Beiträge von Stoppel

    Normalerweise ertrage ich Leute, mit denen ich zu 99% übereinstimme nicht länger als 45 Minuten wg. uninteressant. In diesem Fall habe ich mir die Folge 2x am selben Tag angehört. Stephan Lessenich macht den Unterschied, dass er die deutsche Sprache in freier Rede beherrscht. Das öffnet Perspektiven im Kopf, auch wenn der eigene Standpunkt gleich bleibt.

    Lea Ypi, geboren 1979 in Durrës, Albanien. Heute Professorin für politische Theorie an der London School of Economics.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Lea_Ypi

    »Ypis Forschungsgebiet sind die Grundlagen der politischen Philosophie wie Demokratie, Rechtstheorien, Fragen der Migration sowie Fragen von Territorialrechten, politische Ideen der Aufklärung (insbesondere Kant), der Marxismus und die Kritische Theorie.«


    In ihrem autobiografischen Buch "Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte" geht es um die 1990iger Wende aus der Perspektive einer 11-jährigen Albanerin, die zweifellos die Autorin ist.

    Als Hörbuch: https://www.ardaudiothek.de/sendung/lea-ypi-frei/12135687/


    P.S. Ich bin völlig geflasht von ihrer Biografie und würde wahnsinnig gerne erfahren, wie eine kluge Frau, die die 1990iger Wende so radikal durchlebt hat (Albanien war eher vergleichbar mit Nordkorea als mit der DDR) ganz andere Schlussfolgerungen zieht als die Neokons, die sonst so das Sagen haben.

    Ich weiß nix über das Land. Wie steht es um die Landwirschaft, das Wasser, die Böden und die Bauernschaft? Ist Syrien ein Land, das sich rein statistisch selbst ernähren könnte?

    Auf TV-Bildern aus Damaskus sieht man ganz normale Leute mit einfacher, westlicher Kleidung, Autos und die für den Nahen Osten so typische potthässliche Betonarchitektur. Gibt es dort verarbeitende Industrie? Kann man als Familienvater oder als Elternpaar mit regulärer Arbeit eine Wohnung und genug zu Essen finanzieren? Wie groß ist der Anteil des Einkommens, den man für Korruption einplanen muss?

    Mich lässt so ein Gespräch ratlos zurück. Sämtliche internationalen Institutionen, Abkommen und NGOs sind machtlos. "Wieviele Divisionen hat der Papst?" fragte angeblich Joseph Stalin, um zu verdeutlichen, wie sehr ihm das ganze moralische Geschwätz am Arsch vorbei geht.


    Was die Bundesrepublik betrifft, waren die Menschenrechte immer nur Anlass zu Sonntagsreden, während Militärregime mit libertärer Wirtschaftsordnung, Apartheidstaaten und Monarchien immer bevorzugte Handelspartner mit günstigem Investitionsklima waren. Wenn dort ein paar Sozialisten verschwanden (auch deutsche) wurde da nie großes Aufhebens gemacht.

    Ich habe keinerlei Sympathien für die Palästinenser, aber das hätte niemals passieren dürfen.

    In der letzten Sendung bringt Ihr die Überzeugung zum Ausdruck, dass alle Hauseigner, die aus Verunsicherung eine neue Gasheizung eingebaut haben, diese Entscheidung bereuen werden wg. steigendem CO2-Preis.

    Alle diese Leute bauen darauf, dass die nächste Regierung nicht nur CO2-Bepreisung in die Tonne treten wird.

    Zur Kontrastieren. Ich bringe die "mainstream"-Meinung ein, damit sie sich dazu verhalten kann und das Publikum seine Schlüsse daraus ziehen kann. Andersrum mache ich es genauso.

    Du machst das so gut, wie man das als junger Naivling nur hinkriegen kann. Auch ein "Urgestein des Journalismus" könnte das nicht besser, nur vielleicht "irgendwie anders". Nein wirklich, Deine Gesprächsführung ist gewöhnungsbedürftig, aber letzten Endes gut.

    Meine persönliche Frage war eigentlich nicht, was die Israelis bezwecken. Die kommunizieren eigentlich klar und deutlich. Meine Frage war, was sich die Hamas dabei denkt, wenn sie so etwas wie am 7. Oktober abzieht. baxbear gab eine rein psychologische Erklärung in Form eines Schulhofgleichnisses. Danach würde die Hamas weder taktisch noch strategisch vorgehen, sondern sich von Unterlegenheitsgefühlen treiben lassen. Die in den westl. Medien gängige Hilfskonstruktion ist dagegen, dass sie von Israel genau die Reaktion erwarten, die wir jetzt sehen, um den Westen in genau der Weise zu schwächen, wie es jetzt auf allen Ebenen (vom Weißen Haus bis zum ESC) stattfindet.

    In wiefern hat Israel das "ewig wegsperren" denn nicht konsequent durchgehalten?

    Soweit ich informiert bin, haben sie militärische Kräfte von der Gefängnismauer abgezogen, um im Westjordanland die neuesten "Errungenschaften" zu schützen. Daraufhin waren die verbliebenen Wachsoldaten, nach erfolgter Ausschaltung der elektronischen Überwachung, einer Übermacht ausgesetzt, die sie nicht überleben konnten. So ungefähr wird das dem Sicherheitsapparat seit einem halben Jahr vorgeworfen.

    Denn du bist der Böse, du wirst von den Lehrern bestraft, du machst dir noch mehr Feinde etc. ...

    Trotzdem fühlt es sich gut an sich einmal zu wehren.

    Man wehrt sich als ewiger Bully, indem man abwartet, bis der starke Papa im anderen Landesteil zu tun hat, und dann über Nachbars Töchter herfällt und deren Babys verstümmelt. Ja gut. kann man so machen. Und das fühlt sich dann gut an. Für immer wegsperren war wohl gar nicht so der falsche Ansatz. Muss man aber konsequent durchhalten.

    Ich muss zugeben, dass ich dieses Gestammel in ganzer Länge nicht ertragen konnte. Das einzige, was mich an so einer Gästin interessieren würde, wäre mal eine Erklärung, was die Hamas aus ihrer eigenen Hamas-Perspektive und in ihrer eigenen Selbstdarstellung mit dem Anschlag vom 7. Oktober bezweckt haben könnte. Haben die von einer faschistisch geführten modernen Armee irgendetwas anderes erwartet? Glaubten die etwa, dass Bibi ein paar hedonistische Tanz-Hippies (die ihn eh nicht wählen) gegen tausende Hamas-Gefangene austauschen würde? Oder haben sie mit dem Kriegseintritt des Iran und nachfolgender Vergewaltigung von ganz Israel gerechnet?

    Die Führer beider Seiten wollen das jeweils andere Volk vernichten, aber nur Israel hat die militärischen Mittel dazu. Warum hat die Hamas den Korken aus der Flasche gezogen?

    Die afd wendet sich (vermeintlich) radikal gegen eben dieses. Das scheint mir eher der entscheidende Aspekt. Ähnlich wie das Trump in den usa immer wieder postuliert.

    Die Afd-Wähler wenden sich gegen alles und überhaupt nix. Die wollen einfach nur eine radikale CDU-Politik. Alle Gestaltungsmacht der Wirtschaft und Ausländer auf Abruf für die harte Arbeit. Unsere Söhne werden allesamt Vermieter, Anwälte und Manager (notfalls auch mal Arzt), die Töchter werden in der Mehrzahl das, was ihrer Natur entspricht.

    Aktuelle TV-Dok, wie sich der Bürger vom Lande das so vorstellt: https://mediandr-a.akamaihd.ne…20240109-2150-3700.ln.mp4 ("Die Deutschen und der Kohl").

    Rumänen erwirtschaften 100% des Wohlstands eines Kohlbauern-Dorfes in Schleswig-Holstein. Die Kohlprinzessin ist selbstverständlich immer eine blonde Deutsche. Die Einheimischen (wirklich alt und eingesessen) leben davon, sich gegenseitig Land zu verpachten, Wohnungen an Saisonarbeiter zu vermieten und für Ordnung zu sorgen. Macht sich auf Betreiben ihres Landlords mal eine rumänische Familie sesshaft und schulpflichtig, dann gibt es sofort massiven Ärger. Überhaupt haben diese Leute vergessen, wie sich junge Arbeiter so verhalten, wenn sie nach getaner Arbeit einen getrunken haben. Das wird dann alles auf das Rumänischsein geschoben. Die sind völlig irre im Kopp, fernab von irgendwelchen existenziellen Problemen und wollen einfach nur ihren Lebenswandel von irgendwem anderes erwirtschaften lassen.

    P.S. Die vollständige Zurückweisung und Geringschätzung körperlicher Arbeit ist nicht nur eine rechte Macke. Das ist die allgemeine Wohlstandsverwahrlosung quer durch alle Klassen und Schichten.

    Woher kommen dann die Wechselwähler von der linken?

    Überwiegend aus der Ostzone. Die wollen das so. Die kennen das nicht anders. Erich hat uns verarscht. Helmut hat uns verkauft, Gerd hat uns betrogen. Angela hat uns verraten. Dabei wussten wir schon immer, dass wir einfach nur deutsch sein müssen, um unseren Platz in der Welt zu finden.

    Was passiert, wenn die Wähler der AfD sehen, dass die AfD ihre Versprechen nicht hält? Wählen sie dann eine noch rechtsextremere Partei?

    Das sehen wir jetzt grade. Weil die CDU nicht erfolgreich, also scheinbar nicht konsequent genug ist, wählt man die wahre deutsche Bewegung, die seit 100 Jahren die mentale Grundströmung in der Provinz verkörpert und so eine Art CDU im Quadrat darstellt. Ich fürchte, es wird in der nahen Zukunft keine extremere Partei mehr geben, die man wählen könnte. Es läuft auf eine immer extremere Politik der dann herrschenden "Volksbewegung" hinaus. Im Falle einer multiplen Krise besteht die konservative Strategie in der Aufrechterhaltung von Kontrolle. Dafür ist jedes, aber wirklich jedes Mittel recht. Rationalität, Wahrhaftigkeit und all die Kant'schen Prinzipien gelten nicht, weil die Aufrechterhaltung von Kontrolle viel wichtiger ist als die Bewältigung von Problemen, von denen man glaubt, dass man sie eh nicht lösen kann.

    Wetterwarnung: Könnte sein, dass jetzt ein paar Flitzpiepen wegmoderiert werden müssen. Die NZZ bringt es so mit sich, dass sie Flaggen setzt für die organisierte Niedertracht.