.

    Es fällt in einer liberalen Demokratie aber auch nicht die Wahl aus und das System hört auf zu existieren, weil ich nicht zur Wahl gehe.

    Andere gehen zur Wahl, davon ist auszugehen, und da die dann evtl. etwas wählen, was richtig scheiße ist, kann man sich durchaus genötigt sehen, selbst zur Wahl zu gehen, und das geflügelte geringere Übel zu wählen, um schlimmeres zu verhindern.

    Daraus dann "Zustimmung" machen zu wollen hielte ich für schlechten Stil.

    Ist der "Amazon-Lieferfahrerjonny" der typische User des Jung & Naiv Forums? Und wenn ja - wo nimmt der denn die Zeit dafür her?


    Glaubst Du ernsthaft, ich würde mir einbilden, dass man dem einfach nur ein paar Vorträge über Marx halten müsste, damit er sich in einen Kommunisten verwandelt?

    Vermutlich nicht.

    Aber wen genau hast Du denn dann als Ziel für Deine Agitation auserkoren, wenn es nicht der Proletarier ist?


    Nein, glaube ich nicht. Deshalb frage ich ja auch immer wieder, was genau Du hoffst, mit Deinen Textwänden zu erreichen?


    Und ich frage das nicht in böser Absicht.

    Maja Göpel macht nichts anderes, als an das gute, ökologische, klimafreundliche Gewissen der Leute und der "wertvollen jungen Unternehmer*innen" zu appellieren. Sie setzt nichts praktisch um, sondern sie hält Vorträge, schreibt Bücher und gibt Interviews. Sie hat keine politische Macht. Sie ist Wissenschaftlerin. Ihre "Macht" besteht darin, dass sie öffentlich auftritt und damit ihre moralischen Appelle und Vorschläge zur besseren, klimafreundlicheren Kapitalismusverwaltung vor einem breiteren, größtenteils eher bessergebildeten Publikum halten kann - also zum Beispiel vor Leuten wie Dir, die offensichtlich gewillt sind, sich mit sowas geistig auseinanderzusetzen und die neben der harten Maloche im Büro auch noch die Zeit dazu haben, es sich anzugucken.

    Exakt.

    Deshalb finde ich es ja auch schräg, ihr ausgerechnet daraus einen Strick drehen zu wollen. Ist sie in diesen Appellen zu extrem, verliert sie ihr Publikum (und damit ihre "Macht"), sie hat also überhaupt keine andere Möglichkeit, als gute Mine zum bösen Spiel zu machen, um, wenn schon nichts radikal gut, dann doch wenigstens moralisch weniger scheiße zu machen.

    Ganz davon abgesehen, dass ich leider nicht zur Bullshitjob-Mittelschichtsbüroclique gehöre, aber am Band stehe ich halt auch nicht (mehr), von daher sehe ich mich nicht als "Proletarier" im eigentlichen Sinne.

    Leute wie Maja Göpel gehören zur geistigen Elite des Landes. Ihnen wird zumindest von einem Teil der Bevölkerung, und vor allem von ihrerseits öffentlichkeitswirksamen JournalistInnen und anderen prominenten Expertinnen und AktivistInnen Gehör geschenkt, die sie dann entweder ihrerseits öffentlich kritisieren, ihr öffentlich beipflichten, oder im Fall der AktivistInnen dann ihre "Message" an ihre Basis weiter geben - in jedem Fall werden ihre Ansichten öffentlich verbreitet.

    Aber eben nur solange sie sich halbwegs an die "Spielregeln" hält. Eine Greta hat da einen Nimbus, die bekommt man kaum mundtot gemacht, aber schauen wir uns eine Ulrike Guérot an, sehen wir, was passiert, wenn man vom Mainstream abweicht (der Vergleich ist ein bisschen schief, ich weiß schon, aber ich denke, Du weißt, was ich damit aussagen will). Was passiert mit derer Meinung? Die findet öffentlich schlicht nicht mehr statt, von obskuren Nischenprogrammen abgesehen. Und genau so würde es auch Umweltradikalinskis gehen, hießen sie nun Göpel, Quaschning oder sonstwie.

    Du lässt es klingen, als wäre die öffentliche Position und damit die "Meinungsmacht" irgendwie sakrosankt mit der Person verknüpft, das sehe ich ganz anders. Die Reichweite geht Hand in Hand mit dem Arrangement zur Mainstreammeinung (bewusst nicht Mehrheitsmeinung). Auch das ist ein Spiel um Marktmacht.

    Zur "geistigen Elite" des Landes gehören letztlich quasi alle Uniprofessoren, wenn man mal so förmlich argumentieren wollte, zur medial vertretenen geistigen Elite gehören hingegen nur eine kleine Auswahl derer, was Gründe hat. Einer davon ist mMn das in diesem Absatz von mir geschilderte (dass Göpel hübsch anzuschauen ist, wie ja z. B. auch Precht, dürfte ebenfalls nicht zu deren Schaden sein in Bezug auf die Medienkompatibilität).

    Die Arbeiterbewegung, die in früheren Zeiten revolutionäre Umstürze versuchte, oder wenigstens Arbeitskämpfe gegen Staat und Kapital für bessere Arbeitsbedingungen führte, hat sich nicht spontan aus dem Nichts heraus zu schlagkräftigen sozialistischen oder Kommunistischen Parteien und Gewerkschaften organisisert, sondern sie wurde von den Erkenntnissen damaliger Berufsintellektueller beeinflusst, die dem allgemeinen Unmut über die miserablen Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen eine Ursache, eine Richtung und ein Ziel gaben, das über den bloßen Ausdruck heißer Wut gegen "Die da Oben" und den rachsüchtigen Wunsch, es denen mal so richtig zu zeigen (indem man z. B. eine rechtsradikale Partei wählt) hinaus reichte.

    Das ist mir vollkommen klar, nur welche Erkenntnis ziehen wir daraus?

    Die Frage, die daraus erwachsen muss, ist doch: wie zur Hölle haben die das genau angestellt?

    Und bei der Beantwortung dieser Frage hilft eben die zehntausendste seitenlange Abhandlung über Marx' Theorie nicht weiter, es geht um die praktische Umsetzung. Wie auch immer. Und genau zu diesem Punkt/dieser Frage komme ich ja jetzt auch zum zehntausendsten Male zurück...

    Die ArbeiterInnen haben das vermutlich auch nicht alle komplett durchdrungen und "Das Kapital" in allen drei dicken Bänden gelesen, aber einige von ihnen waren offenbar - trotz der harten Maloche zu wesentlich unmenschlicheren Bedingungen bei wesentlich längeren Arbeitszeiten als selbst prekär bezahlte "Amazon-Lieferfahrerjonnys" sie heute zu ertragen haben - dazu in der Lage, grundsätzliche Systemkritik nicht nur zu verstehen, sondern sie auch ihren KollegInnen zu erklären.


    Das Ziel der kommunistischen Systemkritiker und ihrer Arbeiterparteien, deren zwei prominenteste Vertreter zu diesem Zweck sogar mal diese berühmte Manifest verfassten, war es, die ArbeiterInnen zu emanzipieren und dazu zu ermächtigen, selbst zu erkennen, woran es lag, dass sie zu so unmenschlichen Bedingungen und Zeiten zu arbeiten hatten, nur um den Eigentümern der Produktionsmittel ihre Profite zu ermöglichen.

    Das Ziel war, die Leute zu mobilisieren und zu organisieren, weil schon damals klar war, dass eine Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse nicht durch den richtigen politischen Willen von oben herab zu erzielen ist, sondern nur durch massenhaften, gezielten, und geistig gegen politische Propaganda der Gegenseite gerüsteten Druck von unten.

    Schon klar, aber dann muss man doch resümieren, dass dieses Ziel heute weniger denn je erreicht wird. Ja, Arbeitskämpfe haben aufgrund der veränderten Vorzeichen auf dem Arbeitsmarkt aktuell eine andere Dynamik als früher, aber das grundsätzliche Hinterfragen der Besitzverhältnisse sehe ich bei den allerwenigsten.

    Da stellt sich doch dann die Frage: Geht es der arbeitenden Bevölkerung inkl. der prekär bezahlten "Amazon-Lieferfahrerjonnys" zu gut? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, es ist ja schließlich auch nicht so, dass in Indonesien, Bangladesch oder sonstwo konkret Bestrebungen in nennenswerten Ausmaßen zur revolutionären Veränderung der Besitzverhältnisse vonstatten gingen (und dort sind die Zustände ja in der Tat nochmal ganz andere als hierzulande).

    Es war nicht die Absicht der Kapitalismuskritiker, den Kapitalisten und ihren politischen Verbündeten mit moralischen Appellen ins schlechte Gewissen zu reden und dabei die abhängig beschäftigten Objekte der kapitalistischen Ausbeutung als abgestumpfte Masse zu behandeln, der man gar nicht zutrauen konnte, ihren eigenen Verstand sinnvoll zu benutzen, um ihre Lage richtig einzuschätzen und sich selbst dagegen zu organisieren.

    Ja, schon klar. Aber angesichts eines weltumspannenden Kapitalismus, scheint mir der Ansatz (bisher) auch nicht so wirklich gefruchtet zu haben.


    Ich könnte Dir jetzt also genau den Vorwurf machen, den der irre Freak mir hier die ganze Zeit macht, und Dir unterstellen, dass Du den "Amazon-Lieferfahrerjonnys" einfach nicht zutraust, sich genauso verständnisvoll (oder kritisch) mit den Einlassungen prominenter Berufsintellektueller wie Maja Göpel zu befassen, wie Du und andere bessergebildete und "progressive" Jung & Naiv-ZuschauerInnen es offenbar tun, und dass ihr deshalb davon ausgeht, dass man dem dumpfen Pöbel eben die richtige Haltung vordenken müsse, dass man ihn zu seinem Glück in einer besseren, gerechteren und klimafreundlicheren Welt zwingen und es ihm auch ohne sein aktives Zutun und notfalls gegen seinen Willen durch eine bessere politische Führung bescheren sollte.

    Das traue ich in der Tat sehr vielen Menschen, und da rede ich ganz gewiss nicht nur von "Amazon-Lieferfahrerjonnys", nicht zu. Aus ideologischer Verblendung, aus fehlender mentaler Kapazität oder aus schlichtem Desinteresse...

    Und jedem, der sich mit Soziologie und (im besonderen Entwicklungs-)Psychologie auseinandersetzt, wird man auch nicht zwei Mal sagen müssen, dass Menschen auch mal zu ihrem Glück gezwungen werden müssen. Die Frage ist immer, wie clever man das verkauft (Nudging hier nur mal als eines der Konzepte eingeworfen).

    Der Sicherheitsgurt/Katalysator im Auto oder das Rauchverbot in Restaurants nur mal als zwei Beispiele dafür, wie sowas manchmal sinnvollerweise über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden werden kann/muss, und hinterher fragen sich alle, wie der Zustand davor eigentlich überhaupt denkbar war...

    Die Frage dabei ist halt immer, ist das, was man selbst für gut für alle anderen Menschen hält, letztlich tatsächlich gut für sie oder hält man es nur dafür? Christian Lindner glaubt bestimmt, dass er mit Steuersenkungen etwas Gutes für die Menschen bewirkt, da gehe ich fest von aus...

    Aber eigentlich interessiert mich nach wie vor viel mehr, was so schwer daran ist...

    ...das einfach mal zu belegen.

    Denn - ganz ehrlich - so lange Du das nicht machst, sieht es dann eben leider weiterhin so aus, dass man Dir vorwerfen muss, nur nach Bauchgefühl und persönlicher Befindlichkeit zu argumentieren.

    Ich behaupte es nie wieder, versprochen.

    Der Kontext ist da aber ein komplett anderer. Ich würde nicht die gleichen Maßstäbe in (online) Diskussionsforen und realer Politik bei der du direkt mit den Leuten zu tun ansetzen. Und es kommt auch auf die Kritik an, vielleicht ist sie ja berechtigt.

    Letztenendes muss man damit klar kommen, dass man in diesen Jobs nicht gewinnen kann, weil es immer irgendwen geben wird der unzufrieden ist. Und gelegentlich ist diese Unzufriedenheit auch gerechtfertigt.

    Es ist aber nunmal so, dass man die Onlinewelt und die Offlinewelt heutzutage schlicht nicht mehr trennen kann.

    Selbstverständlich ist manche Kritik berechtigt, das bezweifelt wohl niemand.

    Dass man damit klarkommen müsse, dass es in diesen "Jobs" nichts zu gewinnen gäbe, ist dahingehend ein bisschen schwierig, da ohne diese "Jobs" die Organisierung des Kommunalen schlicht nicht vorstellbar ist und es für diese idR maximal eine Aufwandsentschädigung gibt. Mit sinnloser oder sagen wir besser nicht erfüllender Erwerbsarbeit kann man leben, wenn dadurch die Miete getragen wird, warum genau soll sich irgendwer Kommunalpolitik antun, wenn es da kaum etwas zu entscheiden gibt, es von allen Seiten nur Kritik hagelt und man vielleicht auch noch ein Privatleben hat?