@nase All meine Erklärungen zielten darauf ab deine Frage zu Beantworten obwohl es keine einzelne Antwort darauf gibt.
Aber was ich geschrieben habe war die Herleitung der These, dass man die Ideologie überwinden muss wenn man den Kapitalismus überwinden will.
Das meine ich tatsächlich für jeden ganz persönlich. Man muss sich im Foucaultschen Sinne von Einfluss der sozialen Prägung durch die neoliberale Ideologie befreien und sich emanzipieren vom Kapitalismus um ihn zu überwinden. Nur wenn man das verstanden hat, wird man in der zukünftigen Entwicklung erkennen was die richtigen Entscheidungen sind. Aber die Zukunft war noch nie so Unwägbar wie heute.
Man kommt an einem Verständnis der Zusammenhänge nicht vorbei wenn man von der Entwicklung nicht mitgerissen werden will. Der Kollaps des Kapitalismus wird schmerzhaft.
Die Titanic geht jetzt unter und in den Rettungsbooten ist es Kalt und Gefährlich. Im Salon der Titanic ist es noch Warm und trocken und viele reagieren auf die Situation in dem sie sich noch ne Flasche Schampus aufmachen. unten aber, wo die Armen sind, da dringt das Wasser ein und die Leute ersaufen schon.
Wie könnte der Kollaps ablaufen?
All das was jetzt kommt ist reine Spekulation, die ich aber durch die Ereignisse um Corona bestätigt sehe.
Weil die herrschenden Eliten sich weiter der Erkenntnis verweigern werden, dass der Kapitalismus keine Zukunft hat, (Eisberg? Was für ein Eisberg?) wird der Kollaps langsam und Schmerzhaft von statten gehen. Ich würde mir wünschen, dass wir das verhindern, aber leider bin ich da nicht optimistisch. Der weg zu der Rettungsboten wird chaotisch und brutal ablaufen.
Der fortgesetzte Drang der Kapitalisten sich direkt am Volkseigentum und Steueraufkommen der Volkswirtschaften zu bedienen führt dazu, dass immer mehr Staaten in eine Legitimations- und Demokratiekrise geraten. (So wie USA jetzt).
Fortgesetzten Protesten wird von den immer autoritärer agierenden herrschenden Elite des Kapitals und ihrer Handlanger immer mehr Gewalt entgegengesetzt. Immer mehr Menschen entfremden sich vom Staat und machen ihr "eigenes Ding". Beispiel Griechenland wo eigentlich die Linke gewonnen und das ganze Volk protestiert hat nur um dann von den Autokraten der Kapitalistischen Institutionen (Weltbank, EZB, EU) ignoriert zu werden. Heute gibt es eine Unzahl autonomer Projekte am Staat vorbei. Regionen organisieren eigene solidarische Kreislaufwirtschaft, Gesundheitsversorgung etc.
Immer mehr Staaten werden schliesslich zu "failed states" (wie z.B. Syrien) in denen staatliche Herrschaft in weiten Teilen nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Das Modell Syrien liefert die möglichen Extreme dieser Entwicklung: Islamischr Staat (autoritärer Faschismus) auf der einen Seite und Regionalverwaltung in Rojava (anarchistisch, feministisch, ökologischer Sozialismus) auf der anderen Seite.
Was also tun? Wie nimmt man die Menschen dahin mit? So lange sie glauben wollen, dass alles so bleiben kann wie es jetzt ist und der Zusammenbruch des Kapitalismus keine Auswirkung auf sie haben wird, werden sie nur Opfer der Entwicklung sein. Nur wenn man begreift was auf dem Spiel steht kann man den Weg gestalten.
Soll man den Weg in den failed State forcieren? Soll man sich weiter auf die Strasse stellen obwohl die Gegenseite darauf nicht mehr reagiert? Keine Ahnung.
Ich würde sagen wichtig ist, dass man versucht ein widerständiges Leben zu führen, dass sich der Logik der neoliberalen Ideologie widersetzt um die eigene Handlungsfähigkeit zu erhalten.